Uta und Hartmut in Südamerika

Reisezeit: November 2005 - Februar 2006  |  von Uta und Hartmut

wuest - ganz wuest: Spitzhacke und Gummiband

Manche buchen einen richtig guten 4x4 um von San Pedro de Atacama nach Uyuni zu fahren, wir auch. Zurueck aber gabs dann einen Cafebraunen hochgestellten aeltlichen Minibus. Der Braune besitzt drei Gaenge, wobei ersterer eigentlich der Gang zum vowaerts kommen ist. Ob der Braune einen Allradantrieb hat wissen wir nicht, oder ob er einfach eine entsprechende Untersetzung besitzt mit der man locker aus dem Stand am steilen schlammigen Untergrund anfahren kann keine Ahnung ???.
Zusammen mit dem Braunen kamen zwei "Fahrer": einer der fuhr und der andere der fuer die Wegweisung und alle Reperaturen rund ums Auto zustaendig war.

Mit eben jenem Gefaehrt und drei weiteren Passagieren gings Abends von Uyuni los, zurureck zur Grenze nach San Pedro de Atacama.
Tagsueber hatte es kraeftig geregnet so dass der Fahrer "Mucho Lluvia, camino muy malo" (man bemerke nicht carretera sondern camino) oft, sehr oft wiederholte. Solange wir auf der "ausgebauten" Strasse (gewalzt und geschottert, nicht geteert) fuer die Minentransporte waren, gings noch, die Wasserpfuetzen blieben genuegend klein, den Weg sah man ohne Probleme, es schuettete zwar aus Eimern, aber dank des 1. Ganges fuhren wir nicht sooo schnell dass der Scheibenwischer wirklich haette gut funktionieren muessen, wenigstens funzelten die Scheinwerfer im Dunkeln genuegend hell um den Strassenbelag erahnen zu koennen.
Ab und zu schwaenzelte der Braune auf dem weichen Untergrund herum, aber unser Fahrer wusste was er tun musste um ihn einzufangen. Langsam wurde es dunkel und die Hoffnung irgendwann in eine Bettkuhle sinken zu koennen sank.
Kurz vor dem angekuendigten Uebernachtungsort, bogen "unsere" Jungs von der Strasse ab und folgten einem hm nennen wirs mal Feldweg.
Zusehen war nicht viel entweder zwei parallel laufende dunkle Spuren oder eine breite dunkle Spur. Erstere bedeutet nur wenig Wasser auf dem Weg und war im vergleich zur zweiten gut zu fahren, zweitere dagegen erchien uns eher ein Flusslauf zu sein als ein befahrbarer Weg.....
"Unsere" Jungs schienen allerdings sowohl in Ihr Fahrkoennen als auch in die Faehigkeit des Braunen volles Vertrauen zu haben und fuhrteten gnadenlos durch alle Senken, scheuchten schlafende Wasservoegel auf, fuhren ohne zu gucken in dunkle grosse Flaechen hinein mit dem "Vertrauen" auf festen Untergrund, nicht all zu tiefes Wasser und das eventuelle vorhanden sein eines anderen Ufers. Das Wasser spritze hoch ueber uns, die Scheinwerfer beleuchteten diese bizarren Fontaenen, egal ob Sicht oder nicht der Braune wurde gerade aus gesteuert.....

