Traumreise Irland
Dublin II
Schon unser dritter Morgen in Dublin! Wir beschlossen, heute hauptsächlich einen "Kirchentag" zu machen und uns die wichtigsten Kirchen Dublins anzusehen. Da alle drei Kirchen, die wir sehen wollten, sehr nah beieinander lagen, war das auch gar kein Problem.
Wie schon gesagt, waren alle Entfernungen sowieso viel geringer, als wir erwartet hatten, und so machten wir uns nach dem Frühstück zu Fuß auf zur St Patrick's Cathedral. Wer sich schonmal mit Irland beschäftigt hat, weiß natürlich, dass St Patrick der Nationalheilige des Landes ist, also waren wir auf diese Kirche bzw. Kathedrale besonders gespannt.
Das Besondere der beiden Dubliner Kathedralen ist, dass sie beide anglikanisch sind, obwohl die meisten Iren natürlich dem katholischen Glauben angehören. Noch dazu ist die kleinere Christ Church Cathedral der Bischofssitz, und nicht die größere St Patrick's Cathedral.
Als wir bei der St Patrick's Cathedral ankamen, waren wir begeistert von der hübschen Domfreiheit, die sie umgibt. Ein wirklich schöner und friedlicher Ort, der wie ein kleiner Park wirkte.
Wir traten in die Kathedrale ein - und hier war es leider mit dem Frieden vorbei. Ich bin oft im Kölner Dom und daher ja schon einiges an Tourirummel in Kathedralen gewohnt, aber das hier überstieg alles, was ich bisher irgendwo erlebt hatte. Der gesamte hintere Teil der Kathedrale war belegt von der Eintrittskartenbude und einem großen, nicht vom Rest des Gebäudes abgetrennten Souvenirgeschäft, was eine so unruhige Atmosphäre erzeugte, dass diese sich auf die gesamte Kathedrale übertrug. Wirklich schade, das hätte man doch wirklich anders lösen können...
Ich schnappte mir trotzdem ein Infoblatt und machte den empfohlenen Rundgang durch die Kathedrale. Es gab wirklich viel Interessantes zu sehen, und eigentlich ist das Gebäude auch sehr schön - nur eben nicht atmosphärisch. Klar ist mir bewusst, dass auch ich als Touristin dorthin gegangen bin. Aber man kann auch als Tourist den Respekt vor einem religiösen Gebäude bewahren und sich dementsprechend verhalten!
Die Kathedrale wurde nach St Patrick benannt, weil er an einer Quelle in der Nähe konvertierte Iren getauft haben soll. Die erste Kirche an diesem Ort wurde daher schon im 5. Jahrhundert erbaut. Das heutige Gebäude stammt aus dem frühen dreizehnten Jahrhundert, wurde aber mehrmals umgebaut.
Die Chapter Door - im 15. Jahrhundert suchte der Earl of Ormond während einer Fehde Schutz im Kapitelhaus der Kathedrale. Sein Feind, der Earl of Kildare, schnitt ein Loch in die Tür und reichte dem Versteckten seine Hand hindurch. Als Zeichen der Versöhnung wurde die Tür aufbewahrt.
Das war nur ein kleiner Auszug der vielen kleinen Sehenswürdigkeiten, die in der Kathedrale aufgestellt sind. So war z.B. der Schriftsteller Jonathan Swift hier Dekan und ist hier auch begraben, und in einer Vitrine sind seine Totenmaske und andere Memorabilia ausgestellt, z.B. auch sein Schreibtisch.
Alles sehr interessant, aber es verleiht der St Patrick's Cathedral doch ein wenig den Charakter eines Museums.
Wir verließen diese Kathedrale, liefen die Straße hoch und waren nur kurze Zeit später bei der Christ Church Cathedral angekommen. Die sieht wirklich ungewöhnlich und interessant aus, da sie durch eine Art Brücke mit einem anderen Gebäude verbunden ist! Ich war wirklich fasziniert von dieser Bauweise, aber durch die Straßen und die vielen Autos war es schwer, gute Fotos zu schießen.
In dem Nebengebäude (links) ist heute die Attraktion Dublinia untergebracht, eine Art "aktive" historische Ausstellung. Sie stand aber nicht auf unserem Plan.
Als wir eintraten, merkten wir sofort, dass hier eine ganz andere Atmosphäre herrschte als zuvor. Es war sehr ruhig, die wenigen Besucher gingen langsam umher und betrachteten das schöne Gebäude, und der Souvenirshop war sehr klein und in einer Ecke versteckt.
Die erste Steinkathedrale an diesem Ort, dem höchsten Ort in Dublin, wurde von 1186 - 1240 erbaut. Einige Teile dieser ursprünglichen Kathedrale sind noch erhalten, aber andere Teile stürzten im 16. Jahrhundert ein, da sie auf einem Torfmoor erbaut worden war. In den 1870er Jahren wurde die Kirche großzügig renoviert, weshalb sie auch eher eine "neuere" Atmosphäre hat, so wie fast alle Kirchen, die wir in Irland besuchten. Insgesamt gefiel es uns in dieser Kathedrale viel besser als in der St Patrick's Cathedral, obwohl es viel weniger zu sehen gab.
