Malaysia - "Truly Asia"
Chinatown und Night Safari
23.11.2014
Unser erster voller Tag in der Stadt der Löwen, der tausend Verbote und saftigen Geldtrafen begann pünktlich um 7:30. Der Apfel hätte aber gar nicht klingeln müssen, denn seit 6:00 geht es vor unserer Zimmertür zu wie im Taubenschlag. Der halbe indische Subkontinent tummelt sich vor ihr und hält eine größere Gemeinschafftsdebatte über die Tagesgestaltung ab. Und Ranjid aus der letzten Reihe möchte auch so gerne etwas beitragen, doch ignoriert man ihn hartnäckig. Das wiederum kompensiert er durch noch lauteres Gebrüll.
Gegen 8:30 betreten wir den Frühstücksraum, d.h. wie versuchen es. Alle debattierfreudigen Inder bevölkerten den ohnehin schon kleinen Raum, bis auf den letzten Platz. Und das Geschnatter ging ohne Unterlass weiter. Dabei wurden Wagenladungen olles pappiges Weißbrot vertilgt. Doch! Es gab einen Toaster, der wurde aber ignoriert. Pappiges Weißbrot schein in Indien eine echte Delikatesse dar zu stellen.
Gott sei Dank ist der gemeine Inder als solcher kein langer am Frühstückstisch - Sitzer. Und so löste sich, auch dank dem Gedrängel der örtlichen Reiseleitung, die Schnatterbande bald auf.
Uff! Morgens schon so ein Stress. Jetzt hieß es mal schauen, was sie so übrig gelassen haben. Das Servicepersonal im Frühstücksraum hatte alle Hände voll zu tun um Teller Tassen O-Saft und Rührei nach zu füllen.
Nachdem wir uns tüchtig den Magen vollgeschlagen hatten( musste bis zum Abendbrot reichen, hier ist schließlich alles sau teuer)ging es los in Richtung Chinatown. Der Lonley Planet hatte uns einen Stadtspaziergang vorgeschlagen.
Begonnen haben wir diesen mit einem Panoramablick über die Stadt für schmales Geld. Das Pinnacle @Duxton war unser Ziel. Diese Haus, bestehend aus 7 Türmen á 50 Etagen mit 1848 Wohneinheiten, ist der größte öffentliche Wohnungsbau der Welt. Die einzelnen Gebäude sind mit der ca. 500m längsten Skybridge der Welt in 156m Höhe verbunden. Ein Haus der Superlative mit toller Aussicht für 5$ pro Person.
Danach tauchten wir ein in die schmalen und sehr malerischen Gassen von Chinatown. Tolle einstöckige Häuser mit ganz unterschiedlichen Fassaden fesselten mich augenblicklich an den Sucher meines Fotoapparates. Häuserfassaden knipsen bis der Arzt kommt. Die kleine Kamera qualmte.
Der Buddha Tooth Relic Tempel stellt eine der Hauptattraktionen von Chinatown dar. Der auffällige, fünfstöckige Zahntempel im südchinesischen Baustil beherbergt den linken Eckzahn vom Chef. Angeblich wurde er aus der Asche seines Feuerbegräbnisses im nordindischen Kushinagar geborgen. Allerdings behaupten das auch die Zahntempel von Sri Lanka, Japan, China und Taiwan. Hatte anscheinend eine Menge Zähne, der Herr Buddha.
Seltsamerweise steht auch mitten in Chinatown der älteste Hindutempel Singapurs. Mit seinem bunt bemalten Turm über dem Eingang ist er nicht zu übersehen. Und zu überhören war er auch nicht. Denn die Hindus schnattern nicht nur laut, sie beten auch in Ohrenbetäubender Lautstärke.
Unermüdlich ging es die Gässchen rauf und runter. Vielerlei Dinge waren dabei zu entdecken. Kleine Schreine, bunte Streetart Malereien an Hauswänden und aufwendig dekorierte Hauseingänge. Eingezwängt stehen die kleinen Häuschen inmitten der immer dichter drängenden Hochhäuser mit ihren modernen Glasfassaden.
Natürlich durfte auch der obligate Regenguss nicht fehlen. Organisatorisch gut vorbereitet, erwarteten wir ihn in der Nähe des Maxwell-Hawker Centers. Das ist eine überdachte Halle mit gaaaanz vielen kleinen Buden, die alle unterschiedliches Essen anbieten. Man holt sich, was man mag und setzt sich dann irgendwo an einen Tisch. Lecker Essen für verhältnismäßig günstiges Geld. Wir finden hier trotzdem alles irre teuer. Liegt wahrscheinlich daran, dass es in Malaysia die letzten 2 Wochen irre günstig war. Für das selbe Geld, mit dem wir in Malaysia 2 Mahlzeiten+Getränke erhielten, gibt es hier noch nicht mal 1 Getränk!! Also wirklich....
