Ostwärts - immer ostwärts
Neuseeland - Der letzte Akt
Lake Taupo & Tongariro
Die letzten zwei Wochen unserer Tour durch Neuseeland und damit auch der gesamten Weltreise waren angebrochen und wir mussten uns so langsam klar darüber werden, welchen Teil der Nordinsel wir auslassen würden. Ja richtig, wir hatten gesagt, wir lassen die Südinsel weg, damit wir zumindest den Norden in Ruhe und vollständig erkunden könnten. Wie sich herausstellte war unsere Reisegeschwindigkeit sogar dafür zu langsam geworden. Wir entschieden uns also den Süden der Nordinsel um die Hauptstadt Wellington auszulassen und stattdessen ans Ende noch die Region Northland dranzuhängen.
Von Hastings aus verließen wir also die Ostküste und fuhren wieder ins Landesinnere zum größten See Neuseelands, dem Lake Taupo. Hier waren wir nur ein paar Dutzend Kilometer von Rotorua entfernt, dem Ort, an dem es so schön gedampft hatte. Die Region rund um den Taupo-See ist ebenfalls bekannt für alle Arten von vulkanischer und thermaler Aktivität, daher nutzten wir den Tipp unseres Gastgebers in Gisborne und suchten einen heißen Strom auf, in dem man kostenlos baden können soll. Nördlich des Sees liegt die gleichnamige Stadt und durch diese fließt der Waikato River, der längste Fluss Neuseelands. An der Stelle, die uns genannt worden war, fließt ein kleiner heißer Bach in diesen Fluss und vermischt sich da mit dem kühlen Wasser. An dem Zusammenfluss der beiden Gewässer kann man einfach ins Wasser springen und selber entscheiden, wie warm man es gerne hätte, indem man sich näher oder weiter von dem heißen Bach aufhält. Wir, als die ausgemachten Warmduscher, die wir sind, setzten uns gleich mitten in den Bach und ließen uns von dem badewannenwarmen Wasser umspülen. Nicht zum ersten Mal auf dieser Reise hatten wir das Gefühl im Paradies zu sein.
Ein paar Kilometer weiter flussabwärts wird der Waikato River zu einem reißenden Strom, in den man besser nicht hineingerät.
Eines der Things-to-do auf der Nordinsel ist die sogenannte Tongariro Alpine Crossing, eine neunzehn Kilometer lange Wanderung über ein Vulkanmassiv etwa dreißig Kilometer südlich des Lake Taupo. Wir hatten einige Tage hinter uns gebracht mit relativ wenig körperlicher Ertüchtigung, weshalb uns der Wanderstachel piekste und wir in aller Herrgottsfrühe in Richtung des Wanderweges aufbrachen. Allerdings durfte man nur am Ende des Weges parken und musste einen Shuttle-Service in Anspruch nehmen, der einen zum Anfang fährt und pro Person 20€ kosten sollte. Also schalteten wir schnell, ich warf Rieke am Startpunkt raus, fuhr zum Ende, nahm das Shuttle und wir zahlten nur für eine Person. Nachteil: Rieke musste für eine gute Stunde bei zwei Grad auf mich warten.