Auch die Krypta der Kathedrale kann man besuchen. Sie stammt aus dem zwölften, evtl. sogar aus dem elften Jahrhundert und ist somit das älteste Bauwerk in Dublin, und zudem eine der größten Krypten auf den britischen Inseln. Die Krypta hat allerdings wieder Museumscharakter, es gibt viele Ausstellungsstücke, darunter eine mumifizierte Katze und ebenfalls mumifizierte Ratte, die auf der wilden Jagd in einer Orgel stecken blieben und dort mumifiziert wurden... Ich fand die Vorstellung davon so ekelhaft, dass ich zugeben muss, die Krypta nur halbherzig erkundet zu haben, vor lauter Angst, plötzlich vor einer toten Katze zu stehen!!!
Besser gefiel mir da die Kostümausstellung, die hier untergebracht war. Es handelte sich um Kostüme der Serie The Tudors, die ich auf DVD geschaut habe. Einige Szenen wurden hier gedreht, und so sind nun einige Kostüme in der Krypta ausgestellt. Leider war es so dunkel, dass man nicht allzu viel erkennen kann.
So, die beiden Kathedralen besichtigt - jetzt hatten wir wirklich Hunger und suchten in der Umgebung nach einer Location zum Essen. Ein kleiner Imbiss war genau das Richtige.
Danach ging es direkt wieder zurück, denn die letzte Kirche, die wir noch besichtigen wollten, befindet sich ganz in der Nähe der beiden anderen. Und sie gefiel uns dann auch am besten von allen!
Schon von außen sieht die St Audeon's Church sehr alt und ursprünglich aus, und dieser Eindruck täuscht nicht. Sie wurde um 1190 gebaut und wurde seitdem kontinuierlich als Gotteshaus genutzt. Im 15. Jahrhundert wurde eine Kapelle angebaut, die heute aber nur noch als Ausstellungsgebäude dient.
Die mittelalterliche St Audeon's Church (es gibt noch eine weitere, viel neuere Kirche desselben Namens in der Nähe, also nicht verwechseln!)
Der "Lucky Stone", ein keltischer Grabstein aus dem 9. Jahrhundert, der viele Jahrhunderte lang vor der Kirche aufgestellt war. Ihn zu berühren, brachte der Legende nach Glück.
Ein weiterer Kapellenanbau, der im 19. Jahrhundert, als die Gemeinde schrumpfte, dem Verfall überlassen wurde
St Audeon's Arch, das einzige Tor in dem kleinen Abschnitt, der noch von der normannischen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert erhalten ist. Er befindet sich direkt hinter der Kirche.
St Audeon's Church gefiel uns wahnsinnig gut - diese Kirche ist wirklich ein Geheimtipp in Dublin, wir trafen hier kaum andere Touristen, der Eintritt war frei, und die Mitarbeiter überaus freundlich und hilfsbereit.
Es war erst früher Nachmittag, und so hatten wir noch viel Zeit an diesem Tag. Also erstmal wieder auf ins Zentrum, wo wir plötzlich vor einem großen, eleganten Gebäude standen, das wir noch nie zuvor gesehen hatten. Das Rathaus von Dublin, die City Hall! Ok, rein da!
Wir sahen uns kurz in der beeindruckenden Eingangshalle um. Im Keller gibt es auch noch eine Multimedia-Ausstellung, die aber Eintritt kostete und für die wir uns nicht so interessierten, daher ließen wir das.
Direkt hinter der City Hall liegt das Dublin Castle, also machten wir hier direkt weiter. Rein wollten wir nicht, denn das Gebäude ist nur mit Führung zu besichtigen, worauf wir keine Lust hatten, und die Schlange war auch viel zu lang. Aber den Innenhof und den Garten kann man ganz umsonst einfach so besichtigen, also schauten wir hier kurz vorbei und legten im Garten eine kleine Pause ein.
Wer in Dublin ein altes, mittelalterliches Schloss oder einen eleganten Palast erwartet, liegt falsch. Dublin Castle ist eher eine heterogene Ansammlung verschiedenster Gebäude, die aussehen, als seien sie alle irgendwie aneinander geklebt worden. Nicht besonders schön, aber wie gesagt, von innen habe ich es ja nicht gesehen... Das hole ich nach, wenn ich irgendwann nochmal nach Dublin komme!
Dublin Castle hatten wir viel schneller durch, als wir gedacht hatten, und noch immer war der Tag lang. Wir entschlossen uns daher, nun nachzuholen, was vorgestern nicht geklappt hatte: Das kleine Museum im georgianischen Bezirk anzuschauen. Wir waren ja ausgiebig durch die Fitzwilliam Street und den Merrion Square gegangen und hatten die Architektur bewundert, aber 29 Fitzwilliam Street, ein georgianisches Haus, das ursprünglich eingerichtet und für Besucher geöffnet ist, war ja geschlossen gewesen.
