Verschoben ist nicht aufgehoben: Westafrika
20.05.2023: Brufut - Südgambia
Für heute steht „Bird-Watching“ auf dem Programm und hierfür fahren wir
knapp 50 km bzw. 1 Stunde Richtung Süd-Gambia, nahe der senegalischen Grenze.
Hier hat Dawda eine Verabredung mit dem Leiter des „Kartone Bird Observatorium The Gambia“ gemacht. Wir treffen uns auf dem Gelände eines ehemaligen Sandabbaus. Auf diesem Gelände werden regelmäßig Be-Ringungen der Singvögel vorgenommen. Das hiesige Observatorium ist im internationalen Verbund mit anderen Instituten. Seit 2010 ist man hier in Gambia tätig.
Die Vögel werden hier in Netzen gefangen. Zunächst sieht das sehr dramatisch aus, aber die Mitarbeiter des Observatorium sind sehr vorsichtig und befreien die Vögel aus den Netzen. Heute haben wir Glück und es sind 2 Vögel im Netz, die noch nicht beringt sind.
Bei diesem kleinen Kerl wurde der Ring gerade angelegt. Ring Typ AA, der kleinste Ring, den es gibt.
Jedes Detail wird genauestens erfasst. Die Größe der einzelnen Körperglieder, hier wird der Kopf vermessen.
Das Gefieder wird ebenfalls genauestens betrachtet und genau dokumentiert. Wenn einige der Federn verkümmert sind, wird dies auch gemessen und aufgeschrieben.
Und es wird auch gewogen. In einer kleinen „Filmdose“ geht es auf die Waage. Hier zeigte die Waage ganze 7,7 Gramm.
Die „Prozedur“ dauert nicht lange und dann geht es wieder in die Freiheit. Das Team hat hier heute seine Arbeit beendet. Man ist bereits seit 5:15 Uhr auf den Beinen - „nur der frühe Vogel fängt den Wurm“ - es geht auf Mittag zu und es sind auch kaum noch Vögel unterwegs, weil es viel zu heiß ist
Wir wandern durch die Dünen Richtung Ufer des Gambia-Flusses. Immer wieder sehen wir hübsche Sträucher und Blüten.
Am Ufer des Gambia-River treffen wir auf diese Kameraden. Sie sind dabei und verspeisen Fisch. Auf dem Fluß treiben viele tote Fische. Wir erfahren später, dass das „Beifang“ sei: zu klein zum Verzehr oder nicht genießbar. Die Fischer werfen es wieder in den Fluß.
Erschreckend ist der viele Müll entlang des Flußufers. Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis man auch hier erkennt, dass unsere Erde nicht dauerhaft so behandelt werden darf. Doch Hunger und Armut und die Sorge, wie ernähre ich meine Familie verdrängen Gedanken an Umweltschutz. Zudem gibt es hier kein funktionierendes Abfallsystem.
Kühe laufen hier überall frei rum. Dementsprechend müssen wir auch wegen der vielen Tretminen Slalom am Ufer laufen
Wir beenden unseren Walk und fahren ein Stück weiter zum Grenzübergang nach Senegal. Hier trennt der Gambia-River die beiden Länder. Es gibt einen kleinen Fischereihafen und hier sehen wir, wie Fischer vom Fang zurück kommen und ausladen.
Wir haben uns hier ein Boot reserviert. Als wir ankommen erfahren wir, dass alle Motorboote in Reparatur seien und es mit einem Paddel-Boot auf Pirschfahrt geht. So sei es. Wie sich hier zeigt, kommen wir so geräuschlos ganz nah an die Vögel, die uns erst sehr spät bemerken.
Wir paddeln entlang der Mangrovenwälder zur Pelikan-Insel. Hier lebt eine große Kolonie unterschiedlicher Pelikane.
Man sieht sie kaum. Eine Art Strand- bzw Uferläufer. Wie man uns erklärt, seien diese sehr scheu und selten.
Und los gehts! Wohl eher eine Flucht vor uns als eine Attacke auf einen Fisch. Sie sind exzellente Fischer. Nach dem Tauchen müssen sie dann aber wieder ins Trockene und ihr Federkleid trocknen. So lange es nass ist, können sie nicht richtig fliegen.
Unsere „Cruise“ geht dem Ende zu und wir paddeln zum Ausgangspunkt. Hier sehen wir den Grenzübergang von Gambia nach Senegal. Autos können hier nicht verladen werden. Hin und wieder sehen wir, wie ein Moped verladen wird. Vollbeladene Fahrzeuge werden entladen und die Waren auf das Boot gebracht. An der anderen Uferseite (ca. 100 Meter) wird entladen und auf ein anderes Fahrzeug verladen. Viele Senegalesen kommen zum Shoppen nach Gambia. Das Angebot ist hier größer und die Preise sind niedriger.
Auch diese Ladung wird auf das Boot gebracht. Wir sitzen bei einem kalten Softdrink und beobachten das Schauspiel.
