Zwischen Urlaub und Alltag
(Über-)natürliche Kräfte
Freitag, 22.01.2010
Der Äquator verläuft keine zehn Kilometer nördlich von hier und die Sonne gibt einem ihre Nähe deutlich zu spüren. Oft schon habe ich gehört, dass es in Kisumu sehr heiß werden kann aber das hier ist einfach zu viel. Wir verkriechen uns im Haus, alle Türen weit offen und schauen DVD. Stephen Kings Mehrteiler Kingdom Hospital, um genau zu sein; eine skurrile Geschichte über ein von Erdbeben geplagtes Krankenhaus, in dem es spukt, Geister umherirren und übernatürliche Kräfte walten.
Die natürlichen Kräfte hingegen wirken, der Erdrotation sei Dank, zwischenzeitlich nicht mehr ganz so stark auf diesen schönen Fleck Erde ein, so dass wir uns gegen Nachmittag mal aus dem Haus wagen. Bewaffnet mit Badeklamotten aber intelligenterweise ohne Handtücher sitzen wir einige Zeit später in einem Matatu Richtung Town. Das weitere Ziel ist das mit einem Swimmingpool ausgestattete Sunset Hotel, das man vom Stadtzentrum aus entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad- beziehungsweise Motorradtaxi erreichen kann. Carol hält sich ein Fahrrad an. Diese Option erscheint mir aber etwas zu langsam und ich nehme mir mit Kimmy ein Boda-Boda. Zu meiner Überraschung treffen wir jedoch fast zeitgleich ein.
Carol hat hier früher einmal ein Praktikum absolviert und kennt noch die halbe Belegschaft, was dazu beiträgt, dass nicht nur die vergessenen Handtücher rasch durch hoteleigene substituiert werden sondern uns auch das ein oder andere, sonst kostenpflichtige Privileg eingeräumt wird. So erhält Kimmy zum Beispiel Schwimmunterricht vom Bademeister persönlich. Wir genießen das kühle Nass und machen uns kurz nach dem Sonnenuntergang fertig für die Rückfahrt. Doch dann plötzlich zieht sich der Himmel zu und die angestaute Hitze entlädt sich in einem heftigen Gewittersturm. Wir warten also erst einmal in der Hotelbar bei einem Tusker auf Besserung als erwartungsgemäß der Strom ausfällt und es dunkel im Raume wird. Dummerweise will auch das Notstromaggregat nicht anspringen. Aber auch darauf ist man hier vorbereitet und holt die Gaslaternen zum Vorschein. So ist das hier, aber ein aufgebrachter Hotelgast dem das nicht passt, lässt sich nur schwer vom Barkeeper wieder beruhigen.
Das Gewitter hat sich inzwischen verzogen, dafür ist es aber schon duster draußen. Wir lassen uns vom Hotel ein Taxi kommen. Schnell werden wir uns mit dessen Fahrer handelseinig und bitten ihn noch um einen Zwischenstopp am Tuskys, dem großen Supermarkt in der United Shopping Mall, um noch ein paar Besorgungen zu machen. Windeln, Trinkwasser, Toast und Aufschnitt zum Frühstück. Alles kein Problem. Einen folgenschweren Fehler macht allerdings, wer Tuskys mit Tusker verwechselt und glaubt, man könne hier auch ein paar Bier für den Abend erstehen. Alkoholische Getränke, und dazu zählen die hier auch Bier, werden im Tuskys nämlich nicht vertrieben, klärt mich ein Mitarbeiter der Handelskette auf. Ich setzte also meinen Einkauf in der benachbarten Bar fort. Der Barkeeper holt den Boss, mit dem ich erst einmal um das Flaschenpfand feilschen muss. Er würde mir nämlich ein paar Flaschen Tusker nur außer Haus verkaufen, wenn ich ihm das Pfand zahle, wovon ich vermutlich nicht allzu viel wieder sehen würde. Im Ergebnis zäher Verhandlungen verlässt er sich schließlich auf mein Ehrenwort, das Leergut morgen zurück zu bringen.
Aufbruch: | 08.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.02.2010 |