In 6 Monaten um Südamerika...

Reisezeit: August 2012 - Januar 2013  |  von Oliver Heeb

Arequipa, Chachani (Peru)

Arequipa

Am 29. November hiess es dann leider Abschied nehmen von Pippo. Er musste wieder zurück in den kalten Schweizer Winter. Auf dem Salkantay Trek hatte ich Jess und Jeremie von meinen nächsten Plänen erzählt. Nämlich den Chachani, der in der Nähe von Arequipa liegt, zu besteigen. Dieser gilt als einer der einfachsten Berge über 6000 m. Kurzerhand haben sich die beiden mir angeschlossen. Also sind Jeremie und ich am 29. November abends mit dem Bus Richtung Arequipa gereist. Die Reise dauerte rund zehn Stunden. Dieses Mal hatten wir Oltursa gebucht, das ein bisschen günstiger ist als Cruz del Sur, aber ähnlich komfortabel. Die Reise verlief absolut unproblematisch, und wir sind pünktlich am Morgen in Arequipa angekommen. Jess war schon einen Tag früher aus Cusco abgereist und wartete im Hostel schon auf uns. Auch Stephanie von den sexy Pumas war da. Sie war noch etwas früher abgereist, um Puno am Titicaca-See zu besuchen. Nachdem wir im Hostel eingecheckt hatten, sind wir gleich in das Zentrum der Stadt, um uns über die Chachani-Tour zu informieren. Die Besteigung wird normalerweise in zwei Tagen durchgeführt. Das Programm ist etwa ähnlich zur Besteigung des Cotopaxi. Es gibt dabei zwei wesentliche Unterschiede. Man legt weniger Höhenmeter zurück, da man mit dem Bus höher raufgefahren wird. Zudem ist der Aufstieg weniger technisch, da der Vulkan über keinen Gletscher wie der Cotopaxi verfügt. Man braucht für den Aufstieg also keine Steigeisen und auch keine Eispickel. Mit meiner Erfahrung sollte die Besteigung also kein Problem darstellen. Zuerst hiess es am Abend mal die kleine sexy Pumas-Reunion zu feiern. Mit der Partynudel Jeremie war das natürlich kein Problem, sodass wir der Sonne schon früher als geplant guten Tag sagen konnten. Am nächsten Tag hiess es leider Abschied nehmen von Stephanie, die sich auf den direkten Weg nach Chile machte. Stephanie, mit dir zu reisen war einfach super und danke vielmals für deine tollen Fotos! Hoffentlich sieht man sich mal beim Oktoberfest!...

