In 6 Monaten um Südamerika...
Huaraz (Peru): Santa Cruz Trek
Tag 1
Um 6:15 Uhr, am Samstag den 10. November, mussten wir vor unserem Hostel bereitstehen. Ziemlich früh, deshalb habe ich mir im Bus eine kleine Augenpflege gestattet. Mit dem Kleinbus gings zunächst nach Yungay. Dort gab es zuerst mal Frühstück. Das letzte Essen in der Zivilisation. Thieu und ich haben uns deshalb nochmals das ganze Programm mit Rühreiern, Brot, Butter, Marmelade, Kaffe und Saft gegönnt. Klar, kein Vergleich zu einem richtigen Brunch in der Schweiz, aber in Südamerika gibts den leider nicht. Zur besseren Veranschaulichung habe ich euch eine Karte eingefügt. Dabei ist zu beachten das wir die Strecke rückwärts absolviert haben. Wir sind also in Vaqueria gestartet und haben die Wanderung in Cashapampa beendet.
Nach dem Frühstück gings wieder mit dem Bus weiter nach Vaqueria. Unterwegs haben wir beim Llanganuco Lake Halt gemacht, um ein paar Fotos zu schiessen. Wunderschön, wie ihr selbst sehen werdet. Um etwa 11 Uhr sind wir in Vaqueria angekommen, wo wir unsere eigentliche Wanderung dann begonnen haben. Zuerst musste unser Guide, Roberto, aber noch unsere Lunch-Pakete vorbereiten. Das gab mir etwas Zeit unsere Trekking-Gruppe kennenzulernen. Dazu gehörte neben Thieu und mir noch ein südkoreanisches Paar namens Moon und Eileen, Yu-Hsin aus Taiwan und die beiden Brasilianerinnen Adriana und Fernanda. Der erste Tag war der einfachste der drei. Einerseits blieb es den ganzen Tag trocken und zum anderen waren nur rund vier bis fünf Stunden Wanderung zurückzulegen. Schon beim ersten kleinen Aufstieg hat sich die dünne Höhenluft wieder bemerkbar gemacht und alle mussten kräftig atmen. Moon und Yu-Hsin haben über Bauchschmerzen geklagt und Adriana konnte mit der dünnen Luft gar nix anfangen. Thieu hat erstaunlich gut mitgehalten. Da er in Amsterdam wohnt, habe ich gedacht, der klappt ziemlich schnell zusammen. Nix da, er war immer mit mir zuvorderst anzufinden. Für mich war der erste Tag keine grosse Anstrengung. Natürlich hätte ich mir auch manchmal ein Sauerstoffzelt gewünscht, aber meine Akklimatisierung nach Rucu Pichincha und Cotopaxi war ziemlich vorbildlich, auch wenn das schon zwei bis drei Wochen zurücklag. Nach der Hälfte der Strecke haben wir eine kurze Pause eingelegt um unseren Lunch zu verdrücken. Danach gings wieder weiter zu unserem ersten Camp im Paria Tal, in dem wir dann um ca. 16:30 Uhr angekommen sind. Die Zelte waren schon fast fertig aufgestellt und auch gekocht wurde für uns. Dies übernahmen unsere beiden Führer. Ziemlicher Luxus... Zuerst gabs aber einen warmen Koka-Tee. Als ich Moon darauf ansprach, ob er immer noch Bauchschmerzen habe, hat sich dann auch herausgestellt warum. Er erzählte mir, dass er die Koka-Blätter immer zusammen mit Schokolade isst, damit es etwas besser schmeckt. Ich habe ihm dann erklärt, dass er das Zeugs nur kauen und wieder ausspucken sollte. Und tatsächlich wurden die Bauchschmerzen von Tag zu Tag weniger... Um etwa 18:30 Uhr gabs dann zu Abendessen. Zuerst eine Suppe mit Nudeln und dann Huhn mit Reis. Nicht schlecht, was Roberto da kochte, zumal die Umstände in so einem Camp doch ziemlich schwierig sind. Danach gings auch schon bald ins Bett bzw. ins Zelt. Der nächste Tag sollte der anstrengendste des Treks werden.
Blick zurück auf den Llanganuco Lake bei einem kurzen Halt vor der Passhöhe - majestätischer Ausblick...
