Uta und Hartmut in Südamerika
Gipfel mit Sonne gesucht ...
"Laut Wetterbericht gibts in den naechsten 4 Tagen Schnee und starken Wind". Wir sitzen im Camp 1 unseres letzten Berges und sind erstmal frustriert ob dieser Nachricht. Wenigstens hier haetten wir ja mal Glueck haben koennen mit dem Wetter, einfach mal blauen Himmel - Sonnenschein.
Dabei hatte alles so richtig gut angefangen.
Nach der Fahrt von Chile nach Argentinien hatten wir uns gleich auf die Suche nach einem Guide gemacht um vielleicht mal "unbeschwert" einen Berg erobern zu koennen.
Zusaetzlich kuemmert sich die Organisation um unseren ganzen Muell -auch den menschlichen- denn hier am Berg bekommt jeder gegen eine Menge Dollars eine Plastiktuete mit Nummer. Diese muss beim Verlassen wieder vorgezeigt werden -nicht leer sondern eben mit allem was so an Muell anfaellt.
Der Gedanke den Abfall -vor allem den menschlichen- von mehr als 10 Tagen bei groesster Hitze in der Plastiktuete runter tragen zu muessen, fand ich jetzt nicht so berauschend und freu ich daher dass das die Organisation das fuer uns uebernimmt - insofern kann Luxus auch mal was ganz einfaches bedeuten.
Zuerstmal gehts durch das gruene Vacas Valley bei strahlendem Sonnenschein, null Wolken am Himmel, nur mit Tagesgepack am Ruecken. Super!
Es ist schon toll bei Sonne mal Wandern zu duerfen, das macht so Spass....
so gruen und sooo sonnig
Abends gibts gegrilltes Fleisch (okay fuer mich dann doch nur Nudeln), schwermuetige Gesaenge der Mulitreiber am Lagerfeuer mit dem Thema Frauen und einen super tollen Sternenhimmel.
Mit uns ist Diego, der beste Kletterer Argentiniens - das haben wir dann hinterher erfahren.
Dann am dritten Tag -es geht Richtung Basislager Plaza Argentinas- sehen wir das erstemal unseren Berg und den Polen-Gletscher.
Der Berg erhebt sich hoch und weiss gegen den wolkenlosen stahlblauen Himmel, was fuer ein Bild.
.... unser Ziel ...
Der Gletscher zeigt leider viele Spalten:
Die 60 Grad steile Stelle koenne man umgehen hatte man uns in Mendoza gesagt. Deshalb hatten wir ja auch mal einen Guide genommen um die 50 Grad davor heil hochzukommen und dann die 60 Grad zu umgehen... Nun aber sah die Umgehung doch zu spaltig aus.... Okay erstmal ankommen im Basislager und dann weitersehen.
Im Basislager (Plaza Argentina) begruesste uns Mitsch, unser Guide fuer den Gletscher und erzaehlt uns, dass es die letzten 7 Tage da oben gestuermt und geschneit hatte und sich seitdem keiner mehr diesen Gletscher hochgewuehlt habe. Nun aber scheint die Sonne und der Himmel ist sooo blau - mal sehen.
Wir rasten und erholen uns erstmal fuer einen Tag, duschen sogar fuer 5 US-Dollar (wau die teuerste Dusche meines Lebens, aber toll warm). Mit uns luemmeln dort ein paar Englaender, Australier, Amerikaner und Tuerken herum die auch auf den Berg wollen allerdings ueber die Ausweichroute der "Falschen Polenroute" - also keine potentiellen Schneemitwuehler. Der eine Tuerke ist ein Mount Everest Besteiger und wir fragen uns was der in so einer Gruppe will, der rennt ja nur so den Berg hoch.
Sie haben, um sich zu akklimatisieren und aus Gewichtsgruenden, gerade das Essen und einen Teil der Ausruestung auf Camp 1 getragen und sind nochmal ins Basislager zurueck gekommen. Die Penitentes die es da zu durchschreiten gilt, sind anscheinend fotogen aber anstrengend... puh das wird harte Arbeit.
Mit ihnen gemeinsam brechen wir nach unserem Erholungstag auf, zum Camp 1. Allerdings haben wir alles dabei: Essen, Ausruestung, Zelt ... gute 25 kg oder mehr !!! die da den Berg hochgetragen werden - von uns - Mulis gibts hier nicht mehr.
Mitsch macht das Tempo und so schneckeln wir uns den Berg hoch, kaempfen uns durch die Penitentes, das alles bei leicht bewoelktem Himmel.
Was ja bei so schwerer Arbeit nicht das schlechteste ist - ich geh eh ungern in der sengenden Sonne.
