Traumreise Irland

Zu Fuß ging es morgens wieder bis zum Eyre Square, mit unserem ganzen Gepäck... Aber da war die Strecke schon so oft gegangen waren, sahen wir es irgendwie nicht ein, jetzt ein Taxi zu nehmen!
Als wir am Busbahnhof ankamen (diesmal der richtige Busbahnhof, nicht das Bus Centre der Tour Companies), wurde ich ein bisschen nervös. Erst fand ich ewig nicht den richtigen Abfahrtsort, dann fand ich zwar ein Schild mit der richtigen Busnummer, aber Dublin stand da nicht drauf... Sowas hasse ich! Der Busbahnhof befindet sich direkt am normalen Zugbahnhof, aber der hatte heute an diesem Sonntagmorgen geschlossen und war verriegelt und verrammelt. Schließlich kamen ein paar Irinnen an, die ich hoffnungsvoll um Rat fragte, aber das führte nur zu einer Diskussion, da diese mich unbedingt zum Bus Centre schicken wollten und sicher waren, dass alle Busse nach Dublin dort abfuhren - ich wusste aber ja ganz sicher, dass dort nur die privaten Companies abfuhren und kein Bus von Bus Éireann, den ich gebucht hatte. Ich musste also erstmal die Ladies wieder abwimmeln, und weiter warteten wir nervös... Schließlich ging es aber gut aus, irgendwann bog der Bus um die Ecke, mit nur einem anderen jungen Mädchen stiegen wir ein, und los ging's Richtung Hauptstadt.
An dieser Stelle bedarf es einer kurzen Erklärung, warum wir überhaupt den Bus nach Dublin suchten, wenn unser Ziel doch Belfast war... Ich hatte keine Direktverbindung Galway - Belfast gefunden und daher die Strecke über Dublin gebucht, bzw. Bus Éireann zum Dubliner Flughafen und dann den Aircoach, also einen Flughafenbus, nach Belfast. Vor Ort in Galway sah ich dann durchaus Angebote direkt nach Belfast, was zeigt, dass im Voraus buchen doch nicht immer das beste ist, aber nun ja, jetzt war es halt gebucht...

Mit dem Bus ging es also zunächst zum Flughafen von Dublin, ca. drei Stunden dauerte die Fahrt in einem fast leeren Bus, und wir verschliefen auch das meiste. Um 10.20 Uhr waren wir da und laut meines ausgedruckten Plans kam der nächste Bus erst um 12.00 Uhr, was etwas nervig war, aber wir wollten die Zeit einfach nutzen, um im Flughafen Mittag zu essen. Kurz nach der Ankunft ging ich aber erstmal den Abfahrtsort des Aircoaches suchen, um danach entspannt zu sein und genau zu wissen, wo wir um 12.00 Uhr sein mussten.
Und es wiederholte sich die Geschichte von unserer Fahrt nach Galway: Als ich den richtigen Halt gefunden hatte, stand dort gerade ein Aircoach nach Belfast bereit, und der supernette Fahrer fragte mich, ob ich noch mitwollte. Klar wollte ich, aber ich hatte ein Ticket für einen späteren Zeitpunkt. Macht nichts! Aber meine Mutter wartete doch im Flughafengebäude!!! Egal, ich solle sie holen...
Also wieder wie der Blitz zurück, Gepäck geschnappt, und ohne Toiletten- oder Essenspause wieder zum Halt gehetzt, Ticket vorgezeigt, eingestiegen - und los ging die zweistündige Expressfahrt ohne Stop nach Belfast. Dieser Bus war wirklich weitaus bequemer, und das hab ich aus der Sache auf jeden Fall gelernt: Wenn ich wieder mal nach Irland reise, werde ich eher mit den privaten Bussen reisen als mit Bus Éireann, denn die Verbindungen sind oft schneller und besser, und ebenso die Busse und der Service.
Die Fahrt war somit sehr angenehm, und ich war nun absolut gespannt auf Belfast.
Belfast ist den meisten wohl eher bekannt aufgrund der Unruhen in Nordirland, der IRA-Attentate und Aufstände, kurz gesagt, aufgrund des irischen Bürgerkriegs. In letzter Zeit ist die Lage ruhiger, vor allem, seit die IRA ihre Waffen niedergelegt hat, aber noch immer ist die Lage angespannt und nicht ganz ungefährlich, obwohl Touristen nichts zu befürchten haben.
Als wir in die Stadt einfuhren und uns dem Bahnhof näherten, kamen wir tatsächlich an hohen Bretterzäunen und Stacheldrahtmauern vorbei... In einer kleinen Seitenstraße stiegen wir aus. Ich wusste aber, dass unser Hotel hier ganz in der Nähe war, und dank Stadtplan fanden wir es sofort.

