Zwischen Urlaub und Alltag

Reisezeit: Januar / Februar 2010  |  von Stefan O.

Nakurusee Nationalpark

Mittwoch, 20.01.2010

Der Wecker steht auf 5:50 Uhr. Pünktlich zur Eröffnung des Frühstücksbuffets beginnen wir um halb sieben für unser leibliches Wohl zu sorgen und um sieben Uhr steht Peter mit einem betagten Geländewagen des indischen Herstellers Mahindra auf der Matte. Er wird uns die nächsten zirka sechs Stunden durch den Nationalpark führen.

Am Haupteingang des Nationalparks regle ich in der frischen Morgenluft zunächst das Geschäftliche. Auch hier zahle ich für Carol und unseren Führer einen verschwindend geringen Beitrag, für mich selbst aber 60 US$. Es ist hier eine weit verbreitete Unsitte, derartige Leistungen in US-Amerikanischen Dollar auszupreisen. Wie die meisten Europäer kenne ich nämlich weder den aktuellen Wechselkurs, noch habe ich auch nur einen einzigen Dollar in der Tasche. Was ich jedoch weiß ist, dass es um eine ganze Menge Geld geht. Was ich auch weiß, dass der Empfänger dieser Beträge, der Kenya Wildlife Service (KWS) einen erheblichen Beitrag zum Artenschutz leistet und nur mit diesen Einnahmen seine Arbeit effektiv fortführen kann.

Gleich hinter dem Eingang werden wir von lustigen Baboon-Äffchen begrüßt. Ein paar hundert Meter später die ersten Büffel. Ältere Herrschaften, die von Mensch und Tier nichts mehr zu befürchten haben, wie uns Peter erklärt. Die weitaus größeren Herden findet man tief im Inneren des Parks.

Und tatsächlich blockiert wenige Zeit später eine stattliche Büffelherde am Ufer des Nakurusees unseren Weg. Wir biegen nach rechts ins Parkinnere. Vorbei an Schakalen und Hyänen, riesigen Impala-Herden, verschiedenen Gazellenarten, wie Springbock oder Oryx sowie Warzenschweinen machen wir dann gegen neun Uhr auf dem Baboon-Cliff Aussichtspunkt eine kleine Pause und gönnen uns einen phantastischen Ausblick auf den See. Erst jetzt wird deutlich, wie gut dieser Park besucht ist. Außer uns pausieren hier noch etwa zehn weitere Safari-Fahrzeuge und ihre Insassen.

Reiher am Ufer des Nakurusees

Reiher am Ufer des Nakurusees

Ein Zebrapaar vor urafrikanischer Kulisse

Ein Zebrapaar vor urafrikanischer Kulisse

Büffelherde pausiert auf dem Weg

Büffelherde pausiert auf dem Weg

Eine Gruppe Hyänen

Eine Gruppe Hyänen

Pause auf dem Baboon-Cliff Aussichtspunkt

Pause auf dem Baboon-Cliff Aussichtspunkt

Nach etwa einer halben Stunde setzen wir unsere Fahrt fort. Neben den verschiedenen Antilopenarten, weiterer Warzenschweine und Büffeln sehen wir schwarze und sogar vereinzelt die selteneren weißen Nashörner.

In weiter Ferne entdecke ich dann ein Giraffenpaar und will Peter anweisen, dorthin zu fahren. Doch am Weg, der rechts hoch führt muss es wesentlich Interessanteres zu sehen geben. Sämtliche im Park verkehrenden Fahrzeuge scheinen sich dort zu versammeln und hier nun zahlt es sich aus, dass wir einen Führer haben, der per Funk und Mobiltelefon mit seinen Kollegen in Kontakt steht.

Ursache dieses Auflaufs ist nämlich die Königin aller Tiere: Zwei Löwendamen liegen faul und satt im Schatten der Bäume. Nach und nach kommen auch noch mehr davon zum Vorschein und spätestens jetzt weiß ich, dass sich jeder Cent der 60 US$ (Wie viel auch immer das sein mag) gelohnt hat.

Das größte Landraubtier des Kontinents

Das größte Landraubtier des Kontinents

Nachdem ich meinen halben Kameraspeicher voll geknipst habe, setzten wir unsere Fahrt in südliche Richtung fort; durch das Leopardengebiet. Einmal im Leben einen wilden Leoparden sehen, das wäre jetzt die Krönung. Aber man kann halt nicht alles haben und so ziehen es diese Biester vor, sich vor uns zu verstecken.

