In 6 Monaten um Südamerika...
Potosi, Tupiza (Bolivien)
Hi Leute
Höchste Zeit für ein Update! Bei meinem letzten Bericht war ich noch in La Paz. Seither ist wieder einiges gelaufen. Ich bin euch noch einiges von Sucre schuldig, wo ich ein paar Nächte verbrachte. Sucre ist die Hauptstadt von Bolivien, ist aber einiges kleiner als La Paz. Entsprechend hat sie auf mich auch einen viel gemütlicheren Eindruck hinterlassen. Ursprünglich wollte ich zwei Nächte bleiben und dann weiter nach Potosi ziehen. Da ich aber in Sucre erfahren habe, dass die Premiere vom Film "Hobbit" ist, habe ich mich entschieden, noch eine zusätzliche Nacht dort zu verbringen. Leider wurde die Premiere leider von Samstag auf Dienstag verschoben. Tja, so ist das manchmal in Bolivien. Da ich nicht nochmals so lange warten wollte (die Zeit wird langsam knapp), hab ich mich entschieden, nichtsdestotrotz weiterzuziehen und den Hobbit auf später zu verschieben. Glücklicherweise hatte ich im Hostel in Sucre Sian von England kennengelernt. Sie sollte mich von da an für einige Zeit begleiten. Die Fahrt nach Potosi dauerte nur ca. 4 Stunden, also haben wir uns am Mittag auf den Weg gemacht.
Am Abend sind wir dann auch wohlbehalten in Potosi angekommen. Die Stadt ist ca. 150'000 Einwohner gross und befindet sich am Fuss des Berges Cerro Rico. Dessen Silberreichtum hat im 17. Jahrhundert dazu geführt, dass Potosi zu einer der grössten Städte wurde. Viele Einwohner leben auch heute noch von diesen Erzvorkommen. Sian und ich haben deshalb am nächsten Tag eine Tour durch eine der Minen gebucht. Diese Tour war ziemlich eindrücklich, aber auch ernüchternd und traurig zugleich. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Minenarbeiters liegt bei 40 bis 45 Jahren. Wenn ein Arbeiter stirbt, zahlt die entsprechende Gesellschaft der Familie einen Betrag von rund USD 4000 Dollar aus. Auch im armen Bolivien ist das nicht gerade viel und führt dazu, dass zumindest ein Familienmitglied in die Fussstapfen des Familienvaters treten muss und somit eine Stelle als Minenarbeiter annehmen muss, um die Familie ernähren zu können. Ein Teufelskreis. Die Tour ging ca. einen halben Tag. Ganz am Anfang der Tour geht man zu einem Kiosk für die Minenarbeiter, um eine Geschenk zu kaufen. Dies beinhaltet Cocablätter, Zigaretten (spezielle, nicht industrielle, die neben Tabak auch Cocablätter, Zimt und Orangenschalen beinhalten) sowie 97%igen Alkohol. Ich weiss nicht, ob das mit dem 97%igen Alkohol stimmt. Hab schon Strohrum mit 80% probiert, das sich für mich stärker anfühlte. Wie dem auch sei, war auf jeden Fall ziemlich stark. Man konnte auch noch eine zweites Paket kaufen, in dem eine Dynamitstange, eine Zündschnur und eine weiteres brennbares Gemisch beinhaltet... das sogenannte "Teufelspaket". Pro Gruppe brauchts zumindest eines von diesen Paketen, damit der Guide eine Vorführung einer Explosion durchführen kann. Diese Vorführung sorgte bei unserer Gruppe zu einem ziemlichen Adrenalinschub. Als unser Guide das Dynamit entzündete, und wir uns die Ohren zuhaltend auf die Explosion warteten passierte...... nix! Wir mussten also schnell zur nächsten Biegung rennen. Als wir sozusagen wieder in Sicherheit waren, mussten wir abrupt anhalten, da über uns einige Sprengungen stattfanden. War eigentlich nicht weiter gefährlich, aber es hat ganz schön gerumpelt und Steine und Sand von der Decke geregnet. Um etwa zwei Uhr nachmittags war die Tour dann vorbei. In einer solchen Mine in Bolivien zu arbeiten ist sicher etwas vom anstrengendsten und gefährlichsten, was man beruflich machen kann. Da wird einem wieder bewusst, wie privilegiert wir eigentlich sind und was für ein Glück wir haben. Da Potosi selbst nicht gerade berauschend ist, haben Sian und ich entschieden, gleich am Abend einen Nachtbus nach Tupiza zu buchen, dass sich ca. eine Stunde von der argentinischen Grenze befindet.
