ALM-AUSZEIT
Keine Besserung in Sicht
Wer hätte es gedacht, es regnet. Trotz dass ich heute erst um 6Uhr antreten muss ist die Laune keineswegs besser. Wie denn auch bei 0 Grad im Stall. Die 2.Runde die die Nacht immer draußen verbringen darf hat ganz besonders viel Kräuter und saftiges Gras abbekommen. Die Euter sind so prall, mir fällt gar kein Vergleich dazu ein. Mir fehlen die Worte. Natürlich laufen die Maschinen auf Hochtouren und Hannes freut sich über jeden noch so kleinsten Milliliter Milch. Aber wir uns nicht. Während wir warten dass die Maschinen endlich hochschalten und wir Hand anlegen können fängt es zu schneien ein. Meine Füße sind trotz später kommen schon wieder zu Eisklumpen gefroren und die Laune ist auf dem Nullpunkt. Wenn es nicht bald wärmer wird sitz ich im Zug auf den Weg in ein wärmeres Land.
Irgendwie ist es halb9 geworden und nach einem ausgiebigen Frühstück und 2 heißen Cafe begeben wir uns zum besten Platz im Haus. Ins Bett. Schlafen ist halt doch die beste Medizin.
Gegen Nachmittag kämpft sich die Sonne durch die Wolken und wärmt Körper und Seele. Nicht ohne Grund ist der Mensch ohne die Strahlung nicht lebensfähig. Das Melken, Misten, der Stallgeruch, das Desinfektionswasser und die unter uns durchlaufende Gülle ist gleich viel erträglicher. Übrigens Gülle. Innerhalb 3 Wochen produzieren 64 Kühe zwischen 35-40.000 Liter Shit. Die werden am Montag abgeholt und auf die Felder gespritzt. Toller Dünger. Kann man sich gar nicht vorstellen wenn man nur das Anfangsprodukt vor sich sieht.
Unsere Kühe gehen übrigens mit der Zeit und sind mehr als modern. Sofort nach der Geburt wird jedes Kälbchen für 6€ gepierct. Schnäppchen. Und zwar bekommt es mit einer Zange seinen Nummern-Code ins Ohr gezwickt. Der Bauer hat 5 Tage Zeit um es dann bei der Gemeinde registrieren zu lassen. So weiß jeder wem welche Kuh gehört.
Anna und Marie, die Zwillinge, schauen auch immer mal wieder im Stall vorbei und teilen großzügig für jeden von uns Kinderschokolade aus. Jonas hat sich in seine Mini-Latzhose geschmissen und guckt Papa auf die Finger. Früh übt sich.
Kühlschrankmaleur: Als wir gestern Abend unser Gefrierfach im Kühlschrank aufmachen und ein Brot auftauen wollen ist es nicht wie erwartet hart sondern schon aufgetaut. Die letzten Tage kam es mir schon so vor als taut der Kühlschrank ungewollt ab. Allerdings bei den Temperaturen nimmt man das nicht unbedingt wahr. Schlimm ist die Sache ja im Moment noch nicht, weil Notfalls können wir die Tiefkühlware draußen im Freien lagern. Sollte aber der Sommer irgendwann zurückkommen, wird's blöd.
27.JUNI -TAG 16
Not macht erfinderisch und so füllt ich mir kurz vor Arbeitsbeginn die Wärmflasche und steck sie mir unter den Pulli. Mit einer ordentlichen Wampe erscheine ich im Stall und Hannes denkt sich bestimmt "Jetzt spinnen se die deitschen!". Aber das ist mir so was von wurscht.
Der erste Handgriff noch vorm Frühstück ist das Anschüren des Ofens. Danach wird gewaschen, Zähne geputzt, das Geschirr vom vorigen Tag weggespült und dann bei angenehmen Temperaturen gefrühstückt. Heute haben wir uns 2 Liter Milch gegönnt und ich probier´s noch mal mit dem Käsen. Nach 30 min. ist ein wunderbarer Ricotta artiger Käse fertig. Mit ein bisschen Schnittlauch verfeinert gar nicht mal so übel.