Das Camp 1 liegt etwas windausgesezter als das Basislager auf einem Plateau mit Blick auf den naechsten Anstieg und Blick in Richtung Vacas Valley.
Von dort aus gehts am naechsten Tag gleich zum Camp 2. Aber nur mit einem Teil des Essens und der Ausruestung - was 5 Stunden hochschneckeln heist.
Essen und Ausruestung bleiben oben und wir laufen in einer Stunde wieder runter.
Im Camp 2 pfeifft ein superkalter Wind, ueber unserem Berg ist ein boese Foenlinse zu sehen - dunkle Ahnung macht sich breit.
Nach 4 Tagen schoenstem Wetter scheint nun wieder eine schlecht Wetterperiode zu kommen ...sch....
Auf dem Polen-Gletscher sieht Mitsch eine einzelne Person die sich da hochwuehlt, oder eben nicht mehr wuehlt sondern statisch auf einem Fleck bleibt.
Waehrend wir mit den Anderen absteigen versucht er zu erfahren ob die Person da oben Hilfe braucht. (Unsere Guides haben alle Funkgeraete und halten Verbindung mit den Basislagern.)
Dann ist erstmal erholen angesagt, wir bleiben einen Tag im Camp 1. Waehrend es unten im Tal anfaengt zu regnen graupelt es bei uns...
"Laut Wetterbericht gibts in den naechsten 4 Tage Schnee und starken Wind... aber der Wetterbericht hier ist nicht immer richtig genau" meint Mitsch, "die sagen Sonne an und es schneit und umgekehrt".... hm okay wir aber mit unserem Glueck.... Frustiert picknicken wir mit den Anderen....
Inzwischen haben wir eh den Polen-Gletscher abgeschrieben, der hat zu viel Schnee und hoffen wenigstens ueber die Falsche Polen Route hochzukommen - wenn das Wetter mitmacht.
Am naechsten Tag ist kein Schnee zu sehen, ein blauer Himmel mit Sonne und ein paar Wolken zeigen sich.
Och menno, das waere ja mal wieder typisch, wir arbeiten uns bei schoensten Wetter den Berg hoch und dann wenn es losgehen soll zum Gipfel dann kommt das schlechte Wetter.
In Camp 2 weht ein bitter kalter Wind. Waehrend die anderen ihre Extrem Daunen Jacken auffahren um draussen Essen zu koennen bleiben wir im Zelt. Eine dieser Extrem Daunen Jacken enthaelt mehr Daunen als unsere beiden Schlafsaecke zusammen bzw. die Kaputze einer solchen Jacke hat mehr Daune hat als meine schicke orange Daunenjacke insgesamt aufweisst.
Nachts um 5 Uhr solls losgehen, wenn denn das Wetter um 2 Uhr Nachts nix anderes sagt. Mehr als 1000 HM stehen an, um ueber die Falsche Polen Route auf den Gipfel zu kommen und kalt solls sein hat Mitsch gesagt.
Dann weckt uns Mitsch, das Wetter sieht gut aus, soweit man das um 2 Uhr Nachts beurteilen konnte. Es soll -30 Grad haben und angesichts der Extrem-Ausruestung der Anderen beschliessen wir mal alles anzuziehen was wir haben....
Ohh ihr Merino Schafe, deren Wolle da mein Oberteil bildet haltet mich doch bitte warm.
Ich fuehl mich wie ein Michelin Maennchen und bin schon voellig fertig als ich die Steigeisen anziehen muss.
Los gehts, ein eisiger Wind empfaengt uns und ich fange an -nicht wie erwartet zu zittern vor Kaelte - sondern zu dampfen wie ein Teekessel.
Das ist nicht gut -so komme ich keinen Berg hoch - waehrend alle anderen mit ihren Super Daunen Jacken herumstehen, fange ich also an mich mitten im kalten Wind zu entblaettern. Mit dem Merinoschaf unter der Gorejacke fuehle ich mich wohler und los gehts.
Waehrend wir uns dem Gipfel entgegenmeditieren - sooo langsam gehen wir - geht die Sonne im Ruecken auf und taucht alles in ein dunkel orangenes Licht- der Wahnsinn und keine Wolke bis jetzt .....
Morgensonne
Die erste Pause machen wir bei einer verfallenen Huette, langsam truddeln auch die "Englaender-Amerikaner-und Australier ein". Der Ami wundert sich dass seine Steigeisen nicht halten, sein Guide erklaert im mal kurz dass er die Schuhe haette anders rum anziehen muessen, die seien hier deutlich links-rechts vertauscht - ja ja die Hoehe. Aus und umziehen wegen der Kaelte ist aber nicht, also muss er mit verkehrten Schuhen hoch.
Nun wirds windig meint Mitsch, also ziehe ich ueber die Merinoschafe dann doch meine Daunenjacke....