Irgendwann nachmittags haben unsere qualmenden Füße gesagt, jetzt sei es aber genug. Also rein in die Metro und ab nach Hause. Dort haben wir uns eine Stunde lang gesammelt, erfrischt und die dicken Füße hochgelegt.
Gegen 18:00 machten wir uns auf, Richtung Singapur Zoo. Die Kreaturen der Nacht waren das Ziel des heutigen Abends. Die Anfahrt zum Zoo dauerte dann doch länger als erwartet und statt um 19:30 trafen wir erst eine gute halbe Stunde später ein. Normalerweise kein Beinbruch aber da für den Besuch der Night Safari unser Reiseführer ca. 3 Stunden vorgibt und wir immer zu langsam sind, war Eile geboten. Denn in der Weltstadt Singapur fährt ab 0:00 kein öffentliches Verkehrsmittel mehr. Und der Hubschrauber ist uns einfach zu teuer.
Am Eingang der Night Safari erwartet uns wie überall in Singapur perfekt organisiertes Entertainment. Nachdem wir unser Kombiticket käuflich erworben hatten, reiten wir uns auch sogleich in die Schlange derer ein, die auf die kleine Bahn warteten, die uns in 40 Minuten einmal um den Block chauffieren sollte. Dazu gab es eine detaillierte Beschreibung zu den Tieren.
Die Beleuchtung ist sehr raffiniert installiert, so dass der Eindruck entsteht, irgendwie ist es schon dunkel aber sehen kann man trotzdem noch etwas. Faszinierend war vor allem der Überraschungsmoment, wenn plötzlich ein Tier ganz nah am Zug auftauchte. Denn bei sehr vielen Tieren fehlte eine Absperrung zum Gehege gänzlich. Durch die klimatischen Verhältnisse bleiben die Tiere ja Tag und Nacht draußen, und so kamen wir in den Genuss, Giraffen zu sehen, die sich zum Schlafen hingelegt hatten. Auch die Elefanten lagen zum Teil schon in ihren Nachtlagern. Die Raubkatzen hingegen waren im Gegensatz zu der Lethargie, die sie unter Tags zeigen, tatsächlich wach und mobil.
Nachdem uns das Bähnchen wieder am Hauptbahnhof abgeliefert hatte, begaben wir und per Pedis auf den Weg durch die Nacht. 4 Trails konnte man zu Fuß erwandern. Thematisch nach Ländern unterteilt. Damit man nicht versehentlich unter die Räder geriet, standen freundliche Park Ranger bereit.
Den Bus um 22:45 mussten wir unbedingt erreichen, also nicht bummeln.
Insgesamt ein tolles Erlebnis und beeindruckend, wie perfekt organisiert in Singapur Massenveranstaltungen gehandhabt werden.
Back in Town quälte und noch der kleine Hunger. Aber oh Schreck!! Alles zu. Und nun? Ich trau mich gar nicht zu schreiben, dass uns ein Gang zu Mac D. nicht erspart blieb.
Um 0:30 waren wir endlich zurück im Hotel. Jetzt nur noch duschen und ab ins Bett.
Fazit des Tages: auch wenn man den ganzen Tag durch Chinatown wandert hat man abends keine Schlitzaugen.
Viele sagen Chinatown erscheine so künstlich und sei nur auf Touristen ausgelegt. Ich fand es super!!! Die bunten Häuser machen gute Laune und sind schön anzusehen. Toll das man sie so schön erhalten hat.
Einige behaupten, da wohnt doch keiner. Alles nur Kulisse. Nö, stimmt nicht wir haben sogar echte Einheimische beim Frisör entdeckt. Und eine Politesse, die Strafzettel für Falschparker austeilte.
Sie erscheinen vielleicht manchmal wie eine Filmkulisse im ansonsten künstlich hochstilisierten Singapur.
Sehr angenehm ist auch die Tatsache, dass in Singapur allgemein wenig Verkehr herrscht. Das liegt wahrscheinlich in erster Linie daran, dass Autofahren hier sehr teuer ist.
Der älteste Hindu Tempel, Sri Mariamman, inmitten von Chinatown. Drinnen wurde lautstark gefeiert und gebetet.
Im Vordergrund Jinriksha Station, in der einst die Laufrikschas abgestellt wurden. Im Hintergrund Pinnacle@Duxton.
Mit seinen zentausenden Buddhastatuen und Statuetten zieht er magisch die Touristen an. Aber in erster Linie viele Gläubige.
Haupthalle im Erdgeschoss. In der Heiligen Tooth-Relic-Halle in der 4. Etage ist das Fotografieren streng verboten.
Das berühmte Maxwell Hawker Center. Wir waren glücklicherweise wieder pünktlich zum Regenguss genau hier!!!
Manchmal entsteht der Eindruck, die das moderne Singapur erdrückt das Alte gewachsene. Hoffentlich können diese Stadtteile noch lange erhalten bleiben und die Stadtplaner verstehen wie wichtig es ist, nicht alles dem Fortschritt zu opfern und platt zu machen.
Aufbruch: | 06.11.2014 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 07.12.2014 |
Singapur