Ostwärts - immer ostwärts
Laos - Same same but different
Don Det & die 4000 Islands
Land Nummer drei in Südostasien war für uns also Laos. Und gleich vorweg: Was für ein Glück, dass wir uns entschlossen haben, hierher zu kommen. Diesem Kapitel hätte ich ohne schlechten Gewissens ebenfalls den Titel "ein Highlight jagt das andere" geben können. Was für ein wunderschönes Land und uneingeschränkte Reiseempfehlung. Der Titel dieses Kapitels ist also in keinster Weise negativ gemeint, aber dazu später mehr. Wie immer also der Reihe nach.
Wir reisten am 21.12.2019 von Siem Reap aus kommend im äußersten Süden von Laos ein. Unsere Bewegungsrichtung war somit erstmals auf dieser Reise seit Schweden wieder in Richtung Norden. Ein komisches Gefühl, weil wir uns so eigentlich von unserem "Ziel" Singapur entfernten. Aber klar, der Weg ist das Ziel und mit der Aufnahme von Laos in den Reiseplan wurde dieser Weg bedeutend kurviger als bisher. Wir ließen das übliche Grenz-Prozedere über uns ergehen, entrichteten wieder 30$ Eintritt (zwei Mal Erwachsener ohne Ermäßigung, bitte!) und waren kurze Zeit später auch schon am Ziel angekommen. Denn die Flussinseln des Mekong namens 4000 Islands, auf welchen wir Weihnachten verbringen wollten, liegen direkt hinter der Grenze.
Kurz vor Sonnenuntergang waren wir an einem schlammigen kleinen Bootsanleger angekommen, wurden auf schmalen Bötchen mit Stabmotor auf die Insel Don Det übergesetzt und genossen dabei den ersten der allabendlichen Sonnenuntergänge der Extraklasse. Bis hierher waren wir etwas skeptisch gewesen. Unser Inselkumpel Tobi von Koh Rong hatte uns unablässig von den 4000 Islands vorgeschwärmt. Auch der Reiseführer und jeder, den wir sonst so getroffen hatten, meinte Don Det und Umgebung sei einfach unfassbar toll, entspannt und einfach himmlisch. Aber kann das sein? Klar, der Mekong ist ein gewaltiger Strom. Aber was genau soll denn hier so besonders sein? Der Sonnenuntergang auf dem Weg in Richtung Insel ließ uns das erste Mal eine gewisse Ahnung bekommen.
Don Det ist die touristisch erschlossenste Insel in dem Gewirr, allerdings, wie wir mit Freuden feststellten, trotzdem unfassbar entspannt und gemütlich. Auf Don Det laufen die Uhren langsamer oder sind vielleicht sogar ganz stehen geblieben. Es gibt keine Autos, das Bier ist günstig und wer nicht in einer Hängematte pennt, besorgt sich wahrscheinlich grade etwas zu essen, mit "happy" oder ohne. Ja, es gibt Happy Pancakes und ja sie sind genau das, wonach sie klingen.
Unser Tagesrhythmus sah hier daher auch recht ähnlich aus wie auf Koh Rong. Na gut, ein bisschen aktiver waren wir schon.
Am ersten Tag nach unserer Ankunft liehen wir uns zwei Fahrräder für unfassbare 8.000 Kip (umgerechnet 80 Cent), um ein wenig die Insel zu erkunden. Es gibt tatsächlich auch nur zwei Wege, einen Küstenweg einmal rund um die Insel und einen quer durch. Also holperten wir mit unseren Hollandrädern über die Trampelpfade und erkundeten so innerhalb von zwei Stunden praktisch die ganze Insel. Was für ein Paradis! Kokospalmen, badende Wasserbüffel und tollende Hundewelpen. Alles voller Hundewelpen! Jetzt hatte es uns auch. Das zweite Inselfieber unserer Reise. Die ganze Insel ist einfach überzogen von einem unsichtbaren Mantel der Gemütlichkeit. Wir kehrten in einem kleinen Restaurant ein, das von einem Deutschen namens Lutz und seiner laotischen Frau geführt wird und genossen das super leckere Essen bevor wir zu unserer Unterkunft zurückkehrten.
Am nächsten Morgen ging es direkt aktiv weiter. Wir hatten uns für einen Kayakausflug angemeldet. Mit rund fünfzehn anderen Inselbesuchern ging es den Mekong hinunter zu zwei Wasserfällen (einer mit "Dusche" und der andere der größte in Südostasien) und zu einer winzigen Population von Irawadi Delfinen.
