Zwischen Urlaub und Alltag
Markttag
Montag, 18.01.2010
Zufällig gibt es heute mal fließendes Wasser - noch. Das wird natürlich ausgenutzt und während ich mir eine erfrischend kühle Dusche aus der Brause genehmige, laufen draußen im Garten die Fässer und Wannen voll. Das Wasser wird natürlich gebunkert, solange es noch aus der Leitung kommt.
Wir haben beschlossen, heute einen kleinen Familienausflug auf den Gikomba-Markt, östlich des Stadtzentrums zu machen, denn auch ich möchte mir das rege Treiben auf den großen Märkten mal zu Gemüte führen. Also fahren wir mit dem 22er zunächst in die Stadt und suchen dort nach einem Nissan zum Markt. Ungeniert davon, dass ich in einheimischer Begleitung bin, zieht uns dieser Penner voll über den Tisch und verlangt 50 KSh für die nicht einmal zwei Kilometer weite Fahrt - und zwar pro Kopf. Sämtliche Diskussionen bleiben erfolglos. Zu allem Überfluss führt der anschließende kurze Fußweg diagonal über das Machakos Busterminal, das dem Auswärtigen Amt immerhin einen unrühmlichen Eintrag in seinen Sicherheitshinweisen wert ist. Dass aus jeder Ecke zurufe wie Mzungo oder Johnny auf mich einwirken, Carol mit "eh Sista" angelabert und Kimmy auf Obama getauft wird, macht diese Gegend nicht unbedingt gemütlicher. Hier scheinen sich alle Heckenpenner der Stadt versammelt zu haben. Doch im Inneren des Marktes nimmt man von uns weniger Notiz.
Die Ausmaße dieses gigantischen Marktes gehen in seinem eigenen Chaos unter. Vor allem Klamotten, Stoffe und Schuhe, vorwiegend natürlich second hand, wechseln hier ihre Besitzer. Also genau der Kram, der zu Hause in die Rot-Kreuz-Tüten wandert. Der Gikomba-Markt gilt als der größte Umschlagplatz für Altkleider in Kenia und als einer der größten Märkte Afrikas. Händler aus dem ganzen Land kaufen hier ballenweise Textilien ein, was auch dazu führt, dass das Preisniveau für den Einzelabnehmer vergleichsweise hoch ist. Die bei uns immer mehr verbreitete Einschätzung, der Altkleiderhandel würde die heimische Textilindustrie zerstören, teilt man hier eher nicht. Der Handel bietet nämlich mehr Arbeitsplätze, als die hiesige Produktion jemals geboten hat, so wird argumentiert. Für den Untergang der inländischen Textilindustrie macht man hier vor allen Dingen die schlechte Qualität seiner Erzeugnisse und die starke Konkurrenz aus Fernost verantwortlich.
Die Herkunftsländer der hier feilgebotenen Waren sind sehr unterschiedlich, was auch zu einer sehr ausgewogenen Produktvielfalt führt. Man kann hier zum Beispiel Jeans erwerben, wie man sie bei uns zu Hause nicht einmal neu kaufen kann. Das macht sich auch Carol zu Nutze, die bei uns in Deutschland so ihre Probleme hat, das Richtige zu finden. Nach zirka zwei Stunden im dichten Gedränge tun uns die Füße weh und Kimmy wird auf meinem Rücken auch nicht leichter, also beschließen wir direkt von hier einen Nissan ins Stadtzentrum zu nehmen, auch wenn wir vermutlich langsamer voran kommen, als zu Fuß. Kimmy ist müde und plärrt nach ihrem kleinen Bilderbuch, um es dann im Nissan auf den Boden zu schmeißen und zwar so geschickt, das es durch die halboffene Schiebetür ins Freie befördert wird, Bravo!
Zurück in Kabete packen wir dann unseren Kram zusammen, denn morgen geht's nach Nakuru.
Aufbruch: | 08.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.02.2010 |