Peru erwartet uns
Sanddünen
Dieser Tag kann nicht mehr getoppt werden. Man war sich heute Abend beim einfachen Nachtessen in der Oase von Huacachina einig, dass der Tag einmalig, eindrücklich, einfach grossartig gewesen war.
Angefangen hatte er für mich lange vor dem Frühstück, als ich den Bericht vom Vortag ins Internet stellte. Als es draussen hell wurde, schob ich die grossen Vorhänge zur Seite und erkannte den Pool, der im Morgenlicht schimmerte. Ich zog die Badehose an und kurze Zeit später kneippte ich bereits im Pool. Das Wasser schien mir doch noch etwas frisch zu sein, aber als ich Xaver auf dem Balkon seines Zimmers sah und ausserdem Romy und Martha auf dem Weg zum Frühstück beim Pool vorbei kamen, wollte ich mich nicht blamieren und liess mich ins kühle Wasser gleiten. So kalt war es dann allerdings doch nicht, aber ich war trotzdem froh, als ich nach ein paar Minuten zurück ins Zimmer kam. Immerhin war ich einmal unter all den kleinen Brücken durchgeschwommen.
Nach dem Frühstück fuhren wir zum nahen Hafen in der Nähe des Hotels und warteten auf das Motorboot. Weil gestern hoher Wellengang war, konnten die Schiffe nicht rausfahren. Heute sei es etwas ruhiger, man warte nur noch auf das OK des Hafenchefs. Über den Wert solcher Aussagen machten wir uns keine weiteren Gedanken, da waren wir ganz einfach Touris, die eine Tour gebucht haben. Mit einer halben Stunde Verspätung ging es dann los. Rene hatte uns den Tipp gegeben, wenn möglich auf der linken Schiffsseite zu sitzen und weil den Tipp anscheinend nur wir bekommen hatten, besetzten wir gleich die ganze linke Seite des Bootes.
Wir fuhren hinaus zur Halbinsel. Hier wohnte eine Kolonie Pelikane. Einzelne Vögel hatten wir schon im Hafen gesehen, aber hier standen sie dicht gedrängt und präsentierten sich stolz den Besuchern. Mit ihren grossen Schnäbeln sind sie beindruckende Vögel. Sehr interessant ist es, wenn sie elegant tief über das Wasser gleiten und beim Landen die Beine zum Bremsen ausstrecken. Mit elegantem Schwung setzen sie sich ins Wasser und sehen fast aus wie Schwäne mit riesigen Schnäbeln.
Hinter den Pelikanen erkannte man das riesige Candelabre. Man weiss gar nichts über diesen überdimensionalen Kerzenständer. Nicht aus welcher Epoche er stammt, und auch nicht was er bedeuten soll. Die Gegend hier gehört zu den trockensten der Erde. Der jährliche Niederschlag beträgt nur 2 mm und so blieb die Figur im harten Fels über Jahrhunderte unverändert. Die sanften Formen des Geländes sehen zwar aus wie weicher Sand oder Erde, sind aber harter Stein, der vom Wind im Laufe der Zeit von allem losen und leichten Gestein befreit wurde. Wir konnten nicht aufhören die schönen Farbtöne zu bestaunen. Braun, gelb grün und rot fliessen ineinander und betonen die sanften Formen.
El Candelabre, wird auch Kaktus genannt, und niemand weiss, wer die Figur gemacht hat und welchem Zweck sie diente.
Nachdem wir alle unsere Fotos geschossen hatten, nahm das Schiff Kurs auf die vorgelagerten Inseln.
Es sind zwar nur ein paar Felsen im Meer, aber auf ihnen wohnen tausende von Meeresvögeln. Kreischend umkreisen sie die Felsen, lassen sich im Sturzflug ins Meer stürzen um einen Fisch zu schnappen oder sitzen auf den Steinen. Das Wasser schlug an die Felswände, füllte die Höhlen, zog sich zurück und schoss beim Aufschlagen meterhoch an die rauen Steine. Die Vögel blieben unbeeindruckt. Und auch die Seelöwen, die es sich in den Steinen gemütlich gemacht hatten, zeigten keine Regung. Und da unten standen mitten in der tosenden Brandung fünf kleine Humboldtpinguine und kletterten behände zur Wasserkante. Einer nach dem anderen tauchten sie ein. Hoch über uns kreisten die schwarzen Kormorane. Sie fliegen oft in grossen Schwärmen. Der Felsen, auf dem sie wohnen, ist vor lauter Vögel fast schwarz.
Die Seelöwen haben es sich in den Felsen gemütlich gemacht. Wie hoch die Wellen an die Felsen schlagen, kann man auf dieser Foto gar nicht erkennen, aber der Schiffsmotor kam ein paarmal an seine Grenzen.
