Irland im Herbst (Teil I)
Valentia Island
Das Haus in der Bucht
Dann, der „Ring of Kerry“, den wir von Kilarney aus links herum befahren, eine Ahnung all der Sehenswürdigkeiten, Küsten mit schwarzen und weiß gezackten Felsen, weite Fjorde (die eben keine sind), die „Wild Kerry Mountains“, wo einst der „wild rover“ Colonel Farrell beraubte und dafür ins Gefängnis musste, weil seine Molly ihn verriet („...the women can’t be easy...“), wie wir dank der Dubliners so genau wissen.
Dann Cahirciveen. Wir schauen genau, was es an Läden gibt. Die Fähre nach Velantia-Island, die wir aber nicht nehmen. Schließlich das Hafenstädtchen Portmaggee und kurz vor dem Ort die Brücke nach Valentia und nach einer langen Kurve stehen wir vor dem Haus mit dem roten Gartentor, vor Skcellig Mor und haben gleich den „Wahnsinns-„ Blick auf die Bucht und dahinter die „Skellig Islands“.
Der Schlüssel liegt unter den grauen Steinen, wir sind im Haus, toll, riesig für uns zwei. Wohnzimmer mit dem eben schon beschriebenen Blick, Schlafzimmer oben, eben dieser Blick. Hinter dem Haus zwei Steinruinen ehemaliger Häuser und schwarze, teilnahmslos wirkende Rinder, Kerry-Rinder.
Wir richten uns ein, dann kommt Antje von der Agentur. Sie wohnt seit 10 Jahren fest in Irland. Sie erkärt uns alles, ein wenig small talk. Dann wird gekocht, die Lammsteaks vom Butcher, köstlich. Und immer wieder der Blick auf’s Meer, die felsige zerissene Küste und dahinter die Skelligs.
Danach spazieren wir ein Stück den Hügel hinauf Richtung Bray Head und wieder neue, faszinierende Aussichten, dann kehren wir um, todmüde, schaffen nicht einmal das abendliche Gläschen Wein und schlafen ein.
Auf Valentia
Es ist Sonntag. Wir wandern jetzt den ganzen Berg hinauf. Zuerst ein breiter Weg, dann kommt man an einen verfallenen Turm, der früher der Sicherheit der Insel vor Piraten diente, dann geht es nahe an den steil abfallenden Klippen entlang hoch zum Gipfel „Bray Head“. Auf den regelmäßigen Wegmarkierungen wird empfohlen, den Pfad nicht zu verlassen und das ist gut so. Zwei Paare von Ziegenböcken halten sich nicht an diese Empfehlung und klettern abenteuerlich, fast wie Steinböcke, auf den Klippen umher und lugen immer wieder neugierig zu uns. Dann sind wir auf dem Gipfel und orientieren uns erst einmal.
Zum Land hin sieht man Cahirceveen und dahinter die Kerry Mountains, südlich die Iveragh-Halbinsel, das „Festland“ gegenüber Valentia Island. Im Norden sehen wir die Dingle-Peninsula und ganz im Nordwesten die Blasket Island. Wir hatten beide das Buch „Die Boote fahren nicht mehr aus“ gelesen, das das harte Leben der Menschen auf diesen Inseln schildert, von einem alten Fischer geschrieben und übersetzt vom Ehepaar Böll.
Übrigens: Wass ist mit Irland los? Schon den zweiten Tag Sonnenschein, blauer Himmel. Es ist heiß, wir ziehen unsere Pullover aus!
Im Südwesten alle die schwazen Buchten Iveraghs und dann, wie zwei Gipfel im Meer, die Skellig Islands. Und ganz im Westen Amerika, aber das sehen wir natürlich nicht. Von Valentia aus verlief das erste Übersehkabel nach Amerika und Charles Lindbergh überflog es einst mit seiner „Spirit Of St.Louis“ bei seinem legendären Flug. Valentia – Vorposten Europas im Atlantik!
Dann geht es steil und unwegsam nach unten, moorig, sumpfig, bis wir wieder nahe bei unserem Haus auf dem breiten Weg ankommen.
Ein irisches Ehepaar, das uns unterwegs überholt hatte, erzählt uns, der Sommer sei „terrible“ gewesen und man genieße jetzt den Sonnenschein. Kurz das woher und wohin, Familie, Kinder, Enkel, das wird uns immer wieder geschehen. Ein entgegenkommender etwas beleibter Mann präsentiert uns seinen käseweisen (und ich meine nicht Chesterkäse) nackten Oberkörper und genießt wohl ebenfalls die Sonne, den steilen Ansteig weniger.
Zurück gibt es die Rindersteaks, Ingrid hat mit Hilfe des restlichen Rotweins eine hervorragende Sacuce gemacht und wir essen im vollen Sonnenschein draußen am Holztisch!!
Nach der verdienten Mittagspause gehen wir zur Brücke und hinüber nach Portmaggee. Überall, teils wild, teils in den Vorgärten Fuchsienhecken und Montbretien, diese orangen lilienartigen Blumen, die wir noch aus Neuseeland kennen. Später erfahren wir aus einem Zeitungsartikel, dass die Montbretien ursprünglich aus Südafrika stammen, über England nach Irland und auch „down under“ nach Neuseeland gekommen sind.
Übrigens Neuseeland (Beikircher würde sagen: „wenn Sie gerade Neuseeland erwähnen“). Was dort die „sandflies“ waren, sind hier, vor allem auf den Bergen, kleine schwarze Mücken, die einen, wenn man stehen bleibt, sofort in Scharen umkreisen und leicht pieksend stechen. Jetzt wissen wir, warum das irische Paar so schnell gelaufen ist....
Über der Brücke beginnt Portsmaggee, ein kleiner Fischer- und Touristenhafen. Kurz vor der Brücke ist das Skellig – Informationszentrum. Dann in Portsmaggee, nachdem wir alle 20 Häuser an der Hauptstraße gesehen haben und feststellten, dass der kleine „Aunt Emma“ – Laden auch sonntags geöffnet hat, lassen wir uns auf den Holzbänken vor der „Bridge Bar“ nieder. Drinnen im Pub holen wir zwei Pints Stout. Im Pub ist es recht voll, an zwei Bildschirmen läuft das irische Endspiel im Hurling, der klassischen irischen Sportart (eine Mischung aus Hockey, Fußball, Rugby und was weiß ich noch alles...), Galway gegen Kilkenny. Man ist wohl für die Mannen der Westküste und scheint die sich anbahnende Niederlage gegen die Mannen der Ostküste nicht sehr zu genießen....
Am Hafen werden wir gleich wegen der Skelligs angesprochen, wenn wir um 10 Uhr da seinen, könnten wir die Tour „Skellig round“ mitmachen, 30 € je Person. Die andere Tour mit Betreten von Skellig Michel und Wanderung hoch zu den Ruinen ist ausgebucht, kostet aber auch das Doppelte. Wir versprechen um 10 Uhr da zu sein. „Look at this ugly man, he will stand here“ sagt der eine über seinen Kollegen, der das grinsend hinnimmt.
Aufbruch: | 01.09.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 04.10.2015 |