Im Land Shivas und der hohen Berge
Kathmandu: Heiliger Tempel Bezik
Erst am Abend wollte ich mich wieder mit Bj treffen, der noch einiges vorbereiten wollte für unseren Trip in die Berge.
Also, was tun? Zurück, ein Taxi gekapert und auf nach Pashupati.
In diese Tempelanlage der Hindus kommen täglich viele Gläubige aus ganz Asien.
Es ist ein buntes Treiben, was nimmer an einen heiligen Bezirk erinnert.
In den Haupt Tempel darf ich als Nicht Hindu eh nicht rein. Ich verstehe zwar nicht warum, aber ok Leute ich akzeptiere.
Ein goldener Bulle verdeckt mit seinem weit ausladendem Hinterteil die Sicht in den Tempel.
Als geborener "Ungläubiger", habe ich persönlich meine kleinen Zweifel an den Religionen.
Weltoffenheit heißt anderen Glauben, oder Glauben überhaupt zu tolerieren.
Ich toleriere die verschiedenen Religionen und wenn Menschen mit ihrem Glauben leben möchten, werde ich keinesfalls meinen Einspruch erheben. Es ist schon immer interessant für mich mehr über die verschiedenen Glaubensrichtungen zu erfahren. Was man nicht kennt, kann man schließlich nicht beurteilen.
Was bringt Menschen dazu an Götter zu glauben? Ich habe viel Armut und Elend, auch in Nepal gesehen. Gerade die Ärmsten klammern sich an ihren Glauben, hat er ihnen doch bisher auch nicht geholfen ein menschenwürdiges Leben zu führen.
Am nächsten steht meinem Lebensmotto der Buddhismus. Warum genau kann ich nicht sagen, doch ist Buddhismus für mich mehr eine Lebenseinstellung und keine Religion.
Ich hoffe ich trete niemand auf den Schlips mit meinen Ausführungen über Religion. Wie gesagt, ich respektiere die Meinung Andersdenkender und lass mich vielleicht irgend wann einmal vom Gegenteil überzeugen.
Durch den Tempel Bezirk fließt der Bagmati, der heilige Fluss.
Für die Hindus in Nepal ist es fast ein Muss, nach dem Tod seine rituelle Waschung im Fluss zu bekommen und an den Ghat's verbrannt zu werden, nachdem die Asche wiederum dem Bagmati überlassen wird.
Mein nepalesischer Freund versuchte mir einmal zu erklären, wie geht so etwas ab, was geht in den Angehörigen vor.
Für Menschen die dem Tod nahe sind, gibt es eine Art Hospiz im Tempelbezirk.
Die ganze Zeit während des Sterbens sind die nächsten Angehörigen anwesend, nachdem der Mensch gestorben ist, bleibt er noch eine weitere Nacht in einem Haus im Tempelbezirk. Man möchte sich sicher sein, dass der Tod wirklich eingetreten ist. Denn sehr viele Menschen können sich keinen Arzt leisten.
Ist es dann soweit, wird die Leiche in ein gelbes Tuch eingewickelt und mit den Fußspitzen an den Treppen des Bagmati in das Wasser gelegt.
Danach bringen die Angehörigen, meistens Männer Holz um den Toden zu verbrennen. Sie mieten einen Platz an einem Ghat und stapeln das Holz auf, der älteste Sohn geht 3 mal um den Toten danach wird er an den Füssen zuerst angebrannt. Während der gesamten Zeremonie sind die Angehörigen mit dabei.
Das alles kann man beobachten. Ist ein sehr komisches Gefühl, da nicht's im Verborgenen passiert, alles ist öffentlich.
Es sind sehr viele Verbrennungschat's, an der östlichen Seite befinden sich die Ghat's für die königliche Familie und hohen Würdenträgern.
Es liegt eine Qualmwolke über dem Bezirk, jedoch es riecht nicht so unangenehm wie ich davor dachte.
Im Fluss, wo auch die Asche der Toten ist, laufen Kühe, spielen Kinder und waschen sich Leute. Für mich bisher absolut undenkbar, aber es ist die Tradition der Hindus und für sie, habe ich festgestellt, bedeutet sterben nicht unbedingt etwas so sehr schlimmes wie für uns.
Bj, sagte mir, sie trauern auch um ihre Toten, jedoch auf eine andere Weise, denn die Seele kommt irgendwann, irgendwo wieder in einer anderen Gestalt. Sie gehen anders mit der Situation um als wir.
Auf der anderen Seite des Bagmati kann man auf den Treppenstufen sitzen und dem Treiben zu sehen. Jedes Mal wenn ich dort bin mache ich mir meine Gedanken, ist es nicht etwas unseriös was wir tun, oder gehört es zur Normalität?
Hier in Europa geschieht das alles im Verborgenen, kein Mensch sieht zu wie seine eigenen Angehörigen verbrannt werden und hier machen wir Fotos?
Klar, ich habe auch auf den Auslöser gedrückt. Nur sind wir uns, glaube ich, nicht ganz im Klaren darüber, ist es erwünscht oder nicht?
Es sitzen viele Touristen um diese Zeit hier und machen Fotos. Ich hoffe nicht, irgendwann einmal kommt jemand auf die vielleicht lohnende Idee Pop Corn und Cola zu verkaufen.
Das war selbstverständlich zynisch.
Die wissen wie man Geld verdient. Ich bin sicher jeder zweite Nepalreisende hat das gleiche Motiv vor seiner Linse gehabt.
Jetzt ging es aber schnell wieder zurück nach Thamel, ich musste noch die Trecking Klamotten packen und ein leckeres Essen mit Bj stand an.
Wieder im Hotel angekommen, juhu ich hatte Strom und heißes Wasser, schnell unter die Dusche gehüpft, alle schweren Gedanken abgestreift und frisch und munter traf ich mich mit meinem Nepali Freund in der Lobby.
Ja, wohin? Ich kannte vom letzten mal ein Thai Restaurant in Thamel, man sitzt bequem auf dem Boden und es ist soooooooooo lecker.
Wir hatten einen lustigen Abend mit reichlich Essen und Trinken, wir haben geredet und geredet. Weißt du noch letztes mal...................
Aber jetzt kommt das neue Abenteuer, einmal am Fuße des Mount Everest zu stehen. Oh man ich konnte es kaum erwarten, selbst der Flug nach Lukla, dem nachgesagt wird, es ist der schlimmste Flug in Nepals Berge, ließ mich nicht abschrecken.
Aufbruch: | Oktober 2009 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | November 2009 |
Nepal