Weil uns der Bann der Insel mittlerweile fest im Griff hatte, beschlossen wir, noch einen weiteren Tag dranzuhängen. Die restlichen zwei Tage ließen wir es aber deutlich ruhiger angehen. Weihnachten verbrachten wir filmeguckend im Bett und die Tage hauptsächlich am Pool unserer Unterkunft. Denn wir wussten, die nächsten Tage würden deutlich aktiver...
Thakhek & The Loop
Als nächstes stand ein Motorrad-Loop auf dem Programm. Ach was sag ich, DER Motorrad-Loop. Aber wieder first things first. Denn um dort hinzukommen, mussten wir die unfassbare Strecke von 480km hinter uns bringen. Und hier stellten wir zum ersten Mal fest, was das in Laos bedeutet. Nicht nur dauerte die Fahrt rund zwölf Stunden, nein, wir teilten uns den Bus auch mit ca. 50 Schweinen. Ja richtig, lebendige Schweine. Die wurden auf halbem Weg kurzerhand in die Gepäckfächer und (!) aufs Dach unter eine Plane gestopft und machten dabei so erbärmliche Laute, dass es uns die Sprache verschlug. Andere Länder, andere Sitten, aber das war schon sehr unschön.
Entsprechend erleichtert waren wir daher, als wir endlich in Thakhek im Zentrum von Laos ankamen.
Die Stadt selber ist ganz nett, hat aber nicht wirklich viel zu bieten. Wir organisierten alles Nötige an einem Tag und dann ging es auch schon auf die 400 Kilometer.
Der Thakhek-Loop ist in Laos eine der things to do, aber glücklicherweise heißt das noch nicht, dass es hier von Touristen wimmelt. Ganz im Gegenteil, die meisten Sehenswürdigkeiten auf dem Weg hat man entweder komplett für sich oder teilt sie sich mit einer Handvoll anderer Reisender. Alles sehr überschaubar, mal sehen wie lange das noch so bleibt.
Am liebsten würde ich mich jetzt lang und breit über die Unzahl an tollen Dingen auslassen, die wir auf dem Weg gesehen haben, doch wieder einmal denke ich, dass die Bilder am besten für sich selber sprechen. Die savannengleiche trockene Landschaft mit ihren steilen Kalksteinbergen, jede Höhle, jeder Aussichtspunkt, jede Lagune, wirklich jeder Kilometer dieser Tour war einfach nur herrlich. Wir verschwanden für drei Tage tief im Landesinneren von Laos und genossen jede Sekunde aus vollen Zügen. Jeden Tag fuhren wir rund 100 bis 150 Kilometer und hatten so genügend Zeit für kürzere und längere Stops, wo auch immer es uns gut gefiel. Mit unseren gemieteten Rollern hatten wir wieder einmal das wunderbare Gefühlt der Freiheit, tun und lassen zu können, was wir wollen.
Am letzten Fahrtag machten wir bei einem neu eröffneten Zipline Park halt, welcher in eine der spektakulärsten Landschaften des Loops gebaut war. Auch hier: die Fotos sprechen für sich.
Wir waren ein wenig traurig, als es nach den drei Tagen zurück nach Thakhek ging. Wir hätten den Loop noch um einen Tag verlängern können, allerdings saß uns die Zeit im Nacken. Gemeinsam mit Koh Rong war das bisher sicher unser Südostasien Highlight. Wer Laos bereist, darf sich den Loop auf keinen Fall entgehen lassen!
Luang Prabang
Anders als sonst ging es für uns sogar noch am gleichen Tag mit dem Bus weiter. Wir hatten uns nämlich vorgenommen Silvester in der nordlaotischen Stadt Luang Prabang zu verbringen. Also nichts wie rein in den Schlafbus und durch die Nacht nach Vientiane, wo wir um sechs Uhr morgens den Bus wechselten. Die Odyssee durch Laos ging weiter: zwölf Stunden für 350km mit bis zu dreißig Mitreisenden ohne Klimaanlage in einem Büsschen durch kurviges Bergland. Das war ganz schön hart.
Auch hart war der Umgang unserer Mitreisender mit Müll. Der wurde nämlich einfach kurzerhand aus dem fahrenden Bus geworfen.
Überhaupt ist Müll hier an vielen Orten ein großes Problem. Wobei das echte Problem weniger der Müll ist, als viel mehr das komplett fehlende Bewusstsein, dass es sinnvoll wäre vielleicht etwas darauf zu achten, wo dieser so überall landet. Aber das macht den Menschen hier scheinbar gar nichts aus. Man sieht auch häufig Menschen vor ihren Hütten sitzen umgeben von Bergen von Plastikmüll. Das juckt hier keine Sau und wir diskutieren Jahre lang über Strohhalme und Q-Tips. Auch wenn ich grundsätzlich dafür bin, lässt einen das in solchen Situationen doch manchmal an der Sinnhaftigkeit im globalen Maßstab zweifeln.
