Malaysia - "Truly Asia"
Auf den Spuren von Stamford Raffles
24.11.2014
Heute früh um 6:00 verließen uns unsere indischen Freunde. Aber nicht, ohne sich lautstark von allen noch schlafenden Hotelgästen zu verabschieden. Ein freundliches Völkchen.
Trotzdem sind wir, schon aus Protest, erst um 7:30 aufgestanden. Wir haben schließlich Urlaub!
Als wir heute den Frühstücksraum betraten, im Geiste noch einmal die ein oder andere Nahkampftechnik durchgegangen sind, mussten wir feststellen, brauchten wir nicht. Kein einziger Inder weit und breit. Allerdings auch keine einzige Scheibe Weißbrot mehr. Uns egal. Wir essen sowieso lieber landestypisch und sind große Freunde von gebratenen Nudeln oder Reis mit Gemüse- und Fleischbeilage.
Der Kaffeeautomat im Hotel gibt auch Teh Tarik aus, seit diesem Urlaub ein neues Suchtmittel. Alkohol gibt es ja dieses Jahr nicht. Also nicht das wir jetzt zum Frühstück schon ein Bier genommen hätten. Das ist nur so eine allgemeine Feststellung. Da Malaysia überwiegend muslimisches ist, ist Alkohol eben sehr teuer und in Singapur, ich muss es nicht nochmal erwähnen, ist sowieso alles sehr teuer.
Aber zurück zum Tagesgeschehen. Auch heute hat der Lonely Planet wieder einen Stadtspaziergang vorgeschlagen. Zu Fuß sieht man halt das Meiste. Heute geht es durch den Kolonial Distrikt, Marina Bay und die Quays.
Hier schlägt das Herz Singapurs: im urbanen Ensemble von Kolonialbauten, Museen, Einkaufszentren, Parks und Vergnügungsmeilen entlang des Flussufers.
Mit dem Singapur Flyer wollten wir beginnen. Das größte Riesenrad der Welt( schon wieder ein Superlativ) ist 165 Meter hoch und in jede Gondel passen maximal 28 Personen. Ein Rundlauf dauert 30 Minuten und man hat eine fantastische 360° Sicht auf die Stadt. Kosten tut der Spaß 33 SGD. Das war es aber wert. Unsere Gondel war mit 9 Figuren besetzt, davon 5 Asiaten, die sich dauernd für alles entschuldigen. Selbst wenn man ihnen versehentlich ins Bild rennt rufen sie sofort reflexartig: Sorry!!
Nach einer schönen Fahrt, toller Aussicht und ca. 400 Fotos später, begaben wir uns vom Flyer in Richtung Marina Bay, zum Merlion Park. Der Himmel verdüsterte sich bedorhlich schnell. In Singapur ist es immer wichtig, irgendeine Gelegenheit zum Unterstellen in erreichbarer Nähe zu haben. Bestenfalls mit Bewirtung. Denn dann kann man sich die Wartezeit, die so ein Platzregen mit sich bringt, wenigstens sinnvoll ausfüllen. Die erste Zwangspause des Tages hatte es zwar in sich, dauerte aber nur eine halbe Stunde. Genau richtig, um einen Eiskaffee und einen Eistee zu schlürfen. Nach so einem Wolkenbruch verwandelt sich die Stadt in Sekundenschnelle in ein riesiges römisches Dampfbad. Sehr anstrengendes Klima. Nach nur 200m waren wir so ermattet, dass wir uns nun doch für eine River Cruise Tour entschlossen. Um die Mittagszeit sind die sogenannten Bumboats, die für diese Bootsausflüge eingesetzt werden immer schön leer.(Bumboats sind die alten Frachtkähne Singapurs, die bis vor 150 Jahren dazu eingesetzt wurden alles an Waren in die Stadt zu bringen um es dann den Lagerhäusern an den Quays zuzuführen) Guter Zeitpunkt um wieder schnell mal 22 SGD pro Person raus zu hauen und 40 Minuten den Singapur River lang zu schippern. Mit ausschlaggebend war allerdings der Aspekt, dass das Boot, die Strecke abfuhr, die wir eigentlich erlaufen sollten/wollten.
Denn kaum war unsere Seereise zu enden und wir tatsächlich etwa 30 Minuten unterwegs, brach das nächste Gewitter über uns herein. In weiser Voraussicht hatten wir uns einen Platz vor dem Singapur Art House gesichert. Schön überdacht und mit Bank, diesmal aber leider ohne Catering.
Untergebracht ist diese Galerie im alten Parlamentsgebäude. Überhaupt hat diese Stadt eine Vielzahl sehr schöner, alter Kolonialgebäude. Die im krassen Gegensatz zu den allgegenwärtigen Glaspalästen und Hochhauswohnbunkern stehen. Sowieso ist Singapur ein einziger krasser Gegensatz. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich die Stadt wirklich mag. Ganz sicher bin ich aber von ihr fasziniert.
Das Gewitter hielt sich hartnäckig über uns. Es entstand der Eindruck, es dreht noch eine Extrarunde. Als der Spuk endlich vorüber war, stand alles Knöcheltief unter Wasser und die Uhr zeigte 1,5 Stunden später. Unbeirrt machten wir uns erneut auf den Weg. Eigentlich hofften wir am Padang feine Herren in Flanellhosen bei tropischer Hitze Cricket spielen zu sehen. Begeistert angefeuert von den Mitgliedern des Singapur Cricket Clubs. Stattdessen schwammen auf dem Spielfeld ein paar Enten vorbei.
