Geheimnisvolles Myanmar
In und um Moulmein
Myanmar - Reisetipp #7:
Ein belastbares Sitzfleisch wäre nicht nur - aber vor Allem - in der Gegend um Moulmein von großem Vorteil.
Wir sind also in der altehrwürdigen Kolonialstadt Moulmein angekommen - einst wichtiger britischer Warenumschlagplatz für Reis, Teakholz und Kautschuk.
Rudyard Kipling fühlte sich hier zu seiner Ballade "Road to Mandalay" inspiriert, genauso wie George Orwell, der an diesem Ort seine "Burmese Days" geschrieben haben soll.
Und wir können endlich einmal ausschlafen! Erst um 08:00 haben wir unseren vereinbarten Frühstückstermin. Und der ist noch immer hart genug wegen gestriger Thai-Brandy-Schlurerei...
Wir werden morgens mit kaltem Spiegelei und lauwarmen Kaffee versorgt. Ach, wenn nur das coole Zimmer nicht wäre! Gestern wurde ich noch extra gefragt ob wir "Traditional Breakfast" -Myanmar-Style wollen... Personal ist zwar reichlich vorhanden, ich würde jedem ins Zeugnis schreiben: "Hat sich stets sehr bemüht."
Backpackerstyle und Wohlfühlatmosphäre ist anderswo - hier ist Kolonialfeeling!
Trotzdem fragen wir an der Rezeption ob es englischsprachige Motorbikeguides für den Tag gibt und auch nachdem zuerst große Augen gemacht werden (... Junior Suite und Motorbike-Tour ???) wird anschließend schnell der Fahrer Thant Zin mitsamt Kumpel herbeigerufen.
Ein halbwegsiges Gespräch auf Englisch war mit diesem guten Mann möglich, auch hatte er eine "Tourmappe" bestehend aus einem kariertem Heft mit Touristenreferenzen seit 2009, Ansichtskarten, und selbstgemalten Übersichtskarten. Er becircte uns mit seinen Schilderungen und Vorankündigungen (this is so wonderful AND beautyful) und so engagierten wir ihn und seinen Kumpel mitsamt ihren Mopeds für den Tag.
Der wohlfeile Preis wurde auf 20$ pro P. festgesetzt.
Die Fahrt führt uns aus Moulmein raus, nach einigen Kilometern beginnt mir schon der Arsch einzuschlafen - noch kein Ziel in Sicht!
Irgendwann aber biegen wir von der Hauptstrasse ab und sehen 500 Terrakottamönche in Reih und Glied entlang der Strasse aufgefädelt. Sie stehen Spalier für die staunenden Besucher des größten liegenden Buddhas der Welt.
180m ist er lang, seit 1991 wird an ihm gebaut! Und ein Ende ist nicht in Sicht...
Man kann hineingehen, dort für den Weiterbau spenden (wir sind für je 4 rote Fliesen von Buddhas Umhang zuständig) und innen sind massenhaft Szenen aus dem Leben Buddhas dargestellt, auch einige drastische Bildnisse von Leben, Krankheit und Tod sind dabei wie z.B. hier:
Laut unserem Guide soll es sich dabei um Regierungsangehörige handeln, die in der Hölle mit Feuersteinen malträtiert werden weil sie Zeit ihres Lebens stets gelogen haben...
Vorbei an diversen Bergheiligtümern, immer mit goldenen Stupas gekrönt, geht es zu unserer nächsten Station. Es ist eine Höhle, im Eingangsbereich sind wiederum einige Buddhas sowie eine Stupa während weiter hinten der ausgebaute Teil endet.
Wir müssen das natürlich trotzdem sehen, schalten unsere Taschenlampen ein und tasten uns den lehmigen Pfad entlang.
Bald geht es rauf, dann wieder runter, es ist glitschig und wir sind dreckig weil wir diverse Durchgänge nur halb robbend bewältigen können.
Unsere Guides haben einen Riesenspaß, uns ist es aber schon zu dumm geworden. Angesichts der Verletzungsgefahr haben wir bereits ein mulmiges Gefühl und so müssen wir die birmanische Höhlenerforschungseuphorie bremsen und auf die Umkehr bestehen.