Die Fahrt dauerte sollte ca. sechs bis sieben Stunden dauern. Wir hatten aber zweimal eine Panne und somit zwei Stunden Verspätung. War aber nicht weiter schlimm. Ansonsten wären wir nämlich mitten in der Nacht um vier Uhr angekommen. Somit kamen wir pünktlich zum Sonnenaufgang an. Tupiza ist eine verschlafenes Nest mit ca. 25'000 Einwohnern. Die Stadt ist ein Ausgangspunkt für die berühmte Salar de Uyuni Tour (die andere ist Uyuni selbst, sowie San Pedro de Atacama auf der chilenischen Seite). Aber auch die Landschaft um Tupiza ist wunderschön und sorgt mit seinen rotgefärbten Felsen und Steppen für eine tolle Western-Athmosphäre. Auch habe ich dort erfahren, dass sich Butch Cassidy und Sundance Kid, die zwei berüchtigten US-Outlaws, hier eine Zeit lang aufgehalten hatten, bevor sie Anfangs zwanzigstes Jahrhundert vom bolivianischen Militär gestellt und erschossen wurden. Deshalb haben wir am gleichen Tag den Triathlon um Tupiza gebucht. Dieser beinhaltet eine Jeep Tour, eine kleine Wanderung sowie ein Ausritt mit dem Pferd. Das Highlight war dabei der Ausritt. Die Pferde waren diesmal einiges grösser als noch in Kolumbien in der Kaffeezone. Sian brachte einiges an Reitstunden mit sich und war deshalb um Längen sicherer zu Ross als ich. Ich musste mich von ihr aufklären lassen, dass es drei verschiedene Gangarten gibt. Schritt, Trab und Galopp. Schritt ist dabei mit Sicherheit die angemessenste Gangart für mich. Sian wollte immer galoppieren, da Trab für den Reiter einiges unbequemer ist. Zum Glück hat sich mein Ross immer vor ihres geschoben, sodass sie nie gross zum galoppieren kam. Ich selbst hab mein Ross immer gezügelt und zum Schritt gezwungen. Eile mit Weile. Die Landschaft war atemberaubend. Auf dem Rücken des Pferdes hab ich mich deshalb wie John Marston, der Cowboy von Red Dead Redemption gefühlt (trotz des langsamen Tempos)... Irgendwie hatte ich am Vortag etwas gegessen, dass mir enorme Blähungen bescherte. Aber auch mein Hottehü war nicht gerade ein Kind von Traurigkeit. Nach hartem Kampf musste ich mich schlussendlich geschlagen geben, eins zu null für mein Ross. Bevor wir wieder am Anfang unseres Ausritts angekommen sind, hat mich dann Sian doch noch im Galopp überholt. Mein Pferd liess sich das natürlich nicht gefallen und ist seinerseits in Galopp verfallen. Das war etwas beängstigend, da ich ziemliche Mühe hatte, das Gleichgewicht zu wahren um nicht vom Rücken zu fallen. Zwei zur Null für mein Ross. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meine Reiterschuhe nach Südamerika wieder an den Nagel hängen werde. Am späten Nachmittag sind wir dann wieder in Tupiza angekommen. Für den nächsten Tag hatten wir bereits die Salar de Uyuni Tour gebucht. Diese dauert gesamthaft vier Tage. Man hat dabei verschiedene Optionen. Entweder man beendet sie in Uyuni, man kehrt nach Tupiza zurück oder man geht direkt nach San Pedro de Atacama, Chile. Ursprünglich wollte ich die Tour in San Pedro beenden, aber die nette Dame vom Tour Büro hat mich überzeugt, dass es in San Pedro nicht viel zu sehen gibt und die Grenzüberquerung nach Argentinien einfacher von Bolivien als von Chile aus ist. Also haben Sian und ich uns entschieden, nach der Tour wieder nach Tupiza zurückzukehren und dann nach Argentinien zu reisen. Über die Salar de Uyuni Tour erfahrt ihr mehr im separaten Artikel.
Der Bergteufel oder so ähnlich... dem opfern die Minenarbeiter Cocablätter, Alkohol und Zigaretten für mehr Glück
Aufbruch: | 04.08.2012 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 24.01.2013 |
Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien