Uta und Hartmut in Südamerika
vor den grossen Bergen: weglos, immer Regen & Spaghetti: Lagerblues
Auf in neue Taeler !
Nur poplige 550 Hoehenmeter ueber den Pass, aber hatte ich schon unsere grossen Rucksaecke erwaehnt ?
Aufbruch am Morgen
Wir folgen den am Vortag angebrachten Wegezeichen (Steinmaennchen, Stoecke) durch Sumpfwiesen, ueber Baeche und den ersten Hang hinauf. Gemuetlich keuchend geht es hinauf, die Kuehe und Pferde werden kleiner.
Natuerlich tuermen sich schon bald die wohlbekannten Wolken, wobei wir diesmal ganz froh sind, das die Aequatorsonne uns offensichtlich heute nicht niederbrennen wird...
Mein Schnaufen steigert sich bald, sodass mein schlechtes Gewissen mich staendig erinnert, dass wir offensichtlich noch nicht fuer diese 3800-4350m akklimatisiert sind und unter diesen Umstaenden grosse Anstrengung kontraproduktiv ist. Hilft aber nicht, schliesslich wollen wir einen Ortswechsel und nehmen das langsame Tempo in Kauf.
Die angebrachten Wegezeichen enden, der letzte Rest guten Wetters auch. Uta uebernimmt noch etwas Gewicht von mir, schnauft aber auch schon etwas. Irgendwie ist sie immer besser hoehenangepasst als ich. Hilflos taufe ich dies mein "Gentlemen-Schicksal".
Um es abzukuerzen: es faengt an zu regnen, aber das haette die Wiese gar nicht gebraucht, um auesserst nass zu sein. Manchmal hat man das Gefuehl, bei einem Fehltritt am anvisierten Grasbueschel vorbei auf immer im Morast versinken zu muessen (was freilich bei diesem Gefaelle nicht sein kann). Wir arbeiten uns bis zum Pass hinauf
und werden belohnt mit dem Anblick zweier springenden Blumen (nein keine sensationelle Flora, so nennen Jaeger das weisse Fell am Ende eines Hasen z.B.). Wegen recht grosser Entfernung laesst sich nur sagen, dass Hasen sicher nicht soo gross werden. Vielleicht Pudus (Pudu Puda), sehr seltene und recht kleine Bergantilopen ?
Ausserdem werden wir belohnt mit der Einsicht, dass hier der Aufstieg noch nicht zu Ende ist, denn wir wollen nicht in dieses naechste Tal hinab, sondern in das uebernaechste, und dafuer muessen wir noch ein Stueck hoeher Richtung Felsgipfel, wo die Bergkaemme zusammenlaufen. So genau sind die Karten halt nicht - ist aber auch eh schon egal, also weiter...
aber nun ist oben ! Spaeter werden wir links das Tal hinuntereiern
Wir queren unterhalb der Felsen in begehbares Gelaende und diskutieren den weiteren Weg. Sicherheitshalber waehlen wir den Wasserlauf das Tal hinunter. Da Felsen in den Topografischen Karten des Militaers nicht eingezeichnet sind, vermuten wir entlange des Baches am ehesten einen Schwemmkegel und keine Felsen....!?
Nebenbei kochen wir uns als Mittagessen eine Bruehe mit einem ganzen (!) Bruehwuerfel.
mach mal Pause mit Bruehe
Auch der Rest vom Abstieg erfolgt weglos durch stark bewachsene Berghaenge, und schliesslich sehen wir im Talgrund eine kleine Waeldchen mit Bach und perfekter Minicampingwiese. Ich sags ja immer, man geht in die Berge, um es sich kuenstlich so schwer zu machen, bis man die einfachsten Dinge (trocken, satt, ankommen) als Paradiesisch empfindet...
Hier werden wir einen Ruhetag einlegen.
hier muss man doch bleiben, oder ?
Direkt ueber uns im Fels befindet sich ein Kondornest, aber die Viecher wiedersetzen sich geschickt meinen Fotografierversuchen (Flug for dunklem Fels, Flug direkt vor die Sonne, gar kein Flug, Flug, wenn ich die Kamera eingepackt habe oder Flug wenn ich auf dem Klo bin...). Ihr muessts uns also glauben. Andere Spezies kann ich jedoch "erlegen":
Uta beim Haare waschen (ohje das gibt Aerger)
Dann geht es weiter. Wir haben noch Spaghetti (taegliches Hauptessen nach Muesli morgens und Muesliriegel/Bruehe mittags), haben noch Lust, zumindest einen Gupf zu besteigen, und koennen weitere Akklimatisation sowieso gebrauchen.
Jedoch haben wir uns zum Weiterwandern einen Schlechtwettertag ausgesucht (war gar nicht schwer !)
und von hier koennte man nun sehen:...
Wir zelten auf 4150m und wollen am naechsten Tag den "Nevado Ainchi Pungu" oder so aehnlich mit 47xx Metern besteigen. "Nevado" ist er nicht mehr, der auf der Karte noch recht grosszuegige Gletscher ist komplett verschwunden. Genau das macht den Berg jedoch fuer uns mit der Trekkingausruestung zum idealen Ziel.
Der Obispo, hoechster Punkt am Altar, von Sueden. Mehr Sicht als in diesen Sekunden war leider nie...
zwar ist hier die langweilige Bildmitte scharf statt der Blumen, aber nett ist die Gegend trotzdem
Hmm - es regnet aber auch am naechsten/letzen Tag, nachdem es abends zuvor aufzuklaren schien. Bei dem Versuch, brauchbare Bilder von der Suedseite des Altar, vom Sangay oder von unserem Ziel zu knipsen (also beim Warten auf Sicht), hole ich mir auf dem Hausberg unseres Zelplatzes leider auch noch eine Erkaeltung. Jetzt haben wir keine Lust mehr. Das hier ist schliesslich "Sommerurlaub" !
Also zurueck nach Riobamba (Mammuttour), dort ORDENTLICH ESSEN, weiter nach Quito, gesund werden etc.
In Quito nehmen wir noch den Ruchu Pinchincha mit, so einfach wie dort mit der Seilbahn auf 4100m bekommt man 4600m Gipfelhoehe selten Hinauf gehts ohne grosses Schnaufen, und auch der Morgentliche Puls war gut - wir sind bereit fuer den Sprung in die 5000er !
Sicherheitshalber gehe ich jedoch zum Arzt, da nun trotz Lutschtabletten der Husten kommt. Der meint, dass sei auch kein Wunder, denn die Tabletten sind die falschen. Das kommt davon, wenn man allein in die Farmacia geht und nicht genug Spanisch spricht...
Der Arzt, Freund eines Kollegen, ist sehr nett und bietet sich fuer jede Art weiterer Hilfe an (machen wir diesen Eindruck ?). Wir plaudern und bewundern seinen Praxis-Ausblick ueber Quito.
Schon heute, einen Tag danach machen sich die richtigen Tabletten positiv bemerkbar. Trotzdem bin ich ganz vernuenftig seinem Rat gefolgt und "zuhause" geblieben, waehrend Uta mit Wolfgang und Guide Juan Carlos auf den Illniza klettern, den kleinsten der ecuadorianischen Fuenftausender. Ohne mich - Schnief.
Das ist auch der Grund fuer die ausfuehrliche Berichterstattung (ausser eurer vielfachen Motivation naterlich) - ich hab heute "frei"...
Demnaechst also mehr von "ueber den Wolken"... hasta luego !
Aufbruch: | 19.11.2005 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 12.02.2006 |
Bolivien
Chile
Argentinien