Naja, nachdem ich die Eiszapfen abgeschlagen hatte, konnten wir loslaufen und wir merkten sofort, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, hierher zu kommen. Die Szenerie war einfach atemberaubend. Die Sonne ging langsam über den mit Raureif bedeckten Bergen auf und wir stapften stetig entlang eines breit ausgetretenen Pfades. Die erste Hälfte des Weges verlief fast ausschließlich bergauf immer mit einem ausgezeichneten Blick auf den Mount Ngauruhoe, der als Schicksalsberg Mittelerdes Berühmtheit erlangt hatte. Spätestens an der höchsten Stelle und beim darauffolgenden Abstieg fiel uns das auf, was wir zuvor schon gehört und gelesen hatten: Dieser Weg ist eine Autobahn. Schätzungsweise 2000 Wanderer waren an diesem Tag mit uns hier unterwegs. Leider nahm das der majestätischen Landschaft ein wenig seinen Zauber, doch wir ließen uns nicht zu sehr beirren. Nach einem schier endlosen Abstieg erreichten wir am Nachmittag wieder unser Auto und fuhren zurück zu unserer Unterkunft
Ein letztes Mal Thermal-Action! Wieder ging es auf die Nordseite des Sees bis wir fast in Rotorua waren, als von der Hauptstraße rechts ein schmales Sträßchen durch liebliches Farmland und dichten Wald abzweigte und uns zu dem Geothermalpark Orakei Korako führte. Wenn der Geruch von fauligen Eiern in der Luft liegt, weiß man, dass man richtig ist. Wir nahmen eine kleine Fähre über den Fluss Waikato und fanden uns dann inmitten zahlreicher blubbernder Quellen und Geysiren. Die Stimmung hier war wirklich wie aus einer anderen Welt mit den knallgelben Schwefelablagerungen, den türkisen Pools und den stetig aufsteigenden Dampfschwaden. Und obendrauf hatten wir die Umgebung fast für uns allein.
New Plymouth & Mt. Taranaki
Wir setzten unseren Weg fort. Immer mit dem Uhrzeigersinn und stets mit einem Auge auf dem Kalender. Unser nächstes Ziel war die Stadt New Plymouth am Fuße des gigantischen Mount Taranaki an der Westküste. Um hierhin zu kommen wählten wir allerdings nicht den direktesten Weg sondern fuhren eine gehörige Schleife in südlicher Richtung durch die Whanganui Region.
Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber ich tue mich so massiv schwer mit den ganzen Ortsnamen in der Maori-Sprache. Whanganui, Waitomo, Waikato, Whakatane, Whitianga... Taupo, Tongariro, Tauranga, Turangi... Das klingt alles GLEICH! Zum Glück wurde uns von weißen Neuseeländern bestätigt, dass es ihnen nicht viel anders geht. Ganz gaga sind wir also während der Reise wohl nicht geworden.
Wie dem auch sei, die Region, die wir auf unserer Fahrt hier passierten, ist wahrscheinlich die wildeste und unzugänglichste der gesamten Nordinsel. Gemäß der Empfehlung unseres Reiseführers bogen wir nämlich irgendwann von der Hauptstraße auf eine kleine alte Talstraße ab - die Whanganui River Road. Hier war richtiges Hinterland! Wir kamen an ein paar Maorisiedlungen vorbei, die auch schon bessere Tage erlebt hatten und schlängelten uns ansonsten auf der kurvenreichen Straße immer weiter nach Süden. Nach knapp der Hälfte des Weges hätte unsere Reise jedoch um ein Haar ein jähes Ende genommen, als wir nämlich auf eine der zahlreichen Brücken fuhren, auf denen man sich mit dem Gegenverkehr eine Spur teilt. Als wir fast auf der anderen Seite angekommen waren, kam ein Auto um die Ecke geschossen und kam erst knapp einen Meter vor uns zum Stehen. Wir waren natürlich ziemlich geschockt und mussten uns erst einmal fangen, aber was uns wirklich auf die Palme gebracht hatte, war die Gleichgültigkeit der beiden Dorfgesichter vor uns. Neuseeländer und Autofahren, keine gute Kombi! So lieb die Menschen hier auch sind, so riskant und unüberlegt verhalten sie sich leider hinter dem Lenkrad. Aber wenn ich immer im Linksverkehr fahren müsste, wär ich wahrscheinlich auch angepisst.
Wir hatten es auf jeden Fall überlebt und waren kurze Zeit später auch wieder auf breiteren Straßen angekommen. Wir machten noch einen kurzen Zwischenstop in Wanganui (ja, diesmal ohne H), einem süßen Örtchen, das ebenfalls im Art-deco-Stil gehalten war, tranken einen Kaffee und sahen einem Glasbläser bei der Arbeit zu, bevor es entlang der Küste immer in Richtung des majestätischen Berges am Horizont ging.
Leider fielen die Tage in New Plymouth dann komplett ins Wasser. Es regnete ohne Unterlass und dicke Wolken verhingen den malerischen Vulkan Mt. Taranaki. Dementsprechend wenig unternahmen wir auch während der drei Tage an der Westküste. Nur ein kurzer Waldspaziergang an den Hängen des Berges war drin, bevor es sich das Wetter wieder anders überlegte und uns zurück in die Unterkunft jagte. Ungewöhnlich ist dieses Wetter hier allerdings nicht, da die Region zu den regenreichsten in ganz Neuseeland gehört.
Otorohanga
Jetzt waren wir seit drei Wochen in Neuseeland unterwegs und hatten noch immer keinen der berühmten Kiwis gesehen. Also die mit Schnabel, nicht die zum Löffeln. Wie uns mehrfach versichert worden war, liegt die Wahrscheinlichkeit diese Vögel in der Wildnis zu finden irgendwo bei plus minus null. Sie sind nachtaktiv, scheu, selten und gut getarnt. Keine gute Mischung für die Hobby-Ornithologen, die wir nicht sind. Also ab ins Kiwihaus in Otorohanga! Und um ein Haar hätten wir die lustigen Flauschkugeln auch dort nicht gesehen. Denn das Gehege, in dem sie sich befanden, war komplett dunkel gehalten und wurde nur mit simuliertem Mondlicht erleuchtet. Nachdem wir uns allerdings nach knapp zehn Minuten an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ruhig ausgeharrt hatten, kamen sie tatsächlich hervor. Ein Pärchen, im Boden stochernd und ulkige Bewegungen vollführend tapste vor uns her. Na also! Kiwis, check!
Von unserer erneut unfassbar tollen AirB&B-Unterkunft bei einer knuffigen älteren Dame einige Kilometer außerhalb von Otorohanga ging es für uns am nächsten Tag unter die Erde. Genauer gesagt, in die Waitomo Caves, ein Höhlensystem, das für seine Glowworms bekannt ist. Wir nahmen an einer Führung teil, bei der wir alles wissenswerte über diese Würmchen erfuhren, die in Wirklichkeit die Maden einer bestimmten Fliegenart sind. Und tatsächlich, es war so toll, wie erhofft. Wenn alle Lichter um einen herum aus sind, sieht man an den Wänden und Decken hunderte und tausende von bläulich weißen Lichtern, die wie Sterne im Nachthimmel aussehen. Das gab der ohnehin schon schönen Höhle einen ganz besonderen Touch.
Ruakaka
Die letzte Woche unserer Weltreise war angebrochen und wieder sahen wir die spektakuläre Skyline Aucklands - allerdings nur zur Durchreise. Denn die letzten Tage in Neuseeland verbrachten wir in der Region Northland, die eine rund 300km lange Halbinsel nördlich der Metropole darstellt. Wir buchten alle Unterkünfte in einem Schwung und so war klar, dass wir die Halbinsel auf der östlichen Seite hinauf und auf der westlichen Seite wieder hinab fahren würden.
Northland - und hier besonders die Ostküste - ist ähnlich wie die Coromandel Peninsula, wo wir am Anfang waren, ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Großstädter aus Auckland. Überall sieht man Dörfchen, die nicht an idyllischeren Küstenabschnitten liegen könnten und die fast zur Gänze aus Zweitwohnsitzen und Ferienhäusern bestehen.
