Peru erwartet uns
Sexywomen
Nein, die Anlage heisst Sacsayhuamán, aber weil der Name ein Zungenbrecher ist, wird sie oft Sexywomen genannt. Es war ein riesiger Tempel oder ein Zeremonienbezirk. Wie die riesig grossen Steine vor gut 500 Jahren bearbeitet und hierher transportiert wurden, bleibt ein Geheimnis. Fasziniert schlenderten wir durch die Anlage und merkten, dass sie uns immer mehr Fragen stellte. Fragen, die weder unsere heutige Führerin, noch René beantworten konnten. Weil die Wissenschaft einfach noch immer zu wenig weiss über die Techniken der Inkas.
eine gewaltige Anlage, die Spanier hatten sie versehentlich als militärische Festung angesehen und darum versucht, sie zu zerstören.
Vom obersten Punkt hatte man auch eine grandiose Aussicht auf die Dächer von Cusco. Von hier oben konnten wir die Landung eines Flugzeugs auf dem Flugplatz beobachten, um den herum inzwischen die Stadt gewachsen war, was die Starts und Landungen ziemlich spektakulär macht. Am Montag werden wir selber da starten.
Nach einem kurzen Besuch beim Inka-Grabmal Kenko, fuhren wir über den Pass ins Valle Sagrado, ins heilige Tal. Hier wo schon seit Jahrhunderten Kartoffeln und Mais kultiviert werden, liegen viele der faszinierenden Inkastätten. Das erste Mal seit einer Woche kamen wir wieder etwas tiefer, das Valle Sagrado liegt auf durchschnittlich 2800 m, während Cusco auf 3400 liegt.
Bei einem kleinen Schild am Strassenrand hielten wir an. Darauf stand Awana Kancha und der Ort entpuppte sich als lebendes Museum. Hier werden die verschiedenen Lama und Alpaka-Arten gehalten. Und sogar Vicunas leben hier und können aus nächster Nähe beobachtet werden. Viel Spass machte es uns, die Alpakas zu füttern und ihnen tief in die Augen zu sehen.
Ausserdem gab es sehr interessante Vorführungen über die Verarbeitung der Wolle. Noch immer wird sie von Hand gesponnen mit einer einfachen Spindel. Danach wird sie mit Naturfarben gefärbt und endlich verwoben. Die Frauen, die uns ihre Webtechnik vorführten, benutzten den Hüftwebstuhl, der um die Hüften gebunden, nur Stoffbahnen in Hüftbreite erlauben.
Danach machten wir einen kurzen Besuch auf dem Markt von Pisac. Wie in Cusco fiel hier vor allem der schön gearbeitete Silberschmuck auf. Schöne Anhänger und Armbänder mit eingearbeiteten Steinen. Verkauft wird nach Gewicht. Auch wenn unser Souvenirbedarf unterdessen gedeckt ist und man bereits zusätzliche Taschen kaufen musste, bleibt die Faszination Markt. Diesmal war ich an der Reihe, eine Reisetasche zu kaufen. Darf gar nicht daran denken, wie ich mit all meinem Gepäck die Gewichts- und Gepäckbestimmungen für den Inlandflug am Montag erfüllen soll.
Von einer alten Frau, die ihr Grosskind auf dem Rücken trug, kaufte ich ein paar Cocabonbons. Die Cocablätter kauen wir nicht mehr so oft, dafür haben wir die Caramellos entdeckt. Die Frau hiess Benedictine und ihr zweijähriges Enkelchen Lisa Cecilia. Vielleicht hatte sie heute die Betreuung übernommen und damit sie besser auf sie aufpassen konnte, wenn sie arbeitete, hatte sie sich die Kleine auf den Rücken gebunden.
Später kamen wir nach Urubamba, wo wir unsere grossen Koffer und Reisetaschen im Hotel deponierten. Wir werden morgen hier übernachten, fahren heute mit kleinem Handgepäck nach Aguas Calientes.
Etwas ausserhalb Urubamba gibt es eine grosse Hazienda die zum Touristenrestaurant umgewandelt wurde. Wie in verschiedenen Lokalen auf dieser vielbefahrenen Strecke wird ein Buffet angeboten. Das ermöglicht es allen Reisenden genau das zu wählen, was man mag, ohne sich vorher durch spanische Speisekarten durchschlagen zu müssen. Sie mögen etwas verpönt sein, diese Touristenabfertigungen, wenn sie aber so fein und schön daher kommen, wie die Hazienda Alhambra, kann man gar nichts dagegen haben. In grossen Pavillons waren die Tische aufgestellt und ausserdem konnte man im grosszügigen schön gepflegten Garten ein paar Aras und Lamas zusehen. Alles in allem ein sehr angenehmer Aufenthalt zum Entspannen.
