Geheimnisvolles Myanmar

Reisezeit: Februar / März 2011  |  von Andreas Schneidenbach

Spirit and Gold in Mandalay


Myanmar - Reisetipp #11:

Willst du Zeit und Geld sparen nimm dir entweder einen Guide oder lerne Kringelschrift!

Mandalay - klingender Name, alte Königsstadt und kulturelles Herz Myanmars.
Quirlige Großstadt hier, schmale abgelegene Gassen dort.

Amitav Gosh ("Der Glaspalast"), Somerset Maugham und George Orwell sammelten hier Eindrücke während sich Rudyard Kipling nur vom magischen Namen zu seiner "Road to Mandalay" inspirieren ließ.

"Come you back to Mandalay. Where the old flotilla lay:
Can´t you hear the paddies chunkin from Rangoon to Mandalay?"

So beginnt seine Ballade, ein britischer Soldat ist auf dem Weg zu seine burmesischen Geliebten.

Heute, nach vielen Jahren der Isolation, erlebt die Stadt einen neuen Aufschwung.
Die Burma Road und damit der Handelsweg nach China wurde wieder geöffnet und damit ist Mandalay die Drehscheibe für die "rote, grüne und weiße Linie". Rubine, Jade und "the big H" - Heroin.

Alles das tangiert uns nur peripher (Rubine: keine Kohle, Heroin: brauchen wir in unserem Alter nicht mehr anfangen, Jade: na ja, geht so).

Unsere Welt sah jedenfalls am nächsten Morgen schon wieder sehr viel besser aus.
Wir hatten das Nylon Hotel ausgesucht, 18$ die Nacht, gute Zimmer, gutes Personal aber der Frühstückskaffee ... brrrrr!

Heute hatte mich die Verkühlung fest im Griff, ausgelöst wahrscheinlich aus einer Kombination aus Zugluft, Klimaanlage und Reisestrapazen. Dazu noch einige Gelsenstiche (könnte also auch Malaria gewesen sein, hab es aber mittlerweile mit körpereigenen Abwehrstoffen und Bier in den Griff bekommen).

Unser Vorhaben deswegen: leichtes Programm, heute nur eine kleine City-Tour. Die wir auch erst um 10:00 starten, ein passender Fahrer war wieder einmal rasch zur Hand:

Diesmal leider kein Name verfügbar, sein Standplatz ist an der Ecke 81./25., beim Nylon Hotel.

Diesmal leider kein Name verfügbar, sein Standplatz ist an der Ecke 81./25., beim Nylon Hotel.

Bei den Preisverhandlungen hat mir dieser Kollege auch noch den allerletzten Spaß verdorben.
Auf sein Angebot für die Tagestour von 18.000 Kyatt schlug ich um des Handels willen "18$" vor. Jetzt sagte er es wäre ihm egal, ich solle ihm am Ende doch das geben was ich für richtig hielte.

Nicht mal ordentlich feilschen kann man mit den Burmesen!
Dieses Wiegel-wogel ist meine Sache nicht und deshalb habe ich ihm die 18$ und das Mittagessen angeboten, so lautete der Deal.

Los geht die Fahrt, wir kennen das ja schon, diesmal dauert die Fahrt nicht lange. Entlang der Mauern des alten Königspalastes, dann noch ein Stück und wir sind am Fuße des Mandalay Hill.

Dann hieß es mal richtig fett Stufen steigen. 236m hoch ist der Berg, meistens steht geschrieben es wären 1729 Stufen. Loose wiederum gibt nur deren 934 an. Wir können gefühlte 2500 vermelden bis wir endlich oben waren.

Vorbei an einem Schrein mit 3 Buddhaknochen (soll tatsächlich authentisch sein) zeigt ein Buddha auf den Königspalast. Er wird gerade renoviert, das Gerüst ist vollständig nur aus Bambusrohr und Plastikfolie aufgebaut!

Wieder mal eine Anregung für Fa. Oppolzer!

Wieder mal eine Anregung für Fa. Oppolzer!

Es gibt Souvenirs zu kaufen, wo man meint es wäre wertloser Tand sieht man direkt daneben wie jede einzelne Holzkugel in Handarbeit ausgefräst wird.
Ein Stück weiter zum Beispiel der Maler, der mit Hilfe von Tusche und einer Rasierklinge kleine Meisterwerke zu zaubern versteht.

Nur die Aussicht ist so überragend nicht, entweder ist es so dunstig oder Mandalay steckt unter einer Glocke aus Rauch und Staub.

