Projekt X – Ein Jahr durch Asien.
Indonesien: 28.07. – 02.08.2011 Baliem-Tal auf Papua V
Das Flüstern am abendlichen Feuer in der Küche (siehe letztes Kapitel) wird verständlich, wenn man ein kleines bisschen über die Geschichte von West-Papua (der Ostteil der Insel Papua ist heute der Staat Papua-Neuguinea) weiß:
Die ehemalige Kolonialmacht Niederlande entließ einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg Indonesien in die Unabhängigkeit - außer West-Papua. Der (inoffizielle) Grund waren die umfangreichen Bodenschätze, vor allem Erdöl.
Erst 1963 gelang es der indonesischen Regierung, West-Papua zugeordnet zu bekommen - allerdings gegen den Willen der meisten dortigen Einwohner. Diese wollten lieber unabhängig sein, und wollen das bis heute. Bodenschätze (Erdöl, Mineralien) und andere Ressourcen (Holz) gibt es immernoch, so dass die indonesische Regierung keinerlei Interesse an einer Unabhängigkeit West-Papuas hat.
Um Aufstände zu vermeiden, werden die Einheimischen auf West-Papua mithilfe einer umfangreichen Militärpräsenz massiv unterdrückt. Revolten werden blutig niedergeschlagen. Menschen, die offen den Wunsch nach Unabhängigkeit äußern oder die west-papuanische Flagge hissen, werden verhaftet und gefoltert. Oftmals "verschwinden" diese Menschen auch.
Verschiedenen Quellen zufolge haben bis heute ca. 100.000 West-Papuaner ihr Leben verloren.
Das ist ein sehr trauriges Kapitel in der indonesischen Geschichte. Was also auch immer an diesem Abend in dem verräucherten Küchen-Honai bei Kerzenschein besprochen wurde - die Angst vor umher schleichenden Militärspitzeln ist nur allzu verständlich.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück packen Kosman, Vonnie und Chris zusammen. Ich versuche währenddessen, die kleinen (und irgendwie außerirdisch aussehenden) Spinnen zu fotografieren, die ebenfalls in den Bananenstauden herum hängen. Leider habe ich die Bedienungsanleitung meiner Kamera nicht dabei (und diese auch noch nicht richtig studiert) - ich schaffe es einfach nicht, auf die kleinen Viecher zu fokussieren.
Insgeheim ärgere ich mich, aber nicht sehr lange. Bald steht das halbe Dorf hinter mir und fiebert mit: Bei jedem misslungenem Versuch tönt es "Oooooooooooooooooooooh!". Ich habe großen Spaß! Und bedanke mich insgeheim bei meiner mangelnden Vorbereitung.
"Leider" gelingt mir nach einer Weile ein Foto. Jetzt sind alle erleichtert: "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaah!". Hihi.
Die kommen doch garantiert von einem anderen Planeten!
Bald ziehen wir los - auf der anderen Seite des Tales geht es wieder zurück Richtung Wamena. Der Abschied von allen ist herzlich und Kosman muss immer wieder übersetzen, dass ich mich für eine unglaubliche Zeit bei unseren Gastgebern bedanke.
Zurück geht es auf der anderen Seite des Baliem.
Chris bekommt Lust auf frischen Fisch zum Abendbrot. Also werden 2 Fischer herbei gerufen.
Das Angebot wird geprüft, der Preis verhandelt.
Und wir tragen unser Abendessen in einer wunderschönen schwarzen Plastetüte nach Hause.
Inzwischen haben uns einige der Dorfbewohner eingeholt - schwer beladen und die Meisten sogar barfuß. Sie sind auf dem Weg zum Markt.
Es gibt ein letztes Foto.
Kaum zu Hause angekommen, trommelt Chris einige Freunde zusammen. Die Fische werden geputzt und wir bekommen ein köstliches Abendessen!
"Hotels soooo expensive now!". Kosman hat recht. Die Hochsaison hat begonnen, die Hotelpreise haben sich damit nahezu verdoppelt. Er bietet mir an, meine letzte Nacht bei ihnen zu Hause zu verbringen. Ich zögere keine Sekunde und nehme selbstverständlich an.
Am frühen Abend fahren wir noch einmal "in die Stadt", nach Wamena. Kosman möchte einige Fotos des Treks ausdrucken lassen - ist jedoch entsetzt über den Preis. Ich bin es eigentlich auch. Aber weil ich bisher 3 spektakulär schöne Tage mit ihm und seiner Familie hatte, schenke ich ihm die Fotos.
Am nächsten Morgen bringt mich Kosman zum Flughafen. Wir sind beide traurig. Er geht bald, weil seine neuen Kunden angekommen sind und er nach ihnen sehen muss. Ich checke ein und warte am Gate auf meinen Abflug.
Nach einer Weile steht Kosman noch einmal vor mir. "I came back to say good bye to you again.", strahlt er mich an. Ich bin - wieder einmal - total gerührt. Und wir verabschieden uns noch einmal.
In Jayapura muss ich umsteigen. Während ich auf meinen Weiterflug nach Makassar auf der Insel Sulawesi warte, verwickelt mich Irfan in ein Gespräch. Er fliegt ebenfalls nach Makassar.
Nach einer Weile findet er es allerdings lustiger, unser Gespräch per SMS fort zu setzen - obwohl wir nebeneinander sitzen. Ich bin immernoch traurig, so tut die Ablenkung gut. Seine witzigste SMS lautet: "You have beautiful fress."
Aufbruch: | 20.06.2011 |
Dauer: | 18 Monate |
Heimkehr: | 31.12.2012 |
Malaysia
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