Claire und Maxim auf Reisen
Viet Nam: Sa Pa - Mountainbiketour
82. bis 84. Tag: Donnerstag bis Samstag, vom 27. bis 29. Oktober 2005
Wir buchen uns ein "Rund-Um-Sorglos-Paket", bei dem wir drei Tage auf dem Fahrrad durch die Berglandschaft noerdlich von Hanoi fahren: Jeweils die Hin- und Rueckfahrt sind im Nachtzug, zwei Naechte bleiben wir in einfachen Unterkuenften in den Doerfern entlang unserer Strecke und Ausstattung sowie alle Mahlzeiten sind inklusive.
1. Tag:
Unsanft werden wir durch das heftige Klopfen des Schaffners geweckt als wir in den Bahnhof von Lao Cai einfahren. Der Bahnsteig ist ziemlich voll mit Passagieren und Schleppern, die wir wieder erfolgreich abschuetteln.
Am Ausgang finden wir tatsaechlich unsere Namen auf einem Papier in den Massen.
Nach einer Stunde Busfahrt bergauf, erreichen wir das kleine Staedtchen Sa Pa, wo wir in dem Reisebuero von "Handspan" abgesetzt werden.
Bergstaedtchen Sa Pa
Im Hotelbistro gegenueber duerfen wir uns mit unserem "All-inklusiv"-Trip in der Karte das Fruehstueck aussuchen. Gleich faellt unser Blick auf ein Fruechtemuesli mit Joghurt.
Gestaerkt ziehen wir uns um und fahren mit den superleichten, modernen Mountainbikes erste Runden. Natuerlich bedauern wir gleich, dass wir nicht unsere Radlerhosen dabei haben.
Wir lernen unseren dritten Mann kennen. Ralph aus Australien ist 58 Jahre alt und sportsuechtig. Mit seinem eingeflogenen Bike faehrt er jetzt seine dritte Woche durch Vietnam.
Mit unserem Guide "Hong" und dem Begleitbusfahrer "Hom" erreichen wir einen Wasserfall, dem wir ueber eine Bruecke naeherkommen. Zur Zeit fuehrt der Wasserfall wenig Wasser. Im Gegensatz zu den rauschenden 'Falls' in Suedafrika, fliesst das Wasser ueber die Felswand wie ein Bach, statt wie von einer Stufe.
"Silver Fall"
Als wir am ersten Gipfel ankommen, geht's endlich auf die Raeder. 30km bergab. Eine schoene Strecke und mit den waermenden Flies am Leib, ist es eine sowohl gemuetlich-kuschelige, wie eine schnelle, kurvige Abgfahrt im Nebel. Das macht richtig Spass wieder auf dem Sattel zu sitzen! Aber irgendwie fuehlt man, dass man sich dieses Herabrollen eigentlich nicht durch eine steile Bergauffahrt verdient hat.
Egal, denn die huegeligen Phasen kommen als bald...
Unsere Route fuehrt durch eine sehr gruen, feuchte Landschaft. Manchmal bilden die unterschiedlich gruenen Reisfelder ein Muster in Tal und Berg, das wie Treppenstufen, manchmal wie ein Puzzel oder Wellen aussieht...
Reisfelder, kurz vor der Ernte
In den Feldern sehen wir spitze Huette und Wasserbueffel...
Gluecklicherweise macht der dichte Morgennebel bald der Sonne Platz, die dann aber auch richtig auf der Haut brennt.
Hong kennt die Gegend gut, schliesslich radelt er oft mit seinen Gruppen hier vorbei. Auch zu den Einwohnern dieser aermlichen Region pflegt er den Kontakt und kann uns somit deren Lebensweise vorstellen.
Ueber eine sehr wackelige Haengebruecke, fuehrt der Weg zu einer Familie von Reisbauern. Sie sind von der Minderheit der "Black dressed". In diesem Dorf wohnen insgesamt drei Minderheiten friedlich nebeneinander, ohne sich jedoch untereinander zu verheiraten.
Das Haus besteht aus einem grossen Raum, der als Wohn- und Schlafzimmer, als Kueche und Speisekamme dient. Unter dem Dach sind riesige Reissaecke im Lager. Wegen der schlechten Qualitaet, kann es aber nicht verkauft werden, sondern wird als Futtermittel fuer die Tiere verwendet.
Bueffel dienen als Arbeitstiere, Huehner und Schweine werden verkauft, um mit diesem Geld sich Artikel der "neuen Welt" leisten zu koennen: Farbfernseher, DVD-Player oder Motorbike...
Ohne Zwischenstufe hat der Einzug der ersten Welt in die dritte stattgefunden.
Wieder auf dem Sattel, geht es ueber Stock und Stein, bergauf und bergab.
Bei einem anderen Bauern wird uns der Anbau einer Knolle (aehnlich wie Maniok) gezeigt, aus der die typischen Glasnudeln hergestellt werden.
Glasnudelherstellung
Der weisse, gallertartige Teig wird, nach dem Pressen durch eine Holzkiste mit Loechern, auf Matten in der Sonne getrocknet.
Wir lernen: Glasnudeln sind keine Reisnudeln!
Der stolze Bauer lagert seine Glasnudeln im Schlafzimmer
Wir radeln durch eine Landschaft, die touristisch noch sehr unerschlossen ist.
Auf dieser Tour begegnen wir wenigen Autos und Motorbikes, aber vielen Fahrraedern. Sportliche Jungs machen kleine Rennen mit Maxim und Ralph. Welche Kraft die Burschen haben, nur mit einem Gag halten sie gut mit, auch am Berg.
Unsere Fahrt fuehrt vorbei an kleine, entlegene Doerfer und einzelne Haeuser entlang der Strasse.
Staendig wird uns "Hello, hello!" zugerufen und gewunken. Westliche Gesichter und leuchtenden Bikes fahren hier aeusserst selten durch. Manche Kinder quieken vor Freude oder laufen uns hinterher. Man schafft es garnicht allen zurueckzuwinken. Aus den Reisfeldern kommen Zurufe unter spitzen Hueten hervor. Viele Felder werden bearbeitet oder gerade geerntet.
Ralph und Claire
Fruchtiger Pausensnack: Riesenpapaya, koestlich!
Frauen auf dem Weg ins Feld
Teeplantage
Wir erfahren, dass nur die ganz jungen Triebe und Blaetter des Busches gepflueckt werden. Diese Blaetter werden anschliessend zu gruenem Tee getrockenet oder oft auch geraeuchert. Wenn sie fermentiert werden, erhaelt man schwarzen Tee.
"Hello! Hello!"
Minderheit: "Die Buntgekleideten"
Motorbike als Viehtransporter (schreiendes Schwein auf dem Gepaecktraeger)
Wir kommen nach 90km heute, erschoepft in Then Tuc an.
2. Tag:
Am Vormittag radeln wir hinunter ins Tal um eine 6km lange Schleife um den Fluss zu fahren.
Dabei besuchen wir eine Familie, die Schweine zuechtet. Allerdings steht das Haus auf Stuetzen und der Stall befindet sich unter dem Haus. Uns trennt nur ein schwingender Bambusholzboden von den Tieren...
In dem "aufgebockten" Haus findet das gesamte Leben wieder in nur einem Raum statt: In einer Ecke ist die Feuerstelle mit Kochutensilien. Dort brennt immer ein Feuerchen und es ist alles schwarz verrust. Gegenueber davon ist die Sitz- und Speiseecke auf einer sauberen Matte mit Kissen.
Teerunde beim Schweinebauern
In unsere Mitte wird ein Tablett mit kleinen, dreckigen Glaesern mit kaltem Tee gestellt. Hinter uns, sowie auf der anderen Seite des Raumes liegen Matten hinter leichten Vorhaengen - Schlafplaetze der gesamten Familie.
