Peru erwartet uns
Linien
Um halb acht, eine halbe Stunde früher, als bisher verliessen wir am Morgen die Lagune Huachina, in der wir so viel Spass gehabt hatten. Wir wollten zeitig in Nasca eintreffen.
Beim Flugplatz in Nasca wartet eine spezielle Überraschung auf uns. Wir müssen uns wägen. Rene behandelt unsere Daten diskret und das hübsche Mädchen hinter der Theke teilt uns in zwei Flugzeuge auf. Es gibt eine Passkontrolle mit Metalldetektor. Ich muss meine Haarspangen bei der Abfertigung lassen. Dass ich sie nach dem Flug vergesse abzuholen, ist wieder einmal meiner Schludrigkeit zu verdanken.
Zuerst heisst es jetzt einsteigen, anschnallen und Kamera bereit halten. Natürlich versagt ausgerechnet jetzt meine Kamera. Das wundert mich überhaupt nicht. Bei meinem letzten Besuch hatte ich sie im Hotel vergessen und jetzt stört der Sand der vom gestrigen Dünenabenteuer ins Objektiv geraten ist. Ich kann nicht mehr zoomen. Immer wenn ich etwas ein wenig näher holen will, wird alles unscharf und die Kamera empfiehlt mir einen Neustart.
Ausserdem ist die Batterie fast leer und die Ersatzbatterie liegt im Bus. Das ist zwar äusserst ärgerlich, aber gibt mir die Möglichkeit, mich an die Empfehlung zu halten, die ich vorher allen gegeben hatte: "schaut nicht nur durch die Kamera, schaut nicht nur auf den Boden, orientiert euch immer wieder am Horizont, lasst eure Blicke schweifen und geniesst die ganze Umgebung. So könnt ihr verhindern, dass euer Gleichgewichtssinn aus dem Ruder gerät und euch schwindlig wird."
man weiss nicht, woher die Zeichnungen und Linien kommen und welchem Zweck sie dienen. Auch wenn die deutsche Wissenschaftlerein Maria Reiche die Hälfte ihres Lebens diesem Geheimnis gewidmet hat.
Ich geniesse den Flug, versuche, die Figuren, die da in den Sand gescharrt wurden, zu erkennen und habe doch immer das Gefühl bei einem tollkühnen Piloten in seiner fliegenden Kiste zu sitzen. Über jeder Zeichnung dreht er steile Kurven, rechts herum, links herum. Der Copilot erklärt, was wir sehen, nach welcher Zeichnung wir suchen sollen und gibt nicht auf, bis jeder der vier Passagiere einmal genickt hat: Ja, ich hab's gesehen. Erst dann fliegt der Pilot weiter zur nächsten Zeichnung.
Auch beim Mirador sinken wir wieder tiefer, um den Baum und die Hände noch einmal zu sehen, die wir eine Stunde vorher vom Aussichtsturm bereits besichtigt hatten. Dort hatten wir uns auch wieder mit Souvenirs eingedeckt. Runde flache Steine, auf die die verschiedenen Zeichnungen eingeritzt sind.
Irgendwann versuche ich es noch einmal mit meiner Kamera und siehe da, es funktioniert, wenn ich ganz vorsichtig die Distanz ein wenig ändere. Nachdem Beat und ich wieder gelandet sind und zum Rest der Gruppe stossen, erkennen wir, dass einige die Farbe gewechselt haben. Der gesunde Teint hat deutlich ins grünliche gewechselt.
Rene schlägt vor, zum Mittagessen ins Städchen zu fahren und während dem Mittagessen bemerkt Ruth mit einem Blick auf unsere Teller, dass unser Flug zum Glück vor dem Mittagessen stattgefunden hätte. "Sonst hätten sich die Fideli mit den Spaghetti vernudelt", meint sie und erntet wieder einmal lautstarken Applaus.
Frisch gestärkt fahren wir mit dem Bus zur nächsten Tour. Im Cementerio de Chauchillo, etwas ausserhalb von Nasca wurden um 1900 Mumiengräber entdeckt.
Sie stammen aus der Zeit der Kultur, die schon die Linien und Zeichnungen in den Sand gescharrt hatten. In hockender Stellung wurden sie in wertvolle Tücher eingewickelt und im trockenen Wüstensand vergraben. Heute präsentieren sie sich als etwas skurile Touristenattraktion in einer grandiosen Umgebung. Da hier kaum Regen fällt, brauchen sie nur leicht gegen die sengende Sonne geschützt werden.
Mit Allerweltsmättchen, wie Ruth feststellt. Und sie hat Recht. Die aus Schilf oder einem ähnlichen Material geflochtenen Matten finden sich an den verschiedensten Stellen wieder. Sei es als Windschutz oder als Dachmaterial von Häusern.
Bevor wir zurück in die Stadt zum Hotel fahren, machen wir noch einen kurzen Stopp bei einem kleinen Friedhof, den wir anhand der in den Sand gesteckten Kreuze erkannt haben. Eigentlich macht er uns den Eindruck eines aufgegebenen Feldes, aber die Inschriften auf manchen Kreuzen zeigen, dass der Friedhof bis heute benutzt wird.
Martha meint, dass es nicht viel Aufwand bedürfte, den Friedhof in einen 'anständigen Zustand' zu bringen. Ein wenig Sand rechen, ein paar Kreuze gerade stellen und alte abgestorbene Zweige und Wurzeln entfernen, und der Friedhof würde ihrem Ordnungssinn entsprechen.
Nur die Aussicht auf das nahe Hotel kann sie von ihrem Vorhaben abbringen.
Das Hotel erweist sich als ruhiger Ort im Zentrum der Stadt. Mit seinen hohen Palmen im Hof lädt es ein zum Entspannen. Doch schon bald nach dem Zimmerbezug sind wir alle wieder voller Tatendrang unterwegs. Während ich Rene bei der Besichtigung anderer Hotels begleite, startet die Gruppe zur Erkundung von Nasca.
Das Taxi, das uns zu den beiden Hotels bringt, bietet eine eigenartige Attraktion. Auf dem Armaturenbrett hat der Chauffeur einen kleinen Altar mit der Jungfrau von Gadeloupe aufgebaut. Immer wenn er bremst, leuchtet sie auf. Wir bitten ihn, zu bremsen, damit ich eine Foto machen kann. Fast wäre ein Auto in uns geputscht, weil der Taxifahrer unserem Wunsch fast augenblicklich nachkommt. Bestimmt hat uns die Jungfrau vor schlimmerem bewahrt
Mr. Woodman hat die Palmen im Hof mit einem einzigen Sprung von meinen Armen erreicht und ich habe Mühe, ihm bei seinen Sprüngen zu folgen. Erst an der Poolbar finde ich ihn wieder, wo er gerade versucht, einen Pisco sour zu bestellen.
Aufbruch: | 30.08.2011 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 25.09.2011 |