Stattdessen haben uns wieder mal ein paar junge Mädels ins Visier genommen und warten nur darauf bis ich endlich frage ob ich sie fotografieren möchte.

Gerne doch, stets zu Diensten!

Später sehen wir einen richtig großen Buddha in der Kyauktawgyi-Pagode, der aus einem einzigen Marmorblock gemeißelt wurde.

Legendenumrankt wiegt der 15m hohe Stein auch nach der Bearbeitung noch 500 Tonnen, 54 Diamanten hat er noch zwischen den Augen hängen.
Nur Stein allein geht ja auch nicht...

Von dem einen großen zu den vielen kleinen.

Zuerst gibt es unzählige kleine weiße Pagoden mit gemeißelten Schrifttafeln in der Sandamani-Pagode zu sehen, die enthalten Kommentare zur Buddhisten-Bibel, der Tipitaka.

Hat doch jemand gezählt, 1774 sind es!

Hat doch jemand gezählt, 1774 sind es!

Danach sehen wir in der Kuthodaw-Pagode das größte Buch der Welt! Auf 729 Marmortafeln wurde die Tipitaka verewigt. Im Buchdruck umfasst das gleiche Werk 38 Bände mit je 400 Seiten...

In jeder Pagode steht eine Tafel.

In jeder Pagode steht eine Tafel.

Selbst die Bettler arbeiten hier mit allen Tricks. Wer könnte da vorbeigehen?

Selbst die Bettler arbeiten hier mit allen Tricks. Wer könnte da vorbeigehen?

Hier treffen wir auch Cherry, eine alte Lady und Englischlehrerin. Sie weiß viel, will viel wissen, will uns zu allen möglichen Sachen einladen und ist irgendwie schräg drauf.

Sie sei, so sagt sie, die Tochter eines Deutsch-Amerikaners der als britischer Major im WK2 hier seine birmanische Liebe gefunden hat.
Erklärt uns einiges, zum Beispiel wie man die Wunschglocke bedient und jede Menge anderen Firlefanz.

Nachher lädt sie uns zu Tee und Cookies ein, uns ist das irgendwie suspekt und wir verabschieden uns so höflich wie möglich.

Kein Mandalay-Besucher kommt am 2x2km großen Gelände des Königspalastes vorbei.
Umgeben von 8m hohen und 3m dicken Mauern sowie von einem 50m breiten Wassergraben liegt es heute wie eine Enklave im bebauten Stadtgebiet.

Das war nicht immer so, denn bis 1995 lebten viele Stadtbewohner auch innerhalb der Palastmauern in ihren eigenen Häusern.
Dann wurde verfügt "Mandalay muss schöner werden und so mussten diese Leute ihre ~1000 Häuser innerhalb von 5 Tagen eigenhändig abreißen und das Palastgelände verlassen.

Daraufhin wurde der Königspalast restauriert, 20000 "Freiwillige" wurden gezwungen einen Tag pro Monat unentgeltlich beim Neuaufbau zu helfen.

Der alte, originale Palast wurde - weil vollständig aus Holz gebaut - durch mehrere Brände komplett zerstört. Das einzige Relikt aus jener Zeit, das noch im Originalzustand erhalte ist dürfte das alte Teakholzkloster sein.
Dieses befindet sich allerdings außerhalb der alten Palastmauern.

Alles ist mit filigranem Schnitzwerk gestaltet und so kann man eine Ahnung bekommen mit welchem Prunk der Königspalast bei seinem Bau im Jahr 1857 ausgestattet gewesen sein muss.

Dieser Palast wiederum wurde so gut es eben möglich war rekonstruiert und kann jetzt wie ein Museum des Lebens von König Mindon besichtigt werden.

Währenddessen wird sogar der beste Guide einmal müde!

Währenddessen wird sogar der beste Guide einmal müde!

Manch einer mag sich bei den vorangegangenen Berichten schon gefragt haben: "Zefix, wo kommt denn nur das ganze Gold her?".
Eine Erklärung bietet unsere nächste Station.

Wir machen Halt bei den berühmten (na ja, zumindest für hiesige Verhältnisse) Goldschlägern.
Das monotone Klopfen ist schon von weitem zu hören, in der Werkstatt dann sieht man sie in immer fortwährenden gleichförmigem Takt auf ein kleines Lederbündel einschlagen welches das kostbare Metall enthält.

In verschiedenen Arbeitsschritten, zuerst eine halbe, dann eine ganze und schlussendlich 5 Stunden wird mit dem 3kg schwerem Hammer auf immer die selbe Stelle geschlagen.
Dazwischen werden die einzelnen Goldblätter immer wieder geteilt so dass am Ende hauchzarte, ein tausendstel Millimeter dicke Goldfolien entstehen, die - noch fein verpackt und somit endlich fertig - alsdann zum Vergolden der unzähligen Heiligtümer des Landes verwendet werden können.