Als wir nach insgesamt achtzehn Stunden on the road in unserem Hotel ankamen, waren wir komplett geplättet. Wir hatten es zwar zu Silvester nach Luang Prabang geschafft, aber wie sollten wir es nur bis Mitternacht schaffen?? Um halb elf verließ uns die Kraft und wir standen nur einmal kurz für fünf Minuten zum Jahreswechsel auf. Das war wohl unser lahmstes Silvester seit wir denken können.
Aber was solls, Silvester kommt jedes Jahr, Laos vielleicht nur einmal. Und Luang Prabang ist die unbestrittene urbane Perle des Landes. Die Stadt ist als alte Königsstadt gespickt mit Tempeln und garniert mit Architektur aus der französischen Kolonialzeit. Zusammen mit dem lieblich bergigen Umland ergibt sich eine einmalige Kombination, die Luang Prabang vielleicht zur schönsten Stadt Südostasiens macht.
Wir ließen das neue Jahr entspannt beginnen und schlenderten ein wenig in der Nachbarschaft herum. In der Stadt gibt es eine Vielzahl absolut grandioser Restaurants, weshalb wir auch kein schlechtes Gewissen hatten, an diesem Tag außer essen und trinken nicht viel zustande gebracht zu haben.
Nach zwei weiteren Tag in der Stadt mit Yoga, Tempeln und Essen liehen wir uns darauf einen Roller und fuhren rund dreißig Kilometer in Richtung Süden zu einem Wasserfall namens Kuang Si. Wobei eigentlich befinden sich hier ganze Kaskaden an Wasserfällen, die - ein wenig wie die Plitvicer Seen in Kroatien - eine Vielzahl von natürlichen Pools geformt haben, nur dass man hier noch darin schwimmen darf. Gesagt, getan. Rein ins sehr kalte Wasser inmitten dieser wunderschönen Umgebung. Auf dem Rückweg verschlug es uns noch zu einer Büffelfarm, wo wir eine gemischte Büffelkäseplatte bestellten. Da Milchprodukte hier extrem selten sind und wir in den vergangenen Monaten quasi nichts davon gegessen hatten, war das eine wahre Wohltat.
Das kann man allerdings leider nicht davon sagen, was danach kam. Denn beim Abendessen zurück in Luang Prabang muss sich Rieke massiv den Magen verdorben haben. Die letzte Nacht an diesem schönen Ort verbrachte sie also leider hauptsächlich über der Kloschüssel. Damit war das obligatorische Magenverderben in Südostasien also auch bei uns angekommen.
Huaixei & Die Gibbon Experience
Und wenn man kein Glück hat, kommt meistens bekanntlich auch noch Pech dazu und daher ist ja klar, dass wir die nächsten zwei Tage auf dem Schiff den Mekong rauf verbrachten - genau der Ort, an dem man mit Lebensmittelvergiftung sein möchte. Aber mit viel Tapferkeit und etwas Drogen hat es irgendwie geklappt.
Zuerst ging es in ein verschlafenes Örtchen namens Pakbeng etwa 120km flussaufwärts von Luang Prabang. Hier verbrachten wir die Nacht, die bei Rieke aufgrund ihres Zustands schon um 18 Uhr begann und fuhren am nächsten Tag ähnlich weit bis nach Huaixei an der thailändischen Grenze. Zwei Tage für 250km!! Bei dem Gedanken daran, dass wir in China für eine solche Strecke rund eine Stunde gebraucht hatten, lässt mich auch ganz schummrig werden.
Schön war es aber. Wir fuhren an ursprünglichen Dörfern vorbei, die nur über den Fluss erreicht werden können, sahen Affen und eine Unzahl badender Wasserbüffel und staunten über den Wechsel aus spitzen Kalksteinfelsen und großen Sanddünen direkt am Fluss.
Als letzten Akt in Laos wollten wir an der bei allen Laos-Reisenden bekannten Gibbon Experience mitmachen, einer Art Naturschutzprogramm, das sich durch Touristentouren durch den Dschungel finanziert, bei denen man wandernd, ziplinend und im Baumhaus übernachtend den Wald (un)sicher macht. Da das ganze ziemlich kostspielig ist, hatten wir lange hin und her überlegt, uns letzten Endes aber doch dafür entschieden. Wir legten noch einen Tag in dem komplett unspektakulären Ort Huaixei ein, damit Rieke wieder voll zu Kräften kommt und dann ging es ab in den Dschungel.
