Uta und Hartmut in Südamerika

Reisezeit: November 2005 - Februar 2006  |  von Uta und Hartmut

vor den grossen Bergen: am Altar

Hola chicos !
folgt uns heute in die Bergwelt vom el Altar.

In Riobamba, wohin wir nach unserem Kulturausflug nach Ingapirca zurueckgekehrt waren, empfingen uns wieder ueberfreundlich Maria und Vicente, die derweil unser Trekkinggepaeck neben ihrem Ehebett verwahrt hatten. Der Diebstahlschutz bestand darin, dass Hostalfoyer, Fernseh-/Wohnzimmer und Schlafzimmer der beiden irgendwie eins sind und immer einer von beiden vor dem Fernseher sitzt, um sofort die Tuer fuer Gaeste oeffnen zu koennen (geht nur von innen). Ausserdem kann kein normal gebauter Ecuadorianer unsere Rucksaecke auch nur bewegen !

Am naechsten Morgen fuhr Vicente uns auf seinen eigenen ausdruecklichen Wunsch hin zum Busterminal Oriente. Wir waren letztlich sehr froh darum, denn es daemmerte erst so gerade, so richtig leicht fielen die Rucksaecke auch uns nicht und vor allem war das Bus-Chaos mangels Schilder/Nummern hier noch groesser als an den grossen Terminal Terresstre's von Quito, Riobamba etc. So musste auch Vicente mehrfach herumfragen und wir fuhren ein paarmal im Kreis und an verschiedenen Bushaltehaeuserecken vorbei, bevor Vicente (wieder am Oriente) anhielt und sich sicher war: "esta bien ! esta aqui !" Wir packten also aus und warteten mit ihm, und tatsaechlich kam nach wenigen Minuten ein Bus der richtigen Gesellschaft mit dem richtigen Ziel "Candelaria" (mehr zum Thema Busfahren in Ecuador in einem spaeteren Extrakapitel).

Wir nahmen die Rucksaecke mit in den Innenraum und legten sie hinter den Busfahrer auf den Gang, wo sonst die Kartoffelsaecke liegen. Es ging aus der Stadt heraus und uebers Land, der Chimborazo verbarg sich in Wolken, aber der Tungurahua stand frei vor uns und qualmte etwas seitlich wie ein grosses Teekaennchen. Aufgrund seiner Aktivitaet ist seine Besteigung explizit verboten.

Steil, eng und ohne Asphalt ging es nach oben, immer mehr Schulkinder in Unifoermchen kamen hinzu und sagten artig "Buenos dias" und noch mehr, was ich aber nie verstand.

Nach dem letzten Dorf (mit der Schule fuer die kleinsten) war es leer im Bus, aber der Fahrer bedeutete uns sitzen zu bleiben und fuhr uns noch zwei Kilometer bis zur letzten Wendemoeglichkeit. Der Beifahrer wollte uns die Rucksaecke anreichen, schaffte es aber nicht. Kartoffelsaecke sind halt leichter...
Sehr nett war jedoch, dass sie uns noch den richtigen Weg zeigten, denn wir schauten schon in die falsche Richtung (und unsere Karte fing erst einige hundert Meter Luftlinie spaeter an).

Also endlich los !
An der Rangerstation war niemand, alles zugeschlossen, daher keine 10 USD Nationalparkseintritt (diese "Schicksal" hatte uns schon in Ingapirca ereilt, dort 6 USD). Suedamerikanische "Zuverlaessigkeit" kann also auch ihre Vorteile haben...

Die Hacienda kurz danach war sehr sehr ansehnlich, hier koente man es auch aushalten. Aber wir wollten weiter, nach Schlafhoehen von 2800 (Quito, Riobamba) und 3000 (Ingapirca) besagt die reine Akklimatisationslehre, dass man jetzt auf maximal 3300m schlafen sollte, aber tagsueber am besten schonmal hoeher aufsteigt. Vermutlich haelt sich quasi niemand an diese maximal-300-Hoehenmeter-pro-Tag-hoeher-schlafen-Regel, aber wir wollten versuchen, zwischen 3200 und 3500m zu schlafen, je nachdem wieviel wir vor dem Schlafen noch "ueberhoehen" koennten.

Es ging durch steile Weiden hinauf, immer wieder einen kleinen Bach kreuzend, und der Koerper gewoehnte sich an den aechzenden Rucksack (oder war es gar nicht der Rucksack, der aechzte ?).

Der Boden in der Region besteht bis weit hinauf aus scheinbar grundlosem Humus, der sich bei Kontakt mit Wasser in definitv grundlosen Schlamm verwandelt. Deshalb hatten wir also immer wieder von Gummistiefeln gelesen...
Schon auf der Busfahrt hatten wir auf so steile Weiden hinabgeblickt, dass man genau von oben auf die Kuehe schaute und nicht glauben konnte, dass die nicht einfach abstuerzten. Wo das doch geschieht, bauen die Menschen einfach Nutzpflanzen an - vor allem solche mit Wurzeln, Knollen etc. an - wie z.B. Kartoffeln. Alles von Hand - man bekommt einen Riesenrespekt.

Jedenfalls fand sich absolut nichts Geeignetes zum Zelten bis wir auf ca 3600m einen kleinen gruenen Wiesenfleck etwas abseits vom Weg ausmachten, der zwar auch nicht waagrecht war, aber zumindest schien es keine aktuell genutzte Weide. Dort stellten wir unser Haeuschen auf. Leider gab es in der Umgebung kein Wasser, sodass ich ein ganzes Stueck zurueck wanderte, um alle Behaelter zu fuellen (5 Liter pro Tag und Person sind unter diesen Bedingungen (Akklimatisation, Aequatorsonne, Bergwandern)eher zuwenig). Als ich zu Uta als "Zeltwaechterin" zurueckkehrte, war der Boden ringsrum nass und das Zelt von innen geschlossen worden, und ueberall lagen Hagelkoerner. Kaum war ich drin, ging es auch schon wieder richtig los - die Gewitterhageltaufe fuers Zelt - bestanden - Bravo !

Als Konsequenz konnten wir keine zusaetzlichen Hoehenmeter mehr machen und wurden natuerlich mit Kopfschmerzen belohnt, aber auch mit einem wunderschoenen Sonnenuntergang:

Spagetti im Zelt schmecken super !

Spagetti im Zelt schmecken super !

Am naechsten Morgen gings weiter bis zur Ebene Collantes Plain direkt vor dem geborstenen Vulkankrater des el Altar, der vor seiner Explosion wohl einer der allergroesten Vulkane war, jedenfalls deutlich groesser als der Chimborazo.

Collantes Plain vom Zugang zum Vulkankrater aus, gute Augen finden unser Zelt (heller Fleck) in der Mitte unterhalb des oberen, von links kommenden Schattens...

Collantes Plain vom Zugang zum Vulkankrater aus, gute Augen finden unser Zelt (heller Fleck) in der Mitte unterhalb des oberen, von links kommenden Schattens...

Das wir recht weit hinten auf der Ebene campierten hatte mehrere Gruende:
- mangels Akklimatisation und magels Gewoehnung ans Gewicht wollten wir schlicht nicht mehr weiterlaufen - Hauptgrund !
- im Jahr 2000 ist ein ordentlicher Bergsturz auf der Innenseite vom Monja Grande Gipfel abgegangen und in den Kratersee gestuerzt. Der ist natuerlich wiederum ordentlich uebergelaufen und hat dabei die ganzen Truemmer auf der Ebene verteilt. Wer weiss, wann der naechste Bergsturz ist ?
- unsere Wanderung zum Kratersee vertraegt - da ohne Gepaeck auch einen laengeren Anmarsch. Beim darauffolgenden weglosen Uebergang ins andere Tal werden wir jedoch froh sein, nicht ueberfluessig weit gehen zu muessen...

Das Wettermuster sah im Uebrigen immer so aus: morgens schoen oder schon bewoelkt, mittags meist sonnig heiss und am el Altar als hoechster Erhebung schon Wolkentuerme. Ab dem Mittagessen heftiges Donnergrollen und bis auf 2 Tage darauffolgender Nachmittags-Regen/Gewitter(/Hagel).

Am naechsten Tag gings also (wie gemuetlich ohne Gepaeck !) durch die geborstene Seite ins Kraterinnere zum Kratersee Laguna Amarillo, der natuerlich tuerkisfarben ist als guter Gletschersee, nicht gelb wie der Name andeutet...

Laguna Amarillo und in der Mitte der Gipfel Tabernaculo (und natuerlich Uta)

Laguna Amarillo und in der Mitte der Gipfel Tabernaculo (und natuerlich Uta)

Der gesamte Altar ist klettertechnisch nicht unbedingt Ecuadors Anfaengergebiet:

Obispo Nordseite

Obispo Nordseite

Und das nicht nur wegen der schwierigen Wetterbedingungen... Die Aussenseiten der 11 Gipfel sind allesamt einfacher als die Innenseiten. Die gesamte Runde wurde - obwohl naheliegend - erst ein einziges mal am Stueck "gemacht", von einer ekuadorianischen Expedition ! Fuer Erstbestiegungen in ihrem Land kamen die Ekuadorianer ansonsten meist zu spaet...
Der einfachste Normalweg fuehrt auf den hoechsten Gipfel, den Obispo und wird unterschiedlich schwer bewertet, aber nie unter Westalpen-Bewertung "WS". Tendenz steigend wegen starkem Gletscherrueckgang und dadurch vermehrt freigelegtem broeseligem Vulkangestein.

© Uta und Hartmut, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Übermorgen geht es los ! Von November 2005 bis Februar 2006 von Ecuador über Bolivien bis Chile und Argentinien. Gebucht ist nur die erste Woche auf Galapagos, geplant sind anschliessendes Trekking, Bergsteigen, Rumschauen :-) Juchhuuu !!!
Details:
Aufbruch: 19.11.2005
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 12.02.2006
Reiseziele: Ecuador
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Uta und Hartmut berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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