Wir hatten an dem Tag eine ziemliche Strecke zu bewältigen, weshalb wir nur einen kurzen Schlenker entlang der Küste einlegten und sonst auf der State Highway 1 durchrauschten. Die Ostküste Northlands ist gespickt mit unzähligen Buchten, von denen viele über kleine Sträßchen erreichbar sind. Es wäre ein leichtes allein hier zwei Wochen oder mehr zu verbringen und einfach langsam entlang der Küste zu fahren und die vielfältigen Strände und Felsformationen zu bestaunen. Unser Zeitplan saß uns aber etwas im Nacken, weshalb wir nach einem kurzen Abstecher ans Meer zu unserer Unterkunft in Ruakaka - etwa 130km nördlich von Auckland - fuhren.
Ein letztes Mal muss ich in die Superlativen-Schublade greifen, um unsere Unterkunft in Ruakaka zu beschreiben, denn es ist einfach unfassbar, in welchen Lagen manche Neuseeländer ihr Haus stehen haben und glückliche Touristen wie uns daran teilhaben lassen. Und in diesem Fall war es einfach atemberaubend. Inmitten von hügeligem Weideland, ein paar hundert Meter von der Hauptstraße entfernt, stand das Wohnhaus unserer Gastgeber Brian und Heather. Beide gut über siebzig hatten sich für ihren Lebensabend in die Abgeschiedenheit seiner Heimat zurückgezogen. Ihr Haus, die Hawk Heights, überblickt die gesamte Umgebung, in einiger Entfernung ist sogar das Meer zu sehen. Aber der absolute Hammer war, dass das einzige Zimmer, das sich im ersten Obergeschoss befindet, unser Gästezimmer war. Hier hatten wir vielleicht die tollste Aussicht von unserem Nachtlager der gesamten Reise (vielleicht mit Ausnahme von der Nacht im Baumhaus im Urwald von Laos).
Unterkünfte wie diese ließen uns schnell vergessen, dass wir ursprünglich in einem Zelt schlafend Neuseeland bereisen wollten.
Aber auch wenn unsere Unterkunft es uns nicht gerade leicht machte, so wollten wir doch noch etwas von der Umgebung sehen. Wir entschlossen uns also zu einer rund fünf Kilometer langen Küstenwanderung in der Nähe, dem Mangawhai Cliff Walk. Bei diesem läuft man auf den Klippen in die eine Richtung und nach einem Abstieg hinunter zum Meer am Strand entlang zurück. Für den Rückweg ist allerdings ein niedriger Pegelstand vonnöten, da ansonsten Teile unter Wasser stehen. Wir passten unsere Wanderung dementsprechend an und konnten so diesen wunderschönen Küstenstreifen bestaunen. Obwohl es zwischenzeitig ziemlich anfing zu regnen, genossen wir diese Tour sehr.
Und als wären unsere Unterkunft und der Cliff Walk nicht spektakulär genug erlebten wir an diesem Tag noch eine dritte Überraschung: die Waipu Caves. Unser Reiseführer hatte uns diese Höhlen empfohlen, allerdings rechneten wir nicht mit etwas allzu besonderem, da ihnen nur ein kleiner Abschnitt gewitmet wurde. Als wir dann aber bei der Höhle ankamen, staunten wir nicht schlecht. Denn erstens war sie komplett frei zugänglich und - wie wir feststellten, als wir erst einmal ein paar hundert Meter drinnen waren - voll mit denselben Glowworms, für die wir zwei Tage zuvor noch eine Tour durch die Waitomo Cave gebucht hatten. Allerdings noch mehr und noch heller. Wir waren total begeistert und liefen für eine gute Stunde durch das Höhlensystem. Mal standen wir in großen Hallen, mal wateten wir gebückt durch kniehohes Wasser. Das war ein echtes Erlebnis und machte uns richtig glücklich, da es zeigte, dass noch nicht alle spektakulären Sehenswürdigkeiten in Neuseeland in der Hand von geldgierigen Gesellschaften sind.