Hong unterhaelt sich mit dem Vater, der sich gelassen eine Wasserpfeiffe stopft und raucht. Er erzaehlt, dass er 7 Kinder hat, wovon die Aelteste 32 Jahre alt ist und die Juengste etwa 20. Alle wohnen hier und sogar ein 3jaehriger Enkel.
Die Pause in der Mittagshitze tat gut und so balancieren wir zurueck ueber den wackeligen Boden. Keiner will zu den Schweinen durchbrechen, aber eigentlich ist es doch sehr stabil!
Unsere Rundfahrt ist ziemlich steinig und wir freuen uns ueber eine angenehmere, asphaltierte Strasse die letzte Etape des Tages zu bestreiten. Diese wird aber recht steil und so steigt Claire in den Van. Maxim faehrt eisern mit Ralph vor.
Oben angekommen geniessen wir eine herrliche Aussicht vom Pass
Danach geht es erstmal wieder 20km bergab nach Than Uyen, wo wir sehr einfach, aber super lecker von drei jungen Frauen bekocht werden. Wir muessen aufpassen, dass wir nicht zu viel essen...
Nach insgesamt 90km, erreichen wir Hoa Mac noch vor 18:00.
3. Tag:
Die oeffentlichen Lautsprecher beginnen um 4:50 dem einfachen Volk mit lauter Musik, letzten Nachrichten und Morgengymnastik das Aufstehen zu erleichtern, wie grosszuegig.
Mit Ohrstoepseln versuchen wir einigermassen weiterzuschlafen, aber es bleibt bei anderthalb Stunden schlafgestoertem Liegen. Erst als wir uns um 7:00 auf den Weg zum Fruehstuck machen, hoert das Geplaerre auf.
Heute haben wir Glueck, denn Hong macht Pancakes fuer uns, die zusammen mit Zucker, Zitrone und Bananen richtig lecker sind. Natuerlich essen wir zuviele und steilen Haenge lassen sich mit vollem Bauch nur langsam erklimmen. Ausserdem tut inzwischen der Hintern nach 2 Tagen ungeuebtem Fahrradtrekking ganz schoen weh. ;-/
Bald faengt es an zu regnen. Mit unseren Regenjacken halten wir unseren Leib zwar trocken, doch der Rest des Koerpers schlammt von Kopf bis Fuss ein. Wir werden sozusagen "klatsch-matsch-nass".
Nach einigen schwierigen Huegeln wird der Routenverlauf zwar einfacher und flacher, aber wir muessen uns durch Dauerregen kaempfen. Die Kamera bleibt im Begleitbus.
Wasser von oben, Strassendreck von unten und das Gesicht hat bald ungewoehnlich viele Sommerprossen. Wir entscheiden uns jedoch nicht zum Mittagessen anzuhalten, denn bei einem Stop wuerden wir durch die nasse Kleidung stark abkuehlen und zum Aufhoeren ist es noch zu frueh. Also bleiben wir fest auf unserem Sattel, statt anzuhalten. Bis nach Lao Cai sind es noch 40km und die sitzen wir mal auf der rechten, mal auf der linken wunden Arschbacke ab...
Um 16:00 erreichen wir endlich den Bahnhof und erhalten unsere wohlverdiente heisse Dusche in einem Hotel.
Am 3. Tag 70km, macht insgesamt 250km in drei Tagen!!
Klatschnass in Lao Cai angekommen
Im Restaurant gegenueber des "Ga Lao Cai" (Ga wie frz. "Gare" = Bhf von Lao Cai) suchen wir uns ein leckers Essen aus. Wir spueren alle Muskeln und wissen was wir geschafft haben. Der innere Schweinehund ist zufrienden.
Zufaellig treffen in diesem Restaurant auch unsere beiden Bekannten Nadia und Cletto aus Italien nach ihrem Sa Pa-Trip ein.
Wir freuen uns sehr darueber und warten gemeinsam die Abfahrt des Nachtzuges nach Hanoi ab.
Nadia und Cletto
Aufbruch: | 05.08.2005 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 15.03.2006 |
China
Hongkong
Vietnam
Halong Bucht
Neuseeland
Australien
Brasilien
Peru
Chile