Schlösser, Burgen und Kirchen in der Steiermark
Oststeiermark - südlicher Teil : Riegersburg
Als größtes Festungswerk der Steiermark thront die Riegersburg auf einem 100 m hohen Basaltkegel.
Wir kommen leider von Norden an die Burg ran und müssen mit dem Gegenlicht leben. Dafür erkennen wir sofort die 'bequeme' Möglichkeit der Burgbesichtigung: den Schrägaufzug.
Auch hier gibt es wieder einmal nur ein Kombiticket. Damit wir die Innenräume des Hochschlosses sehen können, müssen wir zuschlagen. Das Hexenmuseum können wir uns ja gerne ansehen, an den Waffen sind wir allerdings weniger interessiert.
Allein der Panoramablick ist nach Verlassen de Schrägaufzugs überwältigend.
Man läuft entlang des Grabens und über die Brücke zum Eingang. Durch zwei Tore gelangt man zum Arkadenhof.
Der Renaissance-Arkadenhof ist Ausgangspunkt für die Besichtigung der Waffenkammer mit einer umfangreichen Sammlung von Rüstungen, Schwertern und Schusswaffen vom 15. bis 17. Jh., die wir im Schnelldurchgang anschauen.
Auch das Hexenmuseum ist nicht unser Hauptziel. Aber einige interessante Details bleiben.
In den Untergeschossen widmet sich eine umfangreiche Ausstellung dem Thema Hexen und Zauberer samt den sozial- und mentalitätshistorischen Hintergründen der Hexenprozesse in der frühen Neuzeit
Das Wort Hexe lässt sich bis ins 10. Jahrhundert nachweisen und hat eine sogenannte „verdunkelte" Zusammensetzung. Sein Grundwort ist mit dem norwegischen „tysia", Elbin, verwandt und sein Bestimmungswort ist das althochdeutsche Wort „hag", welches Zaun oder Hecke bedeutet. Im Altisländischen findet sich das Wort „tunrida" für Hexe und bedeutet Zaunreiterin. Somit wäre eine Hexe ein sich auf Zäunen aufhaltendes (dämonisches ?) Wesen, das in Grenzbereichen agieren kann.
Sie besitzt demnach die Fähigkeit, Barrieren zwischen den Welten zu überwinden. Andererseits steht das englische Wort „witch" von „wicca" hergeleitet für Wissen und Wahrsagen.
Das Tragen der Schandmaske gehörte dem Bereich der niederen Gerichtsbarkeit als Form der Ehren- und Schandstrafen an. Sie wurde vor allem für so genannte Rededelikte, etwa Beleidigung oder Verbreitung von Lügen verhängt. Deshalb verfügten Schandmasken auch oft über eine lange Zunge oder einen langen Rüssel und manchmal auch über lange Ohren (Lauschen an fremden Türen).
Diebeshandschuh
Der hölzerne Diebeshandschuh erfüllte denselben Zweck, allerdings zeigte er den Leuten an, dass die Person am Pranger, die diesen Handschuh trug, etwas mit der Hand angestellt (also gestohlen) hatte.
Eiserne Jungfrau
Lebensgroße Figur mit innen angebrachten spitzen Nägeln, welche angeblich als Folterinstrument gebraucht wurde. Über eine tatsächliche Verwendung ist allerdings nichts bekannt. Aber auch ohne Einsatz von Eisernen Jungfrauen gab es im Strafvollzug jener Zeit genug Grausames und Unmenschliches, etwa beim Rädern.
Kräutergarten
Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit wurden die Kenntnisse über die Heil- und Giftwirkung von Pflanzen stark von abergläubischen Vorstellungen überlagert und auch mit Hexen und Zauberern in Verbindung gebracht.
Im Hexengarten finden sich einerseits hochgiftige Pflanzen, die für Salben, Räucherwerk und Zauber oder Gifttränke verwendet wurden. Andererseits enthält der Garten heute noch als Heilpflanzen verwendete Kräuter, denen früher auch magische Kräfte zugeschrieben wurden.
Die zauberischen Anwendungen reichten von Liebeszauber (fiir beide Geschlechter) bis hin zu Flugsalben, mit denen die Hexen, wie man glaubte, auf Besenstielen oder anderen Gegenständen durch die Lüfte fliegen konnten.
Die Prunkräume in den oberen Geschossen widmen sich der Burggeschichte, die mit erstaunlich modernen didaktischen Mitteln dargeboten wird. Den Frauengestalten wie Elisabeth Katharina von Galler wird ebenso Raum gegeben, wie den wichtigen kriegerischen Ereignissen der Burghistorie.
Ein Highlight ist der um 1600 geschaffene Rittersaal mit prächtigen Holzintarsien und einer beeindruckenden Kassettendecke.
Eine weitere Attraktion ist der Weiße Saal: Der barocke Speisesaal im wurde von Freifrau von Galler in Auftrag gegeben und 1658 vollendet.
Legendäre Frauen.
Die Ausstellung fuhrt in eine der ereignisreichsten Epochen in der Geschichte der Riegersburg - in das 17. Jahrhundert: Das Jahrhundert barocker Lebenslust und überschwänglicher Festkultur einerseits, Krieg, Pest, Armut und Hexenverfolgung andererseits.
Der gewaltige Festungsbau der Riegersburg und die politisch bedeutende Lage nahe der Ostgrenze gaben ihr den Beinamen „stärkste Festung der Christenheit".
Zahlreiche Sagen ranken sich um die Burg, angefangen von blühenden Fantasien über unterirdische Gänge, bis zu den blutgetränkten Geschichten über die Burg als Schauplatz grausamer Kämpfe gegen die Türken.
Auch zwei Frauen, die im 17. Jahrhundert auf der Riegersburg lebten, lieferten aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schicksale Stoff für eine Fülle von Sagen und Legenden:
Die Burgherrin Elisabeth Katharina von Galler, genannt DIE GALLERIN, und Katharina Paldauf, die noch heute als die Blumenhexe bekannt ist.
Die Vermischung von Wahrheit und Legende bzw. eine dichte Überlagerung der historischen Ereignisse durch die Vorliebe der Menschen zu „schmackhaften" Geschichten, machen es teilweise schwierig, deren wahren Kern herauszulösen, sofern überhaupt einer vorhanden...
Wir verlassen die weitläufige Anlage, die jedoch überwiegend touristischen Zwecken dient - wie Spielplatz, Restaurant, etc. - diesmal mit dem Eindruck, dass sich das Kombiticket gelohnt hat, auch wenn wir die Waffensammlung 'vernachlässigt' haben.
Text überwiegend aus den Tafeln vor Ort
Aufbruch: | 23.07.2021 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 06.08.2021 |
Österreich