Traumreise Irland

Reisezeit: August 2013  |  von Mirjam & Nico L.

Cóbh

Das Frühstück in der YHA war ein normales Hostel-Frühstück, wir tranken nur schnell einen Tee und aßen ein wenig Obst, das wir selbst mitgebracht hatten. Zu Fuß machten wir uns dann auf zum Bahnhof in Cork, wobei wir den Weg doch unterschätzt hatten und darum ziemlich außer Atem ankamen. Wir kriegten den Zug aber noch, und nur kurze Zeit später waren wir in Cóbh, einem der Stadt vorgelagerten Hafenort.
Cóbh wird gesprochen wie Cove und hieß auch so, als Irland noch komplett zum Vereinigten Königreich gehörte. Im 19. Jahrhundert war der Hafen äußerst wichtig als Hafen für Kriegs- und Sträflingsschiffe, und während der Hungersnot segelten von hier die Migrantenschiffe los. Im Jahr 1849 wurde die Stadt anlässlich eines Besuchs von Queen Victoria in Queenstown umbenannt. Um die Jahrhundertwende wurde es noch geschäftiger und immer wichtiger, da das Zeitalter der Dampfschiffe anbrach und von hier die ersten Linienschiffe nach Amerika fuhren. So war Cóbh im Jahr 1912 die letzte Station der Titanic, von hier fuhr sie in Richtung USA los, wo sie niemals ankam. Und eine weitere Tragödie steht mit Cóbh in Verbindung: 1915 wurde die Lusitania in den Gewässern vor Cóbh von einem deutschen U-Boot versenkt, 1200 Menschen kamen ums Leben.

Cóbh lebt aber nicht nur von seiner bewegten maritimen Geschichte, auch wenn diese allgegenwärtig ist - es ist auch einfach ein wunderschönes, malerisches Städtchen wie aus dem Bilderbuch!
Das sahen wir gleich bei der Ankunft, denn der Bahnhof liegt direkt in der Innenstadt am Wasser. Ein paar Meter weiter befindet sich das Tourist Office, wo wir uns eine Karte organisierten. Wie sich zeigte, war Cóbh wirklich vollgestopft mit Sehenswürdigkeiten. Das Wetter war einfach wunderbar, und so schlenderten wir im Sonnenschein durch die Stadt und orientierten uns erst einmal.

Eine Statur von Annie Moore und ihren Brüdern - sie segelten im Jahr 1891 von Cóbh nach New York und waren die allerersten Migranten, die über Ellis Island nach Amerika einreisten.

Eine Statur von Annie Moore und ihren Brüdern - sie segelten im Jahr 1891 von Cóbh nach New York und waren die allerersten Migranten, die über Ellis Island nach Amerika einreisten.

Die schönen Häuserfronten von Cóbh

Die schönen Häuserfronten von Cóbh

An vielen Gebäuden findet man die Plaketten des Titanic Trails, die erklären, welche Funktionen diese Gebäude zur Zeit der Titanic hatten

An vielen Gebäuden findet man die Plaketten des Titanic Trails, die erklären, welche Funktionen diese Gebäude zur Zeit der Titanic hatten

Cóbh im Sonnenschein

Cóbh im Sonnenschein

Die Promenade

Die Promenade

Im Kennedy Park

Im Kennedy Park

Lusitania-Denkmal

Lusitania-Denkmal

Titanic-Denkmal

Titanic-Denkmal

Cóbh war einfach wunderschön, eine wirkliche irische Bilderbuchstadt. Die Häuser leuchteten bunt in der Sonne, das Wasser war strahlend blau, und obwohl viele Einheimische und auch ein paar Touristen unterwegs waren, war nichts überlaufen. Wir hatten einen einfach fantastischen Tag, und auch wenn wir einige Sehenswürdigkeiten besuchten, verbrachten wir den Großteil des Tages einfach damit, in der Sonne zu sitzen und die Atmosphäre und Schönheit zu genießen.

