Peru erwartet uns

Reisezeit: August / September 2011  |  von Beatrice Feldbauer

Gebeine

Sind wir wirklich erst gestern angekommen? Soviel haben wir heute erlebt, dass das fast nicht zu glauben ist. Wir sind am Abend in einem kleinen Paradies angekommen, nachdem wir durch oede Wüsten gefahren sind. Doch der Reihe nach.

Aufstehen war kein Problem, die innere Uhr war noch nicht ganz umgestellt und so trafen wir uns schon früh beim Frühstücksbuffet. Koffertragen ist out, das erledigte der Hotelpage, wir brauchten ihn nur am Morgen vor die Türe zu stellen. Den Koffer natürlich, nicht den Pagen.

Um acht fuhren wir in die City von Lima. Bei der Plaza San Martin, wo hoch oben der San Martin auf dem Ross reitet, stiegen wir aus und erkundeten die Stadt zu Fuss. Lima, eine Millionenstadt mit gleich viel Einwohnern, wie die ganze Schweiz.

die ganze Gruppe vor der Kathedrale von Lima

die ganze Gruppe vor der Kathedrale von Lima

Kurzer Flirt mit den Polizisten

Kurzer Flirt mit den Polizisten

Es gab viel zu bestaunen und nicht alles hatte mit der Architektur der Stadt zu tun. Da stossen drei Männer in Arbeitskleidung ein Gerüst durch die Stadt, dort fährt einer mit einem abenteuerlichen 3-Rad-Vehikel, beladen mit Bauschutt. An der Ecke warteten sechs Polizisten mit Schutzschild. Freudig nahmen sie Ruth und Romy in die Mitte und posierten gut gelaunt fürs Foto. Warum sie hier stehen, wollte ich wissen, ob irgend etwas los sei. Nein, meinte einer, das sei eben Tradition, dass sie hier die Plaza de Armas kontrollieren würden und für alle Eventualitäten gerüstet wären.

Sie standen noch immer am gleichen Ort, als wir zwei Stunden später wieder bei ihnen vorbei kamen. Es sind keine Eventualitäten vorgekommen, dafür kamen wir gerade Recht zur mittäglichen Wachablösung, die mit grossem Pomp, vielen rot uniformierten, Stechschritt laufenden Soldaten und mit Musik und Trara vor dem Regierungspalast vorgeführt wurde.

In der Kathedrale von Lima: eine Nonne bügelt das Altartuch. Fast hätten wir laut losgeprustet, so skuril war die Szene.

In der Kathedrale von Lima: eine Nonne bügelt das Altartuch. Fast hätten wir laut losgeprustet, so skuril war die Szene.

Vorher haben wir in der Kathedrale das Grab Pizzarros bestaunt. Was für ein Luxus. Eine ganze Seitenkapelle komplett mit winzigen Mosaiksteinchen gestaltet. An Boden, Wänden und Decke blieb kein Quadratmeter frei. Die Bilder zeigen Stationen aus dem Leben des Eroberers. Und im Sarg liegen die Gebeine.

Mit Gebeinen beschäftigen wir uns noch mehr. Wir besuchten die San Franzisco-Kirche. Bestaunten die einmaligen Ornamente, die aus dem arabischen Einfluss stammten. Die Keramikplatten wurden 1620 aus Spanien importiert. Natürlich studierten wir auch die grosse Abendmahlszene im Speisezimmer, wo in der Mitte des Tisches ein Meerschweinchen aufgetischt wird.

Danach stiegen wir hinunter in die Katakomben unter der Kirche. Da konnte einem schon das Gruseln kommen, wenn man die vielen Knochen sah, die da schön geordnet nach Grösse in den vielen Gräbern lagerten. Früher war hier der öffentliche Friedhof der Stadt. Die nette Studentin die uns durch die engen Gänge führte, erklärte, womit früher gebaut wurde. Steine wurden mithilfe eines Gemischs aus Sand und Eiweiss zusammengefügt. Die müssen einen riesigen Eigelb-Ueberschuss gehabt haben damals, ob damit wohl Kuchen gebacken wurden?

In der wunderschönen San Francisco-Kirche mit ihren geometrischen Dekorationen.

In der wunderschönen San Francisco-Kirche mit ihren geometrischen Dekorationen.

Schauerliche Entdeckungen in den Katakomben

Schauerliche Entdeckungen in den Katakomben

Im alten Brunnen lagerten Schädel und am Schluss überlegte ausgerechnet Martha, die nur mit Schaudern in den Untergrund gestiegen war, ob wohl beim letzten Knochendepot vielleicht ein neuer Hüftknochen für sie dabei wäre.

Nach dem muffigen Labyrinth waren wir froh, wieder an die frische Luft zu kommen. In der Kapelle wurde derweil eine Anbetung der Heiligen Teresita gehalten. Rosenblätter lagen vor dem Portal und schwarz gekleidete Frauen mit Spitzentüchern vor dem Gesicht verteilten Heiligenbilder.

Auf dem Rückweg zur Plaza de Armas begegnete uns der Bettler mit dem angekleideten Hund, den ich schon bei einem früheren Besuch fotografiert hatte. Der Hund hatte sich umgezogen und seine Brille sass ihm auch nicht mehr so schick im Gesicht.