Und das ist die ganze „Baggage“, die mit den Matratzen und Stühlen aufs Boot gehen. Im Hintergrund sieht man bereits das Ufer des Senegal. Hier wartet man auf die Menschen und das Material. Beide Länder leben friedlich nebeneinander. Für den kleinen Grenzverkehr benötigt hier niemand Papiere.
Ebenfalls ein Kingfischer - es gibt 11-12 Arten hier in Gambia. Dieser hier ist recht klein und hat eine ganz hübsche Zeichnung.
Unsere „Bird-Watching“ Tour ist beendet und wir verabschieden uns von dem unten des „Bird Observatorium The Gambia“ mit einem Tipp. Er hat uns einige Stunden begleitet und es war beeindruckend, wie viel Vogelarten er auf Entfernung im Flug bereits erkannte.
Weiter geht es zu einer Schlangenfarm. Diese wird von einem Franzosen betrieben, der mit einer Gambiarin verheiratet ist. Es hat 3 Gründe für seine Station:
1. Die Forschung - insbesondere von Giftschlangen. Er arbeitet hier mit Hospitälern und auch Forschungszentren in anderen Ländern zusammen
2: Lehre - jährlich kommen 10-Tausende von Schülern und Studenten auf die Farm
3: Artenerhaltung - insbesondere bei den Schildkröten sind einige bereits vom Aussterben bedroht. Hier wird Artenerhaltung und -schutz betrieben.
Dies ist unsere junge Guide: sie ist erst seit 5 Monaten hier, aber sie führt uns von Gehege zu Gehege, als würde sie dies schon seit Jahren.machen
Später erzählt sie, dass ihr Onkel sie trainiert habe.
Zwischendurch reißt sie Thomas das Handy aus der Hand und macht mindestens 100 Bilder und Videos. Sie wusste das Handy bestens zu bedienen.
Zum Abschluss fragte sie uns mit einem verschmitzten Grinsen: „which is the Most poisonous snake in the world?“ - Wir sagten „Cobra“ - „No, you are wrong! The Most dangerous/poisonous snake is the snake in the mens trousers!“
Nicht jedermanns Sache. Diese kleine Schlange ist „angeblich“ ungefährlich. Thomas erzählt mir später, dass von nur jedes 10.te mal zubeißt
Dawda will unbedingt diese Python auf die Schultern nehmen, aber unsere Guide ist da nicht so von angetan. Die Schlange sei erst kurze Zeit hier und Dawda solle lieber eine andere nehmen.
Wir sehen an diesem Tag sehr viele Schildkröten. Zunächst denkt man, es seien alles die Gleichen, doch sie haben alle unterschiedliche Merkmale. Einige haben einen harten, andere einen weichen Panzer. Andere haben eine Falte im Panzer, andere nicht.
Am Abend haben wir uns mit Dawda und seiner Frau Myriam zum Essen am Strand verabredet. Es wird sehr spät, bis die beiden eintreffen, so müssen wir den Sunset alleine genießen. Heute ist es recht voll am Strand - Wochenende halt.
Morgen Abend um diese Zeit sind wir schon hoch in der Luft und auf dem Weg nach Hause. Der Abend mit Dawda und seiner Frau Myriam ist sehr schön. Wir genießen das gute Abendessen und bedauern ein wenig, dass wir Myriam erst jetzt kennengelernt haben. Aber so ist das leider: die Frauen der Guides kümmern sich um die Familien, wenn die Männer unterwegs sind.
Die Unterhaltung mit den Beiden war sehr informativ und gleichzeitig haben wir auch viel gelacht. An einem solchen Abend erfährt man so viel über Land und Leute und man wird einmal mehr daran erinnert, wie gut es uns in Deutschland bzw. In Europa geht. Und trotz allen sind die Menschen hier dankbar und glücklich. Und einfach ein wenig bescheidener.
Und wenn man diese Kinder am Strand spielen sieht, glaubt man nicht, dass es ihnen an etwas fehlt.
Dawda und seine Frau haben 4 Kinder und die Ausbildung der Kinder ist für sie sehr wichtig. 3 Kinder gehen bereits zur Schule. Alle 3 Monate muss das Schulgeld aufgebracht werden. Die Beiden sind froh, dass nach den Corona-Jahren jetzt wieder mehr Touristen kommen. So haben sie etwas Reserven für das Schulgeld und fürs Leben.
Im nächsten Monat beginnt die Regenzeit und dann werden keine Touristen mehr kommen. Mindestens 3 Monate kein Einkommen. In der Zeit baut Dawda weiter an ihrem 2-Raum-Haus. Zwei Zimmer für 6-8 Personen. Dawdas Mutter und ein Bruder sollen mit einziehen.
Und trotz allem haben wir Dawda als lustigen, zufriedenen und ehrlichen Menschen kennengelernt. Wer plant, nach Gambia zu reisen, sollte Dawda kontaktieren. Wir können uns keinen besseren Guide vorstellen.
Aufbruch: | 30.04.2023 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 22.05.2023 |
Senegal
Guinea-Bissau