Peru erwartet uns
Abschied
Unterdessen sind ein paar Tage vergangen. Die Gruppe ist vor einer Woche abgereist und ich bin im Moment auch dabei, den Koffer zu packen. Es waren ausgefüllte Tage, die hinter mir liegen. Leider hatten einige der Gruppe in den letzten beiden Tagen vor der Abreise ziemliche Schwierigkeiten und ich brauchte einige Zeit, um mir klar zu werden, was da überhaupt abgelaufen ist. War es die Lodge, das Essen, die Hitze?
Ausflug zum Piranhas fischen
Das Ergebnis darf sich sehen lassen.
Heute bin ich überzeugt, dass es die grosse Umstellung von der Höhe direkt in die Brutofenhitze des Regenwaldes war. Ich habe selber jedesmal Mühe mit der Hitze. Wir hatten alle mit der Höhe zu kämpfen. Dabei kamen die verschiedensten Mittel zum Einsatz. Von Cocablättern über Aspirin bis Immodium und Traubenzucker reichte die Palette. Ausserdem hatte man in der Höhe immer einen warmen Pullover oder eine Jacke in Reichweite. Dazu kamen die vielen neuen Eindrücke, grosse Emotionen, viel Anstrengung und viel Lachen. Wir hatten einander geholfen, uns unterstützt und kamen voller Freude und neugierig in Iquitos an. Und da war da diese Hitze, die die meisten trotz all meiner Erzählungen unvorbereitet traf. Und der Lärm und das Chaos von Iquitos. Das war zwar spannend und quirlig, aber irgendwann war das für den Körper zu viel.
Hier im Dschungel gibt es Schamanenzeremonien mit dem Zweck, den Körper zu reinigen. Die geschieht vor allem von innen. Ein paar Gruppenmitglieder machten diese Tortur durch, ganz ohne den Schamanen konsultiert zu haben. Ich kann nur hoffen, dass sie sich inzwischen wieder erholt haben und war froh, als ich sie im Flugzeug Richtung Lima wusste. René erzählte mir später im Chat, dass beim feinen Abschlussessen in der Rosa Nautica in Lima alle wieder dabei waren. Die frische kühle Meeresbrise wird die Lebensgeister wieder geweckt haben.
Eines weiss ich aber bestimmt: die Gruppe hat zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Jeder nahm auf die anderen Rücksicht und die Stimmung war bis zum Schluss sehr gut.
Ich habe unterdessen eine intensive Woche hinter mir. Es gab wie jedes Mal wenn ich hier bin, viel zu organisieren, zu verbessern, zu motivieren. Neue Kompetenzen mussten verteilt und Arbeiten zugewiesen werden. Auch gab es ein paar Anschaffungen, die immer anstehen, wenn ich hier bin. Daneben hatte ich aber auch viel Spass. Den Tag, an dem ich hier nicht gelacht habe, gibt es gar nicht. Es ist diese überschäumende Herzlichkeit, die mir überall entgegen gebracht wird, die mich immer wieder gefangen nimmt.
Den Hut habe ich heute geschenkt bekommen - einfach so.
Am Dienstag besuchte ich das Projekt einer Schweizerin. Simone Dahli hat eine Station aufgebaut, wo aidskranke Mütter mit ihren Kindern aufgenommen und betreut werden. Daneben besuchen die Betreuerinnen Schulen, um auf das Problem von Aids aufmerksam zu machen. In diesem Land mit den sehr lockeren Sitten ist diese Aufklärung lebensnotwendig, denn kaum jemand macht sich über die Krankheit Gedanken. Ich hatte nicht viel dabei, eigentlich nur die Grüsse von Simone, aber es zeigt sich wieder einmal, wie wenig es braucht, Menschen eine Freude zu machen.
Lacitos del Luz von Simone Dahli, Luzern
http://www.lacitosdeluz.com
Am Mittwoch traf überraschend eine Freundin aus Emmenbrücke ein. Cecilia ist Peruanerin und zurzeit in Lima in den Ferien.