So, die folgenden Absätze habe ich gerade eben in ca. einer Stunde Arbeit bereits schon einmal geschrieben, doch beim Speichern der selbigen entschied sich die Seite leider stattdessen, alles wieder zu löschen. Also versuche ich es jetzt erneut, in der Hoffnung, dass die Technik mir dieses Mal etwas mehr gewogen ist:
Weiter fuhren wir gen Norden und nahmen so oft es ging einen Abstecher von der Hauptstraße. Besonders die Russell Road, eine alte Landstraße, die den Ort Russell mit südlicheren Teilen des Landes verbindet, wurde uns von dem Reiseführer empfohlen. Vorbei an Buchten und Stränden und ewig weitem Dickicht erreichten wir schließlich unser Tagesziel, die Bay of Islands.
Bay of Islands
Die Bay of Islands ist, wie es verwunderlicher nicht sein könnte, eine Bucht voller Inseln. Hier etwa 230km von Auckland entfernt, befindet sich die letzte Naherholungsdestination der Großstädter. Und wenn man hier ankommt, weiß man sofort, warum. Es ist schön mild mit einem tropischen Touch. Das ist besonders der nördlichen Lage geschuldet. Das klingt für uns zwar komisch, aber auf der Südhalbkugel ist nunmal alles andersherum.
Wir hatten gelesen, dass die einzige Sache, die man hier unbedingt machen muss, ein Segeltörn durch die Bucht ist. Na klar, dachten wir uns. Bei den neuseeländischen Preisen für alles, was nach Touristenbespaßung riecht, ist das bestimmt weit außerhalb unserer Preisklasse. Aber dank der magischen Erfindung namens Internet und der Tatsache, dass wir uns mittlerweile ziemlich spät in der Saison befanden, fanden wir ein Angebot, dass uns gut passte. Also ihr Landratten, lichtet den Anker, setzt die Segel, knutscht die Robbe. Wir stechen in See!
Na gut, ganz so abenteuerlich war es dann doch wieder nicht, aber hey, wir waren auf einem echten Segelschiff. Und zwar auf dem von Mike, einem kanadischen Seebären, der seit den Siebzigern den Pazifik unsicher macht. Und so schipperten wir mit rund zwanzig anderen Touristen aus aller Welt durch die Bay of Islands und ich konnte mich sogar einmal im Segelsetzen üben. Ganz schön schweißtreibende Angelegenheit. Hauptsächlich war aber Relaxen angesagt, bei bestem Wetter und einer milden Brise.
Nach einiger Zeit erreichten wir eine Insel, deren Namen ich leider vergessen habe. Hier hatten wir etwas Zeit, um uns die Beine zu vertreten und im eiskalten Wasser zu schnorcheln. Leider sahen wir keine der angeblich hier sehr zahlreichen Rochen, dafür aber einen einsamen schwimmenden Pinguin auf hoher See. Anschließend ging es wieder aufs Schiff und zurück in den Hafen von Paihia.
Wenn es eine Sache gibt, von der wir nicht gedacht hätten, dass sie unsere Reise noch mehr bereichern würde, dann war das dieser Segeltörn. Wir sind aber froh, ihn unternommen zu haben.
Cape Reinga
Die letzten Kilometer bis zum nördlichsten Punkt der Hauptinseln Neuseelands standen an. Die Halbinsel reckt sich hier noch einmal gewaltig und so verbrachten wir noch einmal einige Stunden im Auto bis wir endlich das Ende der Welt erreichten: Cape Reinga! Das Kap selber ist nicht wirklich etwas besonderes. Halt ein windiger Felsen hoch über den Meeren. An diesem Punkt treffen sich die Tasmanische See und der offene Südpazifik und angeblich kann man an besonders stürmischen Tagen hier die Strömungen der beiden Meere aufeinander treffen sehen. Ob das nun an dem Tag, an dem wir da waren, auch der Fall war, weiß ich nicht, aber gehöriger Wellengang war auch so.
Spannender als das Kap selber ist die Landschaft drum herum. Denn im Umkreis von gut dreißig Kilometern erstreckt sich eine absolut einmalige Wildnis. Hier ist mal wieder der Punkt erreicht, an dem wir uns dachten, das Neuseeland jetzt einfach nur noch angeben will. Denn neben den steilen Felsen, den zahlreichen verlassenen Buchten und dem buschigen Outback-Feeling hielt die Natur es hier für angebracht, noch Kilometer lange gigantische Sanddünen in die Landschaft zu pflanzen. Natürlich darf bei dieser Komposition der 90-Mile-Beach nicht fehlen, der sich wie ein ewiges Band aus Sand zwischen Meer und Dünen erstreckt.
Nachdem wir also dem Kap einen Besuch abgestattet hatten, fuhren wir ein gutes Stück zurück zu den besagten Dünen und wanderten einfach für ein, zwei Stunden durch sie hindurch. Irgendwann erreichten wir den Strand und es war mal wieder menschenleer. In diesen Momenten, wo man an einem solchen Ort steht und in alle Richtungen ewig weit blicken kann, ohne eine Menschenseele zu erblicken, frage ich mich manchmal, wie wir es geschafft haben, den großteil der Erde mit unserer Zivilisation zu überziehen. Und dann denke ich, wie wertvoll es ist, dass noch Orte wie diesen gibt, an dem man sich nur für einen Moment vorstellen kann, der einzige Mensch auf Erden zu sein. So etwas sollte jeder Mensch einmal gesehen haben. Es gibt kein schöneres und beruhigenderes Gefühl.
Weiter südlich ist der Strand besser besucht. Hier drehen wir eine kleine Runde auf dem harten Sand. Eine richtige Fahrt trauen wir uns dann aber doch nicht.
Opononi
Wie geplant, fuhren wir entlang der Westküste wieder nach Süden. Wie wir schon erfahren hatten, ist hier tatsächlich sehr viel weniger los als auf der anderen Seite. Ein paar touristische Sehenswürdigkeiten hat die Region allerdings schon und die wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Unsere vorletzte Unterkunft lag etwa auf einem Drittel des Weges zwischen dem Kap und Auckland in dem Ort Opononi. Wir fuhren bis dorthin fast in einem Rutsch durch und stoppten nur kurz in einem kleinen Maori-Dorf namens Kohukohu und nahmen von dort eine kleine Autofähre, um uns den Umweg um den tief ins Land ragenden Hokianga Harbour zu sparen. Als wir schließlich in Opononi ankamen, staunten wir nicht schlecht: An der Mündung des natürlichen Hafens gelegen, konnten wir von hier bis auf die andere Seite blicken. Und dort lag die wohl formvollendetste Sanddüne der Welt. Wir hatten überhaupt nicht gewusst, dass es so weit südlich auch noch Dünen gibt, und konnten deshalb während der zwei Tage hier unseren Blick kaum von dieser Szenerie abwenden.
Hier ließen wir es ziemlich gemächlich angehen. Die einzige größere Unternehmung war ein Ausflug in den Waipoua Forest, denn hier sollten die größten Kauri-Bäume Neuseelands und damit der Welt zu finden sein. Da das so ziemlich die größte Touristenattraktion der Westküste Northlands zu sein scheint, wurden hier viele Kilometer an Holzstegen durch den Wald gebaut. So trampeln die Besucher nicht alles platt und gelangen trocken Fußes zu dem Riesen namens Tāne Mahuta. Dieser und die anderen gigantischen Bäume in dieser Region sind schätzungsweise 4.000 Jahre alt, was ich absolut unfassbar finde. Was haben diese Bäume schon alles überdauert...
Wir bestaunten Tāne Mahuta und einen weiteren Baum, der zwar weniger bekannt ist, uns aber fast noch besser gefiel, und so langsam reifte in uns die Erkenntnis, dass das so ziemlich der letzte Akt unserer gemeinsamen Weltreise war. Land war nun definitiv in Sicht.
Wie gesagt, in Neuseeland wird Schädlingsbekämpfung groß geschrieben. Wer zu den Bäumen möchte, muss erst einmal seine Schuhe desinfizieren.
Auckland (Teil 2)
Um ehrlich zu sein, hatte uns der Gedanke an die Rückreise in der letzten Woche unserer Reise ziemlich fest im Griff. Das lag nicht daran, dass es uns in Neuseeland nicht mehr gefiel, sondern mehr daran, dass die mit einem Schlag eingesetzte weltweise Corona-Krise eine ernsthafte Bedrohung für unsere Rückflüge bedeutete. Unser Flug wurde bereits um einen Tag nach hinten verschoben und ständig flatterten neue Meldungen über Einreisesperren in Australien und Taiwan, unseren beiden Transitländern, rein.
So konnten wir die letzten beiden Tage im Norden Aucklands auch gar nicht wirklich genießen. Wir unternahmen einen kleinen Ausflug in den knuffigen Hafenstadtteil Devonport, hielten uns aber ansonsten hauptsächlich in unserer Unterkunft auf - in angespannter Erwartung, ob denn auch alles wie geplant klappen würde.
Dann war es soweit. Der Tag der Abreise!
Wir fuhren zum Flughafen, gaben den Mietwagen ab, gingen zum Check-In und... bekamen unsere Flugtickets. Uns fiel ein riesiger Stein vom Herzen! Damit war alles klar. Australien hatte einige Stunden zuvor seine Grenzen für Transitreisende noch einmal geöffnet und wir schlüpften genau zum richtigen Zeitpunkt hindurch.
Unser Rückflug beinhaltete auch einen achtzehnstündigen Aufenthalt in Taiwan, den wir eigentlich zu einem schnellen Ausflug in die Hauptstadt Taipeh nutzen wollten. Doch das fiel natürlich wegen der Corona-Beschränkungen ins Wasser. Ganz ehrlich, sei's drum! So verbrachten wir die Zeit halt am komplett menschenleeren Gate und schlenderten dutzende Male das Terminal rauf und runter. Ein Blick auf die Anzeigetafel verriet uns, was für ein Glück wir hatten. 90% der Flüge waren gestrichen und neben unserem Flug nach Frankfurt war ein weiterer nach Amsterdam der einzige Flug nach Europa.
Spätestens als wir im Flieger nach Frankfurt saßen, fiel die Anspannung der letzten Tage von uns ab und wir wussten, wir hatten es geschafft!
Neuseeland war der Showdown unserer Reise! Genau so war es geplant, genau so ist es gekommen. Dieses Land ist mit Worten nicht zu beschreiben. Auch wenn ich in den Kapiteln zuvor schon so manchen Superlativ bemüht habe, bin ich mir nicht zu schade hier noch einen draufzusetzen: Neuseeland ist das schönste Land, das wir beide jemals gesehen haben.
Diese Mischung aus tropischem Dschungel und windigen Küsten, aus kargen Vulkanen und satten Schafsweiden, aus menschenleeren Landschaften und hochmodernen Städten, das alles hat uns ein ums andere Mal die Sprache verschlagen. Neuseeland hat für jeden genau das richtige zu bieten, ob hardcore Outdoor-Profi oder gemütlicher Sightseeing-Tourist. Und dabei haben wir nur die Nordinsel gesehen. Dass wir eines Tages hierhin zurückkehren werden, um die Südinsel zu erkunden, das ist so klar wie das Amen in der Kirche.
Unsere Zeit in Neuseeland war grundverschieden vom Rest unserer Reise und doch oder gerade deshalb der absolut beste Abschluss, den wir uns nur hätten wünschen können!
Aufbruch: | 04.09.2019 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.03.2020 |
Dänemark
Schweden
Finnland
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Hongkong
Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Malaysia
Singapur
Australien
Neuseeland