Ostwärts - immer ostwärts
There and back again
... die Geschichte zweier Hobbits
Zumindest fühle ich mich grade wie Bilbo, als er von seiner Reise mit den Zwergen zurück ins Auenland kommt und vor seinem Buch am Schreibtisch sitzt. Zwar haben wir auf unserer Reise keine Drachen und Orks getötet, aber das ist, wenn wir mal ehrlich sind, in unserer heutigen Zeit auch nicht mehr ethisch vertretbar. Stattdessen sind wir über ein halbes Jahr lang über den halben Planeten gefahren und davon handelten die letzten zwanzig Kapitel.
Mittlerweile sind zwei Monate vergangen, seit wir wieder in Deutschland gelandet sind, und die Normalität hat uns weitestgehend wieder - zumindest so weit wie Corona das momentan erlaubt. Ich hab mir mal die Mühe gemacht und ein paar für mich zumindest interessante Zahlen und Statistiken aufgeschrieben, die unsere Reise mal auf eine etwas andere Weise zusammenfassen:
Wir waren vom 04.09.2019 bis zum 22.03.2020 unterwegs. Das sind 202 Tage. In dieser Zeit haben wir fünfzehn Länder bereist (+ elf Stunden Australien und achtzehn Stunden Taiwan-Airport). Den längsten Aufenthalt hatten wir in Neuseeland mit 33 Tagen, den kürzesten Aufenthalt in Finnland mit rund acht Stunden.
Wir haben an 67 Orten übernachtet - ausgenomen Übernachtungen in Bahn, Bus, Fähre & Flugzeug. Da waren es insgesamt siebzehn Nächte.
Und jetzt kommt's! Nach gut zwei Stunden akribischen Abmessens und Zusammenrechnens mithilfe von Google Maps, Google Earth und Wikipedia (das Internet ist einfach zu schön!) habe ich unsere zurückgelegte Distanz über Land und Wasser herausgefunden. Und zwar waren das 29.211 Kilometer. In grader Linie sind das rund drei Viertel des Erdumfangs.
Von dieser Strecke haben wir mehr als die Hälfte mit der Bahn abgefahren (15.474km), gefolgt von Fahrten mit dem Bus (9.365km). 2.916km haben wir mit dem Mietwagen zurückgelegt, ausschließlich in Neuseeland, und 1.456km auf Fähren. Diese Strecken beinhalten nur die reinen Reisekilometer. Fahrten zu Tagesausflügen, wie z.B. der Trip zur Chinesischen Mauer, die Rundfahrt durch die Zentralmongolei, sämtliche Taxi- und Tuktuk-Fahrten und die vielen zu Fuß zurückgelegten Strecken, sind nicht mit dabei.
Alle zurückgelegte Reisekilometer. Wer hätte gedacht, dass wir in China so viel Zug gefahren sind?...
Nur der Vollständigkeit halber wollte ich die Flugkilometer (Singapur - Neuseeland & Neuseeland - Deutschland) auch noch grob nachvollziehen und siehe da: 30.200km. Mehr als wir in einem halben Jahr auf dem Boden zurückgelegt haben. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Irgendwie find ich's doof. Aber egal, schließlich geht es darum, was wir zwischendrin alles erlebt haben.
Ein weites Feld
Und das war einfach unvergesslich! Als wir mit der Reise anfingen, fühlte es sich noch gar nicht wirklich nach Weltreise an. Kopenhagen, Stockholm, St. Petersburg, alles tolle Städte, aber einfach noch viel zu vertraut, als dass wir uns schon so richtig über das Bevorstehende klar werden konnten. Danach ging es richig los: Transsibirische Eisenbahn, die Steppen der Mongolei und die gigantischen pulsierenden Metropolen Chinas. Zwischen totaler Stille am Baikalsee und drängenden Menschenmassen in Peking lagen nur wenige Tage. Nachdem China uns wiederholt zwischen beiden Enden der Emotionspalette hin und hergeworfen hatte, genossen wir die Einfachheit des Reisens in Vietnam. Doch es dauerte nicht lang bis wir realisierten, dass die südostasiatischen Länder nicht halb so westlich sind, wie uns hier gerne weisgemacht wird. Besonders Laos hat uns mit seiner ursprünglichen Schönheit begeistert. Die Reise durch Thailand und Malaysia war wie ein Zeitraffer durch die Geschichte von traditionell bis modern, an dessen Ende die skurrile Zukunfts-Utopie Singapur stand. Damit war die Weltreise gefühlt beendet. Neuseeland fühlt sich wie eine komplett eigenständige Reise an. Eine Reise an einen Ort, der mit seiner landschaftlichen Schönheit nicht weniger als die Kirsche auf die Torte setzt, die unsere Weltreise ist.
Es ist schwer bei so unterschiedlichen Erlebnissen eine Liste von Lieblingsorten oder -ländern zu nennen, aber wir kommen immer wieder auf drei zurück: Mongolei, Laos und Neuseeland. Drei Länder wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, aber alle auf ihre Weise unvergleichlich.
Aber ausnahmslos alle Orte unserer Reise haben uns auf die eine oder andere Weise berührt. Sei es weil sie so unbeschreiblich schön sind oder weil sie uns das Leben aus einer anderen Perspektive gezeigt haben und uns damit auf unerwartete Weisen bereicherten. Wir können uns auch nach all den Orten und den tausenden Kilometern noch an jeden Ort, an dem wir Halt gemacht haben, in all seinen Einzelheiten erinnern. Wie es aussah, was uns besonders gut gefallen hat, wo wir gegessen haben. Das wird irgendwann ein wenig verblassen, was zwar schade ist, aber auch ganz normal. Aber das Wichtigste wird uns für immer erhalten bleiben, nämlich das Wissen, dass wir es geschafft haben. Wir sind aufgebrochen und haben die Welt bereist... Ostwärts, immer ostwärts.
Aufbruch: | 04.09.2019 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.03.2020 |
Dänemark
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