Nach dem feinen Essen war ein Verdauungsspaziergang angesagt. Der führte uns in Ollantaytambo hinauf zu der Inkafestung. Für mich nebst Machu Picchu eine der eindrücklichsten Anlagen. Auf hunderten von Terrassen wurde Gemüse angebaut. Man vermutet, dass hier geforscht und ausprobiert wurde, was in welcher Höhe am besten gedeiht. Dank den vielen Mauern, die die Terrassen abschliessen und während den heissen Tagen Wärme abgeben, und diese in den kalten Nächten speichern, entstand auf allen Höhen ein eigenes Mikroklima, das es ermöglichte, hier auch Kulturen anzupflanzen, die nicht für diese Höhenlage geeignet sind.
Das Unglaublichste an dieser Anlage aber sind die Steine, die ganz oben sind. Sehr fein gearbeitet und perfekt ineinander verkeilt. Die Steine kommen aus einem Steinbruch hoch oben auf der anderen Talseite. Wie die Inkas das geschafft haben, die Steine vom Berg herunterzuholen und hier auf der anderen Talseite wieder hinauf zu schleppen scheint völlig unmöglich. Bearbeitet wurden sie übrigens mit Sand, denn Metall kannte man noch nicht. Auch das Rad war noch nicht bekannt und damit keine Wagen. Diese hätten aber auch nicht viel genutzt, denn starke Tiere, die die Wagen hätten ziehen können kamen erst mit den Spaniern. Lamas, die schon vor den Inkas als Haustiere gehalten wurden, können höchstens 30 - 40 kg tragen. Die einzige Arbeitskraft waren die Menschen, das Volk. Und davon scheint es genug gehabt zu haben.
Die restliche Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges vertrieben wir uns, wie könnte es anderes sein, auf dem Markt von Ollantaytambo.
Gut hatten wir wirklich nur das Allernötigste für eine Übernachtung dabei. Der Zug nach Aguas Calientes bot wirklich keinen Stauraum und war bis auf den letzten Platz ausgebucht. In unserem Abteil sass ein junger Japaner. Er schien unendlich müde zu sein. In den kurzen Sequenzen, wenn er nicht gerade schlief, schaltete er seine winzige Videokamera ein und filmte die Fahrt. Dabei vergass er auch nicht einen Schwenker auf Mr. Woodman zu machen. Bestimmt wird er sich zu Hause wundern, was er da alles aufgenommen hatte. Nach einer wunderschönen Fahrt entlang dem Urubamba kamen wir nach Sonnenuntergang in Aguas Calientes an.
Als ich die Türe zu meinem Zimmer öffnete, glaubte ich, das Geräusch käme von einem Gerät, einer Klimaanlage zum Beispiel. Aber ich fand keine, sondern merkte, als ich die Terrassentüre öffnete, dass das der Fluss war, der gleich hinter dem Hotel vorbeifloss. Vielleicht müsste man sagen, vorbeischoss, denn das Gefälle wurde nur durch die vielen Steine etwas abgebremst. Und genau das verursachte diesen Lärm, der den ganz bestimmten Flair dieses Ortes ausmacht.
Daneben ist Aguas Calientes aber ein äusserst pittoresker Ort, der eigentlich nur aus Hotels und Restaurants besteht. Die Restaurants sind sehr hübsch eingerichtet, haben aber einen überfüllt gemütlichen Stilmix, der nur schwierig zu beschreiben ist. In einem dieser Restaurants, im Indio Feliz geniessen wir ein wunderbares Nachtessen. Während die Männer Proteine in Form von Pasta bunkern, halten wir Frauen uns an eine feine Tomatensuppe. Wir wollen morgen den Waynapicchu erobern. Das ist auch der Grund, dass ich früh ins Bett gehe und ohne Reisebericht sehr bald einschlafe. Werde morgen alle Kraft brauchen, wenn ich mein Vorhaben umsetzen will.
Einmal nicht aufgepasst, schon hatte er sich in den Führerstand gehangelt. Bis er da wieder raus kam, brauchte es ziemlich viel Überzeugungskraft.
Mr. Woodman ist heute fast ein wenig eingeschnappt. Auf Saxsayhuamán hat mich eine Frau auf Spanisch gefragt, wie denn die Geschichte mit meinem Affen weitergegangen sei. Sie muss ihn in Nasca an der Poolbar getroffen haben und wollte nun wissen, wie es ihm gehe. Nachdem ich ihm das erzählt hatte, meinte er, dass er in Zukunft auf all unsere Ausflüge mitkommen wolle. Darum durfte er am Abend mit auf den Zug nach Aguas Calientes, wohin wir mit kleinstem Handgepäck reisten.
Und der Schlingel schaffte es doch tatsächlich, dass er von der freundlichen Zugbegleiterin ebenfalls einen Snack erhielt. Er durfte sogar auswählen zwischen Schokolade und Salznüsschen. Er wählte die Nüsse.
Aufbruch: | 30.08.2011 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 25.09.2011 |