Geheimnisvolles Myanmar
Der längste Tag
Myanmar - Reisetipp #10:
Wenn du das Sitzen im Flugzeug nicht magst wirst du das Busfahren hierzulande hassen.
Besagter längster Tag begann eigentlich ja schon morgens mit unserer Tour. Richtig angefangen hat er aber erst als wir gegen 19:00 in den Nachtbus nach Yangon gestiegen sind.
Platzangebot: Ähnlich wie in einem Flugzeug. Vermeintlich OK, denn die Fahrt sollte bis gegen 04:00 dauern mit Pausen alle 2 Stunden. Jetzt blieb aber der Bus noch in jedem Kuhdorf stehen um weitere Passagiere aufzunehmen. Es wurden Sitze in der Mittelreihe aufgeklappt, man war jetzt sozusagen eingesperrt.
Nun ist ja der gemeine Burmese offensichtlich um ein gutes Stück leidensfähiger als der vergleichbare Europäer, das wusste ich ja im Vorfeld.
Dass man aber der Karaokefolter auch durch schlaue Platzwahl nicht entkommen hätte können weil über jeder 4. Sitzreihe ein Lautsprecherpaar montiert gewesen ist, das war mir neu!
Wir hatten insofern noch besonderes Glück gehabt weil unser Lautsprecher wohl irgendeinen Wackelkontakt hatte und so schwankte die Wiedergabe zwischen lautem Rauschen und jüngsten myanmarischen Schlagern.
Viel zu Schnell für mich kam die Pause, wir stiegen aus und bei Mohinga-Suppe und Bier konnte das ärgste Ohrenbluten fürs Erste gestoppt werden. Ach, wie habe ich mich gefreut als wir wieder einsteigen durften, bald dürfte die Karaoke-DVD jedoch abgespielt gewesen sein.
Nun folgte als nächstes Highlight eine burmesische Soap. Im Vergleich zu diesen "Schauspielern" ist jeder Gute-Zeiten-schlechte-Zeiten-Komparse ein Oscar-Kandidat - was für eine Vorstellung...
Wer jetzt meint man müsse ja nicht hinschauen dem sei gesagt: offensichtlich wird diese Art der Unterhaltung in Myanmar hoch geschätzt, beinahe jede Szene wurde mit schallendem Gelächter oder zustimmendem Gemurmel quittiert - abgesehen von den Rauschelautsprechern über unseren Lauschlappen.
Jetzt kippt der Inder vor mir noch seinen Sitz auf meine Knie - Liegeposition ist angesagt!
Nur noch 5 Stunden bis Yangon...
Immer wieder Militärkontrollen, kein Grund Angst zu haben - ist halt lästig. Alle mussten jedes Mal aussteigen, nur wir und die mitfahrenden Mönche nicht.
"Passport Mister!" - hieß es für uns während draußen Reissäcke mit langen Spitzen durchstoßen und so auf Schmuggelgut untersucht wurden.
Meine lieber Herr Gesangsverein, was für eine Fahrt!
Irgendwann ist es dann endlich soweit, die Busstation in Yangon ist erreicht. Jetzt heißt es noch die Zeit bis 7:00 zu überbrücken, bis die Ticket-Offices aufsperren. Viele werden jetzt sagen: "Wie wäre es mit Onlinebuchung?"
Nun ja, hier sprechen 3 konkrete Gründe dagegen:
1.) kein WLAN nirgends
2.) Internet-Cafe-Öffnungszeit: 08:00
3.) Punkt 1 und 2 irrelevant weil für Inlandsflüge keine Onlinebuchung möglich ist...
Unsere erste Idee, nämlich die Wartezeit in der Station zu verbringen geben wir schnell auf. Die einzigen freien Sitzplätze in der Wartehalle sind vor den Klos - kein feiner Ort.
Wir ließen uns also in die Stadt fahren, zur Chinatown in ein 24-Stunden-Restaurant. Dort konnten wir fein frühstücken und die Zeit bis 07:00 so halb wach und schlafend verbringen.
Dann - unser Gepäck konnten wir im Restaurant deponieren - machten wir uns auf den Weg zu einer Travel-Agency. Extra Pech war nun aber dass diese Agenturen alle erst um 09:00 öffnen, noch mal 2 Stunden Zeit totzuschlagen!
Hier ein Kaffe, dort ein Cola, sogar bei einem Geldwechsler in der Wohnung im 3. Stock waren wir, trotzdem sind wir pünktlich 09:00 die Ersten im Flugticketbüro.
Inlandsflug? Nach Mandalay? Das geht erst ab 09:30! Ach ja, hätte mich auch gewundert wenn es jetzt auf Anhieb geklappt hätte...
Machen wir uns also inzwischen auf den Weg Richtung Sule-Pagode, da gibt es auch Agenturen - vielleicht gehen deren Uhren anders.
Als wir da sind ist es ohnehin schon beinahe fast soweit und unser Anliegen wird entgegengenommen.
Nach Mandalay - so schnell wie möglich - bitte! Nach Mandalay gehen täglich jede Menge Flüge, viele aber schon am frühen Morgen. Mitfliegen kann da nur wer spätestens am Vortag so schlau war sich ein Ticket zu besorgen, ach ja: und noch dazu in Yangon war. Gefragt hätten wir in Hpa An ja auch aber: "Von hier nicht möglich..."
Jetzt die Konversation im Ticketbüro:
"Der nächste Flug geht um 11:00. Mister, den schaffen sie nicht."
"Übernächster?"
"14:00"
"Nehmen wir!"
"Geht aber über Heho, mit Zwischenlandung."
"Neeehmeen wiiiiiir!"
Flugtickets hatten wir schlussendlich, jetzt waren nur noch 2 Stunden abzubiegen bis wir zum Flughafen fahren wollten.
Zuerst im Park an der Sule, dann an der Strandroad beim Chinesen brachten wir die Zeit auch noch rüber.
Stadtpark, Yangon - kann nichts und kostet sogar Eintritt!
Am Flughafen noch ein wirklich spaßiger Check-In, und dann endlich ab in den Flieger. Der sich nach dem Abheben echt hart getan hat Höhe zu gewinnen - Scheiße aber auch - ich dachte schon wir fliegen mit dem Bodenfolgeradar im Tiefflug nach Heho!
Sollte aber scheinbar so sein, denn weder in Heho noch später nach Mandalay stürzten wir ab (sieht und liest man ja...).
Letzte Etappe: Taxifahrt nach Mandalay. Mittlerweile ist es nach 16:00, jetzt haben wir nur noch die gut 40km vom Flughafen in die Stadt vor uns.
Ein Stündchen dauerte die Fahrt und wir waren endlich am gewählten Hotel angekommen.
***
Um dieses Kapitel der jeweiligen Stimmung entsprechend darzustellen habe ich dann und wann zum Stilmittel der Übertreibung gegriffen.
Zahlen, Daten und Orte entsprechen durchaus den jeweiligen Geschehnissen, unsere Gemütslage war aber bei weitem entspannter als der Bericht vermuten lässt.
Zum Einen lag das an den netten Begleitungen und Begegnungen an allen Etappen dieser Ochsentour, zum Anderen hat sich bei uns schon so etwas wie der "Flow" eingestellt.
Take it easy ist auf ähnlichen Reisen, speziell aber in Myanmar sicher kein schlechtes Motto!
***
Buddhistische Weisheit zum Tag:
Wenn du zwei Groschen hast, kaufe dir für einen Groschen Brot, für den anderen aber Blumen für deine Seele.
Aufbruch: | 15.02.2011 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.03.2011 |
Thailand