Bei Dunkelheit sieht man ja zum Glueck nicht soooo viel und der Braune erwiess sich als ein wahres Anfahrwunder, kein Wasser war zu tief, kein Schlammberg zu steil ... wir haben uns insgeheim gedacht - bei Erreichen des Zieles - der Firma Chevrolet zu ihrem betagten aber zuverlaessigen Qualitaetsprodukt zu gratulieren. Denn welches aeltere Auto pfluegt so ohne Probleme durch tiefes Wasser und faehrt so problemlos im Wasser im Schlamm an ??? Nur das neu eingebaute Radio liess zu wuenschen uebrig, waehrend also der eine fuhr versuchte der andere das Radio zum spielen zu bringen ....
Dann tauchten tatsaechlich Behausungen auf, oh welch eine Beruhigung, zumindest waren wir irgendwo unterwegs wo Leute waren, dann ploetzlich ein plopp der Wagen sass mit seinen Hinterrreifen in einer Kuhle und war nicht mehr rauszubewegen.
Irgendwann nachdem Wagenheber, untergeschobene Steine, das Umgraben der Erde vor den Reifen und ein Dorfminilaster zum rausziehen ... nix half, also durften wir in einen warmen Raum mit Betten.
Von wegen Nachtruhe, der Schlaf war nur von kurzer Dauer, hm vielleicht 2 Stunden, bis der Braune aus seiner misslichen Lage befreit war.
Dann gings weiter durch die Nacht, langsam wurde die Landschaft weiss und die Luft kaelter, wir wickelten uns fester in unsere Schlafsaecke und fragten uns ob man auch hier Winterreifen oder und Schneeketten kennt ??
Der Standardsatz des Fahrers aenderte sich jetzt in "mucho nieve, camino muy muy malo".
So schaukelten, huepften, wackelten und schlichen wir durch die Dunkelheit, irgend welchen dubiosen Spuren folgend.
Der Sonnenaufgang war leider nicht so berauschend, dafuer war ploetzlich vorne links ein eckeliges Geraeusch zu hoeren.

Okay dachten wir, der Reifen wird wohl seinen Geist aufgegeben haben, aber wie bei allen Autos hier, gibts einen Ersatzreifen.....
Der Reifen sah allerdings nach erster Besichtigung sehr gut aus, dafuer war aber der Radkasten zu dicht am Reifen.... Die dazugehoerige obere Plattfeder war kaputt und die Metallspange die alles zusammen halten sollte auch.
Wir machten uns schon mal fertig um ein vielleicht vorbeifahrendes Auto zu stoppen waehrend "unsere" Jungs Gummischnuere und Spitzhacke holten.
Die Reste der Plattfeder wurde mittels der Gummischnuere an anderen Plattfedern gebunden und der Luftraum swischen Achse und Plattfedern durch die Spitzhacke gefuellt, wozu braucht man eine Spange ??
Weiter ging es, zwar etwas weicher gefedert und langsamer aber immerhin vorwaerts.
Dann wir haben es kaum zum hoffen gewagt, tauchte die Laguna Verde auf, juhu da wuerden wir in ein anderes Gefaehrt gesetzt werden und nach Chile zurueck fahren - ah sollte der Horrotrip doch gut enden?
Doch bevor das passierte roechelte der Motor ganz fuerchterlich, kein Bezin mehr im Tank. Was eigentlich nicht tragisch ist da ein Ersatzkanister oben auf dem Dach montiert war, nur der Motor hatte Luft gezogen und mochte auch nach dem Auffuellen nicht mehr.
Also bauten "unsere" Jungs die Motorverkleidung ab und aus und noch ander Dinge ?!? und fingen an den Motor "Mund zu Schlauch zu beatmen". (Dabei offenbarte der Motor seine wahre Herkunft: ein Nissan Turbo. Also bekommt die Firma Chevrolet doch keinen Brief.)

Puenktlich fuhren wir an der Laguna Verde ein ... etwas uebermuedet und hungrig dafuer aber gesund.

© Uta und Hartmut, 2005
Du bist hier : Startseite Amerika Bolivien Spitzhacke und Gummiband
Die Reise
 
Worum geht's?:
Übermorgen geht es los ! Von November 2005 bis Februar 2006 von Ecuador über Bolivien bis Chile und Argentinien. Gebucht ist nur die erste Woche auf Galapagos, geplant sind anschliessendes Trekking, Bergsteigen, Rumschauen :-) Juchhuuu !!!
Details:
Aufbruch: 19.11.2005
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 12.02.2006
Reiseziele: Ecuador
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Uta und Hartmut berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors