Mit dem Wohnmobil durch Südamerika Okt. 2016 - April 2017
Grenzübergang,chile-chic bis
Dienstag, 20.12..
Nachdem wir unsere Vorräte aufgegessen bzw. an den CampingwIrt verschenkt haben, fahren wir zur Grenze. Wir nehmen einen jungen Marokkaner mit, der seit 4 Wochen unterwegs ist. Er möchte in Südamerika sesshaft werden, da er in seinem Land keine Zukunft hat. In seinem Rucksack: Sein bisheriges Leben. Aber im Süden Chiles möchte er dann doch nicht bleiben - einfach zu kalt und zu windig. Bei der Einreise nach Chile wieder die üblichen Formalitäten und Kontrollen.
Nun sind wir wieder in dem schmalen Land am Ende der Welt. Im Durchschnitt 180 km breit und 4.300 km lang, ein Querschnitt durch alle Klimazonen, ausser der tropischen.
Der Volksmund beschreibt das mit einer Legende: Als Gott seine in sieben Tagen erschaffene Welt betrachtete, stellte er fest, dass noch einiges übrig geblieben war: Vulkane, Urwälder, Wüsten, Fjorde, Flüsse und Eis. Er gab den Engeln den Auftrag, alles hinter einem langen Gebirge aufzuschütten. Das Gebirge waren die Anden - und so entstand Chile.
Ca. 17 Mill. Menschen leben hier, davon ein Drittel im Großraum Santiagos.
Zunächst fahren wir zum Fähranleger. Aber das Büro hat gerade geschlossen - Mittagspause, so nutzen wir die Zeit für Einkäufe.
Bei unserem zweiten Anlauf beim Fährbüro erfahren wir, dass wir erst am 26.12. einen
Platz auf der Fähre bekommen würden. Aber wir könnten es morgen früh um 07.00 noch einmal probieren. Falls der für den Krankenwagen freigehaltene Platz nicht benötigt wird, dürften wir mitfahren.
Am nächsten Morgen sind wir pünktlich beim Fährbüro. Doch zwei junge Italienerinnen sind schneller. Wir kommen ins Gespräch mit den beiden und wie sich herausstellt, ist eine mit den Inhabern des Seregentiparks verwandt und kennt unsere Gegend gut, da sie immer in den Ferien zu Besuch war. Wir haben Glück und beide Fahrzeuge dürfen auf die Fähre. Eine Reservierung wurde nicht eingehalten und der Krankenwagen kam auch nicht.
Die Überfahrt auf dem Lago Carrera ist wunderschön: Schneebedeckte Berge/Vulkan, blauer See.
Auf der anderen Seite des Sees geht es nun die Carretera Austral (Südstraße) ca. 500 km entlang.
Die 1.200 km lange Straße wurde erst ab 1970 durch die Wildnis geschlagen. Sie ist Chiles schönste Route in die Einsamkeit.
In Coyhaique bleiben wir 2 Tage. Es stürmt wieder gewaltig.
Bevor wir am 23.12. weiterfahren, wollen wir noch kurz einkaufen. Aber morgen ist Heilig Abend und dementsprechend voll ist der Supermarkt. Bei der Fleischtheke muss man eine Nummer ziehen. 50 Kunden sind vor mir. Da nehme ich doch lieber etwas aus der Truhe. Zwanzig Minuten an der Kasse anstehen, dann ist es geschafft, und wir können endlich starten. Es geht weiter auf der Carretera Austral.
Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz beim "Hängenden Gletscher" im kalten Regenwald. Und so erleben wir den Regenwald auch: Wolkenverhangen und Regen.
Lenca-Pflanze. Sieht wie großer Rhabarber aus. Soll man auch so kochen können. Nur der Stiel hat uns abgehalten, nämlich ...
Das Wetter meint es auch heute (24.12.) nicht gut mit uns, und es besteht keine Chance den "Hängenden Gletscher" zu sehen. Deshalb fahren wir bei Dauerregen bis nach Chaiten. Von hier wollen wir die Fähre zur Insel Chiloe nehmen. Leider ist sie für die nächsten zwei Tage ausgebucht und so kaufen wir Tickets für eine andere Verbindung (3 Fähren).
Der Ort Chaiten wurde 2008 vom Ausbruch des Vulkans Chaiten komplett evakuiert und zu 40 % zerstört. Er wird langsam wieder aufgebaut und heute lebt in etwa die Hälfte der ehemals 5000 Einwohner hier.
Um die Fährverbindung zu erreichen, müssen wir bei Starkregen noch 50 km bis Caleta Gonzalo fahren. Hier treffen wir ein deutsches Ehepaar, das ebenfalls auf das Schiff wartet. Mit den beiden verbringen wir bei einem Gläschen Wein den Heiligen Abend.