Wir wussten kaum, wohin wir sehen sollten, überall Vögel, Gekreische, tosendes Meer. Unser Boot kam manchmal bedenklich nah an die Felsen, der Kapitän versuchte für uns die besten Orte für Fotos zu bekommen. "Anhalten ist unmöglich" erklärte Isabel, die nette Sprecherin, aber diese Erklärung hätten wir nicht gebraucht, wir fühlten ja selber, wie das Schiff mit den Wellen kämpfte, hatten aber überhaupt keine Zeit, uns darüber Sorgen zu machen, zu interessant war das, was wir zu sehen bekamen.
Wir fuhren am kleinen Strand vorbei, wo die Seehunde und Seelöwen ihre Jungen gebären. Rene hatte Recht gehabt mit seinem Tipp. Auf der linken Seite waren wir den Vögeln auf den Felsen am nächsten, konnten ungehindert beobachten und fotografieren. Viel zu schnell war die Zeit um, der Kapitän trat den Rückweg an. Kurz vor dem Hafen entdeckte Isabell in einiger Entfernung einen Delfin und sofort schwenkte das Schiff ab. Und wirklich, es war eine ganze Formation, die hier durch das Wasser glitt, ihre markanten Rückflossen zeigte und uns so zu einer zusätzlichen Attraktion verhalf.
Zurück am Ufer wartete der Schmuckverkäufer auf uns. Romy hatte ihm bereits eine Halskette abgekauft und er hatte ihr inzwischen das passende Armband und Ohrenringe besorgt.
Erfüllt mit tiefen Emotionen und Ohren voller Vogelgekreisch fuhren wir mit unserem Bus weiter und alle waren der Überzeugung, dass der Ausflug das schönste unserer Reise gewesen wäre. Die Gegend wechselte von Wüste wieder zu Agrarland. Hier waren es vor allem Trauben, die auf hohen Gestellen gezogen werden. Bald kamen wir in Ica an. Der Besuch einer Pisco-Fabrikation stand auf dem Programm.
Joel begrüsste uns und wir Frauen waren bald überzeugt, dass wir dem schönsten und charmantesten Vertreter des Hauses gegenüber standen. Er erklärte uns zuerst die Pflanzen, die zusammen mit dem Wein kultiviert werden. Darum sahen wir hier den ersten Bananenstrauch aus der Nähe mit fast reifen Bananen. Daneben ein Papayabaum, der voller Früchte hing. Der Weihnachtsstern rundete das ganze mit seinen tiefroten Blüten ab.
Bei der Presse zeigte uns Joel die Wannen, in die die Trauben nach der Ernte im März gefüllt werden. Ruth wollte genauer wissen, wie das mit dem Auspressen geht und so lud er sie ein, wieder zu kommen und mitzuhelfen, wenn im März mit blossen Füssen zu Musik getanzt und so nach alter Tradition der Saft aus den Trauben gepresst wird.
Im nächsten Becken stand eine riesige Presse. "Nur starke Männer wie ich sind imstande, diesen tonnenschweren Balken zu drehen und so auch noch die letzten Tropfen aus dem Resten des Tanzfestes herauszuholen", rühmte sich Joel. Der Traubensaft wird danach in tönerne Amphoren gefüllt und zwei Wochen lang fermentiert. Das Ergebnis ist ein Getränk, das nur während der Erntezeit getrunken wird und nie in den Verkauf kommt. Es wird Junger Wein genannt oder sacar ropa, was soviel heisst wie Hosen runter. Dies wegen der aphrotisierenden Wirkung, die ihm nachgesagt wird.
zwei Tonnen Trauben werden in die Wannen gefüllt dann kann der Tanz beginnen. Zu Musik mit blossen Füssen werden die Trauben ausgepresst. Erntezeit ist März, Helfer sind willkommen.
Wir gingen weiter und kamen zu einem grossen Loch. Dieses erwies sich als riesiger Tank in den bis zu 1500 Liter Wein gefüllt werden. Darunter ist ein grosser Ofen. Es werden nur bestimmte Holzarten benutzt um den Ofen auf Temperatur zu bringen und aus dem Wein den berühmten Pisco, das Nationalgetränk Perus zu brennen. Das ist bestimmt die grösste Destillieranlage, die ich je gesehen hatte.
Jetzt war es Zeit für die Degustation. Joel gab uns verschiedene Piscosorten zu versuchen. Er zeigte uns, welcher für die Zubereitung von Pisco sour benutzt wird und welche Sorten man eher pur trinkt. Auch seine anderen Prdukte durften wir probieren. Schokoladestückchen mit Feige, Konfitüre aus Feigen, Mangos und Guave.
Unser Appetit war angeregt. Wir assen im Restaurant, das zur ganzen Anlage gehörte, das Mittagessen. Es gab Rindfleisch nach Art der armen Leute und wir konnten nur staunen, was da alles dazugehörte.