Am südwestlichen Ufer des Sees befinden sich die riesigen Flamingo-Kolonien. Schätzungen zufolge sind es bis zu zwei Millionen dieser prachtvollen Vögel. Nach meiner Einschätzung sind es heute aber deutlich weniger. Das liegt zum einen daran, dass die hier lebenden Flamingoarten tagaktiv sind und erst am Nachmittag vollzählig zum Vorschein kommen, so erläutert uns Peter, und zum anderen steigt und sinkt die Population mit dem Alkaligehalt und dem Wasserspiegel des Sees.

Tausende Flamingos am Ufer des Nakurusees

Tausende Flamingos am Ufer des Nakurusees

Wir machen uns auf den Weg in Richtung Ausgang, doch bevor wir diesen Park verlassen, fahren wir noch durch eine Giraffenkolonie. Die schönen und zugleich lustigen Tiere lassen sich durch unsere Anwesenheit nicht beirren.

Giraffen im Nakurusee Nationalpark

Giraffen im Nakurusee Nationalpark

Auf dem Rückweg zum Hotel erklärt uns Peter dann, er, beziehungsweise das Unternehmen, für das er arbeitet könne uns auch eine Massai Mara Safari anbieten. Der Massai Mara ist der bedeutendste Nationalpark Kenias. Er geht sozusagen nahtlos in den tansanischen Serengetipark über und gilt als der arten- und tierreichste Nationalpark des Landes. Ein Angebot also, dass man sich auf jeden Fall mal anhören sollte. Die Details müssten wir aber mit seinem Boss besprechen, sagt Peter und wir willigen ein.

Peters Boss, das ist Peter (irgendwie heißen hier alle Peter) und der leitet die so genannten Pega Tours & Travel Agencies Ltd. Da Peters Boss standesgemäß etwas korpulenter ist, nenne ich ihn der Übersicht halber einfach mal den dicken Peter. Der dicke Peter also bittet uns in sein Büro und erläutert uns anhand eines Fotoalbums, was im Massai Mara auf uns wartet. Er hat eine normale und ein Budget-Option im Programm. Budget heißt in diesem Zusammenhang, dass wir in Zelten untergebracht werden, wobei es sich natürlich nicht um Aldi-Igluzelte handelt, sondern um gut ausgestattete Wohnzelte. Hört sich gut an sieht auch gut aus, also schnürt er uns ein All-Inklusive-Paket, bestehend aus Abholung aus Kisumu, denn da müssen wir auf jeden Fall zuerst hin, zweitägiger Safari mit Eintrittsgeldern und Vollverpflegung und anschließender Verbringung nach Nairobi wobei er betont, dass wir mit einem anderem Fahrzeug als dem klapprigen Mahindra fahren werden. Was nicht enthalten ist, ist das Tusker, fügt er mit Blick auf meine kleine Plauze grinsend hinzu und meint damit natürlich alle über das Trinkwasser hinaus gehenden Getränke. Als ich ihm erzähle, dass wir morgen früh noch kurz zum Menengai Krater wollen, packt er dieses Event großzügig oben drauf. Dann tippt er irgendwas in seinen Taschenrechner ein und faselt was von 50.000 KSh, also knappe 500 Euronen. Das ist natürlich verhandelbar, aber sprengt bei weitem unser Budget. Wir verbleiben mit ihm so, dass wir uns es noch einmal überlegen und am Abend dann noch mal vorbei schauen werden.

Wir machen uns auf den Weg ins Hotel, halten einen kleinen Mittagsschlaf ab und diskutieren später beim Abendessen noch einmal des dicken Peters Angebot. Für das, was er uns bietet scheint der Preis eigentlich eine gute Verhandlungsbasis zu sein. Betrachtet man aber, dass man bei guter Selbstorganisation auch mit einem Bruchteil dessen auskommen könnte und mit Blick auf unseren Kontostand ist da aber realistisch gesehen nichts zu machen. Also machen wir uns am frühen Abend noch mal auf zum dicken Peter und erklären ihm die Situation. Gern würden wir aber bei ihm einen Fahrer zum Menengai Krater buchen, woraufhin er sich bereit erklärt, uns morgen den Peter noch mal für ein, zwei Stunden vorbei zu schicken. Bei den Preisverhandlungen erweist sich der dicke Peter allerdings als harte Nuss.

© Stefan O., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In einheimischer Begleitung neues Land zu erkunden ist immer etwas Einzigartiges. Besonders, wenn einem noch die Zeit bleibt, seine ganz eigenen Erfahrungen zu machen.
Details:
Aufbruch: 08.01.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.02.2010
Reiseziele: Kenia
Der Autor
 
Stefan O. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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