So ist man ein wenig abgelenkt.
Unsere Fähre von Caleta Gonzalo nach Leptepu.
Von Leptepu geht es weiter nach Hornopiren. Fahrzeit 3,5 Std.
Nach ca. 1 Std. Fahrzeit informiert uns der Kapitän, dass es in der Nähe ein Erdbeben gegeben hat und eine Tsunami-Warnung herausgegeben wurde. Wir wären aber auf dem Schiff sicher und sie würden uns auf dem Laufenden halten.
Über ein holländische Ehepaar erfahren wir, daß das Beben eine Stärke von 7,7 hatte und die Insel Chiloe betroffen ist. Wir hatten also Glück, dass die Fähre ausgebucht war.
Nach einiger Zeit wird die Tsunami-Warnung aufgehoben.
Abends erreichen wir den Alerce Nat.-Park. Leider ist der Campingplatz geschlossen, und so übernachten wir an einer Bushaltestelle im Ort.
Zu den mächtigen Alercen. Sie können bis zu 4.000 Jahre alt werden.
Leider gibt es von diesen alten, mächtigen Bäumen nicht mehr viele. Wegen des harten Holzes wurden sie als Bauholz genutzt.
Eigentlich ist der Weg und auch die Brücke gesperrt. Aber ein Verbotsschild zieht Siegmund magisch an und so geht es über vermoderte Stege und wackelige Brücken bis zu einem Fluss, den man durchwaten muss. Das will ich dann aber doch nicht und so marschieren wir wieder zurück und fahren bis Puerto Montt.
Die vielen herrenlose Hunde sind schon lästig.
Diese Hündin hat sich vor lauter Verzweifelung unter unser Womo verkrochen.
Eigentlich wollen wir heute in Osorno Station machen, aber der Campingplatz öffnet erst im Januar, und so fahren wir noch bis Valdivia. Der dortige CP ist ganz schön teuer, aber dafür haben wir auch ein eigenes Badehäuschen. Es wird gewaschen, das Auto geputzt und endlich mal wieder warm geduscht - herrlich.
Am nächsten Morgen besichtigen wir zunächst das Museum Historico, das im alten Wohnhaus von Karl Anwandter, dem Patriarchen der deutschen Einwanderer, untergebracht ist. Dann geht es weiter zum Mercado fluvial, auf dem es alle Arten von Fisch gibt. Die Seelöwen warten schon auf die Abfälle.
Das Erdbeben, das Valdivia (150.000 Einwohner) 1960 erschütterte, ließ die Stadt in kurzer Zeit um rd. 3 m absacken. Dabei stürzten vier Fünftel aller Gebäude ein. Deshalb gibt es kaum noch alte Gebäude in der Stadt.
Von Valdivia aus fahren wir nach Villarica. Die Landschaft ist hügelig, bewaldet, grüne blühende Wiesen- einfach nur schön. Und dann sieht man schon von Weitem den schneebedeckten Kegel des Vulkans Villarica.
Wir finden einen Parkplatz an der Uferpromenade und genießen den Blick auf den rauchenden Vulkan.
Unser nächstes Ziel ist der Salto del Laja - größter Wasserfall Chiles. Das Wasser fällt auf einer Breite von 100 m ca. 50 m in die Tiefe. Im Sommer, also zurzeit, führt der Fluss nur wenig Wasser.
Oberhalb des Wasserfalls gibt es einen Campingplatz und davor verschiedene kleine Restaurants. Nach einem üppigen und leckeren Mittagessen halten wir ein kleines Schläfchen und beschließen hierzubleiben.
Am Freitag, 30.12., machen wir auf dem Weg nach Santiago einen Abstecher zur ehemaligen Colonia Dignidad, einer deutschen Sekte, die 250 Menschen brutal unterdrückte, entmündigte und missbrauchte. Heute versuchen sich die verbliebenen Kolonisten im Tourismus. Wegen Silvester ist die Anlage aber schon geschlossen, und so fahren wir noch bis zu einem Parkplatz an der Autobahn (mit Sicherheitsdienst und Sanitärgebäude).
Auf dem letzten Abschnitt nach Santiago kommen wir an Mais- und Gemüsefeldern, Obstplantagen und vielen Weinfeldern vorbei.
In Santiago parken wir auf dem Flughafenparkplatz. Den Flughafen haben wir uns größer vorgestellt. Siegmund meint, dass er kleiner als Hannover sei.
Das Höhenfeuerwerk um Mitternacht bewundern wir vom Parkplatz aus. Santiago begrüßt das neue Jahr gekonnt.
Neujahr bereiten wir alles für unseren Abstecher zur Osterinsel vor.
Aufbruch: | 06.10.2016 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2017 |
Argentinien