Ostfriesland für Fischliebhaber und Nicht-Wassersportler

Reisezeit: September 2023  |  von Herbert S.

Ostfriesland - Ost: Jever - Stadt

Fräulein Maria 1500-1575
Um 1500 hat sich, begleitet von regionale Fehden und Zusammenschlüssen, das Herrschaftsgebiet Jeverland des letzten Häuptlings Edo Wiemken des Jüngeren herausgebildet. Jever wurde zum Mittelpunkt der Gebiete Rüstringen, Östringen und Wangerland. Seine Tochter Maria übernahm die Herrschaft ab 1530 und festigte durch geschickte Diplomatie den Bestand des Landes besonders, gegenüber den Grafen von Ostfriesland.
Mit dem Drosten (Amtmann) Boing von Oldersum und dem Kanzler Remmer von Seediek gestaltete Fräulein Maria nach mehreren Stadtbränden ab 1536 die Stadt neu, befestigte sie wehrhaft mit Wall und Graben und erteilte das Stadtrecht für Jever. Die repräsentative Ausgestaltung der Schlossanlage, die Gründung einer noch heute bestehenden Lateinschule (Mariengymnasium), Eindeichungsmaßnahmen an der Nordseeküste und die Aufforstung des Upjeverschen Forstes fallen in ihre Regierungszeit. Maria von Jever ist die Identifikationsfigur für ein selbstbewusstes Jeverland. Maria starb ehe- und kinderlos. In ihrem Testament verfügte sie, dass das Jeverland keinesfalls an Ostfriesland, sondern an das Oldenbürger Grafenhaus übergeben werden sollte. Um etwaige Besetzungen durch ostfriesische Grafen zu unterbinden, wurde ihr. Tod daher mehrere'Tage geheim gehalten, bis die Oldenburger hier ihre Präsenz zeigten. Der Legende nach verschwand Maria in einem geheimen Gang. Das allabendliche Marienläuten soll ihr den Weg zurück zeigen.
Das Bronzedenkmal wurde durch den Bildhauer Harro Magnussen geschaffen und im Jahr 1900 zu Marias 400. Geburtstag hier aufgestellt.

wie am Modell erkennbar war Jever quasi als Festung ausgebaut und das Schloss selbst nochmals von Wassergräben mit Bastionen geschützt.

wie am Modell erkennbar war Jever quasi als Festung ausgebaut und das Schloss selbst nochmals von Wassergräben mit Bastionen geschützt.

Wir beginnen unseren Rundgang am Schloss mit Park, bevor wir in der Stadt einer besonderen Aufgabe nachgehen: Suche nach den Brunnen des Aachener Künstlers Bonifatius Stirnberg.

Schlosspark mit Blick auf die Stadtkirche

Schlosspark mit Blick auf die Stadtkirche

Schlosspark mit Blick auf den Turm des Schlosses

Schlosspark mit Blick auf den Turm des Schlosses

Zwischen Schloss und Altstadt liegt das große Hotel Hof von Oldenburg, an dessen seitlicher Fassade das Glockenspiel mit dem Stadtwappen angebracht ist.

Hof von Oldenburg

Hof von Oldenburg

fünf historische Figuren erweisen dem Betrachter zu bestimmten Zeiten  ihre Referenz

fünf historische Figuren erweisen dem Betrachter zu bestimmten Zeiten ihre Referenz

Am Alten Markt - direkt gegenüber dem Hotel Gut von Oldenburg - werden wir mit dem Sagenbrunnen von Bonifatius Stirnberg aus Aachen fündig.

