Zwischen Urlaub und Alltag
Extrawurst für Nachzügler
Dienstag, 19.01.2010
Der Wecker klingelt uns um 6:45 Uhr aus dem Bett. Gemütlich gehe ich duschen, aus der Schüssel, da es mal wieder kein fließendes Wasser gibt, und dann Frühstücken. Wenn wir hier bis halb neun wegkommen, kommen wir locker vor neun Uhr in die City, wo unser Bus abfährt. Doch wie immer habe ich die Rechnung ohne die Mädels gemacht. Von einem Motorrad lasse ich mich und den überwiegenden Teil des Gepäcks schon mal nach Ndumbuini karren, wo ich um 8:40 Uhr immer noch auf den Rest der Bande warte. Und während mir ein Matatu nach dem anderen vor der Nase wegfährt, fragt mich der Betreiber eines nahegelegenen Shops, ob ich ein Taxi brauche. Als weitere zehn Minuten später endlich Cynthia und Carol mit Kimmy und dem restlichen Gepäck hier eintreffen, komme ich auf dieses Angebot gern noch einmal zurück. Was ich nicht ahne ist, dass dieser Witzbold erst jetzt anfängt, im Dorf nach einem mobilisierten Kollegen zu suchen und zwar erfolglos, so dass wir weitere kostbare Minuten verlieren.
Hier in Afrika fährt eigentlich nie pünktlich irgendetwas irgendwo hin, doch gemäß Murphys Gesetz würde der Bus ausgerechnet heute ohne nennenswerte Verspätung loskommen, sollten wir ihn noch zu erwischen versuchen. Also probieren wir die Telefonnummern auf dem Akamba-Ticket durch, um den Bus noch aufzuhalten. Das scheitert dann daran, dass diese entweder ungültig sind oder das Guthaben auf der Karte nicht ausreicht, zumindest wenn man den aus dem Hörer krächzenden Ansagen Glauben schenkt. In Wahrheit haben die Nairobi-Vorwahlen aber noch nie wirklich funktioniert und ich werde wohl nie herausfinden, wie man in Nairobi einen Festnetzanschluss erreicht.
Plan B wird aufgerufen: Wir latschen etwa 500 Meter weiter zum Waiyaki Way, dem Highway, an dem der Reisebus zwangsweise vorbeikommen muss. "Glaube nicht, dass das klappt", zweifle ich skeptisch den Sinn dieses Marsches an, aber Carol versichert mir, dass wir zumindest die Chance hätten, den Bus dort anzuhalten. Sofern der nicht voll ist, lesen die durchaus auch mal den einen oder anderen Fahrgast auf der Strecke auf.
Um halb zehn warten wir immer noch am Rande des Highways, was bestätigt, dass der Bus erwartungsgemäß nicht pünktlich die City verlassen hat. In der Nähe befindet sich eine Tankstelle und da kommt mir die Idee, dort mal zu fragen, ob wir telefonieren dürften, vielleicht funzt es ja von dort aus. Der Tankstellenpächter versucht alles: mit Landesvorwahl und ohne; mit 020 für Nairobi oder mit 02, doch mit dem gleichen Ergebnis, welches wir schon kennen. Wenn ich den Bus mit winkenden Bewegungen unter Zuhilfenahme des Tickets anhalten würde, ermutigt er uns, hätten wir gute Chancen, da ich die auffälligste Person in diesem Kreise bin.
Ich bereite mich also auf meinen Auftritt als Haltesignal vor, während Carol ihren Bruder Evans anruft und irgendwie findet dieser Überlebenskünstler eine funktionsfähige Nummer heraus, ruft direkt dort an und erklärt den Jungs die Situation. Als wir kurze Zeit später unter genau dieser Nummer tatsächlich mit einen lebenden Akamba-Mitarbeiter sprechen, ist der Busfahrer bereits informiert und wird uns eine halbe Stunde später hier auflesen.
Wir fahren durch eine eindrucksvolle Landschaft auf einer Straße, die sich zumindest bis zu unserem ersten Ziel in gutem Zustand präsentiert. In Nakuru hat der Bus zirka 20 Minuten Aufenthalt. In einer stressigen Aktion packen wir etwas um, denn Cynthia fährt ja mit Kimmy weiter und braucht noch einiges aus unserem Gepäck.
Wir fahren auf Boda-Bodas zu unserer Unterkunft, dem Midland Hotel im Herzen Nakurus, einem Mittelklassehotel, dem es an nichts fehlt. Fließend kaltes und sogar warmes Wasser, Strom und Moskitonetze. Es hat eine Bar und ein Restaurant und macht einen sehr gepflegten Eindruck. Dieser Luxus hat allerdings auch seinen Preis, wir zahlen 5100 KSh pro Nacht im Doppelzimmer mit Frühstück, das sind etwa 50,- Euronen. Es sind überwiegend afrikanische Geschäftsleute, die hier absteigen, einen Touristen sehe ich hier nicht.
Morgen wollen wir den Nakurusee-Nationalpark besuchen, der vor allem wegen der Millionen Flamingos am Ufer des stark alkalihaltigen Nakurusees bekannt ist, aber auch die Big Five (mit Ausnahme von Elefanten, dafür ist der Park zu klein) und viele andere Spezies beherbergt. Nachdem unsere selbst organisierte Taxifahrt durch den Nairobi-Nationalpark nicht so erfolgreich war, wollen wir die Sache diesmal etwas professioneller angehen. Im Lonely Planet finde ich die Adresse des Reisebüros "Crater Travel", das sich auf die Vermittlung derartiger Safaris in der Gegend spezialisiert hat. Wir buchen dort eine sechsstündige Fahrt im offenen Geländewagen mit Fahrer respektive Guide und zwar ab sieben Uhr morgens, denn diesmal will ich auch mal ein paar Viecher sehen.
Nakuru selbst macht einen recht entspannten, für afrikanische Verhältnisse schon fast verschlafenen Eindruck und das obwohl es sich um die viertgrößte Stadt Kenias handelt. Auf einem kleinen Markt an der Kenyatta Avenue werden verschiedene Souvenirs vertickt. Schuhe, Textilien, Figuren aus Holz oder Speckstein und jede Menge handgemalter Postkarten. Sehr schöne Sachen, allerdings geht es hier weniger entspannt zu. Touristen sind hier sehr rar und wenn mal einer kommt, bildet sich im Nu eine Traube von Kikuyus um ihn herum, die alle die besten und schönsten und natürlich auch billigsten Waren anbieten. Ein wenig mehr Distanz wäre da sicher sehr geschäftsfördernd, denn tatsächlich würde sich das eine oder andere Utensil sehr dekorativ auf unsere Wohnung auswirken.
Am Abend dann setzen wir uns dann an die Bar des Midland Hotels und lassen den Tag mit ein paar Tusker und einer Runde Billard ausklingen.
Aufbruch: | 08.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.02.2010 |