Überall in der Stadt wird gebaut, gehämmert und restauriert. Der unaufhörliche Drang nach Expansion grenzt hier schon an Manie.
Der in Singapur ansässige Comedian Jonathan Atherton bringt es mit dem Ausspruch:" Ehrlich Leute, ich liebe Singapur. Ich kann es gar nicht erwarten, wie es aussehen wird, wenn es fertig gebaut ist" auf den Punkt.
Ein Wort zu Singapurs Einwohnern, beobachtet in der U-Bahn. Meist sieht man junge überwiegend gut aussehende Menschen, trendy und gestylt mit jeder Menge Einkaufstaschen aus irgendwelchen angesagten Läden in der einen Hand und dem Handy in der anderen Hand. Das Handy ist hier Überlebenswichtig und darf niemals, ich wiederhole niemals, aus der Hand gelegt werden. Man chattet, man spielt, man schaut Filme oder man hört Musik. Ganz selten telefoniert man auch.
Aber immer hält man es in der Hand und starrt auf das Display. Die meisten der elektronischen Fesseln, sind mit einem externen Akku gekoppelt, damit der Saft niemals ausgeht. Always online!!
Beeindruckend ist auch das Schuhwerk der ortsansässigen Damenwelt. Ich komme mir in meinen Trekkingsandalen zuweilen ein klein wenig unter motorisiert vor.
Aber zurück, zum Stadtspaziergang. Nachdem die koloniale Vergangenheit ausgiebig gewürdigt wurde, sahen wir uns die beiden größten und vielleicht auch schönsten christlichen Gotteshäuser von außen und von innen an. Die armenische Kirche ist von außen sehr schön, von innen eher unscheinbar, die St. Andrews Cathedral ist von außen, wie auch von innen eindrücklich.
Eher durch Zufall fanden wir das Peranakan Museum. Ein wunderschöner Bau, den wir uns aber nur noch von außen ansehen konnten, denn für einen Besuch war es bereits zu spät.
Aber da wir nun schon mal in der Gegend waren, konnten wir dem weltberühmten Raffles Hotel gleich noch einen Besuch abstatten. Ein herrlicher Kolonialbau, der selbstverständlich Klischees bedient. Und doch können Singapur-Reisende es nicht lassen auf einen Singapur Sling, der übrigens in diesem Hotel erfunden worden sein soll, vorbei zu schauen. Für sagenhafte 28 S$ ist dieser hier erhältlich. Wir haben im Angesicht des Preis/Leistungsverhältnis verzichtet. Möchten das Raffles Hotel aber unbedingt auf die Hitliste von Singapurs schönsten Klo's setzten.
Inzwischen war es spät geworden. Uns knurrte der Magen. Da wir von Singapurs Hawker Centern echt angetan sind, wollten wir natürlich unser Abendbrot auch wieder in einem dieser Fresstempel einnehmen. Diesmal hatten wir und für den Lau Pa Sat in Downtown entschieden.
Lau Pa Sat bedeutet auf Hokkien"alter Markt", was auch passt, denn die stilvolle Eisenkonstruktion - 1894 aus dem schottischen Glasgow nach Singapur verschifft - hat sich bis heute gehalten. Es herrscht eine tolle Atmosphäre.
Vollgefressen begaben wir uns zum guten Schluss noch auf die Suche nach einer Post, zwecks Briefmarken. Leider Fehlanzeige. In Singapur wird anscheinend nur noch elektronisch kommuniziert. Und ein Busbahnhof für die Weiterreise nach Melaka musste ausfindig gemacht werden. Diesen fanden wir praktischer Weise schräg gegenüber von unserem Hotel.
Wider ein Tag zu enden in der Fine City.
Fazit des Tages: wer nicht nass werden möchte, schafft sein Tagespensum nicht.
Gegenüber sind die Garden bei the Bay. Die riesigen Beton/Metallbäume sehen tagsüber leicht befremdlich aus.
Der Herr trägt heute ein Hemd und ist fest überzeugt; damit halten sie ihm im Fullerton Hotel die Tür auf...
Esplanade Theatres on the Bay. Die Dächer erinnern an eine Durian Frucht. Und die Durian erregt die Gemüter. Überall ist es verboten, sie mitzunehmen aber alle lieben sie.
Nach dem Regen - River Cruise. Im sogenannten Bumboat. Das sind die alten Frachtboote, mit denen vor ca. 150 Jahren alle Arten von Material über den Singapur River zu den Lagerhäusern an den Quays gebracht wurde.
Die alte Polizeistation in der Hill Street. Heute Sitz des Ministeriums für Kommunikation und Kunst.
Die Quays. Früher schmuddelige Lagerhausgegend. Heute Flanier-und Amüsiermeile. Einmal grellbunt bitte. Zum mitnehmen oder zum hier essen???
Cavenagh Bridge. Befahren mit jeglicher Art von Fahrzeugen, inkl. Pferdefuhrwerken, ist polizeilich verboten.
Victoria Theater.
Kinder, der Himmel!!! Es wird schon wieder Zeit sich nach einem trockenen Plätzchen um zu sehen.
Das Old Parliament House von 1827, ist das älteste Regierungsgebäude Singapurs. Heute beherbergt es das Art House - ein Kunstzentrum.
Das Art-House war unser trockenes Gewitterplätzchen. Gott sei Dank mit Bank. Denn das Gewitter ließ sich Zeit.
Aufbruch: | 06.11.2014 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 07.12.2014 |
Singapur