Unser Bus brachte uns zu einem Tankstellenshop, wo wir individuell einen kleinen Imbiss einkauften. Interessant, was für Produkte es da gibt, wie Sandwiches angeboten werden, welche Vielfalt von Chips hier produziert wird. Hier begegneten wir zum ersten mal dem Inca Cola, einem Süsswasser, das es nur in Peru gibt und von dem Rene gesagt hatte, dass es nicht schmeckt. Wir mussten ihm widersprechen, fanden es gut, auch wenn es nichts mit Cola zu tun hat und ziemlich süss schmeckt. Damit wäre bewiesen, dass auch Reiseleiter nicht immer Recht haben.

Das Zahlensystem der Inkas: Knoten in Schnüren

Das Zahlensystem der Inkas: Knoten in Schnüren

Wir kamen kaum dazu, unsere Einkäufe zu vertilgen, schon hielten wir in Pachacamac an. Auf einer riesigen Fläche wurde hier eine Stadt aus der Inkazeit gefunden, deren Ursprünge weit vor die Zeit der Inkas reicht. Im kleinen Museum zeigte uns Rene die überlieferten Schnüre, mit denen die Inkas Zahlen darstellten. Eine Schrift ist aus der Zeit nicht überliefert.

Durch das Gelände fuhren wir mit dem Bus. Wir besichtigen die alte Hauptstrasse, die durch den Ort führte und jetzt in aufwändiger Arbeit frei gelegt wird und beim Anstieg auf die Höhe des Sonnentempels kam unser Bus so sehr ins Holpern, dass wir uns drinnen wie in einem Schüttelbecher fühlten und kaum wussten, wo wir uns festhalten sollten.

Beim Hinunterfahren fiel der Effekt auf der löchrigen Strasse zu unserer Enttäuschung nicht mehr so stark aus. Oben aber stiegen wir zu Fuss noch ganz hinauf und genossen einen überwältigenden Blick hinunter zum tosenden Pazifik. Wild schlugen die Wellen ans Land und zum perfekten Bild fehlte nur noch ein blauer Himmel, der sich leider heute den ganzen Tag hinter einer dichten Wolkendecke versteckte. Das ist hier in der Gegend oft der Fall, weil der Humboldt-Strom aus dem Süden eine kalte Meeresströmung mitbringt, die oft Nebelwolken produziert.

Doch das konnte unserer ausgezeichneten Laune nichts anhaben. Auch nicht, dass es ziemlich kühl war. Wir waren ja bestens mit Jacken und Pullovern ausgestattet.

Der Weg führt hinauf zum Sonnentempel. Und weit hinten sieht man bereits den Pazifik

Der Weg führt hinauf zum Sonnentempel. Und weit hinten sieht man bereits den Pazifik

Bevor wir aufbrachen deckten wir uns bei den Händlern, die ihren Stand im Museumscafe aufgebaut hatten, mit den ersten Souvenirs ein. Farbige Wasserpfeifen und winzige Krippenszenen.

Weiter ging die Fahrt durch die Wüste. Interessant zu sehen, wie in der Nähe von Flussläufen die Gegend sich sofort in fruchtbare Landschaft änderte und dazwischen grosse Stein- und Sandwüsten lagen. Am Strassenrand standen manchmal verlassene Hütten, Hühnerfarmen, einfache Behausungen. Unvorstellbar, dass hier Menschen wohnen, aber die aufgehängte Wäsche zeigte uns, dass die Häuser bewohnt sein müssen. Auf den fruchtbaren Flächen wurde Mais angebaut. Wir sahen Artischocken, Paprika, Bananen und Orangenplantagen. Irgendwo hielten wir an und kauften feine Orangen, Mandarinen und Bananen an einem einfachen Verkaufsstand am Strassenrand.

Es war schon dunkel, als wir am heutigen Ziel ankamen. Im Hotel Hazienda in Paracas. Was für eine Anlage. Der Blick aus den riesigen Fenstern zeigte auf einen wunderschönen Pool, in dem sich im Licht der Gartenbeleuchtung die Palmen spiegelten. Hier bleiben wir eine ganze Woche, war die einhellige Stimmung, aber wir werden morgen trotzdem nach dem Frühstück wieder aufbrechen. Zu vieles gibt es noch zu entdecken. Vielleicht findet sich ja jemand zu einem Morgenbad ein.

der grosse Pool liegt im Dunkeln

der grosse Pool liegt im Dunkeln

Mr. Woodman verliess heute den Rucksack, in dem er sich bisher versteckt hatte und deckte sich erstmal mit Bananen ein. Er fand das wunderbar.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich bin so begeistert von Peru, dass ich am liebsten all meine Freunde und Bekannten mitnehmen würde. Morgen starte ich mit sechs Leuten. Wir werden alle Höhepunkte dieses faszinierenden Landes besuchen und ganz am Schluss noch ein paar Tage in meiner Lodge am Amazonas verbringen.
Details:
Aufbruch: 30.08.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 25.09.2011
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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