ALM-AUSZEIT

Reisezeit: Juni - September 2013  |  von Jessica & Sven Winkler

Sonntag - Kein Ruhetag

Auch am Sonntag klingelt der Wecker um kurz vor halb 5. Guten Morgen Welt. Mit Sehschlitzen schleichen wir über den Hof zu unseren Kumpels. Heute lässt sich "Zilli" mal wieder feiern und liegt am weit entferntesten Fleck von der Halle in der Sonne. Nachdem die erste Hälfte geschafft ist, machen Sven und Hannes sich an die nächste Reihe und ich geh meiner Lieblingsbeschäftigung nach. Verlorene Kinder heimbringen. So trotten "Zilli" und ich in Zeitlupe mit mindestens 100 Fresspausen Richtung Stall. Jonas eilt mir zur Hilfe und siehe da, Sie kann sich auch schneller bewegen. Ich muss unbedingt Österreichisch lernen oder noch besser. Jonas übernimmt mein Job.
Jetzt fragt man sich natürlich wie es sein kann dass die Kühe konstant Milch geben, wo diese doch normalerweise nur für 10 Monate ihr Kälbchen ernähren. Ja, die Sache sieht nämlich so aus. Jedes Mal wenn die Kuh bereit ist bekommt Sie ihre Tage. Ist klar. Dass Sie Ihren Eisprung hat, stellt man aber auch daran fest dass sich die Fräuleins gegenseitig besteigen weil ja kein Bulle zur Hand ist. Da man ja aber irgendwie eine Befruchtung herstellen muss dass die Milch nicht ausgeht hat man vorgesorgt und Bullensamen schockgefrostet. Die schlummern gemütlich bei 159 Grad minus in einem Stickstoffbehälter. Ist die Gute jetzt so weit wird mit Hilfe einer meterlangen Spritze der Samen, der vorher auf angenehme Temperaturen gebracht wird, einführt. Ekelhafte Angelegenheit, will ich nicht weiter erläutern. Wenn alles so kommt wies soll ist das Kälbchen in 9 Monaten da. Wenn es Glück hat ist es eine Kuh, dann darf sie vielleicht auch irgendwann in die Milchproduktion einsteigen wenn nicht ist das Leben eines Bullen kurz. Das Leben einer Kuh egal ob männlich oder weiblich ist demnach nicht sehr glücklich. ;(

Im Durchschnitt gibt eine Kuh jedes mal 10 Liter Milch. Das sind im Jahr 7300 Liter. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie dick die Euter jedes Mal auch nur nach 7 Stunden Pause sind. Es gibt auch die Spitzenreiter die bei einem Melkgang 20 Liter geben.
Heut ist so ein schöner Tag, schallalallala und wir beschließen zu Hannes Geheimtipp auf 2000 Meter zu steigen. Dort gibt es einen Felsen von dem aus man ein 360Grad Panorama über die Berge und die ganzen Almen hat. Auf dem Weg hochzu´s kommen wir an Schildern vorbei die auf rote und schwarze Skiabfahrten hinweisen. Alle Wege die wir gerade laufen sind im Winter Piste. Riesige Blechteile ragen aus den Hängen mit denen im Winter durch Gasexplosionen Lawinen ausgelöst werden, so dass dem Wintertourist auch ja nix passiert. Es gibt 3 Lifte hier oben von denen einer bis zu 6000 Personen täglich transportiert. Im Winter guckt von Hannes Haus nur noch der Dachgiebel heraus.
Oben am Grat angekommen genießen wir die Aussicht und beobachten Murmeltiere und die gegenüberliegende Seite mit dem Feldstecher. Dort hat die Sommersaison begonnen. Schirme werden aufgespannt. Wanderer und Biker tummeln sich auf den Hängen. Sollte irgendjemand meinen dass die Pensionen, Hotels bzw. Almen mit dem Auto angefahren werden können hat sich getäuscht. Von Kitzbühel ca. 2 km Serpentine aufwärts versperrt eine massive Schranke die weitere Zufahrt. Den Schlüsselchip besitzen nur die Anwohner. D.h. alle Besucher oder Urlauber die ein paar Tage in irgendeinem Hotel, einer Pension oder auf der Alm verbringen wollen, müssen in Kitzbühel parken und mit der Hahnenkammbahn oder einer der vielen anderen Gondeln oder Lifte auf den Berg gekarrt werden oder haben eine Sondergenehmigung. Evtl. bietet das eine oder andere Hotel bestimmt auch einen Shuttle-Service an.
Wieder unten gönnen wir uns nach einem ausgiebigen Vesper ein Mittagsschläfchen und schon rasselt der Wecker. Oh Mann was ne Aufgabe. Die zweite Runde verläuft ohne weitere Zwischenfälle bis auf einen ordentlichen unangekündigten Tritt in die Kniekehle. Uns reicht´s für Heute.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wie ist wohl das Almleben in Tirol auf 1600m mit 64 Milchkühen? Wir werden es erfahren und ihr auch.
Details:
Aufbruch: 12.06.2013
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: September 2013
Reiseziele: Österreich
Der Autor
 
Jessica & Sven Winkler berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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