Für Jess, Jeremie und mich stand am nächsten Tag die Herausforderung Chachani aufm Programm. Zusätzlich zu unserer Gruppe gesellte sich noch Helena, eine Brasilianerin, die aber in Australien aufgewachsen ist. Der Berg liegt auf 6075 m und nach Cotopaxi wollte ich unbedingt die 6000er Grenze knacken. Um 8 Uhr mussten wir vorm Hostel stramm stehen. Zuerst gings mal zum Büro der Reiseagentur um unsere Ausrüstung abzuholen. Die Qualität derer liess dabei ziemlich zu wünschen übrig. Ein Schuh von Jess musste zuerst mal "getaped" werden. Na gut, wir hatten uns ja auch für einen günstigen Reiseführer entschieden (für die zwei Tage mit Ausrüstung haben wir 230 Sol bezahlt, was nicht mal ganz CHF 90 entspricht). Danach gings mit dem Jeep rund 3.5 Stunden den Berg rauf auf 5100 m. Die Wanderung zum Basiscamp dauerte dann ca. zwei Stunden und war nicht allzu anstrengend. Natürlich mussten wir uns alle wieder an die dünne Höhenluft gewöhnen. Um etwa 15.00 sind wir deshalb schon bei den Zelten angekommen und der erste Tag war geschafft. Nach einer kurzen Mahlzeit und einer Partie "Naturboccia" sind wir kurz ins Zelt gehüpft, um uns auszuruhen. In der Zwischenzeit begann es pünktlich zu schneien. Danach war es Zeit fürs Nachtessen. Wie schon bei Cotopaxi gabs Suppe und Spaghetti. Durch den Schnee und die dabei entstehende Feuchtigkeit wurde es "schweinekalt". Toller Anfang... kann nur besser werden. Denkste, in der Nacht musste ich zweimal aufs Plumpsklo und danach war mir schlecht. Um ein Uhr nachts hiess es dann raus aus den Federn (wenn man die dünne Matratze als Federn bezeichnen kann). Mir war immer noch schlecht, deshalb hab ich das Frühstück ausgelassen. Das ganze roch nach einer kleinen Lebensmittelvergiftung. Ich hab mir schon überlegt, den Aufstieg gar nicht erst zu beginnen und im Zelt auf die andern zu warten. Aber mangelnde Alternativen und meine Sturheit trieben mich dazu mich den anderen doch anzuschliessen. In der ersten Stunde musste ich mich nochmals erleichtern. Blöd für die andern, da sie auf mich warten mussten. Danach gings meinem Magen etwas besser. Da ich seit dem Abendessen nichts mehr gegessen hatte und deshalb schon von Anfang an erschöpft war, versuchte ich den Energiemangel mit Riegeln und Schokolade auszugleichen. Dies schien anfangs einigermassen zu funktionieren. Der Aufstieg war enorm steil. Im Vergleich zu Cotopaxi, wo auch mal ein flacheres Stück zu bewältigen war, gings hier einfach nur steil den Berg rauf. Das Wetter wurde auch nicht besser. Im Gegenteil, von Schnee zu Eisregen durften wir abwechslungsweise alles geniessen. Zudem wehte uns die ganze Zeit ein kräftiger, kalter Wind ins Gesicht. Zusammen mit dem Eisregen war das die perfekte Mischung. Der steile Hang schien kein Ende zu nehmen und wir kamen nur langsam voran. Unser Guide, der nach Jeremies und meiner Meinung nicht gerade der beste war, sagte uns immer wieder, dass wir zu langsam vorankommen. Im Nachhinein denke ich, dieser Guide war nicht mal die rund CHF 90 wert. Jeremie und ich sind der Meinung, die Route hätte besser geplant werden können. Zudem ist es auch die Aufgabe des Guides Zuversicht zu versprühen und nicht das Gegenteil. Wie auch immer, mein Energiemangel machte sich immer mehr bemerkbar. In den kleinen Pausen, die wir zwischendurch eingelegt haben, hatte ich immer wieder mal einen Sekundenschlaf. Keine schöne Erfahrung. Du bist kurz weg, wachst auf und merkst, dass du dich mitten in einem steilen Gefälle eines Berges befindest und dir verdammter Eisregen ins Gesicht weht. Konsequenterweise war ich immer am Schluss unserer Gruppe aufzufinden. Aber auch die anderen hatten zusehends Mühe. Die widrigen Verhältnisse schienen ihren Tribut einzufordern. Nach etwa vier Stunden entschieden sich Helena und Jess umzukehren. Ich war drauf und dran mich ihnen anzuschliessen, aber mein Dickschädel liess eine Umkehr noch nicht zu. Nach einer halben Stunde wollte Jeremie nicht mehr. Wir waren auf ca. 5800 m und wettertechnisch war immer noch keine Besserung in Sicht. Nach Auskunft des Guides bräuchten wir für die verbleibenden rund 300 Höhenmeter noch ca. 2 Stunden. Deswegen und aufgrund meines Energiemangels sowie aufgrund der Wetterverhältnisse entschied ich mich, mich mit Jeremie auf den Rückweg zum Basiscamp zu machen. Scheiss auf die 6000er Grenze! Eine Grenzerfahrung wars allemal. Nach etwa zwei Stunden und ca. halb 8 Uhr morgens sind wir wieder im Basiscamp angekommen. Es hiess noch ca. 2.5 Stunden zu überbrücken, da der Jeep uns nicht vor 12.00 Uhr abholen würde. Um etwa 10 Uhr machten wir uns also auf zum Treffpunkt. Pünktlich wurden wir abgeholt und um etwa 16.00 Uhr sind wir wieder in Arequipa angekommen. Leute, so nah am Erschöpfungstod hab ich mich noch nie gefühlt! Sicher waren wir alle froh, wieder in der Zivilisation zu sein, aber mir gings definitiv am schlechtesten. Nur noch ab ins Bett war die Devise...

