Zwischen Urlaub und Alltag
Dunga Beach und Hippo-Point
Dienstag, 26.01.2010
Wir kommen heute ausnahmsweise mal etwas früher in die Puschen. Das am nahen Victoriasee gelegene Fischerdorf Dunga steht auf dem Programm. Nach dem Frühstück machen wir uns mit dem Matatu auf in Richtung Innenstadt und von dort nehmen wir je ein Motorrad nach Dunga Beach. Keine Ahnung, warum das Beach heißt. Mit Strand jedenfalls hat das hier nicht viel zu tun und selbst wenn es einen geben sollte, wäre das Baden nicht wirklich empfehlenswert. Es gibt hier nämlich eine stattliche Population an Hippos. Mit den süßen Happy-Hippos aus den Überraschungseiern haben die jedoch nicht viel gemeinsam, denn diese scheinbar harmlosen und trägen Schwergewichtler, die sich ausschließlich von Pflanzen ernähren, können dem Menschen gegenüber unter Umständen sehr aggressiv werden. Unbelegten Berichten zufolge werden sogar jedes Jahr mehr Menschen von Hippos als von Raubkatzen oder Krokodilen getötet.
Dieses Dorf wird fast ausschließlich von Fischern bewohnt und es dauert nicht lange, bis uns der erste eine Bootstour über den Victoriasee anbietet. 2000,- KSh will dieser Gauner und ich konfrontiere ihn mit den Preisen aus dem Lonely Planet, nämlich genau die Hälfte. "Diese Preise sind längst nicht mehr aktuell", rechtfertigt er seine Forderung, womit er vielleicht nicht ganz unrecht hat. Meine Auflage ist nämlich von 2007 und wie jeder weiß, steigen die Preise hier schneller, als der Verlag neue Auflagen drucken kann. Trotzdem ist er bereit, uns einen Rabatt von 200,- KSh zu gewähren. Wir einigen uns schließlich auf 1500,- KSh und die Tour beginnt.
Bereits an Land bekommen wir zu sehen, was im Victoriasee alles gefangen und verarbeitet wird: von der winzigen Sardine, die an der Sonne getrocknet wird bis zum 15-Kilo-Barsch, der von den Fischerfrauen zum Verkauf vorbereitet wird. Dann besteigen wir das Boot. Dieses hier wird mit einem Benzinmotor betrieben, die meisten allerdings fahren unter zerfetzten Segeln oder werden gerudert.
An den ufernahen Zonen des Sees stehen Fischer bis zur Brust im Wasser. Sie fangen Dagaa, eine winzige Sardinenart, auch als Victoria-Sardine bekannt. Den weitaus größten Teil des Fangs macht allerdings der Barsch aus. Es sind überwiegend Nilbarsche, die einst im Namen der Fischindustrie hier angesiedelt wurden, die ursprünglich heimischen Buntbarscharten allerdings fast vollständig vertrieben haben und mittlerweile eines der größten Probleme für das empfindliche Ökosystem geworden sind. Der Nilbarsch allein ist aber nicht das einzige Problem. Auch die explosionsartige Ausbreitung der in den 50er Jahren eingeschleppten Wasserhyazinthe sowie die Wasserverschmutzung an seinen Ufern bringen den See immer wieder kurz vor den Kollaps.
Wir fahren weiter und stoßen etwa fünf Kilometer südlich von Dunga Beach auf eine komplette Hippo-Familie. Den überwiegenden Teil ihres monströsen Körpers verstecken die Tiere im Wasser. In voller Pracht kann man sie nur nachts sehen, wenn sie zum Fressen an die Ufer kommen, erklärt uns unser Bootsmann. Aus respektvollem Abstand schieße ich ein paar Fotos, bevor wir zirka zwei Stunden nach Abfahrt wieder Dunga erreichen.
Es gibt hier sogar eine kleine eigentlich ganz gemütliche Bar und während wir uns ein leider ungekühltes Tusker zu Gemüte führen, werde ich von einem besoffenen Fischer vollgelallt. Er findet, wir sollten um die Wette bechern. Ich frage diesen Primaten, ob er nicht schon genug hat und ignoriere dann sein Gestammel, womit ich offensichtlich sein Aggressionspotenzial auf den nächsten Level bringe. Wir trinken aus und warten auf ein Mopped, das uns zurück nach Kisumu bringt.
Wir nehmen ein 10er Matatu zurück nach Mamboleo und geraten kurz hinter der Ortsausfahrt in eine der zahlreichen Polizeikontrollen. Die Kontrolle eines Matatus läuft dann oft so ab: Ein weiteres Matatu kommt aus dem Nichts, sammelt die Überlast auf und verschwindet genauso schnell, wie es gekommen ist. Als nächstes fällt dem Fahrer oder seinem Kompagnon versehentlich ein zusammengeknüllter Schein aus dem Fenster. Der Bulle findet dann zufälligerweise unweit des Matatus etwas Geld und ist über dieses Geschenk Gottes so happy, dass er vergisst, was er eigentlich kontrollieren wollte. Das Matatu setzt seine Fahrt fort und liest ein paar hundert Meter weiter die überzähligen Passagiere wieder auf.
Aufbruch: | 08.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.02.2010 |