Ostfriesland für Fischliebhaber und Nicht-Wassersportler
Ostfriesland - Ost
Neuenburg
Zwischen Zetel und Neuendorf soll der Neuendorfer Urwald liegen, so schreibt der Friesländer Bote. Mit einem Knotenpunktsystem kann man (auch ohne detaillierte Karte) gut ein wenig spazieren/wandern.
Der Neuenburger Wald mit einer Größe von ca. 660 ha erstreckt sich zwischen den Ortschaften Bockhorn, Zetel und Neuenburg. Er gehört mit seiner Baumartenzusammensetzung, seinen standörtlichen Besonderheiten und seiner Historie zu den bedeutendsten Wäldern der Ostfriesisch-Oldenburgischen Geest. Alte Eichen und Buchenwälder auf Lehmböden charakterisieren den Wald. Der Lehm mit seinem Nährstoffreichtum sorgt dafür, dass hier im Frühjahr ein buntes Meer aus Frühblühern den Waldboden bedeckt.
Neben den mächtigen Eichen und Buchen stellen auch die bis zu zehn Meter hohen Stechpalmen eine Rarität dar. Der besondere Wert für Flora und Fauna wurde schon früh von den Oldenburger Landesherren gesehen. So stellte Graf Anton Günther von Oldenburg bereits im Jahr 1654 den Neuenburger Wald unter Schutz. Zuvor wurde der Wald als Allmende (Gemeineigentum) intensiv durch Holzernte, Laubstreu und Vieheintrieb genutzt und übernutzt. Der Neuenburger Wald war trotz der intensiven Nutzung allerdings immer Wald. So konnte sich über die Jahrhunderte ein ungestörter Boden entwickeln. Heute sprechen wir von historisch alten Waldstandorten. Die Bemühungen um den Schutz des Waldes wurden im Laufe der Jahrhunderte fortgeführt.
Schließlich wurde der Neuenburger Wald im Jahr 2000 als Europäisches Schutzgebiet (FFH-Gebiet) gemeldet. In dem Zusammenhang wurde die Verordnung des Naturschutzgebietes überarbeitet und in 2018 ausgewiesen. Das Naturschutzgebiet „Neuenburger Holz" dient in seiner Gesamtheit der Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen und Lebensgemeinschaften charakteristischer Tier- und Pflanzenarten.
Auf dem Weg zum Neuenburger Schloss machen wir einen kurzen Stop an der Rutteler Mühle.
In der ersten Hälfte des 19. Jhs. führten Agrarreformen im Geestbereich des Oldenburger Landes zur Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen. Weite Moor- und Heideflächen, wie in den südlichen Teilen der Friesischen Wehde, konnten nun auch Kleinbauern erwerben und durch den Kunstdünger seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. auch bessere Erträge erwirtschaften. Die Rutteler Mühle, 1865 von dem Unternehmer Anton Theilen errichtet, verarbeitete das Getreide der neu geschaffenen landwirtschaftlichen Betriebe.
Der zweistöckige Galerieholländer war anfangs mit zwei Mahlgängen und einem Graupenpellgang ausgestattet. 1886 erweiterte der Müller diesen Komplex um ein Maschinenhaus mit Schornstein und stellte die Mühle ab 1893 zusätzlich auf Dampfkraft um. Der Bau einer Windrose auf der Kappe und die Anbringung von Jalousieklappen führten zudem zu einer besseren Ausnutzung der Windkraft. 1932 übernahm der Müllermeister Peter Egenhoff den Mühlenbetrieb, der bis heute im Familienbesitz verblieben ist.
Die Rutteler Mühle verfügt über drei Mahlgänge und einen Getreidequetschgang. Etwa 200 Tage im Jahr reicht der Wind aus, um die Mühle anzutreiben. Als einzige Windmühle Deutschlands kann in Ruttel auch Holz gesägt werden. Die Gattersäge bearbeitet bis zu einen Meter dicke Baumstämme, die bis zu zehn Meter lang sein können. In dem angeschlossenen Laden werden Mühlenprodukte und ausgesuchte Naturkostwaren angeboten. Zudem lädt seit 1993 ein Muhlencafe zum Verweilen ein. I
Schloss Neuenburg
1462 ließ der Oldenburger Graf Gerd der Mutige zur Sicherung gegen Einfälle der ostfriesischen Nachbarn die 'Neue Burg' direkt an der strategisch wichtigen Friesischen Heerstraße errichten. Damit sicherte er die Wehde ab, die 1428 Häuptling Sibet zu Rüstringen und Östringen den Oldenburgern abgetreten hatte. 1469 musste sich die Besatzung der Burg gegen einen ostfriesischen Angriff behaupten. Die Burg wurde daraufhin in den Folgejahren weiter ausgebaut.
Anfang des 17. Jhs. ließ der Oldenburger Graf Anton Günther die Neuenburg zu einem repräsentativen Schloss mit Schlossgarten ausbauen. Nach dessen Tod im Jahre 1667 verlegte seine Witwe Sophie Katharina ihren Wohnsitz auf das Schloss. Gleichzeitig fiel die Grafschaft Oldenburg an das Königreich Dänemark, wodurch die Neuenburg in der Folgezeit an militärischer Bedeutung verlor. Nach dem Tod von Sophie Katharina verfiel der Bau zunächst. Lediglich die Verlegung des Landgerichts im Jahre 1693 verhinderte den Abriss des gesamten Komplexes.
Nachdem das Gericht 1858 nach Varel verlegt wurde, diente das Schloss in der Folgezeit als Sitz verschiedener Schulen und eines Krankenhauses. 1964 ging das Gebäude ausjfc dem Besitz des Landes Niedersachsen an die Gemeinde über, die das Schloss als Gemeindehaus und bis 1972 als Gemeindeverwaltung nutzte. Heute befinden sich im Schloss neben einem Kindergarten auch ein Trau- und Sitzungssaal sowie eine vogelkundliche Sammlung.
Im Schlosspark befinden sich einige Kunstwerke aus den Neuenburger Kunstwoche und einige Gebäude eines Gutshofes.
Aufbruch: | 10.09.2023 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 19.09.2023 |
Deutschland