Wir fuhren mit unserer achtköpfigen Gruppe bestehend aus sechs sehr lauten Israelinnen und uns sowie vier Guides etwa eine Stunde in die Pampa, wo wir an einem kleinen Örtchen rausgelassen wurden und die Tour beginnen konnten. Zuerst ging es eine Weile zu Fuß den Berg herauf. Immer durch den Wald. Auf halbem Weg meinte einer der Guides irgendwas von wegen essbaren Waldameisen. In meinem jugendlichen Leichtsinn sagte ich, dass ich bei der nächsten Möglichkeit einmal kosten würde. Diese kam natürlich keine zehn Minuten später und da stand ich nun, Augen zu und durch. Zitrone!? Ich hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass die Dinger nach Zitrone schmecken. Gar nicht mal so übel! Wenn man sich mal an das krabbelige Gefühl auf der Zunge gewöhnt hat, das die noch lebendigen Ameisen hinterlassen...
Dann ging es endlich los mit den Ziplines. Wir klinkten uns einer nach dem anderen in die Stahlseile ein und ab ging es. Bis zu 500 Meter lang und 150 Meter hoch flogen wir über dem Waldboden dahin. Das Gefühl einfach so dahinzudüsen und dabei den einmaligen Blick über den laotischen Urwald zu genießen, war toll. Wir Menschen sind schon komische Tiere. Unfähig zu fliegen, versuchen wir doch alles mögliche, um dem so nahe zu kommen wie möglich.
Die Nacht verbrachten wir in dem angeblich höchsten Baumhaus der Welt. Und was für ein Baumhaus das war! Fünfzig Meter hoch und groß genug, um rund zwanzig Personen Platz zum Schlafen zu bieten. Hier lauschten wir den zum Abend hin immer lauter werdenden Urwaldgeräuschen und sahen der Sonne beim Untergehen zu. In diesen Momenten müssen wir uns manchmal kurz schütteln. Was leben wir doch in einer gesegneten Zeit, wo es für einfache Menschen wie uns möglich ist, so viele unvergessliche Dinge zu erleben und fremdartige Orte zu bereisen. Der einzige Wermutstropfen war das unablässige Geschnatter unserer israelischen Partygirls, die die ganze Umgebung leider gar nicht zu etwas Demut und Ruhe bewegte.
Dieses Baumhaus ist der kleinere Nachbar unserer Unterkunft (leider habe ich davon kein Foto gemacht).
Am nächsten Tag ging es gleich um sechs Uhr aus den Federn. Wieder stand Ziplinen auf dem Programm. Dieses Mal ein kleiner Rundkurs in der Nähe des Baumhauses. Nach einem viel zu ausgiebigen Frühstück ging es dann weiter durch den Wald. Nach insgesamt zwanzig Ziplines und einigen Kilometern zu Fuß an diesen zwei Tagen waren wir an unserem Ziel angekommen und wurden zurück nach Huaixei gefahren.
Wie gesagt, war das Ziplinen und die Übernachtung im Baumhaus eine tolle Erfahrung, die manchmal etwas amateurhafte Organisation und das recht kurze Programm, lässt uns ein wenig an dem horrenden Preis für die Tour zweifeln. Achja, die namensgebenden Gibbon-Affen gibt es in dem Gebiet, in dem die Tour stattfindet übrigens nicht mehr. Aber selbst wenn es sie noch geben würde, mit unseren Nahost-Sirenen im Gepäck war sämtliche Fauna im Umkreis von zwei Kilometern ohnehin im wahrsten Sinne bei drei auf den Bäumen.
Und damit war es das auch schon wieder mit Laos. Wir hätten hier gut und gerne noch zwei Wochen länger bleiben können. Einfach jeder Ort, den wir hier bereist hatten, war ein absolutes Highlight. Halt same same, but different! Laos bleibt noch (!) von den großen Touristenmassen verschont. Die Infrastruktur ist heillos veraltet, es gibt keine Zugverbindung und, wie beschrieben, führen die Überlandverbindungen meist ewig durch kurviges Bergland oder mit untermotorisierten Schiffen flussaufwärts. Noch! Mit eigenen Augen haben wir die riesige Bahntrasse gesehen, die, momentan noch im Bau befindlich, in naher Zukunft die Hauptstadt Vientiane mit der Volksrepublik China verbinden wird. Wie in Kambodscha pranken hier auf allen Baustellen ausschließlich chinesische Schriftzeichen. Ich denke, es ist nicht vermessen anzunehmen, dass das der Genosse im Norden nicht aus rein altruistischen Beweggründen tut. Die chinesischen Touristen werden, wenn es so weit ist, jedenfalls ohne Frage in Heerscharen in Laos einfallen.
Also auch hier alles same same. But halt auch irgendwie different.
Aufbruch: | 04.09.2019 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.03.2020 |
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