Und schon haben die Esel und ihr Führer uns eingeholt - unglaublich schnell sind die - übrigens Esel auf englisch: Donkey... ich fragte mich wie die Japaner denn auf die Bezeichnung Donkey Kong für einen Gorilla kommen... vielleicht ein schwerwiegender Schreibfehler? Monkey vs. Donkey
Zeit für ein Gruppenfoto - von links nach rechts - Yu-Hsin, Fernanda, Eileen, Eselführer (Name vergessen), Roberto, Adriana, Thieu und zuunterst der Grosspapa der Truppe sowie Moon als Fotograf
Tag 2
Um 6:00 war Tagwache. Gesamthaft hatte ich ziemlich viel geschlafen, wachte aber immer wieder auf, da die Matratze nicht wirklich bequem war und mir deshalb einige Körperteile wehtaten. Der Schlafsack war aber sehr gut, und gefroren habe ich nur anfangs. In der Nacht hatte es geregnet, deshalb war am Morgen alles etwas feucht und ziemlich frisch. Einige klagten über Kopfschmerzen. Auch ich hatte mal etwas Kopfschmerzen als ich aufgewacht war, aber am Morgen war das wieder verschwunden. Nach dem Frühstück gings um ca. 07:15 los mit der nächsten Etappe mit Teilziel Punta Union auf 4'750 m. Das Camp im Paria Tal befindet sich auf etwa 3'900 m. Gesamthaft waren also rund 850 Höhenmeter in sieben bis acht Stunden zu bewältigen. Wie schon am ersten Tag waren Thieu und ich meist zuvorderst in der Gruppe zu finden. Ich fühlte mich sogar besser als am Vortag. Die Landschaft war einfach nur wunderschön und immer wieder kamen wir an kleinen Lagunen vorbei. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit. Es blieb zwar bis zum Mittag mehr oder weniger trocken. Die Sonne machte sich aber meist rar. Der letzte Teil vor Punta Union war der steilste und somit der schwierigste Teil. Sogar Thieu klagte über ein beengendes Gefühl im Brustbereich, hielt aber immer noch wacker mit. Wir waren dann auch die Ersten, die am Pass Punta Union um ca. 13:00 Uhr, also nach gut fünf Stunden, angekommen sind. Die Aussicht auf das auf der anderen Seite gelegene Santa Cruz Tal war der Hammer. Als letzte kam schlussendlich auch Adriana an, die danach erzählte, sie wäre beim Aufstieg am liebsten gestorben. Natürlich mit einem ironischen Unterton, aber für sie war die Anstrengung in der ungewohnten Höhenluft anscheinend enorm. Nachdem wir alle unsere Fotos geschossen und unseren Lunch verdrückt hatten, setzte auch pünktlich ein ungemütlicher Eisregen ein. Um ca. 14.15 begannen wir also unseren Abstieg zum Taullipampa Camp. Das Wetter besserte sich nicht mehr. Im Gegenteil, irgendwann wurde der Eisregen zu Regen, was noch ungemütlicher war. Beim Eisregen wird man wenigstens nicht nass. Meine Trekking-Jacke hielt auch nicht das, was sie versprach... nämlich wasserfest zu sein. Auch hatte ich, etwas naiv wie ich bin, nur die Jeans angezogen. Ich war deshalb im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich angepisst. Um so schnell wie möglich im Camp anzukommen, setzte ich meine Kopfhörer auf, stellte die richtige Musik ein und bin ohne Stop gelaufen bis ich im Camp angekommen bin. Ich hab selbst Thieu um eine gute halbe Stunde abgehängt. Leider hat das auch nicht viel genützt, da ich ziemlich durchnässt war, als ich ankam. Blöderweise musste ich auch noch feststellen, dass mein Rucksack nicht wasserfest ist und somit alle meine Ersatzkleider auch nass waren. Auch die anderen waren ziemlich erschöpft und durchnässt, als sie im Camp angekommen sind. Moon war so nett und hat mir einen trockenen Pullover ausgeliehen und mir somit wahrscheinlich eine Erkältung erspart. Auch der wärmende Tee hat nicht mehr viel genützt, wir alle schlotterten im Gemeinschaftszelt vor uns hin. Alle wünschten sich eine warme Dusche und ein normales Bett und ich mir einen Grappa oder Williams, der mich von innen wärmt. Nichtsdestotrotz setzte auch etwas Galgenhumor ein, und der Abend wurde noch sehr lustig. Insbesondere Moon ist ein richtiger Unterhalter und veranlasste mich dazu, Südkorea auf meine Reiseliste zu setzen. Nach dem Abendessen verschwanden wir dann aber alle umgehend im Zelt, um uns im Schlafsack aufzuwärmen. Na ja, bis meine Füsse aber wieder aufgetaut, und ich somit endlich einschlafen konnte, vergingen sicher fast zwei Stunden...
Oh oh... Wetterumschwung - umziehen, Einzelpose für FB und dann schnell los vom Abstieg bis zum Camp gibts keine Fotos mehr - das Wetter war einfach zu schlecht...
Tag 3
Ja, wie schon gesagt, die Nacht war ziemlich kalt. Roberto hat gesagt, dass es in der Nacht etwa null Grad war. Ihr habt ja momentan wahrscheinlich auch nicht das beste Wetter, und ich kann mir vorstellen, dass das für euch deshalb gar nicht so beeindruckend ist. Aber ich sag euch, wenn alles etwas feucht ist, und du nur ein Zelt um dich hast, fühlt sich das nicht sehr angenehm an. Nun, man sollte ja immer das Positive in einer Sache sehen. Was einen nicht umbringt, macht einen härter, und ich weiss jetzt wie ich mich auf den Machu Picchu Trek vorbereiten muss. Auch am dritten Tag holten uns die Guides um 6.00 Uhr aus den Federn. Thieu, Yu-Hsin und ich hatten ja von Anfang an für drei Tage gebucht. Die anderen vier für vier Tage. Moon und Eileen haben sich über Nacht aber entschieden, auch auf drei Tage zu verkürzen, um früher in eine warme Dusche und ein weiches Bett zu kommen. Wir machten uns also auf den Abstieg, der gemäss Guide rund 7.5 Stunden dauern sollte. Wir legten aber ein ganz schönes Tempo ein und schafften es deshalb schon in sieben. Thieu übernahm dabei die Spitze und ich den Schluss. Die drei Asiaten hatten etwas mit Schmerzen in den Zehen zu kämpfen. Vom Cotopaxi Abstieg wusste ich, wie das ist. Nicht sehr angenehm, wenn einem die eigenen Zehennägel in die Zehen schneiden. Das Wetter zeigte sich wieder von der besten Seite. Es war den ganzen Tag sonnig. Wir konnten deshalb nochmals wunderschöne Bilder im Santa Cruz Tal geniessen. Wie alle in unserer Truppe spürte ich die letzten zwei Stunden langsam meine Beine, und war deshalb froh, als wir um etwa drei Uhr in Cashapampa angekommen sind. Geschafft! Die Fahrt mit dem Bus von Cashapampa, das sich etwa auf 3'400 m befindet, nach Caraz (2'300 m) war nochmals ziemlich eindrücklich, da man auf der Strecke eine wunderbare Sicht auf die Cordillera Negra und die Täler zwischen den beiden Kordilleren bekommt. Die Fahrt von Caraz nach Huaraz dauerte nochmals etwa 1.5 Stunden. Wir sind somit um ca. 17.30 Uhr in glücklich aber ziemlich übermüdet und ausgelaugt in Huaraz angekommen. Am nächsten Tag, als auch die beiden Brasilianerinnen wieder zurück waren, gingen wir noch miteinander nachtessen. Moon, der arme Kerl, hat sich am letzten Tag so schlimm verbrannt, dass seine Haut im Nackenbereich richtig abblätterte. Das war nochmals ein richtig lustiger Abend mit unserer Santa Cruz Truppe und wie immer fiel der Abschied etwas schwer. Yu-Hsin war schon am Tag unserer Rückkehr vom Trek abgereist, und die anderen machten sich noch an jenem Abend auf die Weiterreise. Thieu und ich aber hatten für den nächsten Tag eine Tour zur Chavin de Huantar gebucht. Mehr dazu aber im nächsten Kapitel.
Aufbruch: | 04.08.2012 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 24.01.2013 |
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