Unser erster Ausflug führte uns hinaus zu den Yahoa, einem anderen Indianerstamm, der wie die Boras ebenfalls in der Umgebung von Iquitos lebt und mit Tanzen und dem Verkauf von Handarbeiten ihr Leben bestreitet. Ich kaufte ein riesiges Blasrohr, das jetzt in der Lodge hängt. Falls das Essen ausgeht, kann damit auf die Jagd gegangen werden. Ich glaube zwar kaum, dass das etwas bringen würde, denn das Pfeilgift fehlt.
Der Häuptling der Yahoa am Rio Yarapa
Gesten fuhren wir hinaus zur Lodge. Dazu gesellte sich Nitzi, eine junge Journalistin aus Tel Aviv. Die beiden Frauen suchten wirklich das Abenteuer und schliefen in der Nacht in der Hängematte nahe bei der Lagune draussen im Dschungel. Und vor dem Schlafen fingen sie junge Caymane mit Devis, ihrem Guia. Ich blieb derweil mit Ben, einem Briten und einer jungen Polin in der Lodge.
Zum Frühstück kamen die beiden Frauen zurück und danach fuhren wir zusammen zum Dorf. Da wurde im Kindergarten das Fest des Waldes gefeiert. Mit einer Schönheitskönigin und viel Süssigkeiten. Cecilia hatte Schokoladestängel mitgenommen und diese verteilte sie gegen einen Kuss an die Kinder. Nitzi und ich tanzten derweil mit den Kindern zu der überlauten Musik die aus einem Lautsprecher erscholl. Erschreckend, aber nicht zum ersten Mal musste ich feststellen, dass die Kinder hier überhaupt kein Gefühl für Musik haben. Teilnahmslos standen sie herum, während Yara, die Kindergärtnerin alles versuchte, sie dazu zu bringen, sich wenigstens ein wenig zu drehen. Da hatte Nitzi mehr Erfolg. Sie bildete eine Polonaise und so mussten die Kinder wenigstens ihr nachlaufen. Am meisten Spass an der ganzen Sache hatten bestimmt Nitzi und ich. Wir tanzten bis wir erschöpft auf die winzigen Stühle sanken. Befreit konnten sich die Kinder danach an den Süssigkeiten gütlich tun.
Nitzi motiviert...
und Cecilia verteilt Schokolade gegen Küsse
ist sie nicht süss, die kleine Schönheitskönigin des Dorfes?
Als wir zurück zur Lodge kamen, hatte Nitzi noch nicht genug, sie fuhr mit Cecilia und Davis über den Fluss um am Sandstrand noch ein Bad im Fluss zu nehmen.
Cecilia und ich fuhren nach dem Mittagessen zurück, Nitzi will noch zwei Tage bleiben. Am Abend ging ich mit Keyla, meiner Sekretärin in die Pizzeria und danach trafen wir uns mit Rosario zu einer feinen Margarita Fresa im Cafe Karma.
Und jetzt liege ich im Hotelzimer und versuche, die letzten Eindrücke in den Computer zu bannen. Morgen fliege ich nach Lima und am Sonntag-Abend werde ich in Kloten ankommen. Vorbei sind sie, diese spannenden vier Wochen.
Liebe ist: Zusammen den Sonnenuntergang geniessen.
Mr. Woodman lässt ausrichten, dass es ihm sehr gut gehe. Er habe die Liebe seines Lebens gefunden und es gäbe noch so viel was ihm Griselda zeigen wolle.
Die beiten turteln in den Bäumen um die Lodge und sind schier unzertrennlich. Zwar hat Mr. Woodman offensichtlich eine kleiner Auseinandersetzung mit einem der Hunde hinter sich, aber er scheint trotz seiner lädierten Nase gewonnen zu haben. Griselda ist jedenfalls mächtig stolz auf ihren grossen starken Freund.
No way! meinte Mr. Woodman, ich komme nicht mehr zurück in die Zivilisation.
Aufbruch: | 30.08.2011 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 25.09.2011 |