Ostwärts - immer ostwärts
Schweden - Zwei Metropolen am Wasser
Göteborg und sein Schärengarten
Von Kopenhagen ging es also am 11.09. mit dem Bus über die Öresundbrücke nach Schweden. Die 4 1/2 stündige Busfahrt kostete uns 20€. Das ist nicht das erste Mal, aber auch sicher nicht das letzte Mal, dass ich mich frage, wie es sein kann, dass ein Unternehmen, wie die Deutsche Bahn, die 130 Öhren für eine einfache Fahrt von Siegen nach Berlin nehmen - und die einzige Möglichkeit einen günstigeren Preis zu ergattern ist, sich am besten noch vor der Einschulung eine Fahrkarte zu sichern, um dann mit Ende zwanzig davon Gebrauch zu machen - überhaupt noch existiert. Aber gut, ich schweife ab...
Göteborg stand nicht ohne Grund auf unserer Liste. Zum Einen wohnt hier unsere Freundin Alina, die wir im ersten Semester des Bachelorstudiums kennengelernt hatten und die wir gerne besuchen wollten, und zum Anderen soll die Küstenlandschaft in der Umgebung sehr schön sein. Also lassen wir Småland, den Inbegriff südschwedischen Idylls, aus und fahren in die zweitgrößte Stadt des Landes.
Am ersten Tag sahen wir tatsächlich nicht wahnsinnig viel von der Stadt, da Petrus immer noch einen Pups quer hängen hatte. So verbrachten wir den Nachmittag mit einem ausgedehnten Nickerchen im Hostel, welches zwar an Schlichtheit nicht zu überbieten war, doch dafür zur Abwechslung mal wieder über eine Tür verfügte, durch die nur wir rein und raus konnten - Luxus! So vor uns hin schlummernd hätten wir um ein Haar unser Treffen mit Alina verpennt.
Wir trafen uns also mit ihr in einem Club namens Yaki-Da, wo es Free Pizza gab. Unfassbar aber wahr. Da kann ein Backpacker nicht nein sagen. Dass wir dann zwar 30 Euro für Bier ausgaben und damit Vollgas in die Lockangebotsfalle getappt sind, muss uns unser zukünftiges Reise-Ich verzeihen. Der Abend war jedenfalls wirklich toll mit vielen alten Erinnerungen und neuen Geschichten.
Am nächsten Tag fuhren wir mit der Straßenbahn ans Meer, um mit der Fähre auf das Göteborg Archipel überzusetzen. Von einem kleinen Hafen namens Saltholmen fahren hier regelmäßige Fähren auf die einzelnen Inseln. Wir entschieden uns für die Insel Brännö, einfach weil die nächste Fähre dorthin fuhr - I'm a simple man...
20 Minuten später waren wir da. In der Hochsaison ist hier sicher eine ganze Menge los, aber im September gehen auch in Schweden die Kinder in die Schule und Mama und Papa müssen arbeiten. Wobei das bringt mich auf etwas anderes: Sowohl in Dänemark wie auch in Schweden sieht man auffallend viele junge Männer alleine mit Kinderwagen. Wie uns der Stadtguide in Kopenhagen erzählt hatte, liegt das daran, dass hier sehr viele Männer von der langen Elternzeit, die beide Elternteile nutzen können Gebrauch machen. Das gibt es bei uns zwar auch, aber irgendetwas muss anders sein. So viele "Latte-Daddies", wie die Kaffee trinkenden Männer mit kleinen Kindern hier liebevoll genannt werden, gibt es in Deutschland jedenfalls nicht...
Long Story short, wir hatten die Insel quasi für uns. In dem kleinen Örtchen auf Brännö scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Wir schlenderten durch die Sträßchen und machten dann eine kleine, ca. 5 Kilometer lange Rundwanderung. Ein Träumchen! Trotz der Nähe zur 500.000 Einwohner Stadt Göteborg ist man hier absolut im ruhigen Nirgendwo. Auch für 2-3 Tage, also mit Übernachtungen definitiv einen Besuch wert.
Zurück in Göteburg holten wir nach, was uns die Wetterkapriolen am Vortag verwehrt hatten. Wir besuchten den eigentlich sehenswertesten Teil der Stadt namens Haga. Hier liegen eine Reihe schöner Cafés, von dem wir auch in einem landeten, um die Lebensgeister mal wieder in Gange zu bekommen und liefen von dort zurück zur Unterkunft.
Göteborg ist eine Stadt, die einem seine schönen Seiten nicht unmittelbar ins Gesicht drückt - wie das etwa in Kopenhagen oder Stockholm der fall ist. Das macht es aber aus meiner Sicht umso attraktiver, denn man freut sich umso mehr, wenn man von einer schönen Straße, einem netten Café oder einem rustikalen Haus überrascht wird.
Exkurs: Verkehr
Wie schon erwähnt, sind die Skandinavier ganz weit vorne, wenn es um zukunftsweisende Verkehrsführung geht. Um das zu verdeutlichen, hier mal ein Bild von einer ganz normalen Straße in Göteborg. Von innen nach außen: Autospur, Busspur, Parkplätze, Bürgersteigkante (!), Fahrradweg, Fußgängerweg. So macht das Fahrradfahren Spaß und so würden auch bei uns 40% und mehr das Fahrrad nutzen, um auf die Arbeit zu kommen. 1+ mit *.
Stockholm
Als nächstes ging es für uns in die Schwedische Hauptstadt. Unseren ursprünglichen Plan, ein paar Tage in Smalland zu verbringen und ein bisschen südschwedische Bilderbuchatmosphäre zu schnuppern, ließen wir aus Zeitgründen aus. Wir nahmen also wieder den Bus, der uns in sechs Stunden quer durch das südliche Drittel des Landes fuhr.
Wir hatten uns, ohne es richtig zu ahnen, für die vier Nächte in Stockholm eine ganz besondere Unterkunft herausgesucht: ein restauriertes und zum Hotel umgebautes Gefängnis auf der Insel Langholmen etwas außerhalb des Stadtzentrums. Und wie zur Entschuldigung für die dürftigen Unterkünfte in Kopenhagen und Göteborg war das ein absoluter Volltreffer. Perfekte Lage, tolle Umgebung und das Gefängnis selbst hatte auch seinen ganz eigenen Charme.
Stockholm ist nicht halb so Hipster, wie ich dachte. Wer so viel Zeit in Finnland verbringt wie ich, bekommt den Eindruck in Schweden müssten alle Männer dem Schnurrbart-Trendrevival folgen und alle Frauen 7/8 Latz-Cordhosen tragen. Was aber stimmt, sind so ziemlich alle anderen Dinge, die ich bisher über Stockholm gehört habe. Nämlich, dass es eine rundum außergewöhnliche Stadt ist. Mit seiner Lage am Übergang von Schwedens fünftgrößtem See in ein weit verästeltes Schärengebiet liegt Stockholm an einem äußerst ungewöhnlichen Ort, zumal für eine Hauptstadt. Hier merkt man gar nicht, wo der See aufhört und DIE See beginnt.
Wie an unseren vorherigen Stationen zuvor nutzten wir den ersten Tag, um uns erst einmal entspannt durch die Stadt treiben zu lassen. Von unserer Unterkunft aus liefen wir am Ufer entlang in Richtung Altstadt Gamla Stan. Die liegt auf ihrer eigenen kleinen Insel und ist recht überschaubar, aber wirklich sehenswert. Was mich etwas störte, waren die vielen Souvenir-Geschäfte, in denen Produkte verkauft wurden, die in etwa so schwedisch sind, wie Volvo heute.
Stockholm merkt man wie Kopenhagen eine gewisse Bodenständigkeit an. Klar, König, Palast und soweiter müssen auch irgendwie sein, aber man hat stets das Gefühl, die Schweden nehmen sich da selbst nicht so richtig erst mit. Diese Ausstrahlung gefällt uns beiden sehr gut und besonders in den schwierigen Zeiten, in denen wir uns in Europa im Moment befinden, tut das irgendwie gut.
Am zweiten Tag nahmen wir erneut an einer Stadtführung teil. Die war zwar wieder gut, aber nicht ganz so genial, wie in Kopenhagen. Zum Abschluss liehen wir uns zwei Fahrräder aus und fuhren auf die nahegelegene "Museumsinsel", die so heißt, weil sich hier eine ganze Reihe Museen befinden, wer hätte es gedacht.
Aufbruch: | 04.09.2019 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.03.2020 |
Dänemark
Schweden
Finnland
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Hongkong
Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Malaysia
Singapur
Australien
Neuseeland