Zwischen Urlaub und Alltag
Dorfleben
Samstag, 30.01.2010
Die letzten Tage ist hier nicht viel passiert. Wir waren noch mal im Sunset Hotel zum schwimmen. Dann hat erst Carol und dann ich wieder mit dem Magen zu kämpfen gehabt. Die verdammte Hitze. Das Ergebnis von Kimmis Untersuchung war negativ, also für uns positiv. Inzwischen kennen wir jetzt auch alle Horrorfilme auswendig, denn viel mehr als DVD gucken ist hier nicht drin. Eigentlich wollte ich noch nach Kampala, aber das kann ich jetzt wohl knicken. Außerdem hab ich nur ein Single-Entry-Visum.
Während ich gestern noch mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt war, geht es mir heute deutlich besser und ich beschließe daher Carol nach Kabondo, das Dorf ihres Vaters zu begleiten; ihre Eltern sind bereits gestern dort eingetroffen. Wir nehmen uns ein Matatu zum Busterminal in Kisumu und suchen dort nach einem Nissan in Richtung Kisii. Dieser ist schnell gefunden und auch fast schon voll. Pfiffigerweise wird schon mal vor der Abfahrt kassiert, denn die nächste halbe Stunde werden wir in diesem Gefährt bei saunaartigen Temperaturen darauf warten, dass auch der letzte Platz belegt ist. Ob sich das lohnt, vermag ich nicht zu beurteilen, an potenziellen Passagieren auf der Strecke wird es jedenfalls nicht mangeln. Ein eher schwacher Trost ist es, dass ich meine europäische Ungeduld mit den anderen schwitzenden Fahrgästen teile.
Kabondo ist eine winzige Siedlung zirka 70 Kilometer südlich von Kisumu an der Landstraße nach Kisii. Wir verlassen den Nissan und laufen zum Familienanwesen, etwas abseits der Straße. Das Haus ist riesig, aber noch im Rohbau. Da es sich um das traditionelle Familiendomizil handelt und derzeit eh kaum genutzt wird, ist hier auch keine Eile geboten. Carols Mutter betreibt hier manchmal etwas Landwirtschaft, eine gute Nebeneinkunft. Letztes Jahr hat sie ein gutes Geschäft mit Mais gemacht, heute sind Süßkartoffeln auf dem Feld.
Nach dem Mittagessen macht sich Carol mit Ihrer Mutter auf den Weg zur Oma. Ich bleibe mit meinem Schwiegervater und seiner Schwester hier. Von dieser erfahre ich auch eine Menge über die Luo-Tradition. Land wird beispielsweise nach bestimmten Regeln vererbt und bebaut. Die männlichen Abkömmlinge bauen ein Haus auf dem Land der Eltern. Es ist traditionell sehr wichtig, immer ein Zuhause zu haben. Nicht nur, um die Lebensgrundlage der Familie für alle Zeit zu sichern, sondern auch um ein Stück Heimaterde zu besitzen, auf der man begraben werden kann.
Am Nachmittag mache ich mich mit Carols Vater schon mal auf den Heimweg. Die Matatus sind rappelvoll. Um zusätzliche Sitzplätze zu schaffen, wird der schmale Gang zwischen den Sitzen zeitweise mit Brettern überbrückt. Zurück in Kisumu machen wir noch einen Stopp im Nakumatt und fahren dann kurz noch zum Fischmarkt um unser Abendessen zu sichern. Dann geht's zurück nach Mamboleo.
Aufbruch: | 08.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.02.2010 |