Ein kaum vorstellbarer Knochenjob!

Eben diese Goldblättchen kann ich dann sogleich zum Einsatz bringen, nämlich beim Besuch des nächsten Heiligtums - des Mahumani-Buddhas.
Er zählt - mit der Shwedagon-Pagode und mit dem Goldenen Felsen von Kyaikhto zu den 3 größten Heiligtümern des Landes.

Ursprünglich wurde die 3,5m hohe Statue aus Bronze gefertigt. Im Lauf der Zeit wurde sie jedoch von Pilgern über und über bis zur Unkenntlichkeit mit Blattgold bedeckt.

Man hört dass es an den Armen 25cm seien, an Bauch und Rücken sogar bis zu 35cm!

Man hört dass es an den Armen 25cm seien, an Bauch und Rücken sogar bis zu 35cm!

Auf die Plattform eben dieses Buddhas haben nur männliche Pilger Zutritt, Zuerst scheue ich noch davor zurück die Gläubigen in ihrer Andacht zu stören. Als ich aber von Mönchen direkt aufgefordert wurde die Empore zu betreten, mir sogar einige Päckchen Blattgold in die Hand gedrückt wurden da wagte ich es die Empore zu betreten.

Ich trug das hauchdünne Blattgold auf, gemeinsam mit anderen Pilgern während unter mir hunderte Gläubige in tiefer Andacht im Gebet versunken waren.

Was für ein Erlebnis!

Als würde man als Moslem in den Vatikan marschieren und das Turiner Grabtuch betatschen können...

Ein Schauspiel der anderen Art wiederum bot eine holländische Reisegruppe, die bei unserem Besuch tags darauf eine Sondervorstellung gaben.
Wir mussten da nämlich nochmal hin, denn just vor dem Betreten des Pagode am ersten Tag wurde der Akku meiner Kamera leer. Wenn das mal kein Zeichen war!

Diese Holländer jedenfalls stellten sich breitbeinig direkt vor die Buddhastatue, hielten ihm die Kamera direkt vor die Nase und knipsten munter drauflos.
Ein Umstand, der von den ansonsten so sanftmütigen Pilgern rund um diese "Besucher" gar nicht gutgeheißen wurde.

Freunde, habt ihr keinen Zoom?

Währenddessen hielten unten die Weibchen der Gattung Homo Hollaendis einen angeregten Plausch, stehend auf den Gebetsteppichen.
Es dürfte sich um die neuesten Ergebnisse im Käsekopfweitwerfen oder ein anderes erheiterndes Erlebnis gehandelt haben denn es wurde lauthals gegackert und gelacht.

Diese Neuigkeiten konnte man auch den werten Gatten nicht vorenthalten, die währenddessen ihre breiten Ärsche direkt vor der Statue platziert hatten. Kein Problem, man muss halt ein bisschen schreien um die störenden Gebete zu übertönen...

Dieses Erlebnis hatten wir - wie gesagt - am nächsten Tag, beim ersten Besuch war alles noch im Rahmen. Christa war halt ein wenig zerknirscht weil sie nicht direkt dabeisein konnte.

Später, zum Tagesabschluss, suchten wir uns wieder mal einen Sunset-Viewpoint.

Heute mit Begleitprogramm, die Frauen wuschen sich und ihre Wäsche am Fluss während die Kinder zu uns hoch zum "Ausländer schauen" kamen.

Sonnenuntergang des Tages am Ayeyarwaddy

Sonnenuntergang des Tages am Ayeyarwaddy

Damit heute noch nicht genug, wir besuchten noch einen Nachtmarkt. Einmal mehr dürften wir die Hauptattraktion gewesen sein, denn als ich eine der Marktdamen um ein Foto bat brach ringsherum Gejohle, Beifall und Geschrei aus unter den anderen Verkaufsdamen aus. Diese ehrenwerte Lady hatte soeben, so schien es, den Jackpot des Tages gezogen!


Buddhistische Weisheit zum Tag:

An Ärger festhalten ist wie wenn du ein glühendes Stück Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen - derjenige, der sich dabei verbrennt, bist du selbst.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Dies ist Burma, und es wird wie kein anderes Land sein, das Du kennst." - Rudyard Kipling - . .
Details:
Aufbruch: 15.02.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.03.2011
Reiseziele: Myanmar
Thailand
Der Autor
 
Andreas Schneidenbach berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.