Peru erwartet uns

Reisezeit: August / September 2011  |  von Beatrice Feldbauer

Fussball

Der Morgen erwacht mit vielen Vogelstimmen im Wald. Nach dem Frühstück machen wir uns auf zur Lagune, die hinter der Lodge liegt.

Unterwegs zeigt May wie man mit der scharfen Machete harte kleine Kokosnüsse aufschlägt. Er hat sie zuerst am Ohr geschüttelt und gehört, dass darin Maden versteckt sind. "Sie schmecken nach Kokusnuss, sie haben ihr ganzes Leben nichts anderes gefressen", sagt er und steckt sich eine in den Mund. Kritisch sehen wir zu, wie er sie isst und nur Beat traut sich zuzugreifen, als er uns in der ausgestreckten Hand ebenfalls ein paar entgegenstreckt. "Hmmmm... stimmt, wie Kokosnuss", bestätigt auch Beat.

Ein Stecklein, das auf den Boden liegt - wie hat May bloss erkannt, dass das ein Tier ist?

Ein Stecklein, das auf den Boden liegt - wie hat May bloss erkannt, dass das ein Tier ist?

Weiter geht es durch den Dschungel, vorbei an dicken Baumstämmen, unter einem dichten Blätterdach. May macht uns auf grosse Blätter aufmerksam, die sich wie Plastik anfühlen. Man benutzt sie im Dschungel als Teller, oder um Essen einzupacken. Der Boden ist trocken, die Stege, die die Guias für die Regenzeit angebracht haben, werden heute nicht gebraucht.

Bald erreichen wir den See, wo uns Rudolfo mit dem Boot erwartet. Vorsichtig steigen wir ins schwankende Boot. Schön in der Mitte bleiben, die Balance behalten, dann funktioniert es. May und Fernando greifen zu den Rudern und rudern uns hinaus in die Lagune.

Still liegt das Wasser und spiegelt die Bäume des Ufers. Andächtig lauschen wir den Vogelstimmen, dem ruhigen Ruderschlag. Und dann breitet sie sich vor uns aus. Die Victoria Regia, die grösste Wasserpflanze, deren breite Blätter bis 4 Meter Durchmesser betragen können. Die Blüten öffnen sich weiss und rosa. Hier im ruhigen Wasser gedeiht sie das ganze Jahr. Die jungen Blätter kräuseln sich und strecken sich, als ob ein unsichtbares Bügeleisen sie glatt streichen würde.

Wir fahren weiter, geniessen die Fahrt mit allen Sinnen. Versuchen mit Augen, Ohren und Nase soviel wie möglich aufzunehmen von den Geräuschen des Waldes, dem Duft der dem Wasser und dem Wald entspringt und mit Augen und Kamera die wunderschönen Bilder einzufangen. "Halt", Fernando zeigt nach oben, da ist etwas. Erst nach einigen Erklärungen sehen wir es auch, ein Faultier hängt im Baum. Es ist ein Weibchen, man erkennt es an seinem Rücken. Regungslos hängt es da und ist mit seinem gescheckten Fell gut getarnt. Wir müssen schon sehr genau hinsehen, um es zu erkennen.

"Suchen wir eines mas cerca, eines das näher ist", meint Fernando und nimmt das Ruder wieder auf. Und tatsächlich, nicht weit vom ersten entdeckt er ein zweites, diesmal ein Männchen, etwas kleiner und mit der markanten Rückmarkierung. Es ist tiefer unten und versucht jetzt zu fliehen. Es scheint in Panik zu sein und greift mit seinen langen Armen weit hinauf, zieht sich hinauf. Aber alle seine Bewegungen sind trotz Eile so unglaublich langsam, dass es ziemlich komisch anmutet. Wir sehen ihm noch eine Weile zu, wie es der rettenden Baumkrone entgegeneilt - mit einer Geschwindigkeit von 4 m pro Stunde.

Wir kommen zum Ende der Lagune wo zwei grosse Vögel durch den Sumpf staken und nach Futter suchen. Heiss brennt die Sonne auf uns herunter. Bald erreichen wir wieder die Stelle wo wir gestartet sind und der Ausflug hat ein Ende.

knapp zu erkennen: der Peresoso zwischen den Aesten

knapp zu erkennen: der Peresoso zwischen den Aesten

Erfüllt von wunderbaren Bildern kehren wir zurück zur Lodge, wo bald alle in den Hängematten oder in den Betten liegen.

"Das ist das Camp der toten Fliegen" meint Rene, weil alle wie tote Fliegen herumliegen.

Die Zeit bleibt stehen, die Luft steht still, es sind unglaublich heisse 32 Grad bei 75 % Luftfeuchtigkeit. Und der Barometer fällt leicht, später wird es regnen. Ich habe die Wetterstation mitgebracht, weil ich endlich Antworten wollte auf die Fragen, die man mir immer nach diesen Angaben stellt. Ich merke dann immer wieder, dass es in unseren Welt Zahlen braucht, damit man etwas versteht.

Wenn ich erzähle, dass es heiss sei, dass ich Mühe mit der Hitze habe, will man immer genau wissen, wie das denn mit den Temperaturen sei, und wie hoch die Luftfeuchtigkeit genau ist.

