Irland im Herbst (Teil I)
Der Knocknadobar
700 Höhenmeter vom Meer aus
Genauer gesagt, vom Marienschrein an der Straße, die wir zuerst gar nicht fanden, weil wir zur falschen Bucht fuhren. Aber ein freundlicher Farmer mit rotem Traktor erklärt uns den Weg. „Ignore Caherciveen“, warnt er uns mehrfach. Aber dann sehen wir auch das handgemalte Schild „Cnoc nad Tobar“, aha, mit „C“ also.
Unweit vom Marienschrein finden wir auch einen winzigen Parkplatz und sehen auch schon die ersten Kreuze, links vom Schrein, nicht rechts, wie der Wanderführer schreibt. Ja Kreuze, zum Knocknadobar (egal ob mit K oder mit C) führt ein Pilgerweg hinauf, ein Kreuzweg, den ein Pfarrer anlegen hat lassen, nachdem bei einem Orkan das Kirchendach nicht weggeflogen ist.... Und Ende Juni wird hier immer hochgepilgert.
14 weiße Kreuze symbolisieren den Kreuzweg Jesu Christi, dazwischen sind Orientierungsstangen und gelbe Pfeile. Welches ist unser Gipfel? Das Gipfelkreuz ist von unten nicht zu sehen. Gemäßigt geht es los, die ersten Kreuze sind noch relativ eng beieinander, wir wandern zwischen niedrigen Büschen. Aufpassen muss man, feuchtes Gelände, steinig, kleine „Minischluchten“. Dann kommen steilere Passagen und die Kreuze sind immer weiter auseinander.
Einige brave Kühe schauen uns nach, grün-blau markierte Schafe zeigen uns ,dass man auch schneller vorankommen kann. Heidekraut, Johanniskraut und immer wieder tolle Ausblick auf die nahen Buchten aber auch zur Dingle-Peninsula und den Blasket-Inseln. Später sehen wir auch Valentia-Island in voller Größe, nach Osten hin weit in die Kerry Mountains. Vom Meer her starker Wind, teils unangenehm, teils als Rückenwind brauchbar als Unterstützung bergauf. Irgendwann zählen wir die Kreuze nicht mehr. Es wird steil und es wechseln die Windböen und kommen plötzlich vom Land her. Wir erreichen den ersten Grat, wieder ganz neue Perspektiven, eine Bö reist mir den Hut vom Kopf, glücklicherweise ist er dank des Kinnbandes noch da.
Dann der zweite Grat, der Wind nimmt zu, noch zwei Kreuze und hinter dem zweiten das große, ebenfalls weiße Gipfelkreuz. Wir genießen aber Aussicht und kurze Ruhe nicht lang. Hungrig wollen wir uns auf unser Vesper stürzen, aber als es Ingrid fast das erste Brot aus der Hand weht, steigen wir zwei Kreuze weiter ab, wo es fast windstill ist, platzieren uns auf Schiefergestein und kommen endlich zu unserem Picknick.
Hier oben fliegen neben einigen Alpenkrähen, diesen schwarzen Flugkünstlern, vor allem kleine braune Lerchen, die sich im Heidekraut tummeln und immer, wenn wir uns ihnen nähern, wieder 10 m weiter fliegen...
Der Abstieg ist auch nicht ohne. Auf dem Schiefergeröll muss man sehr aufpassen und auch an den vielen feuchten Stellen, Ingrid hat es schon beim Aufstieg einmal auf den Hosenboden gesetzt. Zum Glück habe ich meine Stöcke dabei. Auch der Abstieg geht ordentlich in die Knochen und so sind wir froh, als wir wieder beim Marienschrein aber vor allem bei unserem Auto ankommen.
Aufbruch: | 01.09.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 04.10.2015 |