Also quer durch Dublin, vorbei am Trinity College und zum Merrion Square. Da wir ja schon wussten, wo sich das Museum befand, mussten wir nicht mehr lange suchen. Heute war tatsächlich geöffnet, und die freundliche Mitarbeiterin führte uns zunächst einen Film vor, der das Leben in dieser Gegend im ausgehenden 18. Jahrhundert schilderte. Eigentlich mag ich solche Filme nicht so gerne und will lieber immer direkt das Museum anschauen, aber dieser war wirklich gut gemacht und ist echt eine gute Sache, wenn man sich mit der Materie bisher noch nicht so auskennt.
Danach ging es durch die vielen verschiedenen Zimmer des Hauses, von den Schlafzimmern über den Drawing Room bis zur großen Küche. Ich war im Paradies! Herrlichste georgianische Architektur, wunderbare Möbel, Farben und Decken, einfach fantastisch. Auch meiner Mutter gefiel es sehr gut. Leider war es verboten, Fotos zu machen - folgsamer Touri, der ich bin, kaufte ich daher einen ganzen Schwung Postkarten im kleinen Souvenirshop, und da es uns so gut gefiel, tranken wir auch noch einen Tee im Museumscafé, um die Eindrücke sacken zu lassen.
29 Fitzwilliam Street - für alle Liebhaber der Jane Austen-Zeit oder eleganter Architektur einen Besuch wert!
Nun ging es zurück ins Zentrum, wo wir über das Powerscourt Townhouse stolperten. Es ist ein elegantes Einkaufszentrum, das in einem Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht ist. Hier sollte man unbedingt einen Blick hineinwerfen, auch wenn man nichts kauft! Die elegante Architektur ist einen Blick wert, zudem gibt's einige schöne Cafés, Toiletten und w-lan...
Powerscourt Townhouse
Im Treppenhaus
Inzwischen war es später Nachmittag, und wir entschlossen uns, den Weg zurück in die Pension mit einem Spaziergang durch Temple Bar zu verbinden. Hier waren wir ja an unserem Ankunftstag in Dublin kurz aufgeschlagen und es hatte uns nicht wirklich gefallen, aber Temple Bar ist ja der berühmteste Teil der Stadt, also wollten wir nochmal einen genaueren Blick wagen!
In der Tat war es nun nicht so voll wie sonntags, so dass die Atmosphäre viel angenehmer war. Die vielen bunten Pubs sahen wirklich schön aus.
Entlang der Liffey ging es wieder zurück zu unserer Pension, wobei der Wind plötzlich so stark wurde, dass wir nicht mehr am Ufer entlang gingen, sondern auf die andere, geschütztere Straßenseite wechselten. Daher konnten wir auch durch den Zaun einen genaueren Blick auf eine interessante Wiese werfen, die wir sonst nur von weitem gesehen hatten. Der Croppy's Acre ist der Ort, an dem wahrscheinlich Männer in einem Massengrab beerdigt wurden, die im Jahr 1798 an einer Rebellion gegen die britische Krone teilgenommen hatten.
Meine Mutter ging nun in die Pension, aber ich hatte irgendwie immer noch Lust, etwas zu unternehmen und machte mich daher noch auf zum Phoenix Park, der nur ein paar Minuten Fußweg von der Pension entfernt begann. Da das Wetter sich beruhigt hatte, wollte ich die schöne Sonne noch nutzen!
Gleich zwei, wenn auch nicht besonders spannende Rekorde gibt es hier: Größter ummauerter Park Europas, und größter Obelisk der britischen Inseln. Naja, mir eigentlich egal, ich wollte einfach nur ein wenig durch den schönen Park laufen!
Eine halbe Stunde lang erkundete ich also den Südteil des Parks. Zunächst ging ich zum in der Tat riesigen Obelisken, der im 19. Jahrhundert zu Ehren Wellingtons aufgestellt wurde. Danach schlenderte ich einfach ein wenig umher, genoss den Sonnenschein und die herrlichen Blumenbeete.
Plötzlich machte es flapp und ich wunderte mich, dass mein Fuß sich plötzlich so komisch anfühlte... Ich ging weiter, aber das komische Gefühl verschwand nicht... Als ich nach unten schaute, war alles klar: An meinem rechten Schuh hatte sich fast die komplette Sohle abgelöst!
Wie schade... Das waren meine Blundstones, die ich im Herbst 2006, also vor fast sieben Jahren, in Australien gekauft hatte (nachzulesen in meinem Bericht Farm&Travel in Australien). Auf meinen beiden Australienreisen hatte ich sie permanent getragen, und auch in Deutschland hatten sie mir all die Jahre gute Dienste erwiesen, z.B. im harten Winter 2010/11. Ich hing echt an diesen Schuhen! Und nun gaben sie den Geist auf, in Dublin!
Ich humpelte also halb zurück zur Pension, und suchte dann per Smartphone nach einem Outdoorladen im Dubliner Zentrum - denn neue, gute Schuhe brauchte ich, das war klar!
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 28.08.2013 |
Großbritannien