Horand der Sänger
sang so schön, dass Vöglein ‚rings in den Hagen (Wäldern)schwiegen.
Nach der Gudrunsage etwa um 900 n. Chr. ritt Horand, der Däne, gen Givers auf dem Sande. Givers - heute Jever - wurde um 900 n. Chr. bereits in der Gudrunsage beschrieben.
Graf Anton-Günther mit seinem Apfelschimmel „Kranich"
Graf Anton-Günther ton Oldenburg ritt mit seinem Apfelschimmel ,,Kranich// vom friesischen Festland bei Ebbe nach Wangerooge. Unterwegs entstand plötzlich undurchsichtiger Nebel. Da auch die Flut sich langsam bemerkbar machte, bestand für den Grafen akute Lebensgefahr. Das treue Pferd fand auch im Nebel sicher den Weg nach Wangerooge und rettete damit dem Grafen das Leben.
Scheeper Hase
Auf dem kurvenreichen Weg zum Gut Scheep wurden die Bauern, oft nicht ganz nüchtern, angeblich von einem grossen, weissen Hasen in den Graben gestossen. Als „de witte Has bezeichnete man früher eine Nebelart.
Das Hexenschiff
Hexen wurden besonders im 15. bis 17. Jahrhundert in deutschen Landen verfolgt Auch im Jeverland wurden Hexen verbrannt Natürlich kamen die Hexen aus Butjadingen, das auf der anderen Seite des Jadebusens lag. Butjadingen lag auf fremden Gebiet Hexenhaft auch das Milchsieb als Boot und die Kuhrippen als Ruder. Die Hexen ärgerten oft die Fischer.
Frl. Maria von Jever
Frl. Maria von Jever (1500-1575), Häuplingstochter letzte Herrin des Jeverlandes, die nicht gestorben, sondern, durch einen unterirdischen Gang verschwunden sein soll. Das Marienläuten vom Glockenturm der evangelischen Stadtkirche, das heute noch ausgeführt wird, geht auf die Sage zurück. Es soll ihr den Heimweg erleichtern.

Am Alten Markt befindet sich auch das Concerthaus und eine interessante Tierskulptur 'Prinz', ein mehrfach ausgezeichneter Zuchtbulle aus den 30er Jahren mit einem Lebensgewicht von 2100 kg (Jeverländer Züchtung).

Aus einer Fernsehsendung haben wir vom einzigen noch arbeitenden Blaudrucker in Jever gehört. . Er arbeitet im Kattrepel 3.

Model

Model

hier werden  wie vor 200 Jahren Stoffe mit kostbaren Handmodeln bedruckt

hier werden wie vor 200 Jahren Stoffe mit kostbaren Handmodeln bedruckt

Brillenbrunnen

Brillenbrunnen

Durch das Jever-Viertel, wo auch das bekannte Bier gebraut wird, gelangen wir zum Kirchplatz, an dem auch das Rathaus steht. Die Gebäude am Platz alle unter Denkmalschutz.

Das Rathaus wurde 1609-1616 durch den Meister Albert von Bentheim errichtet. Der ursprüngliche Volutengiebel wurde 1836 durch den heutigen, wesentlich schlichteren Abschluss ersetzt. Wegen Baufälligkeit wurde der Bau 1963 unter Erhaltung der Fassade abgerissen .

Rathaus

Rathaus

altes Bild vom Kirchplatz

altes Bild vom Kirchplatz

Von alten Kirchenbau ist nur der Chor und der Turm geblieben.

Kirchturm

Kirchturm

an den Chor wurde ein futuristischer Neubau angegliedert - er muß nicht jedem gefallen.

an den Chor wurde ein futuristischer Neubau angegliedert - er muß nicht jedem gefallen.

Küsters Pütt - Wasserversorgung der Stadt

Küsters Pütt - Wasserversorgung der Stadt

Durch die Große Burgstraße gelangen wir vorbei an einigen schmucken alten Häusern zum zweiten Brunnen von Bonifatius Stirnberg aus Aachen: dem Kosakenbrunnen.

Kosakenbrunnen

Kosakenbrunnen

Wieder am Fräulein Maria angekommen ist unser umfangreicher Rundgang beendet.

© Herbert S., 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach langer Zeit (Corona und 3 abgesagten Urlauben) können wir uns noch einmal aufraffen, ein Stück unerlebtes Deutschland zu entdecken. In der Zeitschrift Landlust hat meine Frau Ulrike eine Ferienwohung entdeckt, die uns reizt. Auf der Hinfahrt sind allerdings in den Niederlanden noch ein paar Besichtigungen eingeplant.
Details:
Aufbruch: 10.09.2023
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 19.09.2023
Reiseziele: Niederlande
Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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