ALM-AUSZEIT
Der frühe Vogel... scheiß auf den Wurm.
Zilli hat sich an ihr Singleleben gewöhnt und die Nacht vorm Nachbarhaus verbracht. Das einfache Nachbarholzhaus gehört einem Österreicher und wurde noch bis vor einigen Jahren von einer deutschen Familie gemietet. Die kamen aber nicht im Sommer wie jeder normale Mensch, sondern 40 Jahre lang von September bis Februar. Jetzt kommen Sie nicht mehr. Warum nur ? Wahrscheinlich sind sie irgendwo im Haus festgefroren. Deshalb geht auch keiner rein. Hannes meint, es wäre einsturzgefährdet. Jaja.
Die Nacht ist wie auch daheim viel zu kurz. Spätestens um 22 Uhr schnarchen wir um die Wette und würden es noch nicht mal mitbekommen wenn ein LKW mit 8 weiteren Jungtieren nachts um 3 Uhr an unserem Haus vorbeidonnert. Er kam aus "Brunau" erzählte uns Hannes und kommt morgen nochmal. Die spinnen die Österreicher.
Wir sind müde. Aber murren macht die Euter leider nicht leer. Also raus aus den Federn und den Schemel untern Hintern schnallen. Jeder von uns hat ein praktisches selbstgebautes Höckerchen mit einem Holz- oder Federfuß den man sich um die Hüfte schnallt wie ein Klettergurt. So hat man sein Stuhl jederzeit an Ort und Stelle parat. Anblick eher ungemütlich aber im Gebrauch unverzichtbar wenn man nicht 4 Stunden in knieender Stellung verbringen will.
Wie schon bereits mitgeteilt besitzen wir einen wunderbaren Holzofen der nicht nur zum heizen dient sondern mit dem man auch kochen und backen kann. Z.B. Brot. Der Sauerteig ist nach 4 Tagen für die Weiterverarbeitung bereit und Sven knetet den Teig und schürt den Ofen an. Ein alter Brottopf von Oma passt gerade so in die Röhre. Normalerweise braucht das Brot 70-80 min. bei 200 Grad. Bei 100 Grad stellen wir den Topf schon mal rein und ich pack nochmal ne ordentliche Ladung Holz in die Luke, nichts ahnend wie schnell so ein Ofen heizen kann. Die Stube wird saumäßig schnell warm und dass bei 25 Grad Außentemperatur. Ich leg mich derweilen aufs Bett und dös ein bisschen vor mich hin. Plötzlich fängt der Ofen an zu rauchen, das Zimmer ist innerhalb weniger Sekunden eingeräuchert, was ja bei 9 qm auch keine große kunst ist, und das Brot verbrannt. Der Herd glüht und die Gradanzeige sprengt die 300 Skala und steigt weiter und weiter. Scheiße! Wie viel Hitze hält so ein alter Ofen aus bevor er in die Luft fliegt? Panik macht sich breit. Wir reißen alle möglichen Luken auf, wedeln den Rauch weg und nach einer Stunde ist der Ofen wieder so weit runter gekühlt das wir ohne Bedenken das Haus verlassen können. Das Spiel mit dem Feuer ging voll in die Hose, dass Brot konnte gerettet werden, nur die Oberfläche war angekokelt . Der Ofen kann was!
Hier für Nachmacher das
REZEPT FÜR SAUERTEIG-BROT
ZUTATEN FÜR SAUERTEIG:
100gr. Mehl + 100gr. Wasser in einer Schüssel verrühren und mit einem Handtuch abgedeckt - 48Std. Ruhen lassen
Nach 48Std. nochmal 100gr. Mehl + 100gr. Wasser einrühren und nochmal 24Std. ruhen lassen.
Nochmals 200gr. Mehl + 200gr. Wasser zugeben und na wer hätt es gedacht weitere 24Std. pausieren.
Eine neue Schüssel nehmen und darin
350gr. Roggenmehl
300gr. Weizenmehl
20gr. Salz
20gr. Hefe
Evtl. Kümmel/Kumin ( je nach Gelüste und Bedarf )
300gr. Wasser mit 700gr. Vom Sauerteig vermengen.
Die Pampe ordentlich mit bemehlten Händen durchkneten bis ein geschmeidiger Teig entsteht.
Diesen Teig dann 1 Std. wieder mit Handtuch abgedeckt in der Schüssel ruhen lassen.
Währenddessen könnt ihr schon mal einen Brottopf einfetten und mit Mehl bestreuen.
Nach der Stunde den Teig nochmals kneten, einen schönen Brotlaib formen, die Oberfläche mit dem Messer einschneiden, mit Mehl bestreuen und in die Form bzw. den Topf setzen und nochmal 1/2Std Ruhen lassen.
Den Backofen auf 200Grad vorheizen und anschließend das Brot 70-80min. backen. Am besten ihr stellt eine feuerfeste Tasse Wasser mit in den Ofen dann wird die Kruste nicht so hart.
Das Brot ist fertig wenn es hohl klingt beim drauf klopfen.
Viel Spaß beim ausprobieren.
Tipp: Der Rest vom Sauerteig hält sich ca. 1-2 Wochen im Kühlschrank und kann dann für´ s nächste Brot einfach wieder mit 350gr. Roggenmehl + 350gr. Wasser gefüttert werden. 24 Stunden warten und schon habt ihr wieder die passende Menge für´ s nächste Brot.
--------------------------------------------------------------------------------------
Heute Morgen um 3 Uhr kam wie schon gesagt ein LKW aus Brunau. Zur Alm führt nur eine einzige Straße und so muss jeder der hier rauf will durch die Schranke. Der uns gegenüberliegende Hahnenkamm gehört der Stadt Kitzbühel und alles was dort ist kann von der Stadt natürlich gegen Bares gepachtet werden. Unsere Seite teilen sich Hannes, Sepp und noch eine Person. Ihnen gehört auch das komplette Grundstück bis auf den Schotterweg. Die Stadt war hier gnädig und verlangt für die Straße nix, aber ganz leer will sie auch nicht ausgehen und so müssen sie bei jedem Mal Schrankenbenutzung zahlen. Unglaublich unsere Welt. Jetzt verstehen wir auch warum Hannes in den 3 Monaten kein einziges Mal die Alm verlässt. Außer im Notfall natürlich.
Wir sind spätestens nach dem Mittags-Vesper so fertig dass wir uns ein paar Minuten hinlegen müssen. Hannes hängt wenn er nicht grade Jungtiere zählen, oder Zäunen ist auf seiner Terrasse ab und schläft wenn dann nur ganz selten mal auf seiner Festzeltgarnitur ein. Muss ja sehr bequem sein, oder er sehr müde. Anscheinend macht das Alm-Leben stark und robust. Wir merken noch nichts davon.
Blitz und Donner und ein frischer Wind machen die 2.Runde im Stall am Nachmittag erträglicher. Jedes Jahr sterben allerdings durch Blitzeinschlag einige Kühe. Auch wenn der Blitz 10 Meter entfernt einschlägt erschrecken sich die Tiere so arg dass sie Ihre Zunge verschlucken und daran ersticken wenn grade kein Hüter an Ort und Stelle ist und sie ihnen wieder rausholt.
Mit dem Brot haben wir uns auch gleich 500gr. Nudel abgekocht so haben wir uns für heut Abend schon einige Minuten gespart und können früher ins Bett.
Aufbruch: | 12.06.2013 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | September 2013 |