Uta und Hartmut in Südamerika
wuest - ganz wuest
Wohin in der Wueste ?
Wir entscheiden uns fuer San Pedro di Atacama, um dort die Runde durch die Atacamawueste nach Bolivien und die Salzwueste bei Uyuni nachzuholen. Von La Paz aus sollte dies urspruenglich unser Uebergang nach Chile werden, aber die verfuegbaren Wettervorhersagen liessen uns "damals" davon Abstand nehmen, denn wenn es (zuviel) regnet, kann die Salar de Uyuni nicht besucht werden, und die wenigen Paesse zwischen Bolivien und Chile werden bei Schnee (vor-)schnell, dafuer aber lange geschlossen, wie uns Saskia und Werner gewarnt hatten...
Also auf nach SPA, wie es hier oft abgekuerzt wird. Die beste Busgesellschaft von Chile (? Dies ist ein offener Punkt, auf den wir hoffen spaeter noch eingehen zu koennen) ist (vielleicht) Tur-Bus, und gluecklich ergattern wir nach Abgabe unseres "Chico-Chevis" die letzten beiden Tickets fuer denselben Tag. Noch einmal in Arica zum Strand, noch einmal dort zum Italiener, wo wir fantastischen Fisch und zum Dessert Eis geniessen, und um 22 Uhr sitzen wir im Bus fuer die ca. 800km lange Reise.
Der Zoll, der Kontrollen an den Uebergaengen zwischen den Regionen von Chile durchfuehrt, laesst sich mit Worten wie "Equipmento de Montana" etc. besaenftigen und verzichtet auf das Auspacken und eine eingehende Untersuchung. Angesichts unserer 70kg sind wir genauso froh wie er selbst. Wir haetten ihm sonst aber auch zuerst die schmutzigen Socken gezeigt...
Dank dieser Kontrollen mitten in der Nacht sind wir alles andere als ausgeschlafen, als wir am naechsten Morgen um 8 in SPA ankommen. Wir befinden uns mitten in der Salzwueste Atacama. In diesem Dorf mit einer Hauptstrasse ist es recht gemuetlich. Es gibt kein Busterminal, der Bus haelt einfach auf einem Platz, aber man wird auch gar nicht belaestigt (waere mit dem Gepaeck sonst schwierig...). Stattdessen steht die Besitzerin des Hostals mit ihrem Pickup zur Abholung bereit. Klasse ! Wir haben diesesmal meinen grossen Rucksack mit allen schweren Gegenstaenden gepackt, was ihn auf knapp 30 Kilo gebracht haben duerfte. Freundlicherweise versucht sie ihn auf die Ladeflaeche ihres Pickups zu bugsieren, scheitert aber schon beim Anheben unter dem (freundlichen) Gelaechter der Kollegen...
Auch wir sind froh, als das Zeug im Hostal in der Zimmerecke steht, denn es ist heiss. Das Hostal ist dafuer (wie ganz SPA) eine echte Oase !
Wir bestaetigen nach ein paar wenigen Rueckfragen woanders unsere Reservierung fuer die 4-Tagestour bei Colque-Tours im Ort und buchen kurzentschlossen noch eine Halbtagestour fuer den Nachmittag/Abend: Fotosafari ins Valle de Luna inclusive Guiding, Fotoequipment/-Anleitung und Sonnenuntergang. Das ganze wirklich superguenstig, denn Felipe, unser Guide, hat gerade nichts zu tun (eigene Aussage ) und sein Laden "Photosafari" ist 4 Monate jung und noch in der Anlaufphase...
So werden wir also von ihm mit dem Jeep am Hostal abgeholt, seine Frau kommt auch mit auf den "Ausflug", und wir verbringen insgesamt 6 Stunden zusammen. Angefangen mit dem Besuch von Aussichtspunkten und gefolgt von Krabbeleien durch Erosionswasserlaeufe, spazierengehen durch Erosions- und Duenenlandschaften, danach der Sonnenuntergang vom hoechsten Punkt nahe der grossen Duene (leider blieb der Vollmond hinter den Wolken !), dabei immer die Kamera im Anschlag und der Finger am Ausloeser. Und zum Abschluss bekommen wir noch eine CD gebrannt mit den Ergebnissen und eine lecker heisse Schokolade dazu bei den beiden zuhause. Rundum gelungen und empfehlenswert (haben wir natuerlich auch schon weiterempfohlen...).
das sogenannte Amphitheater im Hintergrund
Sonnenuntergang - es wird kuehl
Gleich am naechsten Morgen gehts dann fuer uns weiter. Das grosse Gepaeck wird gelagert (wieder im Schlafzimmer der Wirtin, direkt am Bett), und ein moderner kleiner Bus holt uns ab. Ein hollaendisches Paerchen aus unserem Hostal steht auch zur Abholung bereit, sie haben das gleiche Ziel, aber ein anderes Unternehmen. Man wird sich sicher begegnen !?
Die Strasse auf dem Weg zur Grenze ist geteert, solange es auch nach Argentinien geht. Dann biegen wir links ab in Sand und Staub Richtung Bolivien. Links steht prominent der Vulkan Licancabur, mit knapp 6000m und einer schoenen Form der attraktivste Berg in Sichtweite. Etwas Neuschnee schmueckt sein steinernes Haupt.