Kurze Zeit später trafen wir in der Oase Huacachina ein. Diese liegt mitten in einer riesigen Sandwüste, die sich gleich hinter der Stadt Ica ausbreitet. Eine kleine Lagune liegt in der Mitte und rundum erheben sich die Sandberge.
Wir hatten eine Stunde Zeit im Hotel und ich inspizierte zum zweiten Mal an diesem Tag einen Pool. Nur ein paar Züge schwimmen, abkühlen, herunterfahren. Diesmal war ich nicht allein. Beat und Romy waren ebenfalls im Pool und Ruth leistete uns beim anschliessenden Sünnelen Gesellschaft. Ja, die Sonne zeigte sich inzwischen in ihrer ganzen Kraft. Hatte am Morgen der Himmel am Meer sich noch hinter einer dichten Wolkendecke versteckt, strahlte jetzt die Sonne und nur noch ein paar weisse Wolkensirren zogen ihre luftigen Linien am blauen Himmel.
unter Palmen liegen - und jede Minute geniessen. Denn sie ist kurz, die Zeit zum Entspannen - es geht gleich weiter ins neue Abenteuer
"Treffpunkt halb fünf bei der Rezeption. Zieht geschlossene Schuhe und eine warme Jacke an". Rene und ich hatten uns eine besondere Überraschung ausgedacht. Nicht zu Fuss wollten wir die Sanddüne erklimmen, nein, wir stiegen in einen dieser eigenartiger Sandbuggys. Mit starkem Motor und unter dröhnendem Lärm startete er, fuhr hinauf auf die Krete der Düne und da breitete sich eine unglaubliche Landschaft vor uns aus. Sand wohin das Auge schaute. Es blieb uns wenig Zeit zum Staunen, denn jetzt gab Boris, unser Chauffeur so richtig Gas. Es ging über die Ebene in schlingernden Kurven, hinauf auf die Kreten, hinunter in waghalsigen Schussfahrten. Fast übertönte unser Gekreisch den lauten Motorenlärm.
Wir wussten nicht, sollten wir schreien oder lachen und Boris schien eine diebische Freude an unserer Begeisterung zu haben. Zwischendrin gab es einen kurzen Halt zum Verschnaufen und dann ging die Höllenfahrt von neuem los. Ich hatte schon immer Berg und Talbahnen geliebt, hier bekam der Begriff eine ganz neue Bedeutung. Irgendwann hielten wir an, stiegen aus und bestaunten einfach nur die unwirkliche Gegend. Boris hatte inzwischen ein Skatebrett ausgepackt und surfte auf der steilen Rückseite des Grates an dem wir Halt gemacht hatten. Rene holte aus seinem Rucksack Becher und eine Flasche vom süssen Wein, den wir am Mittag probiert hatten und feierten wir die Sonne, die sich langsam zum Horizont senkte.
"Wenn die Sonne untergeht, wird es schlagartig dunkel" behauptete ich und das war wohl nicht sehr nett, denn vor lauter Angst, bei völliger Dunkelheit den Rückweg nicht mehr zu finden, sass die halbe Gruppe gleich nach dem letzten Sonnenstrahl wieder im Buggy, während wir anderen noch den Wechsel der Farben am Himmel bewunderten.
Noch einmal gab Boris so richtig Gas, holte alles aus seinem Gefährt heraus und da passierte es. "Ich habe meine Kamera verloren" schrie ich durch den Motorenlärm. Sofort wurde es totenstill. Boris kehrte um. Und hatten wir kurz vorher noch Angst gehabt, in der Dunkelheit zurückkommen zu müssen, galt jetzt alle Aufmerksamkeit meiner Kamera. Überall sahen wir etwas liegen, einen Plastiksack, eine Flasche, sogar einen verlassener Rucksack. Ich begann bereits mit den Überlegungen, was ich ohne Kamera machen würde, als Boris sie entdeckte.
Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang war es dann wirklich dunkel und wir so müde, dass wir fast direkt in die Betten sanken. Es reichte aber doch noch für einen kurzen Spaziergang zur Lagune und einem leichten Nachtessen in einem der Restaurants.
Während die anderen in den Zimmern verschwanden, versuchte ich nach der Rückkehr ins Hotel im Restaurant das Internet aufzurufen. Leider funktionierte es nicht. Das bestätigte mir auch Rene, der es früher am Abend versucht hatte und so wird dieser Bericht wohl etwas mehr Zeit brauchen, bis er online ist.
Für Mr. Woodman hatte ich heute nicht viel Zeit. Er wollte aber unbedingt mit ins Zimmer kommen und nicht mehr im Bus mit den Chauffeuren schlafen - sie würden zu laut schnarchen.
Aufbruch: | 30.08.2011 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 25.09.2011 |