Sumatra: Urwälder und Vulkane auf der "Insel des Goldes"
07.08.2015:Maninjau See-Bukittinggi--Singkil
Schon wieder weckt uns das Tageslicht um 7 Uhr. Ich setze mich auf die Veranda und schreibe und beobacht Nenni, ihren Mann und Eki auf der gegenüberliegenden Veranda des Restaurants.
Sie sitzen herum, reden und rauchen. Da wir erst mittags zu unserer Tour aufbrechen, können wir den Tag langsam angehen.
Die Nacht wird noch anstrengend genug.
Eki ist sofort wieder zur Stelle, als ich im Restaurant auftauche und bringt mir schon meinen Kaffee mit der hier üblichen süßen klebrigen Milch.
Obwohl der Kaffee nicht gefiltert wird, schmeckt er mir hervorragend.
Eki macht jetzt mit 3 älteren Touris eine Tour zum Wasserfall--das könnte man hier also auch arrangiert bekommen.
Für unsere heutige Tour bezahlen wir 150.000 IR p.P.
Dafür werden unsere Rucksäcke gleich mitgenommen und wir brauchen nicht noch mal zurück.
Um 12 ist Eki von seiner Tour zurück.Er erzählt, dass der Mann die Tour schon nach kurzer Strecke abbrechen mußte, weil er nur FlipFlops anhatte und in eine giftige Pflanze getreten ist.
Das sollte man für hier abspeichern, denn das ist schon das 2. Mal dass wir von diesen giftigen Pflanzen hören.
Auch wir haben die Tour mit FlipFlops gemacht, aber bisher Glück gehabt.
Mit unserem kompletten Gepäck düsen wir nun mit Eki und seinem Freund Sidi los.
Zuerst gehts wieder den Berg mit den 44 Kurven hinauf. In einem kleinen Cafe stoppen wir und genießen die erste schöne Aussicht über sungai landia.
Weiter gehts zum Sianok Canyon. Wir stellen die Bikes ab und gehen über einen kleinen Friedhof zu einem wundervollen Aussichtspunkt. Die durch vulkanische Aktivitäten geformten Felswände sind atemberaubend. Im Hintergrund sehen wir den Marapi (2891m) und den Singgalang (2877m).
Beide sind weniger als 3000m hoch und man kann Touren bei Eki buchen.
Wir fahren jetzt ins Tal und beschließen dass wir etwas wandern wollen.
Eki und Sidi warten mit unserem Gepäck in einem Restaurant und wir gehen etwas durch das schöne Tal und dann die etwa 500 Stufen der "chinesischen Mauer" hinauf.
Oben gibts mal wieder eine Fotosession mit ein paar Jungs und Thalia als Star, dann schlendern wir weiter zu einem kleinen verträumten Dorf auf dem Berg.
Mit einigen Kiosken und einer Schule , von wo uns wieder die Kinder fröhlich zuwinken.
Wir halten uns nicht allzu lange auf und machen uns bald wieder an den Abstieg. Nachdem wir die Jungs eingesammelt haben, fahren wir durch Bukittinggi und weiter zu einem kleinen Dorf, wo der teuerste Kaffee der Welt, der "Kopi Luwak" hergestellt wird. Wir bekommen eine ausführliche Info über den Kaffee und probieren diesen natürlich auch.
Der Probierpreis ist mit 20.000 IR pro Tasse akzeptabel. Mit einem Löffel Kaffepulver kann man eine Tasse minimal zweimal aufgießen, trinkt man das Pulver mit ist es nicht so schlimm, den er ist ja gesund. Anschließend kann man den Rest als Peeling verwenden, dies ersparen wir uns aber.
Nachdem wir dies Erlebnis auch aus unserer "Lebens-to-do-Liste" streichen können, essen wir noch etwas, holen einen kleinen Geldvorrat (auf den Inseln und am Hafen gibt es keine ATMs!)
Dann fahren wir zu dem kleinen Reisebüro von wo unser Minivan starten soll.
Hier erleben wir nun einige böse Überraschungen. Die erste: Unsere lange Nachtfahrt wird NOCH länger. Wir sind nicht um 6 Uhr in Singkil, sondern dann erst in Sibolga. Dort müssen wir warten und das Fahrzeug wechseln und sind erst nachmittags in Singkil um die Fähre zu den Banyaks zu nehmen.
Also wären wir über 20 Stunden unterwegs!
Am liebsten würden wir das rückgängig machen, aber es gibt keine Alternative. Zwischenübernachtung wollen wir nicht.
Also Augen zu und durch!
Als unser Transportmittel eintrudelt kommt die nächste böse Überraschung.
Es ist kein Minivan, sondern ein MPV--mit Notsitzen hinten, sodass kaum Gepäck reinpaßt. Hier sollen wir auf 5 Sitzen zu 7 sitzen! Und das soooo viele Stunden...nein...