Über der Stadt thront die Kathedrale

Über der Stadt thront die Kathedrale

Am kleinen Fischerhafen

Am kleinen Fischerhafen

Cóbh ist von steilen Hügeln umgeben, und bunte Straßenzüge führen hinauf

Cóbh ist von steilen Hügeln umgeben, und bunte Straßenzüge führen hinauf

Eine recht neue Attraktion in Cóbh, die erst 2012 zum hundertjährigen Jahrestag des Untergangs der Titanic eröffnet wurde, ist die Titanic Experience. Wir hatten davon auch vorher nichts gehört, da unser Reiseführer sie noch nicht erwähnte.
Das Ganze ist untergebracht in den Gebäuden, in denen sich vor hundert Jahren die Büros der White Star Line, der Reederei der Titanic, befanden. Ich war nicht ganz sicher, was uns hier erwarten würde - vielleicht nur touristische Ausschlachterei der Tragödie? - aber wir entschlossen uns, die Karten zu kaufen und mussten dann noch einige Zeit warten bis zum Beginn der deutschen Führung. Ich fand es jedoch toll, dass eine deutsche Führung angeboten wurde, denn so konnte meine Mutter auch richtig teilhaben. Die Zeit verbrachten wir im kleinen Souvenirshop, dann ging es los. Wir bekamen eine Reproduktion originaler Titanic-Fahrkarten und begaben uns in die Fußstapfen zweier Passagiere, vom Einchecken im White Star Line Office, über das Boarding, dem Beziehen der Quartiere usw. Fotos machen war verboten, und auch sonst wurde eigentlich nichts geboten, was den Eintrittspreis von 9,50€ rechtfertigte... Das Ganze war doch recht simpel aufgebaut und ich hatte wirklich etwas mehr erwartet. Das einzig Beeindruckende war, sich hier tatsächlich an Originalorten zu befinden und zu wissen, dass von hier viele Menschen ihre Reise auf der Titanic angetreten hatten, was ein bewegendes Gefühl war.

Das originale White Star Line-Gebäude am Hafen, letzte Station der Passagiere, bevor sie in die kleinen Boote stiegen, die sie zur Titanic brachten.

Das originale White Star Line-Gebäude am Hafen, letzte Station der Passagiere, bevor sie in die kleinen Boote stiegen, die sie zur Titanic brachten.

Im Außenbereich durfte man fotografieren

Im Außenbereich durfte man fotografieren

Der alte Steg, von dem aus die Boote bestiegen wurden. Das Wasser war hier viel zu flach für die Titanic, so dass sie weiter draußen ankerte.

Der alte Steg, von dem aus die Boote bestiegen wurden. Das Wasser war hier viel zu flach für die Titanic, so dass sie weiter draußen ankerte.

Eine Originalaufnahme des Gebäudes von 1912

Eine Originalaufnahme des Gebäudes von 1912

Ausblick auf den Hafen von Cóbh - dort draußen lag die Titanic

Ausblick auf den Hafen von Cóbh - dort draußen lag die Titanic

Ein viel älteres Museum in Cóbh ist die Queenstown Story, und nachdem wir schnell in einem Fastfood-Restaurant gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg dorthin. Dieses Museum hat uns viel, viel besser gefallen, und man erfährt dort nicht nur etwas über die Titanic, sondern über die gesamte maritime Geschichte der Stadt - die Migranten und Sträflinge, die von hier aus nach Amerika und Australien fuhren, die Lusitania usw. Das Museum ist untergebracht im alten viktorianischen Bahnhofsgebäude, und auch das macht es sehr interessant. Nachdem wir alles besichtigt hatten, schlugen wir natürlich auch noch in dem sehr schönen Souvenirgeschäft zu!