Eine Neuinvestition im Dschungel

Eine Neuinvestition im Dschungel

Am späteren Nachmittag brechen wir wieder auf. Wir wollen ins nahe Dorf. Kaum haben wir das steile Ufer erklommen, die ersten Hütten erreicht, fängt es an zu regnen. Schnell flüchten wir uns in eine der Hütten, die wie durch Zufall etwas Ähnliches wie ein Restaurant ist. Jedenfalls kann man etwas zu trinken kaufen und es gibt ein paar Tische und Stühle. Interessiert sehen wir der Dorfjugend zu, die mit allen möglichen Gefässen vorbeiläuft und diese kurz darauf, gefüllt mit Wasser zurückschleppt. Unglaublich, welche Gewichte die kleinen dabei tragen. Lachend rennen sie durch den Regen.

Ich erinnere mich, dass ich am Schulhaus eine Dachrinne gesehen habe, von da holen die Kinder das saubere Wasser, das in den Häusern bestimmt hochwillkommen ist.

Es regnet Bindfäden und die Dorfjugend holt das Wasser von der Dachrinne des Schulhauses

Es regnet Bindfäden und die Dorfjugend holt das Wasser von der Dachrinne des Schulhauses

"Warum habt ihr an eurem Haus keine Rinne?" will ich vom alten Mann wissen, bei dem wir Unterschlupf gefunden haben. Es scheint, dass er dazu keine richtige Antwort hat. Vielleicht hat er sich das noch gar nie überlegt. Auf mein Drängen meint er dann, dass sowas eben teuer sei. Ich lasse es bei der Antwort, glaube aber, dass man sich das einfach noch gar nie überlegt hat.

Bald ist der Schauer vorbei, wir schlendern durchs Dorf. Beim Fussballplatz spielen die Kinder begeistert Fussball. Es gibt zwei Tore und einen Platz voller Pfützen. Das animiert auch unsere Männer, mitzumachen und so gibt es bald einen richtigen Match zwischen dem FC Fuente del Amazonas und der Dorfjugend. Vor allem Beat macht Eindruck. Wenn er im Angriff ist, weichen die Kinder zurück, sehen ihm verwundert nach. Es wird nicht so oft ein so grosser Mann mit ihnen Fussball gespielt haben. Sind die Menschen doch durchschnittlich kleiner als wir.

Das Ergebnis konnte ich nicht genau ausmachen, aber das Spiel schien allen sehr viel Spass gemacht zu haben.

Wir Frauen machten uns derweil auf, das letzte Haus des Dorfes zu besuchen. Ich hatte vom letzten Mal ein paar Fotos mitgebracht und die Familie freute sich darüber. Sofort lud uns das alte Familienoberhaupt ein, Platz zu nehmen und stellte mir seinen Plastikstuhl zur Verfügung. Die Frau zerschnitt eine Wassermelone die sie kurz vorher geerntet hatten. Dieser Nachmittag in der einfachen offenen Küche, wo die ganze Familie zusammen war, die Kinder am Hausaufgaben machen waren und auf dem Herd die Kartoffeln und der Reis kochten, wird bei uns bestimmt einen tiefen Eindruck hinterlassen.

In diesem Haus wurden wir herzlich empfangen.

In diesem Haus wurden wir herzlich empfangen.

Unsere Gastgeber: Miguel und Rosa. Rosa hat sich fürs Foto extra noch umgezogen.,

Unsere Gastgeber: Miguel und Rosa. Rosa hat sich fürs Foto extra noch umgezogen.,

FC Fuende del Amazonas - verstärkt

FC Fuende del Amazonas - verstärkt

Als wir zurück zu den Männern kamen, waren diese gerade dabei, sich Schweiss und Wasser aus dem Gesicht zu wischen. Sie waren bereit für die Gruppenfoto. Die Frauen des Dorfes hatten noch ein paar Handarbeiten aufgestellt, und baten, dass wir etwas davon abkaufen würden und dann war es höchste Zeit, zurückzufahren.

Die Sonne stand bereits tief und wir genossen den heutigen Sonnenuntergang auf der Rückfahrt zur Lodge. Zum Glück hatte May daran gedacht, eine Taschenlampe mitzunehmen, denn als wir bei der Treppe ankamen, war es bereits stockdunkel.

Mr. Woodman ist glücklich. Griselda zeigt ihm die Lodge und verspricht, dass sie ein paar kuschelige Ecken kenne. Ich glaube, die beiden warten nur noch, bis wir abgereist sind. Mr. Woodman hat so viel zu erzählen von seiner Reise durch Peru.

Ich glaube, dass sich die beiden ganz gut ergänzen.

... und wenn sie nicht gestorben sind...
- Happy End -

... und wenn sie nicht gestorben sind...
- Happy End -

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich bin so begeistert von Peru, dass ich am liebsten all meine Freunde und Bekannten mitnehmen würde. Morgen starte ich mit sechs Leuten. Wir werden alle Höhepunkte dieses faszinierenden Landes besuchen und ganz am Schluss noch ein paar Tage in meiner Lodge am Amazonas verbringen.
Details:
Aufbruch: 30.08.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 25.09.2011
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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