Der Fahrer ist ein junger Bengel, sieht aus wie 17.
Eki sieht uns unsere Fassungslosigkeit an und spricht mit dem Fahrer und Ticketverkäufer.
Und er schaffte es: Wir fahren nur zu Viert.
Vorne sitzt noch ein älterer Herr, ganz hinten noch ein Mann und wir auf den richtigen Rücksitzen. So sollte das erträglich werden.
Wir bedanken uns 1000x bei Eki und starten endlich um 19.30 Uhr.
Um 20 Uhr gibts schon wieder den ersten Essens-Stop.
Und so soll das die ganze Nacht weitergehen, alle 2 Stunden Stop zum Essen und Toilette. Aber das ist gut, denn ich habe Angst, dass der Fahrer einschläft.
Aber der ältere Mann der vorne sitzt textet ihn die ganze Zeit zu.
Die Fahrt ist teuflisch. Durch die Nacht Serpentinen hinauf und hinunter, die Straße ist gut, aber eng und viele LKWs sind unterwegs und wir sehen viele Unfälle.
Diese werden ALLE überholt. Ich schaue auf den Tacho: das maximale Tempo beträgt hier 70km/h-welche uns aber vorkommen wie 150--
Meist ist nur ein Tempo von 50 km/h möglich.
Aber der Junge ist ein guter Fahrer.
Trotzdem würde ich diese Fahrt NIE wieder machen wollen, und empfehle sie nicht.
Gegen Mitternacht kommen wir an eine große Unfallstelle: eine ganze Reihe von LKWs hat sich gebildet, an der wir langsam vorbeifahren, darunter auch ein großer Bus. Etwa 30-40 Menschen stehen ratlos auf der Straße rum. Ein LKW ist umgestürzt und versperrt die Durchfahrt. Nur PKWs passen gerade so durch.
Wir halten und die Leute starren zu uns ins Fahrzeug. Unter ihnen ist eine spanische Touristin, die in dem Bus saß auf dem Weg zum Toba-See.
Sie ist verzweifelt, hängt schon 2 Stunden fest und muß noch 7 Stunden auf einen Minivan warten der sie einsammelt.
Also nehmen wir sie und ihren Rucksack kurzerhand mit und sie quetscht sich zu uns in die Mitte.
Sie heißt Sirillia und ist verständlicherweise ganz aufgeregt, aber glücklich, nicht die Nacht auf der Straße verbringen zu müssen.
Irgendwann nicken wir trotz der Höllenfahrt alle ein.
Plötzlich wird wieder abrupt gebremst. Zwei Männer stokeln mit Stöcken auf etwas auf der Straße liegendem herum.
Es ist eine Schlange! Ein riesiges Exemplar, so dick wie mein Unterschenkel, bestimmt 3 Meter lang, und läßt sich nicht fortbewegen.
Wir können aber dran vorbeifahren, leider konnte ich auf die Schnelle kein Foto machen.
Um 4 Uhr steigt der Mann hinter uns in einem Dorf aus und Sirilla legt sich auch hin. Thalia schläft eh die ganze Zeit--nur ich nicht und der ältere Mann quatscht nach wie vor den Jungen voll.
Er steigt dann in Sibolga aus.
Wir werden um 6 Uhr an dem Büro der Transportgesellschaft (ich weiß nicht wie ich das sonst nennen soll) abgesetzt.
Der Besitzer wird von dem Jungen aus dem Bett geklingelt und Thalia und ich dürfen im "Prayer-Room "(Gebetsraum) auf unseren Bus warten. Der soll um 9 Uhr fahren.
Sirilla wird von dem Jungen zu einer anderen Station gefahren.
Jetzt kann ich hier schreiben und Thalia schläft.
Ich bekomme Lust auf Kaffee und frage ein junges Mädchen mit Kopftuch. Sie hakt sich bei mir ein , lacht und geht mit mir zum Kiosk gegenüber.
Eine Anmerkung von mir:
Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr man den Menschen hier vertrauen kann. Wir haben bei Eki 700.000 IR für die Tickets im voraus bezahlt, etwa 600 km von hier.
Komplett für die ganze Fahrt von Bukittinggi bis Singkil. Wir bekamen lediglich einen kleinen Zettel dafür.
Jetzt fahren wir den Rest der Strecke mit einem anderen Fahrzeug, einem anderen Fahrer--aber keiner kommt auf die Idee noch mal nach Geld zu fragen und einen Mehrpreis abzuzocken. Ich habe gesehen, wie der Junge dem Chef hier 200.000 IR gegeben hat, damit ist der Deal wohl perfekt.
Ich bin auch sicher, dass wir bis zum Hafen gebracht werden.
Obwohl hier keiner Englisch spricht, das Wort "Banyak" versteht jeder.
Aufbruch: | 30.07.2015 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 26.08.2015 |
Indonesien