Was ich bei der Buchung nicht gesehen hatte, war, dass unser Hotel direkt an der Sandy Row lag - einer der berühmtesten Straßen Belfasts, und quasi "Grenzstraße" des protestantischen Bezirks. Beim Blick aus dem Fenster sah man das auch sofort, denn dort prangte eine große Wandmalerei (Mural) von William of Orange, der in der berühmten Battle of the Boyne den katholischen König besiegte und somit den Protestantismus in Nordirland etablierte. Das Datum der Schlacht war der 11. Juli, und so finden in Nordirland am 11. Juli, und im ganzen Sommer, besonders viele Umzüge statt. Und einer gerade jetzt, als wir uns noch in unserem Hotelzimmer frisch machten und ein wenig auspackten...

Es war wirklich krass, das nun direkt zu sehen, wo ich gerade erst noch in einem Geschichtsbuch darüber gelesen hatte. Man kann sich als Deutscher kaum vorstellen, dass die Religion hier so eine wichtige Rolle spielt, dass es so wichtig für das gesamte Leben der Menschen ist, ob man evangelisch/protestantisch oder katholisch ist, und dass dieser Konflikt (der viel zu umfassend und kompliziert ist, um ihn hier darzustellen) seit so vielen Jahren die nordirische Geschichte bestimmt.
Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, und gingen dabei zunächst etwas an der Sandy Row entlang.

Wir schlenderten den Donegall Place entlang, Belfasts elegante Einkaufsstraße. Hier war von der Stimmung der Sandy Row nichts mehr zu spüren - es war einfach eine hübsche Shoppingmeile mit schicken Kaufhäusern und sehr angenehmer Atmosphäre. Wir fühlten uns sofort wohl hier! Und irgendwie erinnerte mich vieles hier wirklich an Großbritannien. Die Atmosphäre war sehr ähnlich der anderer britischer Großstädte, die ich kannte, vor allem Manchester oder Glasgow. Das war Belfast eben - eine alte britische Industriestadt, die ihre Glanzzeit hinter sich hatte, und sich nun neu erfand und eine neue Identität suchte, und die schon jetzt viel besser und schöner war als ihr Ruf.
Belfast besinnt sich in diesem Zusammenhang vor allem auf seine Geschichte als Stadt des Schiffbaus. Hier wurden in der Ära der großen Schiffe und Luxusliner zahlreiche Schiffe gebaut und Belfast war eine der geschäftigsten Städte Europas. Auch die Titanic wurde hier erschaffen. Als Stadt der Titanic versucht Belfast nun, dieses Erbe mehr zu würdigen und auch mehr Touristen anzulocken, die sich auf die Spuren der Titanic begeben. Ich finde das keineswegs verwerflich, schließlich wurde das berühmteste Schiff der Welt wirklich hier gebaut und lief hier vom Stapel!

Der Donegall Place mündet in den Donegall Square, einen großen Platz, in dessen Zentrum die City Hall steht, Belfasts Rathaus. Es ist ein schönes, weißes Gebäude, das 1906 fertig gestellt wurde, als Belfast auf dem Höhepunkt seines Erfolgs war - eine der wichtigsten Städte des Vereinigten Königreichs, die durch die Leinenindustrie und den Schiffbau reich geworden war. So zeigt die City Hall auch ganz klar die Zugehörigkeit zu Britannien: Die Kuppel des Gebäudes wurde nach dem Vorbild des St Paul's Cathedral entworfen, und davor befindet sich eine große Statur Queen Victorias.

Wir kamen schließlich am Lagan River an, der im Hafen von Belfast ins Meer mündet. Auf der anderen Seite beginnt das Titanic Quarter, das große Redevelopment Project der Stadt - unser Ziel für morgen!
Für heute reichte es nun aber. Wir hatten an diesem Nachmittag noch viel, viel mehr gesehen, als wir uns nach der langen Anfahrt erhofft hatten, aber nun waren wir auch wirklich erschöpft, also kauften wir nur noch ein wenig im Tesco Express ein und liefen dann den Weg zurück bis ins Hotel.