Zwei Franzosen im Bus wollen ihn besteigen und haben bei Colque den Transport an den bolivianischen Fuss des Berges gebucht. Ein Hollaender (Berufsbezeichnung "Guia" auf der Immigrationsliste) hat sich kurzentschlossen dazugesellt - "anstatt einen weiteren Tag in SPA zu sitzen", wie er sagt. Ein franzoesisches Paerchen entpuppt sich als unsere Reisegruppe - sehr nett (uns nur zu viert im Jeep statt bis zu 7...).
Die Grenze ist wirklich ziemlich komisch. In einem riesigen Sattel zwischen zwei Bergen (Huegel von der Form her) steht ein Gebaeude. Neben dem Gebaeude ist eine Schranke. Neben der Schranke ist beiderseits in dieser weitlaeufigen Landschaft genug Platz, um mit 20-90 Fahrzeugen (nebeneinander !) an der Schranke vorbeizufahren. Aber ein Grenzposten braucht wohl eine Schranke...
Bei schoenstem Wetter und nach nur kurzen Grenzformalitaeten starten wir kurz darauf in "unserem" Jeep eine Reise durch surreale Natur - in Hoehen von 4000m und mehr, vorbei an frisch verschneiten Vulkanen und bunten Lagunen. Immer wieder muss Natalio anhalten weil ein Foto "gemacht warden muss". Dazu steigen Roman und ich des oefteren auf den Jeep, sonst hat man immer soviel Himmel und so einen schmalen Bereich unten...
An den Banos (dismal fuer heisse Quellen, nicht fuer Toiletten verwendet), sind wir sogar ganz allein. Wir steigen begeistet in das fast 40 Grad heise Wasser und geniessen die dampfende Umgebung und wie weit entfernten Schneegipfel.
Weiter gehts zu den Geysiren.
Wer wohl dafuer gesorgt hat, dass es nie mehr als 20-30 Minuten bis zur naechsten Attraktion zu fahren sind ? Jedenfalls ist es sehr kurzweilig. Natuerlich auch waehrend der Fahrt, denn Louisa und Roman koennen viele Fragen stellen und uebersetzen auch noch gerne und ungefragt. Ausserdem faehrt Natalio manchmal bis zu 100Km/h, was uns auf der Sand oder Schotterpiste durchaus flott vorkommt. Aber er hats im Griff !
Eine Uebernachtung in einer Minisiedlung folgt, da uns die Schlechtwetterwolken inzwischen eingeholt haben (danke fuer das dramatische Fotolicht bis dahin )
Alles ist sehr schlicht aber authentisch. Was heist authentisch ? Ohne die Jeeptouren wuerde hier auf gut 4200m definitiv niemand wohnen - es gibt weder Vieh- noch Pflanzenwirtschaft. Aber Cola. Coca-Cola ist wirklich in jedem Winkel der Welt zu finden (macht nix).
Am naechsten Tag kommen wir bis nach Uyuni, der Minenstadt. Wir sammeln dabei weitere Fotos und auch Einblicke in sozio-oekonomische Zusammenhaenge. Konkret erzaehlt Natalio von den Aktivitaeten der nordamerikanischen Minengesellschaften, die hier u.a. fuer die Verlegung von Doerfern, Bau und Unterhalt von Kirchen, Schulen und Strassen verantwortlich sind.
Direkt vor der Stadt besuchen wir noch den Friedhof fuer alte Lokomotiven/Zuege. Sehr nett fuer Fotos, aber ein bischen traurig. Hier wird niemand aufraeumen...
Uyuni selbst ist keine Reise Wert, um Hotel und Abendessen haetten wir sogar aktiv einen Bogen gemacht. Aber alles ist inklusive und schon bezahlt, also reihen wir uns ein in die Riege derjenigen, die hier auf Colque-Tours schimpfen und fuehlen uns besser. Andere Colquekunden, die offensichtlich keinen scharfen Gute-Nachtschluck zur Desinfektion einsetzen wie wir, bekommen Magenprobleme.
Am dritten Tag der Runde geht es in die Salzwueste, die aufgrund der Regenfaelle ein Salzsee ist. Wir fahren nicht mehr mit Natalio, sondern mit Doro und seinem Jeep, denn Colque setzt vernuenftigerweise nur aeltere Fahrzeuge in der Salar de Uyuni ein.
Ein Dorf, das vollstaendig vom Abbau des Salzes (und der Herstellung teilweise bloedsinniger "Salzkunst") lebt und ein Hotel komplett aus Salz. Dann sind wir auf der riesigen Flaeche unterwegs und wissen wegen der Spiegelungen nicht mehr, wie hoch der Horizont liegt. Macht nix, sieht aus als wenn wir im Himmel fliegen.
vor dem Salz notduerftig geschuetzte Jeeps
wir fahern - aehm fliegen durch den Himmel
Eine Kakteeinsel markiert nach mehreren Stunden den Wendepunkt. Wir freuen uns ueber Selbstbau-Tuna-Burger und abwechslungsreiche Fotomotive.
Abwechslung in Form von Kakteen und hoeherem Standpunkt
Kaum sind wir zurueck in Uyuni, gehts ueberraschenderweise schon los mit der Rueckreise. Darueber hat sich Uta im naechsten Kapitel ausgelassen - es war das eigentlich Abenteuer dieser Tour !
Die Hostalbesitzerin faehrt uns zur Bushaltestelle. Uta und ich fangen an auszupacken. Als ich den schweren Rucksack holen will, steht sie schon damit neben uns. War ihr wohl einen Ehrensache, ihn wenigstens einmal bewegt zu haben. Ob sie in den 5 Tagen trainiert hat ? (
Aufbruch: | 19.11.2005 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 12.02.2006 |
Bolivien
Chile
Argentinien