Zwischen Urlaub und Alltag
Großstadtrevier
Samstag, 16.01.2010
Gestern sind wir nach Kabete umgezogen. Joels Kumpel, der uns auch aus Langata abtransportiert hatte, hat uns in New Jamhuri abgeholt und samt Gepäck hier hergebracht. Denn trotz dem Maureen eindeutig mehr Platz hatte, möchte Carol lieber ihre Familie um sich herum haben. Wir werden also hier die nächsten Tage verbringen, bevor wir weiter in den Westen des Landes ziehen.
Carol will mit ihrer Schwester auf den Markt, Klamotten kaufen. Ich mag diese bunten afrikanischen Märkte. Trotzdem, entschließe ich mich, mit Evans in Kabete zu bleiben. Viele Marktverkäufer verlieren nämlich bei den Preisverhandlungen jeglichen Bezug zur Realität, sobald sie einen Europäer sehen.
Während Kimmy ihren Mittagsschlaf abhält, genehmige ich mir mit Evans auf der Bank vor dem Haus ein erfrischend kühles Pils. Nachdem sich die Mittagssonne verzogen und die Temperaturen wieder in einen angenehmen Bereich gesunken sind, machen wir mit Kimmy einen kleinen Spaziergang durch Upper Kabete. Hier am Campus wird hauptsächlich Veterinär- und Agrarwissenschaft betrieben. Früher wurden auch einmal Nutztiere gehalten, davon ist allerdings heute nicht viel zu sehen. Es gab auch mal einen kleinen Tierpark, an den heute nur noch ein paar Mauerreste erinnern.
Am späten Nachmittag fällt mir dann plötzlich die Decke auf den Kopf und ich beschließe, das zu tun, was ich in Städten wie dieser am liebsten mache: im Dschungel der Großstadt eintauchen und das Geschehen auf mich wirken lassen. Evans übernimmt bereitwillig den Babysitter. Ich laufe hoch nach Ndumbuini und entere ein Matatu der Linie 22. Ich erwische eines mit gutem Soundsystem, aus dem wohlbekannte Reggae-Beats auf mich einwirken; ein Hauch von Kingston.
Es ist fast 16:00 Uhr und das Matatu steht im alltäglichen Traffic-Jam vor den Toren der City. Irgendwo auf der Moi Avenue steige ich dann aus und zwar zufällig genau vor einem Buchladen. Dort suche ich nach einem Stadtplan aber einen, der ganz Nairobi erfasst, viele Karten nämlich, so auch die im Lonely Planet, decken nur das Stadtzentrum ab, was für die meisten Touristen natürlich ausreichend ist.
Ich ziehe noch ein wenig um die Häuser und setze mich dann auf ein, zwei Bierchen in eine Bar. Als dann kurze Zeit später die Dämmerung einsetzt, ziehe ich mir noch einen Sixpack aus dem Supermarkt und mache ich mich auf die Suche nach dem Matatu nach Kabete. Wo die Linien nach Westen abfahren, weiß ich inzwischen, nämlich genau neben dem Hilton-Hotel. Aber die Linie 22 ist nicht in Sicht. Ich frage mich durch, werde von Pontius nach Pilatus geschickt und irre letztendlich irgendwo in der Nähe des Odeon Cinema herum. Schon mal sehr warm und tatsächlich sitze ich einige Zeit später in ein City Hoppa nach Kabete; das sind die grün-gelben Busse eines größeren Busunternehmens. Es dauert eine Ewigkeit, bis sich das geräumige Gefährt füllt. Genug Zeit, noch einmal nachzudenken. Der Bus fährt zwar nach Kabete, aber ich habe keinen blassen Schimmer, wo der mich raus lässt. In Ndumbuini jedenfalls nicht, dort habe ich noch nie einen City Hoppa gesehen und es ist bereits stockduster. Ich steige wieder aus und finde zirka zehn Minuten später tatsächlich die Abfahrtsstelle der 22er Matatus. Die Preise für eine Fahrt schwanken je nach Tageszeit und, so hat man manchmal den Eindruck, auch nach Nasenspitze. Um diese Zeit sind es meines Wissens 40 KSh. Gut, wenn man es passend hat, habe ich aber nicht, also gebe ich 50 und halte demonstrativ die Hand nach meinem Wechselgeld auf.
In Ndumbuini ist Endstation. Den Rest kann ich laufen. "Keine gute Idee", lässt mich Cynthia bei meiner Ankunft wissen, denn trotzdem die Straße beleuchtet ist (sofern mal Strom da ist), zählt sie nach Einbruch der Dunkelheit wohl nicht gerade zu den sichersten Orten der Gegend.
Aufbruch: | 08.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.02.2010 |