Im Eingangsbereich der Queenstown Story - lange Schlangen von Migranten, wie sie jahrhundertelang Irland verließen

Im Eingangsbereich der Queenstown Story - lange Schlangen von Migranten, wie sie jahrhundertelang Irland verließen

In der ehemaligen Bahnhofshalle

In der ehemaligen Bahnhofshalle

Titanic Memorabilia: Jeremiah Burke verschickte einen kurzen Abschiedsbrief in einem Weihwasserfläschchen als Flaschenpost, die tatsächlich einige Zeit später an der irischen Küste gefunden wurde

Titanic Memorabilia: Jeremiah Burke verschickte einen kurzen Abschiedsbrief in einem Weihwasserfläschchen als Flaschenpost, die tatsächlich einige Zeit später an der irischen Küste gefunden wurde

Eine deutsche Medaille, die 1915 gegossen wurde, um den Untergang der Lusitania zu feiern... Ohne Worte!

Eine deutsche Medaille, die 1915 gegossen wurde, um den Untergang der Lusitania zu feiern... Ohne Worte!

Aller guten Dinge sind drei, und so besuchten wir natürlich auch noch das dritte Museum in Cóbh, das winzige Cóbh Museum, das in der kleinen Scots Church untergebracht ist. Wir mussten von der Queenstown Story nur einige Stufen hochsteigen, dann waren wir schon da. Dies ist ein ganz traditionelles Museum, in gläsernen Kästen sind hunderte von vergilbten Ausstellungsstücken untergebracht, und natürlich ist wieder viel Titanic Memorabilia dabei. Wir waren ziemlich schnell durch damit, da auch viel dabei war, das uns nicht so interessierte.

Die winzige Scots Church

Die winzige Scots Church

Eine weitere Aufnahme des White Star Line-Gebäudes

Eine weitere Aufnahme des White Star Line-Gebäudes

Originale Zeitungen, die vom Untergang der Titanic berichten

Originale Zeitungen, die vom Untergang der Titanic berichten

Von der Promenade und dem Hafen aus hatten wir natürlich schon die St Colman's Cathedral gesehen, die über der Stadt thront. Nun wollten wir sie auch noch besichtigen, und vom Museum aus war es nur ein kurzer Weg bis dorthin. Die Kathedrale ist noch sehr jung und wurde erst 1915 fertig gestellt. Benannt ist sie nach dem Schutzheiligen der Diözese.

St Colman's Cathedral

St Colman's Cathedral

Von hier aus hat man einen Ausblick über den Eingang des Hafens, und genau jetzt sahen wir ein riesiges Frachtschiff einlaufen - beeindruckend! Die Häuser der Stadt sahen wie kleine Zwerge aus, als das gewaltige Schiff vorbeifuhr.

Von hier aus hat man einen Ausblick über den Eingang des Hafens, und genau jetzt sahen wir ein riesiges Frachtschiff einlaufen - beeindruckend! Die Häuser der Stadt sahen wie kleine Zwerge aus, als das gewaltige Schiff vorbeifuhr.

In der Kathedrale

In der Kathedrale

Die Mauern sind mit hunderten von eingemeißelten Kleeblättern verziert!

Die Mauern sind mit hunderten von eingemeißelten Kleeblättern verziert!

Von der Kathedrale aus stiegen wir wieder hinunter zur Promenade und verbrachten noch ein wenig Zeit hier und genossen diesen wunderschönen Ort. Cóbh war für mich wirklich eines der Highlights unserer Irland-Reise, einfach der Inbegriff eines irischen Städtchens, wie es meinen Träumen hätte entsprungen sein können! Dieser Tag war einfach perfekt!
Mit dem Zug ging es zurück nach Cork, wo wir uns noch einen gemütlichen Abend in der YHA machten.

© Mirjam & Nico L., 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise mit Bus und Zug rund um die Grüne Insel, einschließlich Nordirland... Station in Dublin, Cork, Killarney, Galway und Belfast, mit vielen Ausflügen und Tagestouren und nur wenig Regen! Ein Kindheitstraum wurde wahr :-)
Details:
Aufbruch: 10.08.2013
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.08.2013
Reiseziele: Irland
Großbritannien
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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