Wir sind froh als wir ohne Brüche und Verstauchungen wieder Tageslicht sehen, allerdings schauen wir aus wie die Schweine...
Nach diesem Höhlenabenteuer speisen wir original beim Burmesen, das erste Haus am Platz!
Wie ich später erfahre habe ich mir "Le-pet thouk" ausgesucht. Was aussieht wie Spinat besteht aus fermentierten grünen Teeblättern die, in Bambusrohre gestopft, im Boden vergraben werden und dann ein halbes Jahr vor sich hin gammeln.
Genau so hat es auch geschmeckt!
Eine kleine Panne gehört selbstverständlich auch dazu, und so muss nach dem Essen in einer Hinterhofwerkstatt flugs ein Reifenschlauch gewechselt werden.
Christa beschenkt währenddessen die Kinder der Familie mit allerlei Kleinigkeiten.
Ein großes Danke an dieser Stelle geht an Roman Walter von der Raiba. Deine milden Gaben haben schon für viele leuchtende Augen gesorgt!
So auch hier, die kleinen strahlen über das ganze Gesicht und die großen blasen die Ballons für die jüngeren auf.
Allerdings wurden dann bald bittere Tränen vergossen als der erste Ballon geplatzt war. Die Kleine wollte sich überhaupt nicht mehr beruhigen, auch ein neuer Luftballon konnte nicht helfen...
Danach konnten wir uns mit repariertem Moped auf den Rückweg nach Moulmein machen, wieder zieht sich die Fahrt und mein Sitzfleisch wird neuerlich malträtiert.
Wenn das mal keinen Muskelkater gibt!
Endlich in der Stadt angekommen werden wir sogleich auf ein Boot verfrachtet und wir steuern Shampoo-Island an.
Ein kleines, geschichtsträchtiges Eiland mitten im Thanlwin-Fluss.
Anschließend stehen noch ein paar Klöster und Pagoden auf dem Programm, wir sehen z.B. einen Riesenbuddha ganz aus Bambus gebaut sowie einige goldene Buddhas geschmückt mit hunderten kostbaren Edelsteinen und sich gegenseitig an Pracht und Glanz überbietend.
Mönche spielen auch gerne mal "Ball über die Schnur"
Den Abschluss bildet ein Besuch im Kloster wo wertvolle Kulturschätze scheinbar achtlos aufgereiht sind und als Gegenstände des täglichen Gebrauchs benutzt werden. Zum Beispiel der Thron des letzten Königs. Wie es scheint wird er als Ablage benutzt...
Wir sehen wie die Mönche leben und als Highlight die Reliquie des Klosters. Angeblich soll es sich um einen Zahn des letzten Buddhas handeln - ein Umstand den ich Angesichts seiner Größe bezweifeln möchte. Außer Buddha hätte Stoßzähne wie ein Elefant gehabt...
Der "Private Bereich" eines Mönches
Der Buddhazahn (!?), wertvolle Edelsteine rundherum.
Die Tour lassen unsere beiden Guides gemeinsam mit uns bei Bier und traditioneller Mohinga-Suppe ausklingen.
Während die Sonne langsam untergeht scherzen wir mit der Suppenverkäuferin, sie schmiert uns Honig ums Maul und will uns anschließend noch nach Hause einladen.
Unsere beiden Guides, die hübsche Dame ist die Suppenverkäuferin und daneben noch ein Mönch der uns ständig verstohlen beobachtet hat.
Diese Einladung müssen wir ausschlagen, genauso wie jene unseres Guides zum Karaoke-Abend.
Wir sollen mitkommen, es würde Spaß machen und dort gäbe es Bier und Whisky. Außerdem hätte er dort 4 Mädels am Start von denen er mir gerne eine abgeben würde...
Wie gesagt, wir schlagen dieses freundliche Angebot aus und verabschieden uns von den beiden lustigen Kameraden nachdem wir zum Hotel zurückgebracht worden waren.
Sonnenuntergang des Tages, nochmal über dem Thanlwin
Buddhistische Weisheit zum Tag:
Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen betraut zu werden.
Aufbruch: | 15.02.2011 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.03.2011 |
Thailand