Irland im Herbst (Teil I)

Reisezeit: September / Oktober 2015  |  von Thomas B.

Die Skelligs

Zehntausende von Basstölpeln (gannets) auf Skellig Rock

Zehntausende von Basstölpeln (gannets) auf Skellig Rock

fast wie "Mini"-Albatrosse....

fast wie "Mini"-Albatrosse....

Blick zurück auf die Skelligs

Blick zurück auf die Skelligs

Skelligs

Felsgipfel im Meer - die Skelligs (MO)

Wir schlafen gut, bis mitten in der Nacht ein verrückter Typ mit einem hochgezüchteten Moped, Auto oder was auch immer über die Insel röhrt, begleitet von einem Ton, der Hockenheim weit hinter sich lässt.

Am Morgen ist es ein wenig bedeckt aber weiterhin trocken und auf dem Meer ganz schön windig.
Wir sind pünktlich da, finden den „ugly man“ und sind dann auf „Therese II“. Langsam füllt sich das Schiff. „Could you make a photo from us all“ frägt ein deutsches Quartett. Na klar doch.

Dann geht es los, zuerst durch die bekannte Bucht, deren schwarze Klippen wir jetzt von unten sehen, darüber unser Haus. Links davon müsste das gelbe Haus sein, in dem Ralph Giordano zu Beginn seiner Irland-Reisen gewohnt hat. Wir sehen Bray Head von unten mit den fast senkrechten Klippen und sind uns einig, dass es sinnvoll war, den vorgegebenen Weg nicht zu verlassen. Wieder im Norden Dingle und die Blaskets.

Dann nähern wir uns den Skelligs. Auf Skellig Michel haben im frühen Mittelalter Mönche gelebt, steile Steinstufen führen nach oben. Wir sehen 60 € - Touristen auf dem beschwerlichen Marsch nach oben, wo die Reste der Kirche und der Bienenkorb-artigen Häuschen der Mönche auch von unten zu sehen sind.

Skellig Rock, das wir zuerst ansteuern, ist die größte Basstölpel (gannets = sula bassana) – Kolonie Europas. Über 20.000 Vögel brüten hier, die ganze steile, felsige Insel ist weiß, weiße Vögel, weißer Kot....

Diese riesigen Vögel mit einer Spannweite von bis zu 1,70 m sitzen hier dicht an dicht. Über den Felsen kreisen sie fast schon an Albatrosse erinnernd.

Faszinierend. Fotografieren mit dem „Tele“ fällt etwas schwer, denn wir haben ordentlich Seegang und beim Schwanken des Schiffes hat man eben nicht ganz die ruhige Hand, also schieße ich Dutzende von Bildern, Aussortieren kann man immer noch....

Schade, dass die Papageitaucher schon die Insel verlassen haben, sie haben ihr Brut- und Aufzuchtgeschäft Mitte August erledigt und fliegen dann nach Afrika. Zwei Delfine umkreisen die Felseninsel und unser Boot, Fische und andere Meerestiere scheint es hier genügend zu geben, was auch die vielen Fischerboote beweisen. Bojen kennzeichnen die Hummerkörbe, die gerade eingeholt werden. Genügend Nahrung also für Delfine, Basstölpel und Menschen.

Wenn man die Berichte von den Blasket- oder den Aran – Inseln liest, weiß man jedoch, dass das Leben hier im Atlantik bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts ein Überlebenskampf war und das es so sonnige Tage mit relativ „ruhiger“ See auch selten gegeben hat.

Auf Skellig-Michel sehen wir in etwa 30 m Höhe einen Leuchtturm und der Bootsführer erzählt uns, dass bei rauer See die Gischt bis zum Leuchtturm schlägt.

Zurück in Portmaggee kaufen wir bei „Aunt Emma“ noch eine Kleinigkeit ein, bevor wir zurück fahren. Mittagsessen, Mittagspause.

Radtour über die Insel

Dann wollen wir noch die restliche Insel erkunden. Mit den Fahrrädern geht es erst nördlich, dann südlich über die Insel bis nach Knightstown. Ingrid muss ja jetzt ohne E-Bike fahren und es ist ganz nett hügelig auf der Insel. Felder, Wiesen, Bauernhöfe, Ferienwohnungen, begrenzt von Fuchsienhecken und Montbretien und kleine etwas vom Wind zerfledderte Palmen, ja hier herrscht der Golfstrom! Und auch mit dem Rad gilt’s: Immer schön links fahren!

Den Abstieg zum Leuchtturm ersparen wir uns, 15 % steht auf dem Schild. Runter o.k., aber wieder rauf?! Dafür besichtigen wir einen verfallenen baptistischen Friedhof mit interessanten Kreuzen und – soweit noch lesbar – Inschriften auf den Steinplatten. Mit einem älteren Mann aus Amerika kommen wir ins Gespräch, er besucht jedes Jahr die Insel seiner „ancestors“ und sucht gerade den „slade quarry“ auf Valentia.

Wir kommen nach Knightstown, die „Knights of Kerry“, also Engländer, hatten den Ort gegründet, daher auch der baptistische Friedhof auf der Höhe. Ihr Schloss, Glenleam House, unterhalb des Friedhofes, sollten wir noch kennen lernen.

Wir besuchen auch die katholische Kirche, zum konfessionellen Ausgleich sozusagen. Knightstown ist etwa gleich groß wie Portmaggee, es gibt hier eine Fähre rüber ans Festland, nach Caherciveen. Ein imposantes, knallrotes Gasthaus ziert die Hauptstraße.

An der Uferpromenade ordnet ein weißhaariger Herr, gut gekleidet, seine Notenblätter und spielt dann auf seiner Gitarre ein klassisches Stück und freut sich danach über unseren Beifall.

Die Rückfahrt auf der Südroute verläuft auch nicht gerade eben, aber nicht ganz so steil wie die Nordroute. Wir kommen durch Chapeltown (6 oder 7 Häuser, oder gar 8?) und schauen braunen Kühen mit Kälbchen zu, wie sie wild über die Wiesen tollen, dabei ist auch ein Stier (?!). Diese Rinder sind genau das Gegenteil unserer schwarzen Kerry-Rinder hinter dem Haus, die in Ruhe wie buddhistische Mönche ihr Tagwerk vollbringen.

altes Kreuz alter Friedhof

altes Kreuz alter Friedhof

der Zahn der Zeit....

der Zahn der Zeit....

Pub in Knightstown / Valentia Island

Pub in Knightstown / Valentia Island

© Thomas B., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir haben in Irland 5 Ferienhäuser gebucht und sind so von Kerry im Süden über Galway-County und Donegal-County nach Norden gefahren, dann waren wir noch einige Tage in Dublin und zum Schluss in Roslare. Wir sind mit dem eigenen Auto quer durch Nordfrankreich gefahren, haben die Gelegenheit genutzt, auf Hin- und Rückfahrt vier französische Städte zu besuchen und dort zu übernachten. Mit den Irish Ferries haben wir von Roscoff (Bretagne) nach Roslare (County Wexford) übergesetzt.
Details:
Aufbruch: 01.09.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.10.2015
Reiseziele: Irland
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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