Konsequenterweise war für den nächsten Tag nur Ausruhen geplant. Mein Magen spielte immer noch etwas verrückt und ich hatte keinen rechten Appetit. Ist das der Fall, stimmt wirklich etwas nicht. Am darauffolgenden Tag hiess es dann leider Abschied nehmen von Jess. Ihr Weg führte sie nach Norden, Jeremies und meiner nach Süden Richtung Bolivien. Jess, du warst eine ausgesprochen sympathische, lustige und angenehme Reisebegleitung! Ich wünsche dir auf deiner Reise alles Gute und hoffe, dass wir uns wiedermal sehen! Vielleicht ja beim Oktoberfest nächstes Jahr!?

Plaza de Armas in Arequipa

Plaza de Armas in Arequipa

Jeremie wie er leibt und lebt  immer zu Spässen aufgelegt...

Jeremie wie er leibt und lebt immer zu Spässen aufgelegt...

Gasse in Arequipa

Gasse in Arequipa

Am Abend beim Feiern - Jeremie zündet sich eine Zigarette an seinem Drink "a la Mierda" an

Am Abend beim Feiern - Jeremie zündet sich eine Zigarette an seinem Drink "a la Mierda" an

Während der Fahrt mit dem Jeep - der Chachani

Während der Fahrt mit dem Jeep - der Chachani

Bei einer kurzen Pinkelpause - der El Misti

Bei einer kurzen Pinkelpause - der El Misti

Auf dem Weg zum Basiscamp

Auf dem Weg zum Basiscamp

Beim Basiscamp - da war alles noch in Ordnung - Team Chachani: Jeremie, Jess, ich, Helena

Beim Basiscamp - da war alles noch in Ordnung - Team Chachani: Jeremie, Jess, ich, Helena

Jeremie beim "Naturboccia"

Jeremie beim "Naturboccia"

Vergessen wie das Vieh heisst

Vergessen wie das Vieh heisst

Ausblick aufm Aufstieg - mit etwas Glück konnte man mal etwas sehen

Ausblick aufm Aufstieg - mit etwas Glück konnte man mal etwas sehen

Vorne Jess, hinten ich, wie ich mich abmühe

Vorne Jess, hinten ich, wie ich mich abmühe

Danke, dass du mich hältst Jeremie - wahrscheinlich hatte ich gerade wieder einen Sekundenschlaf

Danke, dass du mich hältst Jeremie - wahrscheinlich hatte ich gerade wieder einen Sekundenschlaf

Beim Abstieg...

Beim Abstieg...

Goodbye Jess...

Goodbye Jess...

© Oliver Heeb, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
... zumindest hoffe ich das... Wer träumt nicht davon einmal im Leben alles hinter sich zu lassen um die Welt zu entdecken. Mit bald 35 Jahren darf auch ich endlich diese Erfahrung machen. Da ich noch überhaupt kein Spanisch sprechen kann, beginne ich mit einem einmonatigen Spanischkurs in Cartagena, Kolumbien. Leute, ich bin sowas von gespannt... Mit meinen Berichten und Fotos möchte ich euch an meiner Reise teilhaben lassen. Viel Spass...
Details:
Aufbruch: 04.08.2012
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 24.01.2013
Reiseziele: Kolumbien
Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Oliver Heeb berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.