Wir queren mit einem super tief Blick zum andern Basislager (Plaza de Mulas) runter die Nordost Seite des Bergs. Was fuer ein Aussicht jetzt schon und noch immer keine Wolke zu sehen - juhu.
Dann gibts noch mal ne Pause vor den letzten 200 HM zum Gipfel.
Bisher gings ja echt ganz gut, langsam zwar aber tolle Aussichten lassen das ganze schon geniessen.
Wir lassen die Rucksaecke zurueck, Hartmut nimmt die Kamera und ich das Wasser und los gehts....
oh mann ziehen sich die letzten 200 HM - 20 Schritte- stehen bleiben - meditieren - weitere 20 Schritte - wieder stehen bleiben - meditieren - so gehts die Flanke nach oben.
Ist des anstrengend.....
20 Schritte machen ... schnauffen ... meditieren
dann taucht irgendwann der Suedgipfel im Ruecken auf - da kann ja der Nordgipfel nicht mehr weit sein. Dann endlich, nach dem ueberklettern einiger Felsbrocken steht es da, das Gipfelkreuz des Acongagua.
Wir stehen auf 6960 HM bei strahlender Sonne, blauem Himmel und einer Mega Aussicht: Glueckspilze wir sind: endlich mal ein Gipfel mit Sonne....
gefunden !!! Gipfelglueck mit Sonnenschein
Nachdem wir, bis auf den Mount Everest Tuerken (aber der zaehlt nicht), die ersten hier oben sind koennen wir in Ruhe Fotos machen und dann gemuetlich sitzend zusehen wie die Anderen eintreffen, Bilder auspacken ans Kreuz haengen, Fotos machen... Wimpel, Fahnen und nochmal Fahnen hoch halten und sich fotografieren, Filme drehen...mit gelabber drauf die sich dann die Daheimgebliebenen anhoeren muessen.
Leider muss man ja irgendwann diese tolle Aussicht verlassen und den Rueckweg antreten, das geht aber schnell, dank der guten Schneeauflage.
der Weg zurureck
Und so treffen wir um 16.30 Uhr wieder am Zelt ein wo Charlie schon mit Suppe und heissem Wasser auf uns wartet.
Hartmut war erst ganz entsetzt, dass es tatsaechlich wie angekuendigt "nur" eine Suppe gibt, aber selbst den Nachschlag hat er nicht mehr geschafft......
Was fuer ein toller Gipfeltag - was fuer ein tolles Wetter...
Am naechsten Tag brechen wir langsam die Zelte ab. Die Anderen steigen ab zu Camp 1 und wir queren rueber zu dem anderen Basislager. (Der Ami meint seine Schuhe waeren richtig rum angezogen super bequem, haette er nie gedacht).... oh was fuer eine Querung, der Rucksack ist sooo schwer, runter geht ja noch, aber hoch.
Trotzdem auch hier ist die Aussicht und die Landschaft toll anzusehen.... tolle Farben, tiefe Blicke..... und immer noch Sonne und blauer Himmel. Nach endlosem Schottergerutsche kommen wir voellig fertig im Plaza de Mulas an - die Oberschenkel freuen sich.
Dort empfaengt man uns mit Cola , Bier und Burger, okay fuer mich gibts Wassermelone....obwohl so ein Burger mit Kaese waere schon nicht schlecht.
Wir bauen unser Zelt auf und vertroedeln die Zeit mit Fotografieren und Fusspflege.... da wirds selbst fuer eine Dusche zu spaet.
Abends gibts dann Fleisch fuer Hartmut und Mitsch und fuer mich einen Tofuburger....und Schampus. Wau auf 4000 HM wird man schnell knuelle. Gluecklich sinken wir auf die Isomatte.
Am letzten Tag soll es vom Plaza de Mulas runter zu Puente del Inka gehen und dann nach Mendoza zurueck.
Was fuer ein Hatsch: bunte gestreifte Berge, Wueste, Steine Weite .... alles toll zu sehen aber so endlos lang.
... soweit ...
Zum Schluss schmerzen die Fuesse und die Knie, der lang ausholende Schritt wird nun zu einem Gehoppel....kein Wunder das die ganzen Bergsteiger wenn sie zurueck kommen so fertig aussehen. Das ist nicht der Anstieg an sich, sondern das endlose rauslaufen. Ein letzter Blick auf "unseren Gipfel wo wir die Sonne gesucht und gefunden haben" von gaaanz unten und zurueck gehts nach Mendoza.
kaputte Fuesse, Staub im Gesicht aber soooo gluecklich
Aufbruch: | 19.11.2005 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 12.02.2006 |
Bolivien
Chile
Argentinien