Um halb10 fährt Hannes den Wagen vor und holt Sven zur Männerrunde ab. Bäume fällen. Männer unter sich. Viel Spaß Jungs!
Das Baumfällen am Steilhang ist nicht gerade ungefährlich und der Baggerfahrer der einen neuen Weg anlegen soll wo eigentlich niemand auch nur laufen kann, rutscht erst mal einige Meter in die Tiefe. Was für uns unvorstellbar scheint, ist für ihn das Tagesgeschäft. Was hat er schon zu verlieren außer seine John Player die er sich immer wieder wie Zauberei aus dem Ärmel, aus der Tasche, oder sonst wo her in sein Mund zaubert. Hauptsache es qualmt. Nach 3 Stunden sind 7 Bäume gefällt und es geht wieder nach Hause.
Im Holzmachen sind die Ösi´s ganz groß und da machen wir auch mit unseren 100 Stehr keinem was vor. Im Herbst beginnt nach der Almsaison das neue Geschäft und 600 Stehr Holz werden verarbeitet. Nutzung Eigenverbrauch und Verkauf.
So wie wir uns mit Hey, Hi, Hallo oder Servus begrüßen ist für Tiroler "Heil" das deutsche "Hallo". Ist da was von der damaligen Diktatur hängengeblieben oder was? Hört sich sehr komisch an wenn ein Vater seine Kinder oder ein Mann seine Frau oder ein Kumpel sein Kumpel mit "HEil" begrüßt.
Zurück im Stall. Auch bei nicht gerade warmen Temperaturen haben die Kühe Durst und saufen aus Ihren Näpfen zusammen 50 Liter Wasser. Ganz zu schweigen vom Kraftfutter. 20.000 kg feinste Zusatznahrung verschwinden in der Saison in 64 dicken Kuhbäuchen.
Heute war es nicht mehr ganz so kalt und siehe da der Kühlschrank kühlt wieder. Wir glauben dass er bei Temperaturen leicht über Null Grad in den Standby-Modus schaltet. Was soll er auch noch kühlen wenn es draußen genau so kalt ist wie drinnen.
28.JUNI- TAG 17
Darf ich vorstellen:
Elli, Lady, Bella, Nelli, Rebecca, Elli, Birke, Rosa, Strauß, Wendi, Vera, Wilma, Regina, Seidel, Blümel, Gams, Elke, Semml, Enzian, Raut, Sara, Locke, Rita, Gundi, Vroni, Olga, Wuzel, Linda, Gunda, Emma, Minka und die kleine Erika grüßen ganz charmant.
Heute sollte es eigentlich in die Stadt zum Einkaufsbummel gehen, da Hannes aber jetzt seinen eigenen Chip für die Schranke hat und wir nicht mehr von Silvi´s Anwesenheit abhängig sind, fahren wir erst morgen.
Von 18-19Uhr beschallt uns Radio Tirol die letzte Arbeitsstunde immer mit einer erlesenen Auswahl österreichischer Blasmusik. Da läuft die Milch sag ich euch. Ausgenommen Freitag und Samstag, da hat die Kapelle Sendepause. Wir sind nicht böse drum.
Da es mal wieder regnet sind die Kälbchen auf der Weide, die die nicht mehr von der Muttermilch abhängig sind, total durchnässt und kurz vor einer Grippe. Sie müssen zum Trocknen mindestens für eine Nacht irgendwo ins Trockene. Na und wo ist ein besserer Platz als bei uns im Kinderzimmer. So haben wir für heute Nacht 4 Untermieter und teilen uns das Badezimmer und die Spülküche.
Kraftfuttervorratssäcke- die baldmöglichst wieder gefüllt werden sollten
Piercing Nr. 5513
Ob das den Sommer über langt ?
Der Radio Tirol Blaster
Ohne Worte !
Ran an die Euter
Trinknapf
Unser Kühlschrank. immer wieder für Überraschungen gut.
Aufbruch: | 12.06.2013 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | September 2013 |