Peru erwartet uns
Abenteuer
Um acht Uhr fährt der Bus los. Das Abenteuer Dschungel kann beginnen. Wir fahren mit dem Pulk des unaufhörlichen Verkehrs von Mototaxis, Mofas und Taxis aus der Stadt. Nachdem wir beim Flughafen abgebogen sind, wird es ruhiger auf der Strasse. Die Hütten weichen Bäumen, Büschen und Palmen. Nach einer halben Stunde erreichen wir das Research Zentrum Manati (Seekuh).
Es geht allen wie mir beim ersten Mal, ich hatte keine Ahnung, was eine Seekuh ist. Ein sehr eigenartiges Tier finde ich jedenfalls, ähnlich einer Robbe mit Schwanzflosse, kurzen Stummelarmen und einem breiten Kuhmaul. Ihre nächsten Verwandten seien die Elefanten, informiert uns der junge Student, der uns die Anlage erklärt. Es ist ein Projekt zur Rettung der Seekühe, die im Amazonas auszusterben drohen, weil sie trotz Verbot gejagt werden. Junge verlassene Seekühe werden mit der Flasche aufgezogen, später in grossen Aussenbecken an die Freiheit gewöhnt und dann mit einem Sender versehen wieder ausgesetzt.
eine unerwartete Begegnung mit den Manitis
Auf dem Gelände finden wir verschiedene exotische Pflanzen, wie zum Beispiel die Pekannuss, die teuerste Nuss, aber eigenartigerweise scheint man hier nur die Frucht zu kennen, obwohl eigentlich der angehängte Kern interessant wäre.
May hat auch noch eine andere Frucht entdeckt und pflückt vorsorglich ein paar davon. Er will uns später zeigen wofür er sich braucht, zum Essen scheint sie nicht geeignet.
die Früchte der Pekannuss sind essbar, interessant ist aber der angehängte Kern.
das immer wieder neu improvisierte Ufer in Nauta. Nach der Regenzeit wird das Wasser bis zur Höhe der Promenade stehen.
Wir fahren weiter und nach fast zwei Stunden erreichen wir Nauta. Es bleibt noch etwas Zeit bis das Boot fährt, darum besuchen wir die Markthalle, wo Früchte und Gemüse angeboten werden. Auch Fische gibt es. Die junge Frau hockt auf dem Boden, die paar Fische vor sich ausgebreitet. Und die Hühner werden an Steintischen angeboten. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir, dass unter jedem Tisch ein Hund liegt und auf Abfälle wartet.
Wir kaufen ein paar Bananen, Orangen und Ananas und dann ist das Schiff beladen, wir können starten. Es liegt unten am Fluss und das Ufer ist wie üblich etwas schlipfig. Ausnahmsweise gibt es sogar eine improvisierte Treppe, über die wir hinunter zum Boot kommen. Horacios Papa hat uns erwartet, der Motor springt beim zweiten Versuch an und wir starten ins Abenteuer. Wir fahren den Maranon hinunter. An den Ufern breitet sich der Wald aus. Manchmal entdecken wir lange Sandbänke, der Wasserstand ist jetzt am Ende der Trockenzeit sehr tief. Beim Zusamenfluss mit dem Ucayali entdeckt jemand einen rosa Delfin, aber wir sind alle viel zu gespannt auf die Lodge, als dass wir weiter nach ihnen Ausschau halten.
Grün und üppig präsentiert sich die Umgebung.
Mir wird wieder einmal bewusst, dass ich den Eingang der Lodge niemals selber finden würde. Es gibt keine markanten Punkte am Ufer, es bewegt sich dauernd, Bäume fallen um, bleiben in der Strömung liegen. Der Fluss reisst am steilen Ufer. Auf der anderen Seite ist das Ufer flach, hier liegt der grösste Nationalpark Perus, der Pacaya Samiria.
Irgendwo liegt ein strohbedecktes Boot am Ufer und da ist auch die improvisierte Treppe, die nach jedem Regenguss wieder neu aufgebaut werden muss. Mit Hilfe von May und Fernando erreichen wir alle das Ufer und jetzt liegt die Lodge vor uns. Ich weiss nicht genau, wie das für die Gruppe aussieht, für mich ist es jedesmal ein vertrautes 'nach Hause kommen'.
Leider sind Candy, die Köchin, Rudolfo und Segundo noch immer zu schüchtern, um zur Begrüssung zu kommen, sie bleiben in der Küche versteckt, ich muss sie erst holen. Wird mich noch ein Stück Arbeit kosten, sie dazu zu bringen, dass sie den Mut aufbringen, die Gäste richtig zu begrüssen. Ich bin mir immer wieder bewusst, dass ich hier mit einheimischen Menschen arbeite, für die meine Forderungen manchmal ziemlich unverständlich sind. Aber genau das finde ich spannend an meinem Projekt, die Leute dazu zu bringen, dass sie sich selber engagieren. Wenn ich mir die Lodge ansehe, merke ich, dass bis dahin noch ein weiter Weg führt. Immerhin gibt es aber heute Blumen und grüne Zweige im Aufenthaltsraum. Und die Tische sind mit Tischtüchern ordentlich bedeckt. Das hatte letztes Mal noch nicht geklappt. Nur auf das Mittagessen müssen wir heute ungewöhnlich lange warten, da scheint noch Schulungsbedarf zu sein.
Es ist drückend heiss. Mittagszeit. Bald schon schaukeln wir alle in den Hängematten und dösen vor uns hin. Atmen die von unbekannten Düften geschwängerte Luft ein, hören Grillen und Vögel.
der Hängemattenraum ist im Moment der beliebteste Ort in der Lodge
"Hinter der Küche hat es Affen!" May holt uns aus dem Dösen. Und wirklich, da hangeln sich ein paar kleine Äffchen von Baum zu Baum. Letztes Mal gab es da noch ein paar Papayabäume voller Früchte, an denen sie sich gütlich tun konnten, inzwischen sind sie beim letzten Hochwasser eingegangen. Dafür sind andere Bäume und Sträucher in die Höhe geschossen. Ich muss einsehen, dass meine Idee, Blumen anzupflanzen immer wieder scheitern muss. Zu extrem sind die Jahreszeiten mit extrem heissen Trockenperioden und langen Regenschauern mit Hochwasser bis unter die Hütten während der Regenzeit. Die Natur bestimmt die Umgebung. Nicht alle meine Ideen lassen sich umsetzen.
Draussen in einer Palme hat ein seltener roter Vogel sein Nest aufgebaut. Im Moment sitzt er in einem Baum daneben und schmettert seinen Ruf. Es tönt wie ein quikendes Meerschweinchen.
Zum Mittagessen gibt es Pescado sudado, gekochten Fisch mit Reis und Chonta. Mein Lieblingsessen in der Lodge. Chonta sind längs geschnittene Palmherzen, gewürzt mit Zitronensaft. Das gibt es nur hier im Dschungel.
Pescado sudado mit Salat aus Tomaten, Gurken, Avocados und Chonta, dazu Reis, der bei einem peruanischen Essen kaum fehlen darf.
Kriegsbemalung ist angesagt
wer ist diese Indianerin?
Nach dem Essen fassen wir Gummistiefel und machen uns auf zu einem ersten Spaziergang in den Dschungel. Zuerst aber verpassen uns May und Fernando eine richtige Kriegsbemalung. Mit den Samen von den Früchten, die May heute Morgen mitgenommen hat, zeichnet er Symbole in unsere Gesichter und jetzt sind wir richtige Rothäute und für das Abenteuer gerüstet. Nachdem er seine Machete mit einem Stein geschliffen hat, geht er voraus, während Fernando die Nachhut bildet. Zwischen den hohen Bäumen ist es noch heisser. Nichts von kühlem Wald, der Schweiss drückt aus allen Poren.
Um dem abzuhelfen, schneidet May einen Palmwedel in kleine Stücke und zeigt uns, wie man daraus einen Fächer basteln kann. So kommt es, dass wir nach unserem ersten kurzen Spaziergang alle mit einem selbst geflochtenen Palmfächer ausgerüstet sind.
Um sechs geht die Sonne unter und spendiert uns einen grandiosen Sonnenuntergang, am Ufer des Flusses. Ganz schnell wird es jetzt dunkel und es ist ein eigenartiges Gefühl als wir zurück in den Comedor kommen und vergeblich den Lichtschalter suchen. Einzig ein paar Petroleumlampen geben etwas Licht ab. Wir finden bald heraus, dass man dank den Taschenlampen sogar Karten spielen kann. Für's Aufladen der Fotobatterien gibt es den Generator, aber fürs Licht müssen die Lampen genügen.
Darum und wegen der vielen Erlebnisse des Tages herrscht schon bald Ruhe in den Hütten, während draussen die Grippen ihr Konzert beginnen.
Schon die Bootsfahrt fand er unheimlich spannend. Mr. Woodman hängte sich ins Palmblätterdach und hielt eifrig Ausschau. Als wir bei der Lodge ankamen, war er schon sehr aufgeregt und wäre am liebsten in den nächsten Baum abgehauen.
Und dann betraten wir den Comedor und Mr. Woodman sah nur noch eines: Auf der Bibliothek sass ein niedliches kleines Äffchen. Keine Ahnung woher das kam, ich hatte es noch nie gesehen.
So hatten wir Mr. Woodman noch nie gesehen, er wurde ganz aufgeregt, versuchte sich aber zusammenzunehmen und näherte sich vorsichtig. Die Kleine, Griselda hiess sie, zierte sich anfangs noch etwas und wollte sich scheu zurückziehen, aber Mr. Woodman war sich seiner Sache ganz sicher.
Während wir anderen in der Hängematte dösten, müssen sich die beiden näher gekommen sein, jedenfalls waren sie von da an unzertrennlich.
Griselda ist noch etwas schüchtern - eine echte Ureinwohnerin eben
erste Annährerungsversuche auf der Bibliothek
Aufbruch: | 30.08.2011 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 25.09.2011 |