Zwischen Urlaub und Alltag

Reisezeit: Januar / Februar 2010  |  von Stefan O.

Vorfreude

Sonntag, 31.01.2010

Heute ist Markttag und während Carol und Cynthia mit Kimmy auf den Kibuye Markt fahren, mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof Kisumu. Die Uganda Railway lässt mich nicht los und ich konnte zwischenzeitlich durchsetzen, dass wir mit der Bahn zurück nach Nairobi fahren. Durchsetzen ist vielleicht das falsche Wort, aber es hat mich ein ganzes Stück Überzeugungsarbeit gekostet, bis auch meine Frau diesem Vorhaben positiv entgegen sah. Die Bahn hat hier keinen guten Ruf: Zu lahm, zu unbequem, zu teuer. Unzuverlässig sowieso, aber das kenne ich von zu Hause. Dafür nicht halb so langweilig, wie die Fahrt in einem Reisebus über die Schotterpisten, so meine Gegenargumentation und das Problem ist eigentlich, dass die meisten Einheimischen nur die dritte Klasse der Züge kennen. Auch Carol hat den Zug zum letzten Mal vor zig Jahren in irgendwelchen Schulferien genutzt. Die erste Klasse hingegen bietet eine Doppelschlafkabine mit frischem Bettzeug, ein Waschbecken mit Trinkwasser und Vollverpflegung. Und das Wichtigste: Es gibt dort auch kaltes Bier zu kaufen! Das alles soll einem die 13-stündige Nachtfahrt ein wenig versüßen und für mich wird eine Fahrt in einer ostafrikanischen Bahn ohnehin ein unvergessliches Erlebnis. Betrieben wird die Bahn seit 2006 vom südafrikanischen Rift Valley Railways Konsortium.

Der Fahrplan ist recht überschaubar

Der Fahrplan ist recht überschaubar

Als ich im Bahnhofsgebäude eintreffe und was von Erster-Klasse-Tickets fasele, kümmert man sich sofort rührend um mich. Vorbei an der Schlange vor dem Dritte-Klasse-Fahrkartenschalter führt man mich nach hinten und stellt mir mit afrikanischer Gelassenheit binnen einer viertel Stunde zwei Fahrkarten der ersten Klasse nach Nairobi für den kommenden Dienstag aus. Ich habe den richtigen Zeitpunkt erwischt, denn der Sonntagszug steht bereits bereit und ich lasse es mir nicht nehmen, mal einen Blick ins Innere eines solchen Luxus-Abteils zu werfen, welches mir von einem Mitarbeiter der Rift Valley Railways stolz präsentiert wird.

Ich schlage mir noch ein wenig die Zeit um die Ohren und mache mich kurz vor Einbruch der Dämmerung auf den Rückweg nach Mamboleo. Doch vorher mache ich noch einen kurzen Stopp vor dem Kibuye Markt. Cynthia und Carol lesen mich auf der Straße auf und führen mich dann ins Innere dieses riesigen Marktes. Inzwischen hat sich meine Schwiegermutter mit Kimmy jedoch bereits auf den Rückweg nach Mamboleo gemacht und steht nun wahrscheinlich ohne Schlüssel vor dem Haus. Also beschließe ich, mit dem Schlüssel hinterher zu fahren, um die beiden aus ihrer misslichen Lage zu befreien, während Cynthia und Carol ihre Einkäufe fortsetzen.

Am Rande des Kibuye Marktes

Am Rande des Kibuye Marktes

Nur mit Mühe gelingt es mir zu dieser Stunde einen Platz in einem Matatu zu ergattern und auch von den Boda-Bodas, die in Mamboleo sonst um die Gunst der Kunden buhlen, ist keine Spur zu sehen - sie sind alle unterwegs. So muss ich also den steinigen Weg durch die Finsternis selbst finden.

© Stefan O., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In einheimischer Begleitung neues Land zu erkunden ist immer etwas Einzigartiges. Besonders, wenn einem noch die Zeit bleibt, seine ganz eigenen Erfahrungen zu machen.
Details:
Aufbruch: 08.01.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.02.2010
Reiseziele: Kenia
Der Autor
 
Stefan O. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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